Die Auslöser sind vielfältig, der Therapieansatz ganzheitlich. In den folgenden Kapiteln erfahren Sie, mit welchen Mitteln Sie Sodbrennen vorbeugen und dauerhaft loswerden können. Sie lesen Wissenswertes zu Medikamenten, Lebensstilfaktoren, lernen die Grundlagen einer gesunden vollwertigen Ernährung kennen und erhalten zahlreiche Tipps und Tricks aus der Gesundheitskiste zu speziellen Lebensmitteln und Kräutern, die bei Sodbrennen hilfreich sind.
Vorrangiges Ziel der Therapie ist es, die negativen Auswirkungen der Magensäure zu unterbinden. Daher sollte an erster Stelle das Ausschalten aller möglichen Risikofaktoren stehen. Dazu zählen
• Überprüfung der Ernährungsgewohnheiten und ggf. Ernährungsumstellung,
• Normalisierung des Körpergewichts,
• Meiden von Alkohol,
• Raucherentwöhnung.
Bevor wir uns ausgiebig der Ernährung widmen, schauen wir uns erst einmal die medizinischen/medikamentösen Möglichkeiten an, Sodbrennen zu bekämpfen.
Zur Behandlung von Sodbrennen, und dabei hauptsächlich zur Symptomminderung, gibt es eine große Zahl an Medikamenten, die eingesetzt werden können. Diese werden grob in drei Gruppen eingeteilt:
• Antazida
• Histamin-2-Rezeptoren-Blocker oder H2-Blocker
• Protonenpumpenhemmer (PPI)
Verwenden Sie Medikamente gegen Sodbrennen nur, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt. Die Nebenwirkungen sind nicht zu unterschätzen. |
Wie es bei allen Medikamenten ist, haben diese leider nicht nur positive Effekte, sondern auch einiges an Nebenwirkungen zu bieten. Das sollten Sie immer beachten, wenn der Einsatz unabdingbar zu sein scheint. Ich stelle Ihnen im Folgenden die gängigsten Medikamente vor und werde nicht umhinkommen, Ihnen die Nebenwirkungen zu erläutern. Dann können Sie selbst – natürlich zusammen mit Ihrem behandelnden Arzt – abwägen, welche Therapie sinnvoll ist.
Antazida
Antazida sind dafür bekannt, bei Sodbrennen schnelle Linderung zu bringen. Sie wirken basisch als Puffer und neutralisieren so die Magensäure direkt im Magen – und zwar innerhalb weniger Minuten. Der pH-Wert steigt an und die gereizten Schleimhäute können sich beruhigen. Antazida binden zudem aggressive Gallensäuren, die vom Dünndarm in den Magen und sogar bis in die Speiseröhre zurückfließen können. Positiv ist, dass Antazida den Magen nicht davon abhalten, weiterhin die so notwendige Magensäure zu produzieren.
Antazida sollten je nach Bedarf dosiert werden. Da sie gut verträglich sind, sind sie frei verkäuflich.
Inhaltsstoffe der Antazida sind gewöhnliche Mineralien. Warum? Weil Mineralien Basen sind. So finden Sie bei den herkömmlichen Präparaten entweder Natriumhydrogencarbonate, Kalzium- und Magnesiumcarbonat-Mischungen oder Verbindungen aus Aluminium und Magnesium.
Da Kalzium und Magnesium natürlicherweise im Körper vorkommen, dürfen die Präparate mit den Kalzium- und Magnesiumcarbonat-Mischungen auch während der Schwangerschaft verwendet werden.
Vorsichtig sollte man sein bei Präparaten mit Aluminiummischungen. Aluminiumhaltige Antazida sollten nur bei eindeutigen Indikationen und nur für einen therapeutisch sinnvollen Zeitraum ärztlich verschrieben werden. Warum? Weil Aluminium giftig ist. Es kann, wenn es in zu großen Mengen und in falscher Form aufgenommen wird, sogenannte neurotoxische Wirkung haben und damit für das Sterben von Nervenzellen verantwortlich sein. Daher ist die Möglichkeit nicht auszuschließen, dass eine Langzeitaufnahme im höheren Alter eine Demenz vom Alzheimertyp hervorruft!
Auch ein Zusammenhang mit anderen neurodegenerativen Erkrankungen wird diskutiert. Offiziell wird eine kurzfristige, bedarfsweise Einnahme nach heutigem Kenntnisstand als unproblematisch eingeschätzt, frei nach dem Motto: die Dosis macht das Gift. Doch wer weiß schon, wie viel Aluminium in seinem Körper angelagert ist? Da man also nie weiß, wann die Dosis zu hoch sein wird, verzichtet man doch lieber auf dieses Medikament, oder? Zumal Aluminium leider nicht nur in der Pharmaindustrie, sondern auch in sehr vielen Produkten aus der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie verwendet wird (Farbstoffe, Aromastoffe, Trennmittel, Stabilisatoren, Backmischungen, Deodorants, Kochgeschirr, Haushaltsfolien).
Sollte Ihr Arzt Ihnen also dieses Medikament verschreiben wollen, weisen Sie ihn darauf hin und suchen Sie nach einer aluminiumfreien Alternative, denn diese gibt es ja – die Kalzium-und Magnesiumcarbonatverbindungen.
Histamin-2-Rezeptoren-Blocker oder H2-Blocker
Sollten die Antazida bei Ihnen nicht wirken, weil Ihr Sodbrennen zu häufig vorkommt, schlägt Ihnen der Arzt womöglich vor, anders wirkende Medikamente auszuprobieren, die H2-Blocker. Das sind Verbindungen, die die H2-Rezeptoren besetzen. H2-Rezeptoren sind Bindestellen auf den Zellen der Magen-Darmwand für das Gewebshormon Histamin. Diese Stellen werden von den H2-Rezeptoren blockiert. Dadurch kann die Magenschleimhaut weniger Säure abgeben und macht damit den Mageninhalt weniger ätzend. H2-Blocker verringern also die Säuremenge im Magen, können aber den Reflux nicht verhindern.
In der Regel brauchen H2-Blocker wesentlich länger als Antazida, bis sie wirken. Dafür wirken sie dann jedoch über etwa vier Stunden. H2-Blocker gibt es in verschreibungspflichtiger und frei verkäuflicher Variante. Wer nur ab und zu Sodbrennen hat, sollte besser nicht zu den frei verkäuflichen H2-Blockern greifen. Und wenn Sie häufiger unter Sodbrennen leiden, sollten Sie ohnehin zum Arzt gehen.
Protonenpumpenhemmer
Die wichtigste Medikamentengruppe bei der Behandlung von Patienten, die unter häufigem und stärkerem Sodbennen leiden, sind die sogenannten Protonenpumpenhemmer (kurz PPI für Protonenpumpen-Inhibitoren). Diese waren bis 2009 verschreibungspflichtig und sind seither auch verschreibungsfrei erhältlich. Am häufigsten wird hierbei Omeprazol eingesetzt.
PPI unterdrücken die Bildung von Magensäure am Ursprungsort, also an den säureproduzierenden Zellen im Magen. Säure wird von dem Enzym H+/K+-ATPase, auch Protonen-Kalium-Pumpe genannt, gebildet. Dieses Enzym befindet sich in den Belegzellen des Magens. Die PPI gelangen über den Blutkreislauf in diese Belegzellen und werden dann dort in ihre aktive Form umgewandelt. Sie binden sich an die H+/K+-ATPase und blockieren dadurch ihre Funktion als Protonenpumpe. Diese Blockierung ist abhängig von der Dosis und wirkt auf die Säuresekretion während der Ruhephase des Magens ebenso wie während der aktiven, durch Nahrung stimulierten Magensäuresekretion. Der pH-Wert des Magens steigt und die Aggressivität des Magensafts wird abgemildert. Dadurch wird der Reflux zwar nicht verhindert, aber die Speiseröhre wird nicht mehr durch den sauren Magensaft gereizt. Auch Magenschleimhautverletzungen können dadurch schneller heilen.
Die Hersteller empfehlen eine Anwendung der PPI am besten über mehrere Tage, weil mit einer einmaligen Anwendung nicht alle säureproduzierenden Zellen erreicht werden können. Eine Daueranwendung sollte unter Beachtung aller möglichen Nebenwirkungen auf jeden Fall ärztlich überwacht werden.
Mit welchen Nebenwirkungen ist bei PPI zu rechnen? Die positive Nachricht: PPI gehören zu den weltweit am häufigsten verordneten Medikamenten und gelten als relativ sicher. Nebenwirkungen können den Magen-Darmtrakt betreffen, auch Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Hautveränderungen oder veränderte Leberwerte können die Therapie anfänglich begleiten.
Nachdem Sie nun die Wirkweise der Medikamente kennen, denken Sie einmal daran zurück, was Sie über die Funktion der Magensäure gelesen haben. Magensäure hat essenziell wichtige Aufgaben und ein Mangel an Magensäure kann ebenso zu Sodbrennen führen. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz, wenn wir durch Medikamente die Magensäureproduktion blockieren oder reduzieren. Es handelt sich also nur um Symptombekämpfung, denn den Reflux kann man mit den Medikamenten nicht verhindern. Die PPI sind wenigstens noch in der Lage, die Speiseröhre zu schonen, weil die Magensäure weniger ätzend wirkt, bei der Einnahme von H2-Hemmern hingegen tut der Reflux eventuell einfach weniger weh, doch die Säure kann dennoch in der Speiseröhre Schaden anrichten.
Im Kapitel über die Risikofaktoren von Sodbrennen und Reflux haben Sie schon einiges über den Stellenwert verschiedener Lebensstilfaktoren erfahren. Dies sind Umstände, die Sie selbst mit Ihrer persönlichen Lebensweise beeinflussen können. Dazu benötigen Sie keine Medikamente, keinen Arzt – allein Sie und Ihre persönliche Initiative sind gefragt. Wir haben einen...