Um sich dem Phänomen Terrorismus noch präziser nähern zu können, soll in der Folge eine Abgrenzung zu sinnverwandten Phänomenen stattfinden. Hierzu soll unterschieden werden zwischen Terrorismus und Terror, Guerilla und organisierter Kriminalität.
Das Wort Terrorismus findet seinen Ursprung in der Französischen Revolution im régime de la terreur aus dem Jahre 1793/94. Zu dieser Zeit wurde es als ein Instrument der Herrschaft zur Durchsetzung der Ordnung eingerichtet. Hiermit sollte die Macht der neuen Regierung gefestigt werden. Als Mittel wählte die Regierung die Einschüchterung aller derer, die sich gegen den neuen Staat auflehnen wollten. Die Einschüchterung erfolgte durch öffentliche Hinrichtungen und Verhaftungen.[10]
Doch die Begriff des damaligen Terrors und des heutigen Terrorismus haben einen Bedeutungswandel erfahren und es bedarf einer Differenzierung der Begrifflichkeiten. Grundsätzlich wird dabei Terror „von oben“ praktiziert, also durch die bestehende Herrschaftsform als eine Schreckensherrschaft. Terrorismus hingegen wird „von unten“ praktiziert, beispielsweise durch eine revolutionäre Gruppe, welche die bestehende Ordnung angreift.[11]
Das Mittel des Terrors ist es, mit einer bereits bestehenden Regierung oder durch Machthaber eine Opposition zu unterdrücken oder auch zu beseitigen. Dies gilt sowohl für totalitäre, diktatorische, als auch demokratische Staaten. Die Mittel des Rechtsstaats die installiert wurden zum Schutze der Bevölkerung, werden hier benutzt, um Ziele durchzusetzen. Dabei setzt die Durchführung des Terrors dann die Regeln des Rechtsstaats teilweise oder vollständig außer Kraft.[12] Die Mittel des Rechtsstaats sind: Streitkräfte, Polizei, Geheimpolizei oder auch Attentäter, wobei letztere nicht die Straffreiheit im Sinne von Immunität wie die ersten drei besitzen.[13]
Terror und Terrorismus nutzen zwar beide die Strategie der Verbreitung von Angst und Schrecken, doch gibt es elementare Unterschiede zwischen den Begrifflichkeiten. Erstens fordert Terror meist wesentlich mehr Menschenleben, als Terrorismus. Auch wenn Terrorismus in der heutigen Zeit wesentlich gewalttätiger geworden ist, so zeigen doch Beispiele wie das Naziregime oder die Sowjetunion unter Stalin, dass Terror mehr Opfer fordert. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass ein Staat über wesentlich mehr Ressourcen verfügt, um seine Ziele zu verfolgen.
Zweitens geht Staatsterror ein weit weniger großes Risiko ein, als Terrorismus. Terroristen riskieren stets ihr eigenes Leben oder zumindest eine hohe Haftstrafe. Die Sicherheitskräfte eines Staates als Instrument des Terrors haben hier weniger zu fürchten und können meist recht ungehindert morden und verfolgen. Woraus sich schlussfolgern lässt, warum die Mordrate beim Terror wesentlich höher ist, als beim Terrorismus. Dies führt auch zu drittens, dass Terroristen auf Sympathisanten und Partner in der Bevölkerung angewiesen sind, da sie in ihrer Struktur gegenüber dem Staat eher schwach erscheinen. Somit hat Terrorismus eine strategische Grenze, während der Staatsterror recht unabhängig von der Meinung der Bevölkerung durchgeführt werden kann.[14]
Und viertens ist die Wahl des Opferkreises bei Terror nicht willkürlich und richtet sich somit nicht wahllos gegen Zivilisten. Vielmehr wird gezielt versucht gegen solche vorzugehen, die das Regime aktiv bedrohen. Innerhalb dieses Opferkreises kann die Wahl allerdings wiederum willkürlich sein.[15]
Eine Zwischenform, welche nicht klar von den beide Kategorien Terrorismus und Terror zu unterscheiden ist, stellt der staatlich geduldete und der staatlich finanzierte Terrorismus dar.
Die staatliche Duldung von Terrorismus bezieht sich ausschließlich auf Aktionen gegen andere Staaten oder Gruppen in Staaten, welche als potentielle Bedrohung für den unterstützenden Staat wahrgenommen werden. Die Unterstützung für solche Formen des Terrorismus ist generell immateriell und erfolgt durch Sympathiebekundungen oder Solidarisierung mit der terroristischen Vereinigung. Der Staat verzichtet dabei bewusst auf die Möglichkeit terroristische Handlungen zu unterbinden. Den Grund für einen staatlich geduldeten Terrorismus bietet das Nullsummenspiel. Hiernach wird alles, was dem potentiellen Gegner schadet, als eigener Vorteil angesehen. Solange dem Staat durch aktive Unterstützung des Terrorismus ein höheres Risiko entsteht als durch eine Einmischung in den Konflikt, wird er seine passive Unterstützung fortsetzen.
Hingegen ist der staatlich finanzierte Terrorismus eine aktive Form der Unterstützung. Diese erfolgt sowohl finanziell, als auch logistisch. Hierzu zählen Waffen, Söldner oder auch Aufklärungsdaten, zur Auswahl von Anschlagszielen. Der staatlich finanzierte Terrorismus richtet sich gegen die Bürger und Regierungen anderer Staaten. Dabei werden meist gut ausgewählte Ziele angegriffen wie Militäreinrichtungen oder hohe Repräsentanten. Zwischen dem Förderer und dem Täter steht also eine unmittelbare Beziehung. Der Zweck von staatlich finanziertem Terrorismus liegt darin, außenpolitische Ziele in einer Konfliktbeziehung mit anderen Staaten oder Organisationen auf indirektem Wege durchzusetzen.[16] Da jedoch nicht präzise festgelegt werden kann, wie hoch der Einfluss sowohl bei staatlich geduldetem als auch bei staatlich finanziertem Terrorismus ist, wird dieses Phänomen als eine spezifische Form des Terrorismus eingeordnet.[17]
'Guerillas wollen den Raum, Terroristen das Denken besetzen'[18]. Auf diese einfache Formel ließe sich der Unterschied zwischen Terrorismus und Guerilla herunter brechen. Doch gibt es weitere Determinanten, welche darstellen, warum Terrorismus und Guerilla zwei unterschiedliche Formen des Kampfes sind. Hier sollen drei wichtige Faktoren aufgezeigt werden, welche die Unterscheidung deutlich machen: 1. Funktion von Gewalt, 2. Soziale Unterstützung und 3. Territorialer Faktor.[19]
Bei der Funktion von Gewalt wendet sich selbige vonseiten der Guerillas meist gegen militärische Ziele.[20] Sie sind von der Anzahl ihrer Soldaten durchaus in der Lage direkte Feuergefechte mit dem gegnerischen Militär einzugehen. Dabei werden Territorien erobert und auch gehalten. Terroristen hingegen meiden jeden direkten Kontakt mit dem gegnerischen Militär, treten nicht als bewaffnete Einheit auf und wollen auch keine Gebiete erobern. Weder von der Anzahl der Soldaten, noch von logistischer Seite wären sie in der Lage wie Guerillas vorzugehen.[21] Anstatt also auf physische Gewalt zu setzten, ist die Funktion der Gewalt bei Terroristen psychischer Natur. Die Asymmetrie des Konfliktes bietet lediglich die Möglichkeit aus dem Untergrund zu agieren und nicht erkennbar Anschläge durchzuführen, um so Angst und Schrecken zu verbreiten.[22]
Die soziale Unterstützung stellt die häufig verschwimmende Linie zwischen Terrorismus und Guerilla dar. So sucht sich der Terrorist eine eher schmale Basis in einer intellektuellen Mittelschicht, um hier Unterstützung zu erhalten, während der Guerilla eine breite Einbeziehung der Bevölkerung braucht, vor allem im besetzten Gebiet, aber auch in dem angestrebten Gebiet.[23] Je dichter dabei das soziale Netzwerk des Terroristen wird, desto besser wird seine Position. Dann wandelt sich die terroristische Strategie immer mehr zu einer Guerillastrategie. Nichts desto trotz ist eine Unterstützung der Bevölkerung eine wichtige Bedingung für das Vorgehen von Terroristen, da auch sie sich einer Basis sicher sein müssen, in dem Land, in welchem sie ihre Strategie verfolgen.[24]
Der dritte Aspekt, territorialer Faktor, definiert sich schlicht über das besetzte Gebiet. Während Terroristen keine territoriale Basis haben, ist dies das Hauptelement der Guerillas. Der Gegner soll von hieraus räumlich eingekreist und beseitigt werden. Nach und nach geht es um die Eroberung von Städten, um dem Feind kein Machtgebiet mehr zu überlassen. Terrorismus bleibt im Gegensatz dazu stets bei Strategien, welche nicht darauf ausgelegt sind, fremdes Gebiet zu besetzen.[25]
Eine vollständige Abgrenzung zwischen Terrorismus und Guerilla kann jedoch nur auf analytischer Ebene erfolgen. Die Grenzen zwischen beiden Formen des Kampfes sind oft fließend. Dies liegt vor allem darin begründet, dass die Taktiken von Guerillas häufig ähnlich zu denen der Terroristen sind. Guerillas nutzen durchaus Attentate, Entführungen, Bombenanschläge oder Geiselnahmen um ihre Ziele zu erreichen. Des Weiteren tragen Terroristen keine Uniformen oder Identifikationsabzeichen, was auch nicht selten bei Guerillas der Fall ist. So sind beide in vielen Fällen schwer von Nichtkombattanten zu unterscheiden.[26]