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Global Cities - Ein Vergleich der Städte Frankfurt am Main und Berlin

Gemeinsamkeiten und Unterschiede von New York, Paris, London und Tokio

AutorFriedrich Woywod, Jens Lienemann
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl82 Seiten
ISBN9783640564538
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Soziologie - Wohnen, Stadtsoziologie, Note: 1,0, Universität Bielefeld, Veranstaltung: Probleme der Stadtentwicklung, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Masterarbeit befasst sich mit einem Vergleich der Städte Frankfurt und Berlin bezüglich der Erfüllung der Global-Cities-Kriterien. Untergliedert ist diese Arbeit in vier Kapitel. Anfangs wird der Begriff Global Cities definiert. Es werden die Merkmale der GC im Allgemeinen, die von den bedeutenden Experten aufgestellt wurden, vorgestellt und miteinander verglichen. Zum einen wird Bezug auf die wissenschaftshistorische Entwicklung der Weltstadtforschung genommen und zum anderen werden die Einflüsse und Konsequenzen des Globalisierungsprozesses auf die Entwicklung beziehungsweise Herausbildung der GC dargestellt. Im zweiten Kapitel werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der bekannten GC aufgeführt. Dies wird anhand der Städte New York, London, Tokio und Paris erfolgen. Außerdem wird Frankfurt hinsichtlich des späteren Vergleiches mit Berlin bei der Erläuterung berücksichtigt. Diese Städte haben sowohl Parallelen und Abweichungen in Bezug auf die Weltwirtschaft und Politik, als auch vergleichbare soziale Probleme. Die beiden anschließenden Kapitel widmen sich einem Vergleich der Städte Frankfurt und Berlin. Die Gegenüberstellung wird vor dem Hintergrund feststehender Kriterien bezüglich der Zugehörigkeit zur Gruppe der Global Cities dargestellt. In einem ersten Schritt werden die unterschiedlichen Entwicklungen der beiden deutschen Städte nach dem Zweiten Weltkrieg verdeutlicht, um zu zeigen, weshalb Frankfurt sich zu einer global bedeutenden Stadt entwickelte und Berlin dies in Hinsicht auf die Weltwirtschaft nicht schaffte. Es wird die Frage geklärt, warum die historisch bedeutendere Stadt Berlin in der globalen Wirtschaftswelt keine bis wenig Beachtung findet. Im vierten Kapitel werden die Städte Frankfurt und Berlin im Hinblick auf die im ersten Kapitel beschriebenen Kriterien ausführlich miteinander verglichen. Hierzu werden die sechs folgenden Bereiche herangezogen: Finanzen, Wirtschaft, Politik, Verkehr, Kultur und Medien. Diese Merkmale sollen helfen, die Städte Frankfurt und Berlin nach ihrer globalen Bedeutung weltweit einzuordnen. Berlin ist auf dem Weg Frankfurt mit dem Status der einzigen deutschen Global City abzulösen. Frankfurt wird weiterhin das Finanzzentrum und zentraler Verkehrsknotenpunkt Deutschlands bleiben, jedoch hat Berlin Frankfurt in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Medien ein- beziehungsweise überholt. Diese Annahmen stellen die Intention dieser Arbeit dar und werden anhand eines direkten Vergleiches überprüft.

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Leseprobe

1. Einleitung (FW)


 

Der 10. Oktober 2008 ging als zweiter Schwarzer Freitag nach 1929 in die Ge-schichte der Weltwirtschaft ein. Die Börsenkurse brachen weltweit um 18,2 % ein, so drastisch wie seit der Weltwirtschaftskrise von 1929-33 nicht mehr.[1] Aus der Immobilien- und Hypothekenkrise, die in den Vereinigten Staaten ihren Ursprung nahm, entwickelt sich verstärkt seit 2006 die heutige Finanzkrise. Von Juni 2006 bis Dezember 2008 betrug der Preisrückgang der Immobilienpreise in den USA 28%, was einen Wertverlust von 7,1 Billionen US-Dollar bedeutete. Viele Hausbesitzer konnten ihre Hypotheken nicht mehr zurückzahlen und gerieten in die Überschuldung. Die Konsequenzen spürten vor allem die amerikanischen Finanzinstitute. Da die Banken in den Vereinigten Staaten die Hauptfinanziers des Weltkapitalmarktes sind, waren die Konsequenzen für den weltweiten Finanzmarkt dramatisch. Die Folgeeffekte, die sich von der Real- und Finanzwirtschaft über das globale System ausgebreitet haben, führten weltweit zu massiven Vermögensverlusten.[2] Die Finanzkrise von 2008 hat eindrucksvoll gezeigt, wie stark das globale Finanz- und Wirtschaftssystem zusammenhängt und die Weltwirtschaft voneinander abhängig ist. Besonders die stark vernetzten multinationalen Unternehmen und exportierenden Länder sind von der Finanzkrise betroffen. Laut einer Studie von Experten der Commerzbank belaufen sich die Kosten auf circa 1.500 US-Dollar pro Erdbewohner, was einer Gesamtsumme von über zehn Billionen US-Dollar entspricht. Diese Summe setzt sich aus folgenden drei Einflussfaktoren zusammen: Circa 1.600 Milliarden US-Dollar Verlust entfallen auf Abschreibungen und Pleiten der Banken. Durch die Immobilienkrise entstehen rund 4.600 Milliarden US-Dollar Schulden und der daraus resultierende Einbruch der Weltwirtschaft kostet etwa 4.200 Milliarden US-Dollar.[3]

 

 Dieser Prozess wird von Unternehmen in einigen wenigen Städten, die eine besondere Bedeutung für die globale Ökonomie haben, kontrolliert. Saskia Sassen bezeichnet solche Städte, welche die Weltwirtschaft kontrollieren und steuern als Global Cities. Sie charakterisiert sie als Kommandozentralen der Weltwirtschaft.[4] Global Cities sind aus der heutigen Weltwirtschaft nicht mehr wegzudenken. Doch wodurch zeichnen sich diese Städte im Einzelnen aus und welche Städte gehören dazu? Um zu diesem speziellen Kreis zu gehören, müssen die Städte bestimmte Kriterien erfüllen. Unter anderem zählen wirtschaftliche, politische, gesellschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Aktivitäten und Angebote zu den entscheidenden Kriterien.

 

 Es gibt jedoch eine Vielzahl differenzierter Definitionen in Bezug auf den Begriff Global City. Die Forschung ist sich dahingehend einig, dass Global Cities Hauptsitz von transnationalen Unternehmen, bedeutende Finanzzentren, Standort eines ausgeprägten Dienstleistungssektors, Sitz internationaler Unternehmen und Knotenpunkt von internationalen Transport- und Verkehrslinien sein müssen.[5] Obwohl die Weltstadtforschung 1915 durch die Arbeiten von Geddes eingeleitet wurde und diese immer weiter differenziert wurden, setzte die Global-City-Forschung intensiv seit den 1980er-Jahren ein. Dieser Zeitpunkt korreliert mit dem verstärkt auftretenden Globalisierungsprozess. Diese Entwicklung macht die heutige Bedeutung der Global Cities überhaupt möglich. Der Globalisierungsprozess ist demnach als internationaler Verflechtungsprozess des Kapitals, der Arbeitsmärkte, des Handels, des Verkehrs und der Kommunikation zu verstehen. Güter werden dort produziert, wo es am günstigsten ist und dort verkauft, wo der größte Profit zu erzielen ist. Der Globalisierungsprozess nimmt an Intensität ständig zu und erscheint unumkehrbar.[6] Die Arbeiten von Friedmann/Wolff (1982 und 1986) und Sassen (1991) sind für die heutige Begriffsdefinition der Global Cities wegweisend. Sie stellten Kriterien und Bedingungen auf, wann man Städte als Global Cities bezeichnet. Diese Kriterien basieren auf der historischen Weltstadtforschung von Geddes, Olbricht und Hall. Ferner versuchen sie diese Städte zu hierarchisieren, um dadurch die Führungspositionen einiger Städte zu belegen und darzustellen. In der Forschungsliteratur herrscht lediglich Einigkeit darüber, dass die Städte New York, London und Tokio eindeutig den Global Cities zugeordnet werden können. Hierzu bemerkt Clark:

 

„By virtue of their concentration of globally important institutions and organisations these three cities are the principal command and control points of international business and commerce.“[7]

 

 Es gibt viele Städte, die sich gerne als Global Cities bezeichnen oder dazugehören möchten. Frankfurt/Main wird zurzeit meist als einzige Stadt Deutschlands in der Forschung als Global City aufgeführt. Aber selbst diese Zugehörigkeit ist in der Forschungsliteratur umstritten, da es eine hohe Diskrepanz in den Definitionen des Begriffes Global Cities gibt. Frankfurt/Main wird nicht selten als Mainhatten in Analogie zum wirtschaftsstarken New Yorker Stadtteil Manhattan bezeichnet. Keiner der seit den 1980er-Jahren führenden Experten auf dem Gebiet der Global-City-Forschung ordnet die deutsche Hauptstadt Berlin dieser Gruppe zu.[8] Aufgrund des Konfliktes zwischen den Ost- und Westmächten kam Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg eine besondere Stellung zu. Die Teilung Berlins im Zusammenhang mit dem Ost-West-Konflikt führte dazu, dass Berlin zwar ein politischer und strategisch bedeutender Standort war, sich jedoch für die Weltwirtschaft als uninteressant darstellte. Nach dem Ende des Kalten Krieges musste sich Berlin einem langanhaltenden Restaurierungs- und Findungsprozess unterziehen. Dieser fast 20-jährige Prozess scheint nun abgeschlossen zu sein und die Stadt versucht sich durch verschiedene Projekte und Investitionen als Standort für die Weltwirtschaft attraktiver zu machen.

 

 Diese Masterarbeit befasst sich mit einem Vergleich der Städte Frankfurt/Main und Berlin bezüglich der Erfüllung der Global-Cities-Kriterien. Untergliedert ist diese Arbeit in vier Kapitel. Anfangs wird der Begriff Global Cities definiert. Es werden die Merkmale der Global Cities, die von den bedeutenden Experten aufgestellt wurden, vorgestellt und miteinander verglichen. Zum einen wird Bezug auf die wissenschaftshistorische Entwicklung der Weltstadtforschung genommen und zum anderen werden die Einflüsse und Konsequenzen des Globalisierungsprozesses auf die Entwicklung beziehungsweise Herausbildung der Global Cities dargestellt. Im zweiten Kapitel werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der bekannten Global Cities aufgeführt. Dies wird anhand der Städte New York, London, Tokio und Paris erfolgen. Außerdem wird Frankfurt/Main hinsichtlich des späteren Vergleiches mit Berlin bei der Erläuterung berücksichtigt. Diese Städte haben sowohl Parallelen und Abweichungen in Bezug auf die Weltwirtschaft und Politik, als auch vergleichbare soziale Probleme. Die beiden anschließenden Kapitel widmen sich einem Vergleich der Städte Frankfurt/Main und Berlin. Die Gegenüberstellung wird vor dem Hintergrund feststehender Kriterien bezüglich der Zugehörigkeit zur Gruppe der Global Cities dargestellt. In einem ersten Schritt werden die unterschiedlichen Entwicklungen der beiden deutschen Städte nach dem Zweiten Weltkrieg verdeutlicht, um zu zeigen, weshalb Frankfurt/Main sich zu einer global bedeutenden Stadt entwickelte und Berlin dies in Hinsicht auf die Weltwirtschaft nicht schaffte. Es wird die Frage geklärt, warum die historisch bedeutendere Stadt Berlin in der globalen Wirtschaftswelt keine bis wenig Beachtung findet. Im vierten Kapitel werden die Städte Frankfurt/Main und Berlin im Hinblick auf die im ersten Kapitel beschriebenen Kriterien ausführlich miteinander verglichen. Hierzu werden die sechs folgenden Bereiche herangezogen: Finanzen, Wirtschaft, Politik, Verkehr, Kultur und Medien. Diese Merkmale sollen helfen, die Städte Frankfurt/Main und Berlin nach ihrer globalen Bedeutung weltweit einzuordnen. Berlin ist auf dem Weg Frankfurt/Main mit dem Status der einzigen deutschen Global City abzulösen. Frankfurt/Main wird weiterhin das Finanzzentrum und zentraler Verkehrsknotenpunkt Deutschlands bleiben, jedoch hat Berlin Frankfurt/Main in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Medien ein- beziehungsweise überholt. Diese Annahmen stellen die Intention dieser Arbeit dar und werden anhand eines direkten Vergleiches überprüft.

 

 Für die Definitionen der Begrifflichkeiten dienen als Literatur primär die Veröffentlichung The World City Hypothesis von John Friedmann, die verschiedenen Arbeiten von Saskia Sassen und das Buch Metropolen – Megastädte – Global Cities von Dirk Bronger. Um die Geschichte der Städte Frankfurt/Main und Berlin darzustellen, dienen die offiziellen Internetauftritte der beiden Städte als primäre Quellen. Die Internetpräsenzen helfen auch bei dem Vergleich der Global-City-Kriterien. Darüber hinaus spielen bei der Gegenüberstellung diverse Artikel, die in der Geographischen Rundschau erschienen sind, eine Rolle. Hierbei sind die Autoren Ruth Bördlein für Frankfurt/Main und Stefan Krätke für die deutsche Hauptstadt Berlin hervorzuheben.

 

 Aufgrund prüfungsspezifischer Vorgaben muss bei den einzelnen Kapiteln...

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