Glück = Wohlbefinden & Gelassenheit
Was bedeuten Glück und Wohlbefinden eigentlich – für Sie persönlich und für Ihre Mitmenschen, für Ihre Angehörigen, Freunde und Bekannten, für Ihre Kollegen und Mitarbeiter? Und wann fühlen Sie sich glücklich, wohl und ausgeglichen?
- Theodor Fontane soll zum Glück gemeint haben: eine Grießsuppe, eine Schlafstelle und keine körperlichen Schmerzen – das sei schon viel. Nun, das ist natürlich Ansichtssache, trifft Glück jedoch wohl durchaus. Denn ein jeder empfindet Glück anders.
- Aus Frankreich ist die Ansicht überliefert, daß Wohlbefinden oft nur eine Wetterfrage sei. Und die Weltgesundheitsorganisation erkennt „körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden“ als Voraussetzung für Gesundheit.
- Die österreichische Erzählerin, Novellistin und Aphoristikerin Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach soll Gelassenheit als „eine anmutige Form des Selbstbewußtseins“ gesehen haben. Nun, jedenfalls dürfte ein gesundes Selbstbewußtsein sicherlich einiges zur Gelassenheit beitragen (und diese wiederum zum Wohlbefinden).
Glücklich zu sein, sich entspannt, zufrieden und wohl zu fühlen ist durchaus keine Zauberei. Gelassenheit ist erlernbar. Und es hängt auch weder von Ihrem Glück noch vom Zufall allein ab, wie Sie sich fühlen. Entscheidend sind ganz wesentlich Ihr eigenes Verhalten und Ihre eigenen Einstellungen zum Leben im allgemeinen sowie zu Ihrem Leben im besonderen.
Der Begriff Glück steht gemeinhin für Umstände und Ereignisse, die man positiv empfindet, die einem (kurz oder länger) Freude bereiten, aufgrund derer man sich jedenfalls wohl fühlt oder sogar auch ein tiefes Gefühl der dauerhaften Zufriedenheit erlebt. Das Wort kommt aus dem mittelniederdeutschen „gelucke/lucke“ und dem mittelhochdeutschen „gelücke/lücke“, was soviel bedeutet wie „Art, wie etwas endet/gut ausgeht“.
- Glück ereilt uns grundsätzlich zufällig und stellt in der Regel ein einmaliges, kurzzeitiges Ereignis dar. Ein solches Glück hängt daher weder von Ihren Kenntnissen noch von Ihren Fähigkeiten oder Talenten ab.
- Ob Sie sich allerdings auch dauerhaft glücklich und zufrieden fühlen, hängt nur zum Teil von äußeren (und/oder zufälligen) Umständen ab, dafür jedoch nicht unwesentlich von Ihrer eigenen inneren Einstellung und Ihren Bemühungen.
Biologisch werden Glücksgefühle durch Endorphine, Oxytocin sowie die Neurotransmitter Dopamin und Serotonin ausgelöst. Diese Botenstoffe setzt unser Gehirn bei ganz unterschiedlichen Aktivitäten frei – um den Körper zu der jeweiligen Aktivität zu motivieren und zu mobilisieren. Das Glücksempfinden verstärkt als inneres Belohnungssystem das Verhalten. Die Botenstoffe beeinflussen unsere Gemütslage und bestimmen so unser Verhalten mit.
Den von der Großhirnrinde erzeugten bewußten Gefühlen gehen aber auch freudige, ängstliche und abwehrende Emotionen des Körpers voraus. Intuitives Handeln beruht daher auf vorbewußter Erfahrung.
Zudem ist unser Gehirn in der Lage, die Botenstoffe bereits allein aufgrund der Phantasie eines Glücksgefühls für „nichts“ freizusetzen. Wir müssen uns also ein Ereignis nur als glücklich vorstellen, um bereits glücklich zu sein. Damit haben Sie Ihr Glück ganz allein selbst in der Hand.
Am glücklichsten ist übrigens immer der Dritte (eines Wettkampfes). Jedenfalls nach der Theorie Dr. Eckart von Hirschhausens:
- Der Erste steht nämlich unter Streß. Er glaubt, seinen Triumph wiederholen und den erlangten Titel verteidigen zu müssen. Daher kann er seinen Sieg kaum richtig genießen.
- Der Zweite wird sich ärgern, nicht Erster geworden zu sein. Und dieser Ärger überschattet seine Freude, doch immerhin fast gewonnen zu haben und nicht nur Dritter zu sein.
So kann sich nur der Dritte wirklich freuen. Denn er ist eben nicht bloß Vierter geworden, sondern hat es doch noch „aufs Treppchen“ geschafft.
Unter Wohlbefinden wiederum ist das selbst empfundene Gefühl des (dauerhaften) Glücks und der eigenen Zufriedenheit (mit dem Leben) zu verstehen. Das Wohlbefinden hängt insoweit nicht allein vom (zufälligen) Glück ab, sondern faßt alle Umstände zusammen, die zu einer inneren Ausgeglichenheit führen. Je mehr Ihrer Erwartungen erfüllt werden, umso zufriedener werden Sie sein. Und je weniger Erwartungen Sie haben, umso eher werden diese erfüllt.
So kann Ihr Wohlbefinden von glücklichen Momenten und Erlebnissen geprägt werden, jedoch auch von Ihrem Einkommen, Ihrer Gesundheit, Ihren Beziehungen zu Angehörigen, Freunden, Bekannten und Kollegen. In jedem Fall werden Sie umso zufriedener sein, je mehr Sie Ihre inneren Erfahrungen steuern und je besser Sie Ihre negativen Erlebnisse verarbeiten können.
Ihr Glück und Wohlbefinden tragen natürlich recht wesentlich zu Ihrer inneren Gelassenheit bei, die in ihrer Wechselwirkung wiederum Ihr Wohlbefinden beeinflußt. Unter Gelassenheit ist die (innere) Einstellung und Fähigkeit zu verstehen, gerade auch in schwierigen, belastenden Situationen die „Fassung“ zu bewahren, „cool“ zu bleiben, um überlegt und unvoreingenommen (vorurteilsfrei) zu handeln. Wobei sich der Begriff Gelassenheit dabei mehr auf die emotionale Seite bezieht, die Besonnenheit eher auf die rationale.
Gelassenheit definiert sich somit als das Gegenteil von Unruhe, Nervosität und Stress – also genau derjenigen Gefühlszustände, deren Vermeidung Gegenstand der Ihnen hier vorliegenden Ausführungen ist.
Sie möchten sich wohl fühlen. Das ist ein ureigenes Anliegen Ihres Körpers, Ihre genetische Programmierung zum Überleben. Daher tun Sie im Grunde alles, was Sie tun oder unterlassen, in dem Bestreben, sich dadurch besser zu fühlen.
Sich wohl zu fühlen ist natürlich auch ein ebenso ureigenes Anliegen Ihrer Mitmenschen (und grundsätzlich wohl aller Lebewesen). Diese tun ebenfalls das aus ihrer jeweiligen Sicht erforderliche, um ihr Wohlbefinden zu verbessern und sich selbst gut zu fühlen – und nicht, um Sie oder andere zu ärgern oder um Ihnen oder anderen zu schaden (was leider nicht immer offensichtlich ist).
Nun lesen Sie die beiden vorstehenden Absätze zunächst ruhig gleich noch einmal. Weil es nämlich für die folgenden Überlegungen grundlegend sowie auch für Ihr weiteres Wohlergehen recht entscheidend ist, die Erkenntnis zu verinnerlichen,
- daß jeder Mensch immer das tut, womit er meint, sein Wohlbefinden zu verbessern (vermutlich selbst dann, wenn dies strafbar ist, was natürlich nicht gebilligt werden kann), und
- daß jeder für sein Handeln seine aus seiner Sicht guten Gründe hat (auch wenn dies für andere Menschen nicht immer unmittelbar und offensichtlich erkennbar ist).
Sie werden sich – wie ich selbst übrigens auch – vermutlich erst mit der Zeit der Bedeutung dieser Annahme wirklich bewußt werden. Doch sie wird Ihre Sichtweise, Ihre Einstellungen sowie Ihr Verhalten beeinflussen und damit Ihr (Wohl-) Befinden verbessern.
Die Annahme, jedermann verfolge (nur) sein eigenes Wohlergehen, mag für Sie zunächst egoistisch klingen. Zumal unter Egoismus tatsächlich das Eigeninteresse und die Eigennützigkeit verstanden wird. Egoistisch zu sein bedeutet, durch sein Handeln selbstsüchtig uneingeschränkt den eigenen Vorteil zu verfolgen und dabei auf andere Menschen keine oder allenfalls nur wenig Rücksicht zu nehmen. Egoismus geht damit im Grunde auf die Konkurrenz in der Evolution zurück. Er ist uns naturgegeben, angeboren.
Allerdings wollen wir die beiden vorstehenden Thesen hier aufgreifen, um das Handeln der Menschen als gleichberechtigt zu verstehen, es nachzuvollziehen und damit gegenseitiges Verständnis sowie gegenseitige Toleranz zu erreichen, womit Egoismus und Konflikte vermieden werden können. Denn erst, wenn man den wahren (und nicht nur den scheinbaren) Grund für das Handeln anderer erkennt, kann man Verständnis und Toleranz aufbringen sowie außerdem das eigene Verhalten so ausrichten, daß der eigene Vorteil zugleich auch zum Vorteil der anderen ist. Dazu muß man allerdings die „Kurzsichtigkeit“ eines Egoisten ablegen und die sich erst längerfristig einstellenden Vorteile anpeilen: Es gilt zu erkennen, daß der Vorteil eines anderen zugleich auch zum eigenen Vorteil sein und umgekehrt der eigene Vorteil sich auch für jemand anderen nützlich erweisen kann.
Leben und leben lassen!
Betrachten wir zur Verdeutlichung doch kurz noch das „klassische“ Beispiel aus der...