Für eine intakte Basis sorgen
Im Ayurveda wird besonderer Wert auf die Gesundheit der werdenden Eltern in der Zeit vor der Schwangerschaft gelegt – insbesondere auf die Gesundheit der Frau. Denn sie ist es, die das Kind neun Monate lang in ihrem Körper trägt. Der Begriff Blutsverwandtschaft ist hier ganz wörtlich zu nehmen: Die Mutter ernährt den Fötus über die Plazenta mit ihrem Blut.
Damit die Empfängnis erfolgreich ist und sich der Fötus gut einnistet, sind eine gesunde Gebärmutter und gute männliche und weibliche Samen (Samenzelle und Eizelle) erforderlich. Diese bilden die Essenz von Mann und Frau. Entsprechend können Sie als werdende Eltern viel dafür tun, um zur Zeit der Empfängnis körperlich, geistig und seelisch gesund zu sein.
Die ayurvedischen Texte beschreiben in allen Einzelheiten Methoden, die dabei helfen können, gesunde und glückliche Kinder zu bekommen. Zusammengefasst lässt sich festhalten: Ein Mann und eine Frau, die sich auf die Empfängnis vorbereiten, sollten idealerweise im richtigen Alter und nicht verwandt sein, eine ähnliche Wesensart haben, liebevoll und fürsorglich miteinander umgehen und in einem ausgezeichneten Gesundheitszustand sein.
Das ideale Alter für die Empfängnis
Im Durchschnitt haben Mädchen mit etwa 13 Jahren ihre erste Monatsblutung. Jungen beginnen mit ungefähr 14 Jahren erstmals richtige Samenzellen zu produzieren. Allerdings brauchen sowohl Mädchen als auch Jungen auf diesen frühen Entwicklungsstufen ihr Zellgewebe für die eigene Reifung. Und ihre Samen und Eizellen benötigen noch etwas mehr Zeit, um auszureifen und potent zu werden.
Im Ayurveda gibt es Empfehlungen dafür, in welchem Alter Mann und Frau idealerweise eigene Kinder bekommen. Gemäß der indischen Kultur ist das erste Viertel des Lebens, Brahmacharya, die Zeit, in der alle Energien auf Lernen und Wissenserwerb gerichtet sein sollten. Diese Phase entspricht heute etwa den ersten 25 Lebensjahren und wird Brahmachayra-Ashram genannt. Die Familienphase, Grihastha-Ashram, schließt sich danach an, also ab ca. 25 Jahren. Auch wenn sich im Westen das Alter von Erstgebärenden immer weiter nach hinten verschoben hat, decken sich ayurvedische und schulmedizinische Altersempfehlungen für Schwangerschaften weitgehend.
Beim Höchstalter für werdende Eltern gibt es, schon rein biologisch, größere Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Ein Mann kann theoretisch bis ins hohe Alter Kinder zeugen. Frauen müssen andere Faktoren in Betracht ziehen. Abgesehen von gesunden Eizellen sind die Elastizität der Muskeln, die bei der Entbindung beansprucht werden, die Kraft der Gebärmutter sowie der allgemeine Gesundheitszustand entscheidend. Laut Ayurveda ist es möglicherweise nicht gut für Frauen über 35, ein Kind zur Welt zu bringen. Wenn eine Frau über 35 Mutter werden möchte, sollte sie sich so früh wie möglich ayurvedischen Behandlungen (siehe hier) unterziehen – am besten ab dem Zeitpunkt, zu dem sie plant, schwanger zu werden. Auch aus schulmedizinischer Sicht gilt eine Schwangerschaft über 35 Jahren als Risikoschwangerschaft, für die besondere Vorsorgeuntersuchungen (siehe hier) empfohlen werden.
Eine achtsame mentale Vorbereitung
Ungeplante oder unbeabsichtigte Schwangerschaften gelten als ungünstig, weshalb Mann und Frau nur dann ein Baby planen sollten, wenn beide es wollen, und nach entsprechender körperlicher und mentaler Vorbereitung. Denn beide Eltern geben über ihre Ei- bzw. Samenzellen ihre physische, mentale und spirituelle Konstitution an ihr Kind weiter. Diese Eigenschaften entscheiden über die grundlegende Entwicklung des Embryos. Umgangssprachlich heißt es oft, dass jemand eine »starke Konstitution« oder eine »schwache Konstitution« hat. Diese Konstitution wird im Moment der Empfängnis festgelegt. Je gesünder die Samenzelle, die Eizelle und die Lebenskraft sind, umso stärker ist die Konstitution des Babys, das aus dieser Vereinigung hervorgeht.
Gesunde Fortpflanzungsorgane
Die Gesundheit eines Babys hängt wesentlich davon ab, dass beide Eltern bei der Zeugung und Empfängnis gesund sind. Wer eine entsprechende Schwäche bei sich feststellt, sollte sie auskurieren, bevor er oder sie versucht, ein Kind zu bekommen. Dafür ist es wichtig, die Fortpflanzungsorgane und deren Funktion zu kennen.
Die weiblichen Fortpflanzungsorgane
Im Ayurveda kennt man drei anatomische Organe der Frau, die als Tryavarta Yoni bezeichnet werden: die Vagina, den Gebärmutterhals (Zervix) und die Gebärmutter (Uterus).
Vedisches Wissen
Der erste dieser drei Teile ist die Vagina. Der Gebärmutterhals (Zervix), der Eingang zum Uterus, ist der zweite. Der dritte Teil, in den sich der Fötus einnistet und in dem er ernährt wird, ist der Uterus, auf Sanskrit als Garbhashaya bekannt. Ashaya = leerer Raum, Garbha = Embryo. Garbhashaya ist also der leere Raum, in dem der Embryo wohnen wird.
Sushruta Samhita
Die Gebärmutter (Uterus) ist das wichtigste Fortpflanzungsorgan im Körper einer Frau. Normalerweise ist sie etwa 8 x 5 Zentimeter groß, sie wiegt zwischen 50 und 80 Gramm, hat ein Innenvolumen von etwa 30 Millilitern und ihre Wände sind etwa 1,25 Zentimeter dick. Die Muskeln des Uterus sind extrem elastisch und dehnbar. Während der Schwangerschaft erhöht sich das Volumen auf fünf Liter, das Gewicht vergrößert sich auf bis zu ein Kilo. Nach der Entbindung kehrt die Gebärmutter innerhalb von 42 Tagen nach und nach zu ihrer normalen Größe und ihrem ursprünglichen Gewicht zurück.
Während der Schwangerschaft bleibt der Zugang zum Uterus, der Gebärmutterhals (Zervix), geschlossen. Wenn er sich wieder öffnet, markiert dies den Beginn des Geburtsprozesses. Öffnet sich der Gebärmutterhals aus irgendeinem Grund während der Schwangerschaft, besteht das Risiko einer Früh- oder Fehlgeburt. Wenn tatsächlich die Möglichkeit besteht, dass sich der Gebärmutterhals während der Schwangerschaft öffnen könnte oder beobachtet wird, dass er sich erweitert, kann er ggf. zugenäht werden, um eine Frühgeburt zu verhindern.
In der Schwangerschaft, also vor der Entbindung, ist der Gebärmutterhals rund, nach der Niederkunft schlitzförmig.
Rechts und links am Uterus sitzen die Eileiter, die über den Eierstöcken enden. Wenn eine Eizelle (Ovum) aus dem jeweiligen Eierstock freigesetzt wird, wird sie von den Fimbrienenden aufgefangen und zum Uterus transportiert. Infektionen der Eileiter können diesen Beförderungsprozess behindern. Dann kann die Eizelle den jeweiligen Eileiter nicht passieren und die Empfängnis nicht stattfinden.
Jede Frau hat zwei Eierstöcke, die jeweils etwa 4 x 3 x 2 Zentimeter groß sind. Der rechte und linke Eierstock setzen während der fruchtbaren Jahre normalerweise im Wechsel jeden Monat eine primäre Eizelle (Oozyte) frei. Sobald die Eizelle aus dem Eierstock austritt, wird sie in die Eileiter gezogen. Die Gesamtanzahl der in den Eierstöcken angelegten Eizellen steht bei der Geburt eines Mädchens bereits fest. Sie kann nicht erhöht oder im Laufe des Lebens verändert werden.
Der Menstruationszyklus
In einem normalen Zyklus von 28 Tagen setzt der rechte oder linke Eierstock am 14. Tag eine Eizelle frei. Dieser Vorgang wird Eisprung (Ovulation) genannt. In jedem Monatszyklus bereitet sich die Gebärmutter 14 Tage lang auf eine Schwangerschaft vor. Wenn die Empfängnis in diesem Zeitraum nicht stattfindet, wird das entsprechend vorbereitete Gewebe von den Gebärmutterwänden abgestreift und während der Menstruation ausgestoßen. Allerdings muss in diesem Zusammenhang angemerkt werden, dass eine regelmäßige Menstruation nicht unbedingt bedeutet, dass auch jedes Mal eine Ovulation stattgefunden hat. In anovulatorischen Zyklen, also Zyklen ohne Eisprung, wird trotz Menstruation keine Eizelle freigesetzt. In solchen Zyklen ist natürlich auch keine Empfängnis möglich.
Während eines normalen Menstruationszyklus dauert die Blutung vier bis fünf Tage. Der Blutfluss ist an den ersten beiden Tagen stärker und versiegt dann allmählich. Die durchschnittliche Blutmenge, die während einer Menstruation abgeht, beträgt 40 bis 50 Milliliter.
Idealerweise sollte die Periode einer Frau
- alle 28 Tage stattfinden,
- vier bis fünf Tage dauern,
- Blut absondern, das nicht zähflüssig und frei von Klumpen ist,
- nicht von einem brennenden Gefühl, von Schmerzen oder Unbehagen begleitet sein,
- weder zu stark noch zu schwach sein,
- die Gebärmutter reinigen.
- Das ausgestoßene Blut sollte leuchtend rot sein. Die Flecken, die es zurücklässt, sollten unter fließendem kaltem Wasser leicht auswaschbar sein.
Ein solches reines Menstruationsblut zeigt einen für die Empfängnis idealen Gesundheitszustand an. Abweichungen davon sollten aus ayurvedischer Sicht behandelt werden. Mehr dazu erfahren Sie ab hier.
Die männlichen Fortpflanzungszellen
Die männlichen Fortpflanzungszellen sind als Shukranu (Sperma) bekannt. Laut Ayurveda ist Shukra Dhatu (Fortpflanzungsgewebe) im ganzen Körper vorhanden. Beim Geschlechtsverkehr wird auf dem Höhepunkt der Erregung Shukra aus dem ganzen...