Stadttour
Ein Rundgang durch Athen
Vormittag:
Parlamentsgebäude – Syntagma-Platz – Mitropolis – Römischen Agora – Hadriansbibliothek – Flohmarkt am Monastiraki-Platz.
Mittagessen oder Imbiss in einer der vielen Tavernen.
Nachmittag:
Griechische Agora – Areopag-Hügel – Akropolis – Herodes Atticus Odeion – Neues Akropolismuseum – Dionysos-Theater – Viertel Anafiotika – Plaka (Souvenir-Shopping und Abendessen).
Das Programm dieses Rundgangs umfasst vor allem die wichtigsten Stätten des antiken Athen. Es ist deshalb, was die Besichtigungsmöglichkeiten betrifft, äußerst umfangreich. Zwar sind die zu Fuß zurückzulegenden Entfernungen problemlos zu bewerkstelligen. Wer sich aber Zeit nehmen kann, sollte zwei Tagesprogramme daraus gestalten.
Auch wenn man den Drang verspürt, gleich und sofort die Akropolis zu besteigen und den Parthenon zu besichtigen, dessen weißer Marmor als Verlockung in fast alle Ecken der Stadt strahlt, sollte man auf jeden Fall die eigene Ungeduld zügeln. Schon deshalb, weil der Vormittag nun mal überall auf der Welt den großen Reisebussen gehört, vor allem aber wegen der günstigeren Lichtverhältnisse am Nachmittag.
Das Parlamentsgebäude am Syntagma-Platz
Starten wir also mitten in der Gegenwart, an der verkehrsreichen Plateia Syntagmatos E7/Google Map (Platz der Verfassung). Ihre Ostseite wird vom neoklassizistischen Parlamentsgebäude E/F7/Google Map dominiert, das 1834–38 nach Plänen des bayerischen Architekten Friedrich von Gärtner als königliche Residenz errichtet wurde und seit 1934 Sitz des griechischen Parlaments ist. Verfehlen kann man den Bau schon deshalb nicht, weil sich jederzeit Trauben fotografierender Touristen davor sammeln. Dabei gilt das Interesse weniger dem in seiner schnörkellosen Schlichtheit ansprechenden Bauwerk als den Wachsoldaten, die am Grabmal des Unbekannten Soldaten Dienst leisten und stündlichen Wachwechsel zelebrieren. Diese Evzonen, benannt nach aus Evzoni in Makedonien stammenden Garden, eignen sich denn auch vorzüglich als Fotomotiv: Ein kurzer Kilt und Schuhe mit großen Pompons auf der Spitze sind ohne Frage pittoresk – und das besonders beim spektakulären Zeremoniell, das jeden Sonntag um 11 Uhr von ihnen zur Aufführung gebracht wird.
Um die grüne Insel der Plateia Syntagmatos, kurz Syntagma genannt, und damit das vom Verkehr umbrodelte Herz des modernen Athen zu erreichen, empfiehlt sich der Durchgang durch die mit viel Marmor ausgekleidete U-Bahn-Station E7/Google Map. Und das nicht nur, weil die Überquerung der lebhaften Straße immer einem Wagnis gleicht, sondern vor allem wegen der dort ausgestellten Fundstücke, die beim Bau der neuen Metro zutage gefördert wurden. 7000 Jahre Stadtgeschichte sind hier vereint – von der jungsteinzeitlichen Speerspitze über Amphoren, Säulenkapitelle, die sterblichen Überreste eines im 4. Jahrhundert v. Chr. beigesetzten Hellenen, Teile einer römischen Wasserleitung bis zu einer Münze aus dem Jahr 1920.
Die von der Südostecke des Platzes ausgehende Mitropoleos, eine belebte Geschäftsstraße, führt geradewegs zur Plateia Mitropoleos E/F5/6/Google Map. Auf dem von großen Bäumen beschatteten und von einigen Cafés gesäumten Platz erhebt sich die orthodoxe Kathedrale der Stadt, die dem heiligen Nikolaus geweihte Mitropolis E/F6/Google Map. 1842–62 erbaut, wird der kunsthistorische Wert der Kirche ihrem Rang kaum gerecht. Sehenswert hingegen ist die viel kleinere Agios-Eleftherios-Kirche F6/Google Map, die sich bescheiden im Schatten des größeren Kirchengebäudes versteckt. Sie wird auch Kleine Mitropolis genannt. Bei ihrem Bau im 12. Jahrhundert wurden Bruchstücke antiker Gebäude verwendet, deren heidnische Vergangenheit man durch das Einfügen von Kreuzen vergessen zu machen suchte. Dennoch wurden mit ihr eindeutig antike Traditionen fortgesetzt, gab es doch an der gleichen Stelle schon von alters her ein Heiligtum, das der Geburtshelferin Eileithya geweiht war.
Evzonen, die Wohlgegürteten, bei ihrer täglichen Wachablösung vor dem Grabmal des Unbekannten Soldaten
Die Agora aus der Zeit der Römerherrschaft nördlich der Akropolis
Der Weg führt nun durch die von Schmuck- und Souvenirgeschäften gesäumte Fußgängergasse Pandrosou, bevor wir nach links in die Aiolou einbiegen, die direkt auf den Turm der Winde F5/Google Map zuführt. Er steht auf dem Gelände der Römischen Agora, also des Forums aus römischer Zeit. Schon der Straßenname, der sich vom Gott des Windes Aiolos ableitet, weist auf das Gebäude aus römischer Zeit hin. Der gut erhaltene achteckige Turm barg eine alte Wasseruhr. Die Darstellungen von acht Windgottheiten in den Reliefs des Frieses und die darunter angebrachten Sonnenuhren weisen ihn zudem als eine Art Wetterstation aus. Auf der Agora selbst lassen sich zwei Torhallen und hinter von ionischen Säulen gesäumten Gängen die Räume der Krämer erkennen. Am besten erhalten blieb die westliche Torhalle, die von Julius Caesar gestiftet wurde. Bemerkenswert ist auch eine öffentliche Latrine aus Marmor mit Sitzen für rund 70 Personen gleich gegenüber vom heutigen Kassenhäuschen.
An der Gasse Dexippou liegen rechter Hand die Reste der Hadriansbibliothek E5/Google Map aus dem 2. Jahrhundert mit einem imposanten Eingangsbereich, getragen von korinthischen Säulen. Der große Komplex diente einst als eine Art Kulturzentrum und umfasste neben Lesesälen auch Räume zum Musizieren und ein Theater. Der Eingang zu diesem Grabungsgelände befindet sich an der Gasse Areos, die schon Teil des Athener Flohmarkts ist. Sie mündet auf den Monastiraki-Platz E4/5/Google Map.
Vom Monastiraki-Platz geht es später weiter durch die Flohmarktgasse Ifaistou zur antiken Griechischen Agora F3/4/Google Map, deren Haupteingang an der von der Metrolinie nach Piraeus gesäumten Adrianou liegt. Dieses Areal war das politische und kommerzielle Herzstück des alten Athen und blieb es bis weit in die byzantinische Zeit. Hier liefen über ein Jahrtausend alle politischen, wirtschaftlichen, sozialen und wissenschaftlichen Fäden zusammen, und selbstverständlich führten auch alle Straßen hierher.
Originalgetreu rekonstruiert: die Attalosstoa aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. auf dem Areal der antiken Griechischen Agora
Vom Zwölf-Götter-Altar aus, dessen spärliche Reste sich direkt rechts vom Eingang an der Bahntrasse befinden, wurden denn auch in der Antike alle bekannten Entfernungen gemessen. Der Ausbau des zunächst als Begräbnisstätte genutzten Geländes begann im 6. Jahrhundert v. Chr. zu Solons Zeiten, und jede Epoche setzte mit der Errichtung weiterer Gebäude neue Akzente, zuletzt durch den Bau eines Gymnasions um 400 n. Chr., das bis 529 als Athens Universität diente.
Quer durch die Agora führt(e) der Panathenäenweg, ein Prozessionsweg vom antiken Friedhof Kerameikos zum Parthenon, der beim alle vier Jahre im Rahmen des Geburtsfestes für die Göttin Athena durchgeführten Festzug genutzt wurde. Er berührt auch die originalgetreu rekonstruierte Attalosstoa F4/Google Map aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., eine als Treffpunkt und Wandelgang dienende Säulenhalle, in deren hinterem Bereich sich Schreibstuben und Läden befanden. Heute ist dort das Agora-Museum untergebracht, das die vor Ort gehobenen Grabungsschätze präsentiert. Neben Funden aus neolithischer und mykenischer Zeit, neben Keramik und Skulpturen faszinieren vor allem die Relikte des politischen Alltags aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., so eine Vorrichtung zur Erlangung politischer Ämter per Los sowie Scherben des Scherbengerichts, auf denen sich auch der Name des Siegers von Salamis, Themistokles, erkennen lässt.
Das beeindruckendste Gebäude der Agora ist zweifellos der von einer Anhöhe, dem kolonos agoraios, das Gelände überragende Hephaistos-Tempel E/F3/Google Map. 449 v. Chr., zur Zeit des Perikles also, wurde mit dem Bau des dorischen Tempels nach Plänen des Baumeisters Iktinos begonnen, der auch als Architekt des Parthenon gilt. Die Fertigstellung erfolgte jedoch erst 415, da dem Ausbau der Akropolis Vorrang eingeräumt wurde. Die unmittelbare Nachbarschaft zum Viertel der Metallhandwerker und Schmiede legte es nahe, das Heiligtum dem Gott des Feuers und der Schmiede, Hephaistos, zu weihen. Auch wenn man den Tempel nicht betreten kann, lässt sich doch die schöne, weitgehend erhaltene Kassettendecke der Vorhalle, der teilweise vorhandene Reliefschmuck ebenso wie die maßvolle Schönheit der Gesamtarchitektur bei einem Rundgang erkennen.
Seinen exzellenten Zustand verdankt der Tempel, der als der besterhaltene seiner Art gilt, der Tatsache, dass er im Mittelalter zu einer dem heiligen Georg geweihten christlichen Kirche umfunktioniert wurde, ohne dass große bauliche Veränderungen vorgenommen wurden. Der letzte Gottesdienst fand hier zu Ehren König Ottos statt, als er am 13. Dezember 1834 in die neue Hauptstadt Athen einzog.
Die meisten der übrigen Bauwerke haben indes der Zeit ihren Tribut gezollt und...