Tauchen Sie ein in die erstaunliche Welt der Haare
Warum haben wir Haare?
Haare sind ein Wunderwerk der Natur. So wie jeder von uns einzigartig ist, so sind es auch unsere Haare. Ob viel, wenig oder keine, lang oder kurz, hell oder dunkel – Haare sind ein wesentliches Merkmal für jeden Menschen. 75000 bis 150000 Haare haben wir im Durchschnitt auf dem Kopf, in den unterschiedlichsten Formen, Strukturen und Farben. Unsere Haare verändern sich im Laufe unseres Lebens, sie machen unsere Befindlichkeiten und Lebensweise mit, spiegeln unsere Gesundheit und werden früher oder später grau.
Warum haben wir Haare? Warum wachsen sie an manchen Körperstellen mehr, an anderen weniger? Unsere Urahnen waren am ganzen Körper behaart. Doch im Laufe der Entwicklung verlor der Mensch den größten Teil seiner Körperbehaarung. Einst schützten Haare den Körper vor Kälte und Hitze, und noch heute hat unser Kopfhaar die Funktion, den höchsten Körperteil vor der Witterung zu schützen, vor Sonnenbrand ebenso wie vor Wärmeverlust. Damals half das Fell am Körper dem Menschen, die Körperwärme zu bewahren. Dann begann er Kleidung herzustellen, was einer der Gründe für die im Laufe der Evolution schwindende Körperbehaarung ist. Ohne Fell kann Schweiß viel schneller verdunsten und den Körper kühlen, denn ein schweißnasses Fell kann einen Hitzestau erzeugen, den wir nur begrenzt verkraften können. Vor allem das Gehirn verträgt keine überhöhten Temperaturen und konnte sich erst entwickeln, als mehr Kühlung möglich war: »Der Verlust des Fells hatte auf die weitere Evolution des Menschen beträchtliche Auswirkungen. Das Gehirn ist unser temperaturempfindlichstes Organ. Wohl erst als unsere Vorfahren überschüssige Körperwärme leicht loswerden konnten, indem sie kräftig schwitzten, vermochte es sich stark zu vergrößern«, schreibt Nina G. Jablonski in ihrem Artikel »Warum Menschen nackt sind«. 1
Wimpern und Augenbrauen werden nicht nur als Persönlichkeits- und Schönheitsmerkmal empfunden, sondern schützen uns, genauso wie die Nasen- und Ohrenhaare, vor Staub, Schweiß und Fremdkörpern. Unter den Achseln und im Schambereich nehmen Haare nicht nur Schweiß auf, sondern sie erfüllen noch einen weiteren Zweck: Mit ihrer Hilfe werden Duftstoffe verstärkt und verbreitet. So verwundert es kaum, dass wir davon sprechen, ob wir einen Menschen »riechen« können oder nicht.
Haare – nicht nur Schönheitsmerkmal, sondern auch Spiegel der Gesundheit
In der Geschichte der Menschheit haben die Haare schon immer eine große Rolle gespielt. In allen Kulturen galt gesundes und volles Haar als ein Symbol für Gesundheit, Jugend und Kraft; deshalb wurden Sklaven und Gefangenen oft die Haare geschoren. Haare waren schon immer ein wichtiges Schmuckelement, und es gab die unterschiedlichsten Möglichkeiten, sie zu verschönern. Doch Haare sind auch »Antennen« zur Außenwelt. Seelische Ursachen wie Verluste, Verletzungen, Demütigungen, Ängste und Überlastungsgefühle drücken sich in ihnen aus und können Haarausfall mit sich bringen – nicht zuletzt, weil unter Stress und Belastungen mehr Säuren produziert werden. Die großen Regulierungsmechanismen des Körpers – Blutkreislauf, Hormone und Nervensystem – sind auch für den Zustand der Haare verantwortlich. Der Blutkreislauf nährt die Haarwurzeln, Hormone steuern das Haarwachstum und die Aktivität der Talgdrüsen, das Nervensystem ist über Nervenenden mit jeder Haarwurzel verbunden. Alle drei Systeme werden stark von unserer seelischen Verfassung beeinflusst. Ein schlechter Zustand der Haare oder Haarausfall ist immer ein Zeichen für ein Ungleichgewicht im Körper-Seele-Geist-System. Geht es uns wieder gut, erholen sich meist auch Haare, Haut und Nägel. Wenn Sie wissen wollen, wie es Ihnen – von vorübergehenden Stimmungen einmal abgesehen – wirklich geht, dann betrachten Sie den Zustand Ihres Körpers. Seien Sie offen und ruhig dabei, das ist die beste Voraussetzung, um Ihr körperliches Befinden klar zu sehen und Ursachen möglicher Störungen auf die Spur zu kommen. Prüfen Sie dann Ihre Lebensweise. Sind Ihre Ergebnisse gut? Sind Sie mit Haut, Haar, Körperspannkraft und Gesichtsausdruck zufrieden? Möchten Sie vielleicht eine Bestandsaufnahme davon machen, was Ihnen an Ihrem Lebenskonzept so besonders guttut? Andernfalls werden Sie das Bedürfnis nach Veränderung spüren. Dieses Buch soll Sie dabei unterstützen.
Der Aufbau des Haares
Das menschliche Haar besteht aus dem Haarschaft, der Haarwurzel und der Haarzwiebel.
Um die Gesundheit der Haare festzustellen, ist es wichtig zu wissen, dass 80 bis 90 Prozent jedes einzelnen Haares aus einem Eiweiß namens Keratin bestehen. Während der Wachstumsphase werden verhornte Eiweißfäden gebildet, die wir als Haare kennen. Wenn Eiweiß fehlt, kann sich nicht genügend Haarsubstanz aufbauen, die Haare werden spröde, wachsen schlecht und brechen. Unsere Haare sind ein Bereich unseres Körpers, der uns deutlich macht, wie wichtig Eiweiße (Proteine) für uns sind. Eine eiweißreduzierte Kost kann sich negativ auf den Haarwuchs auswirken. Auch die Art des Eiweißes, das wir aufnehmen, spielt eine Rolle. Nicht alle Aminosäuren, die wir für den Aufbau von Eiweißen brauchen, sind gleich wichtig. Dazu mehr im Kapitel »Haarausfall durch Vitalstoffmangel«, in dem es auch um Aminosäuren geht. Keratin baut die Haarstruktur auf, deshalb wird es als Strukturprotein bezeichnet und in vielen Haarpflegeprodukten verwendet. Die äußere Maßnahme kann aber immer nur ein Versuch sein, etwas zu kitten. Entscheidend ist, das Haar von innen heraus mit Eiweiß aufzubauen.
Jedes einzelne Haar besitzt seinen eigenen Haarwurzelkanal, in dem es aus Keratin und anderen Eiweißsubstanzen gebildet und anschließend aus der Haut herausgeschoben wird. Das schließlich sichtbare Haar wird als Haarschaft bezeichnet und bildet nur einen von vielen Teilen in dem komplexen Zusammenspiel von Zellstrukturen, aus denen unsere Haare bestehen. Unsichtbar in der Haut befinden sich die Haarwurzeln. Sie werden von einer Hülle, den Haarfollikeln, umgeben.
Das sichtbare Haar: der Haarschaft. Er besteht aus drei Schichten, die jeweils unterschiedliche Aufgaben haben. Die innerste Schicht heißt Medulla (das Haarmark). Sie besteht nur zum Teil aus Keratin. Die mittlere Schicht ist der Cortex (die Haarrinde). Der Cortex ist eine Schicht verhornter Faserzellen (Keratinfasern). Er stellt den größten Teil des Haares dar. Der genaue Aufbau ist jedoch von Mensch zu Mensch unterschiedlich und bestimmt, wie stark, reißfest und gleichzeitig elastisch das Haar ist. Im Cortex befinden sich die Farbpigmente. Die Beschaffenheit des Cortex bestimmt daher die Qualität, Farbe und Gesundheit des Haares. Die äußere Schicht heißt Cuticula (Schuppenschicht). Sie liegt wie bei einem Tannenzapfen angeordnet um den Cortex herum. Die Cuticula besteht aus mehreren Lagen, ist aber sehr dünn und durchsichtig, sodass die Farbpigmente hindurchschimmern. Liegt die Schuppenschicht glatt an, so ist das Haar gesund und glänzt. Bei sprödem und splissigem Haar ist die Schuppenschicht aufgeraut und kann das Licht nicht reflektieren, wodurch das Haar trocken und glanzlos aussieht.
Versteckt in der Haut: die Haarwurzel. Dort geht es hochaktiv zu: Unablässig laufen zahlreiche Stoffwechselvorgänge in den Haarwurzeln ab. Ihre Zellen teilen sich mit enormer Geschwindigkeit, wodurch sie ständig neue Zellen für das nachwachsende Haar herstellen. Die neuen Zellen ersetzen die alten und schieben diese im Haarwurzelkanal nach oben. Unterdessen wird immer mehr Keratin gebildet. Das Haar verhornt (Keratinisierung) und bildet schließlich das auf dem Kopf sichtbare Haar. Während sich das Haar entwickelt und nach außen wächst, produzieren spezielle Zellen, die Melanozyten, den Farbstoff Melanin. Diese Farbpigmente geben dem Haar seine Farbe. Nach 2 bis 6 Jahren fällt das Haar aus.
Die Haarzwiebel: Die Haarwurzel ist am unteren Ende zu einer knollenartigen Form, der Haarzwiebel, verdickt. Im unteren Bereich der Haarzwiebel liegt die Haarpapille, in der sich feine Blutgefäße sammeln. Über diese Blutgefäße wird die Haarzwiebel mit den Nährstoffen versorgt, die gebraucht werden, damit das Haar entstehen und wachsen kann. In der Haarpapille entstehen durch Zellteilung ständig neue Zellen, die nach oben geschoben werden und als Haar die Haut verlassen. Sie wird auch Matrix genannt, weil von dort das Haarwachstum ausgeht. Die Haarwurzel mit der Haarzwiebel und der Matrix sind ausschlaggebend für das Haarwachstum und für gesundes und kräftiges Haar. Deshalb gilt: Solange die Haarwurzeln intakt sind und vielleicht nur eine Stärkung brauchen, besteht immer Aussicht auf Erfolg.
Die Haarfollikel: Die Haarwurzeln sind umgeben von den Haarfollikeln, die sie in der Haut verankern. Sie werden auch als Haarbalg bezeichnet. Ebenso wie die sichtbaren Haare bestehen auch die Haarfollikel aus drei Schichten. In den Haarfollikeln befinden sich Drüsen, die Talg und Substanzen wie Duftstoffe produzieren und abgeben. An jedem Haarfollikel befindet sich ein winziger Muskel. Er ist durchzogen von Blutgefäßen und feinen Nervenfasern, die so empfindlich sind, dass sie auf jede noch so kleine Berührung oder einen Lufthauch reagieren. Diese Muskeln können die Haare aufstellen und sorgen bei Kälte für eine Gänsehaut.
Talgdrüsen: Jedes Haar besitzt Talgdrüsen, die das Haar geschmeidig halten und die Kopfhaut schützen.
Ihr Haar in Zahlen
Kopfhaare werden im Schnitt...