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E-Book

Hashimoto ganzheitlich behandeln

... und wieder in Balance kommen

AutorDr. Nicole Schaenzler, Markus Breitenberger
VerlagGRÄFE UND UNZER
Erscheinungsjahr2018
ReiheGU Ratgeber Gesundheit 
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783833865824
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Das ganzheitliche Hashimoto-Therapieprogramm Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der sich Antikörper gegen das körpereigene Schilddrüsengewebe richten und es allmählich zerstören. Mit der Zeit werden immer weniger Schilddrüsenhormone gebildet, sodass schließlich eine manifeste Schilddrüsenunterfunktion mit all ihren belastenden Symptomen - z. B. Müdigkeit, Unkonzentriertheit, Gewichtszunahme, trockene Haut, Schwindel etc. - entsteht. Die Schulmedizin behandelt die Symptome medikamentös (Schilddrüsenhormone), was die Patienten aber nicht immer beschwerdefrei werden lässt. Demgegenüber bedeutet 'ganzheitlich', dass die Behandlung mehrgleisig erfolgen muss. Oft helfen - ergänzend zur medikamentösen Behandlung - z. B. eine Darmsanierung, eine Entgiftungskur, die gezielte Aufnahme von Mikronährstoffen (z. B. Selen, Vitamin D, Zink), Entspannungstechniken oder auch eine Ernährungsumstellung, damit die Schilddrüse in ihrer Funktion unterstützt wird und sich das Allgemeinbefinden deutlich bessert.

Dr. Nicole Schaenzler ist promovierte Philologin und seit über 25 Jahren als Medizinjournalistin tätig. Als Fachautorin hat sie zahlreiche Bücher zu medizinischen und naturheilkundlichen Themen geschrieben. Bei GU sind von ihr unter anderem die Ratgeber »Laborwerte«, »Risiko Bauchfett« und »Superorgan Mikrobiom« erschienen. Seit über 20 Jahren ist sie zudem Herausgeberin des Gesundheitsmagazins TOPFIT in München.

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Leseprobe

HASHIMOTO-THYREOIDITIS AUS GANZHEITLICHER SICHT


SIE IST KLEIN, ABER UNENTBEHRLICH: DIE SCHILDDRÜSE. IHRE HORMONE BEEINFLUSSEN NICHT NUR ORGANISCHE VORGÄNGE WIE KREISLAUF, VERDAUUNG ODER WACHSTUM, SONDERN SIE HABEN AUCH EINEN ERHEBLICHEN EINFLUSS AUF UNSER SEELISCHES GLEICHGEWICHT.

HASHIMOTO-THYREOIDITIS – EINE AUTOIMMUNERKRANKUNG


Es ist jetzt etwas mehr als ein Jahrhundert her, dass der Begründer der Infektionslehre, Paul Ehrlich (1854–1915), zu der Überzeugung gelangte, es gehöre zur Natur eines jeden Organismus, gegen Selbstzerstörungsmechanismen gefeit zu sein. Heute müssen wir feststellen: Hier hat sich der geniale Forscher und Nobelpreisträger wohl geirrt. Mittlerweile kennen die Mediziner etwa 80 Autoimmunerkrankungen, bei denen der Körper durch eine fehlgeleitete Reaktion seines Abwehrsystems sich selbst attackiert. Was genau zu diesem fatalen Irrtum führt, ist nach wie vor unklar. Fest steht jedoch: Autoimmunkrankheiten bilden nach Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen inzwischen die dritthäufigste Erkrankungsgruppe; insgesamt sind schätzungsweise mehr als fünf Prozent der Menschen in den westlichen Industriestaaten betroffen.

Kleines Organ, große Wirkung


Zur Zielscheibe eines auf Abwege geratenen Immunsystems kann auch die Schilddrüse werden. Heute sind zwei autoimmun bedingte Erkrankungen bekannt, bei denen das Schilddrüsengewebe – wenn auch auf unterschiedliche Weise – attackiert wird: die Basedow-Krankheit siehe Kasten > und die Hashimoto-Thyreoiditis (auch als Autoimmunthyreoiditis beziehungsweise chronische lymphozytäre Thyreoiditis bezeichnet). Die Hashimoto-Thyreoiditis ist nach dem Japaner Dr. Hakaru Hashimoto (1881–1934) benannt, der die Erkrankung 1912 als Erster beschrieb. Ihr Aggressionspotenzial ist gewaltig: Im Extremfall kann die Schilddrüse so stark schrumpfen, dass sie kaum mehr vorhanden ist (atrophe Form, Ord-Thyreoiditis). Oder aber die Schilddrüse vergrößert sich allmählich zu einem Kropf (Struma) – diese sogenannte hypertrophe Form ist hierzulande jedoch selten.

Diffuses Krankheitsbild

Allerdings: Viele Menschen wissen lange Zeit nicht, dass sie betroffen sind. Denn eine Hashimoto-Thyreoiditis entwickelt sich meist schleichend und ist lange Zeit kaum wahrnehmbar. Erschwert wird eine frühzeitige Diagnose dadurch, dass zu Beginn oft Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion siehe > im Vordergrund stehen.

INFO

BASEDOW-KRANKHEIT

Die Basedow-Krankheit (benannt nach dem deutschen Arzt Karl Adolph von Basedow, 1799–1854) ist eine autoimmunbedingte Schilddrüsenerkrankung – und die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion: (Auto-)Antikörper veranlassen die auf den Schilddrüsenzellen liegenden Rezeptoren für TSH siehe > dazu, deutlich mehr Hormone zu produzieren als eigentlich notwendig. Dadurch kommt es zu Beschwerden wie Gewichtsverlust, Unruhe, Zittern, Schwitzen, Schlaflosigkeit, aber auch zu einem beschleunigten Herzschlag und Herzrhythmusstörungen. Auch eine Vergrößerung der Schilddrüse ist möglich. Richten sich die Antikörper gegen das Augenhöhlengewebe, kommt es zu tränenden, hervortretenden Augen und Augenbewegungsstörungen. Mitunter treten Schwellungen an Schienbeinen oder Händen auf. Die Krankheit ist unberechenbar: Von Spontanheilungen bis hin zu schweren Verläufen ist alles möglich. Zur Behandlung setzt die Schulmedizin auf Medikamente zur Drosselung der Schilddrüsenhormonproduktion.

Am Ende kann jedoch der große Zelltod stehen. Dann ist das Schilddrüsengewebe weitgehend zerstört, und die Schilddrüse versagt dem Körper zunehmend ihren Dienst. Doch auch dann sind die Symptome oft so unspezifisch, dass es Wochen oder sogar Monate dauern kann, bis die Betroffenen die Gewissheit haben: Die Müdigkeit und Abgeschlagenheit, die Stimmungstiefs und Kälteempfindlichkeit sind Folgen einer Hashimoto-Thyreoiditis.

Energiezentrale Schilddrüse

Doch wie hängt dieses diffuse Beschwerdebild, zu dem sich, wie noch zu zeigen sein wird, viele weitere Symptome gesellen können, mit dem kleinen Organ in unserem Hals zusammen?

Die Schilddrüse ist zwar nur so groß wie eine Walnuss und mit ihren etwa 18 Gramm (Frauen) bis 25 Gramm (Männer) deutlich leichter als die meisten anderen Organe. Dennoch ist sie eine der wichtigsten hormonproduzierenden Drüsen im Körper: Wir werden sowohl körperlich als auch psychisch völlig aus dem Takt gebracht, wenn die Schilddrüse ihren vielfältigen Aufgaben nicht ordnungsgemäß nachkommt.

ENDOKRINE DRÜSEN IN ENGER NACHBARSCHAFT

Ihren Namen verdankt die Schilddrüse ihrer Position: Im Hals, knapp unterhalb des Kehlkopfs, liegt sie wie ein schützender Schild vor der Luftröhre. Die Bindegewebskapsel, die die Schilddrüse umgibt, ist zweischichtig: Mit der inneren Kapsel ist die Schilddrüse fest verwachsen, über die äußere Kapsel ist sie mit der Luftröhre, der (äußeren) Kehlkopfmuskulatur sowie mit den umgebenden Blut- und Nervengefäßen verbunden. Zwischen Schilddrüse und Luftröhre liegen die vier linsengroßen Nebenschilddrüsen. Auch sie gehören – wie die Schilddrüse – zu den endokrinen Drüsen, die ihre Hormone (Parathormon) über das Drüsengewebe direkt an die angrenzenden Blutgefäße abgeben.

Wie ein Schmetterling

Dass die Schilddrüse auch als »Schmetterlingsorgan« bezeichnet wird, liegt an ihren beiden fast gleich großen Flügellappen (Lobus sinister und Lobus dexter), die durch eine kleine Brücke (Isthmus) miteinander verbunden sind und dadurch aussehen wie ein Schmetterling. Bei manchen Menschen wird die anmutige Schmetterlingssilhouette jedoch ein wenig durch einen weiteren, pyramidenartigen Lappen (Lobus pyramidalis) getrübt, der vom Isthmus aus spitz nach oben zieht – ein funktionsloses Überbleibsel aus der Embryonalentwicklung.

Die beiden Seitenlappen der Schilddrüse bestehen aus kleinen Drüsenläppchen (Lobuli), die sich in winzige Bläschen (Follikel) aufteilen. In den Wänden der Follikel befinden sich die Follikelepithelzellen (Thyreozyten), die die Schilddrsenhormone bilden. Die Follikelhöhle ist der Ort, wo die Schilddrüsenhormone gespeichert werden. Zwischen und unter den Follikelzellen der Schilddrüse befinden sich die C-Zellen, die das Hormon Calcitonin bilden, das für den Kalziumstoffwechsel von Bedeutung ist.

Schilddrüse

Nebenschilddrüsen an der Rückseite der Schilddrüse (Bildung des Parathormons)

Schilddrüsenlappen

Kehlkopf

Brücke (Isthmus)

Luftröhre

Läppchenbezirke

Follikel (winzige Bläschen mit Hohlraum)

Follikelepithelzellen (Thyreozyten) (Hormonbildung T4/T3)

Follikelhöhle (Speicherort der Schilddrüsenhormone)

C-Zellen (Bildung des Hormons Calcitonin)

UNZÄHLIGE LÄPPCHEN

Die Schilddrüsenlappen bestehen aus unzähligen kleinen Drüsenläppchen (Lobuli), die sich wiederum in winzige Bläschen (Follikel) aufteilen. Genau hier, in den Wänden der Follikel, sitzen die Follikelepithelzellen (Thyreozyten), die die Schilddrüsenhormone bilden. Diese werden dann in der Follikelhöhle gespeichert, wo sie in inaktiver Form als Kolloid (Thyreoglobulin) vorliegen; von dort werden sie bei Bedarf sofort ins Blut abgegeben.

Zwischen und unter den Follikelzellen der Schilddrüse befinden sich die sogenannten C-Zellen (das C steht für Calcitonin). Sie haben die Aufgabe, das Hormon Calcitonin zu bilden. Zusammen mit seinem Gegenspieler, dem Parathormon aus den Nebenschilddrüsen, reguliert Calcitonin unter anderem den Kalziumspiegel im Blut.

KOMPLEXER REGELMECHANISMUS

Wenn von »Schilddrüsenhormonen« die Rede ist, haben die Therapeuten jedoch in erster Linie die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) im Blick. Tagtäglich stellt die Schilddrüse 95 bis 110 Mikrogramm T4 und 10 bis 25 Mikrogramm T3 her – den Befehl dafür erhält sie vom Gehirn. Dahinter verbirgt sich ein ausgeklügelter Regelkreislauf, der vom Hypothalamus (einem Teil des Zwischenhirns) und von der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) gesteuert wird. Ausgangspunkt ist der Hypothalamus, der bei einem Mangel an Schilddrüsenhormonen im Blut das Hormon TRH (Thyreotropin Releasing Hormone) freisetzt und zur Hypophyse weiterleitet. Hier regt das TRH im Hypophysen-Vorderlappen die Bildung des Hormons TSH (Thyreotropin) an. Steigt der TSH-Spiegel, produziert die Schilddrüse als Antwort T4 und T3. Die Hormonkonzentration im Blut nimmt zu – und das Gehirn drosselt die Produktion von TSH und TRH wieder.

Hypothalamus, Hypophyse und Schilddrüse kommunizieren praktisch ständig miteinander – und halten den Hormonspiegel im Körper so auf einem konstanten Niveau.

AUS VIER WERDEN DREI

Der Aufbau von T3 und T4 erklärt, weshalb es so wichtig ist, dass wir jeden Tag genug jodhaltige Lebensmittel essen. Denn Jod ist – neben der Aminosäure Tyrosin – der zweite essenzielle Bestandteil der Schilddrüsenhormone: T3 besteht aus drei Jodatomen, T4 aus vier Jodatomen. T4 gibt die Schilddrüse in einer sehr viel größeren Menge als T3 ab (10 : 1). Dennoch ist T3 das deutlich stoffwechselwirksamere Hormon, T4 dient dem Körper mit seiner Halbwertzeit von etwa sieben Tagen primär als Reserve. Denn T4 kann jederzeit in T3 umgewandelt werden. Hierfür spalten Enzyme (Dejodasen) einfach ein Jodatom ab. Die Dejodierung (oder auch Konversion) erfolgt vor allem in der Leber (60 Prozent), im Darm (20 Prozent) und in den Nieren (20 Prozent). Aber auch T3 hat eine Reservefunktion, nämlich dann,...

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