GOLD – EIN STÜCK EWIGKEIT BERÜHREN
DIE GEBURT DES GOLDES – EIN KOSMISCHES EREIGNIS
Die schweren Elemente unseres Körpers (wie zum Beispiel Gold und Silber) sind nicht auf unserer Erde entstanden. Unsere Sonne ist physikalisch gesehen nicht heiß genug, um Elemente, die schwerer sind als Eisen, zu »brennen«. Die Schlussfolgerung der Physiker ist unausweichlich: alle schweren Elemente unseres Körpers, die auch notwendig sind für die Entstehung von DNS und Proteinmolekülen, kommen aus einer explodierenden Supernova. Wir sind sozusagen Kinder der Sterne.
Michio Kaku, Quantenphysiker
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, woher das leuchtende Metall stammt, das die Menschheit seit Urzeiten fasziniert? Wie wurde es gebildet und welche Geschichte erzählt es uns?
Gold wird fast überall auf unserem Planeten gefunden: in der Erde, im Gestein, in Flüssen, im Meer. Seit Jahrtausenden weckte es ebenso die Begehrlichkeit wie die Spiritualität der Menschen und es wurde auf der ganzen Welt verehrt. Seine einzigartige, goldene Farbe erinnerte an die Sonne, so wie die Farbe des Silbers an den Mond erinnert. Die Verehrung von Sonne und Mond zählen zu den ältesten und mächtigsten Kultformen, die wir kennen.
Gold ist nicht auf der Erde entstanden, es kommt aus den kosmischen Weiten. Die Entstehungsgeschichte des faszinierendsten Metalls ist ebenso spektakulär wie das Metall selbst. Hochenergetische Ereignisse in den Tiefen des Weltraums bringen es hervor, schleudern es hinaus, und die Erde ist Nutznießer eines Goldregens, der auf sie herniederging und – geht.
Ein solches Ereignis fand im Juni 2013 statt. Am 3. Juni beobachteten Astronomen einen kurzen Gammastrahlenblitz. Er dauerte weniger als zwei Zehntel einer Sekunde und wurde mit größter Wahrscheinlichkeit durch den Zusammenstoß zweier Neutronensterne ausgelöst. Durch dieses extrem energiereiche Ereignis entstanden schwere Elemente, die sich nur während einer kosmischen Katastrophe bilden können, darunter auch Gold. Die Forschungsergebnisse waren verblüffend: Das gesamte Gold im Weltall und damit auch auf der Erde könnte in solchen Kollisionen entstanden sein. Die Wucht des Ereignisses schleuderte das Gold ins All hinaus. Und wie kam das Gold zur Erde? Eine Hypothese lautet, dass es von einem Schwall von Meteoriten mitgebracht wurde, der vor knapp vier Milliarden Jahren auf die Erde niederging,
Neutronensterne sind faszinierende und höchst ungewöhnliche kosmische Objekte. Sie sind der Kern, der von ausgebrannten, sterbenden Sternen nach einer Supernova-Explosion übrig bleibt. Am Ende ihrer Lebenszeit leuchten extrem massereiche Sterne noch einmal hell auf, mit einer Leuchtkraft, die auf das Milliardenfache der ursprünglichen anwachsen kann. Astronomen früherer Zeit nahmen an, dass bei dem ungewöhnlich grellen Blitz ein neuer Stern entstanden sei, daher das Wort nova in der Bezeichnung, das »neu« und auch »neuer Stern« bedeutet. Wegen ihrer extrem hohen Dichte, Temperatur und der Stärke ihres Magnetfeldes stellen Supernovae Superlative im Kosmos dar – eine höchst ungewöhnliche Entstehungsquelle für ein Metall von geradezu überirdischer Schönheit.
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Noch Tage nach dem Gammastrahlenblitz war ein ungewöhnliches Leuchten am Himmel zu beobachten. Ein einzigartiger Glanz umgab die Stelle, an der der Zusammenstoß stattgefunden hatte. »Wir schätzen, dass die Menge an Gold, die bei der Fusion entstand und hinausgeschleudert wurde, etwa der zehnfachen Masse des Mondes entspricht«, erklärte Edo Berger, der Leiter des Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics. »Das ist ganz schön viel Klunker.« Und weiter: »Um Carl Sagan zu zitieren: Wir sind alle aus Sternenstaub gemacht, und unser Schmuck ist Stoff aus kollidierenden Sternen.«
Eine andere Möglichkeit, wie die beiden Edelmetalle gebildet werden, ist die Supernova-Explosion selbst. Im September 2012 publizierten europäische und japanische Forscher die Ergebnisse ihrer Forschungen zur Entstehung von schweren Metallen während einer Supernova-Explosion im Journal Astronomy & Astrophysics. Sie fanden heraus, dass die Elemente, die ein Stern hervorbringen kann, im Wesentlichen von seiner Masse abhängen. In besonders massereichen Sternen können im Supernova-Stadium auch die Schwermetalle Gold und Silber entstehen. Die Bedingungen, die für die Entstehung jedes der beiden Metalle erfüllt sein müssen, unterscheiden sich jedoch und müssen noch genauer erforscht werden. (http://www.aanda.org/articles/aa/abs/2012/09/aa18643-11/aa18643-11.html)
Es wird spannend und aufschlussreich sein, mehr über die Unterschiede bei der Entstehung von Gold und Silber herauszufinden, denn es ist davon auszugehen, dass sie ein Spiegel der unterschiedlichen Beschaffenheit der beiden Edelmetalle sind.
GOLDVORKOMMEN AUF DER ERDE
Ein Sturmwind kam von Norden, eine große Wolke mit flackerndem Feuer, umgeben von einem hellen Schein. Aus dem Feuer strahlte es wie glänzendes Gold.
(Hes 1, 4)
Gold ist selten auf der Erde, denn es ist auch selten im Universum. Würde man alles (uns bisher bekannte) Gold der Welt in einem Würfel zusammenpacken, hätte er gemäß der Schätzung von Experten die Kantenlänge von 20 x 20 x 20 Metern – nicht gerade besonders groß. Diese Menge an Gold ist über die gesamte Erde ungleichmäßig verteilt. Kleinere und mittlere Goldmengen wurden bisher an etwa 20 000 Orten gefunden. Der Abbau gestaltet sich schwierig, die Ausbeute ist meist nicht sehr groß. Beim Goldbergbau muss das Gold aus dem Gestein herausgelöst werden, eine nach wie vor aufwendige und teure Aufgabe, für die zahlreiche Verfahren entwickelt wurden, um den Abbau effektiver zu gestalten. Da Gold begehrt ist, lohnt sich der Abbau allerdings sogar dann, wenn im Durchschnitt aus einer Tonne Gestein nur ein Gramm Gold gefördert werden kann. Gold kommt zum einen in reiner (»gediegener«) Form vor, wie auch in Verbindung mit anderen Metallen wie Kupfer, Nickel, Erz, Silber und mit Elementen der Platingruppe wie Platin, Palladium, Wolfram, aus denen Gold mithilfe verschiedener Verfahren herausgefiltert wird. Die Menge an Gold in solchen Golderzen ist gering und man muss lange nach Spuren von ihm suchen. Oft entdeckt nur das geübte Auge kleine, glänzende Punkte aus Gold.
Während die meisten Experten vor einer Reihe von Jahren annahmen, dass die Goldvorräte wegen der hohen Fördermengen bald erschöpft sein würden, geht man heute davon aus, dass es noch große, unentdeckte Goldvorkommen gibt. Das größte bekannte Goldvorkommen befindet sich in Südafrika. Dort liegt auch eines der tiefsten Goldbergwerke, in dem in 4000 Metern Tiefe nach Gold gesucht wird. Große Goldvorkommen finden sich auch in den USA, Australien, Kanada, Russland, Peru und China. Europäische Fundstätten sind in der Regel wenig ergiebig. Die größten europäischen Vorkommen liegen in Rumänien, Bulgarien und Schweden, kleinere Mengen auch in Deutschland und Österreich. Im August 2007 machten zwei Schwedinnen einen spektakulären Fund: 500 Kilometer nördlich von Stockholm entdeckten sie Gestein mit dem ungewöhnlich hohen Anteil von 23,3 Gramm Gold pro Tonne. Dass die beiden Freundinnen den so entdeckten Schatz für sich selbst nutzen konnten, verdankten sie allerdings der Tatsache, dass sie schon länger nach Gold gesucht und eine Lizenz erworben hatten. 1
Etwa 40 Prozent des heute geförderten Goldes kommen aus den USA, Südafrika und Australien, etwa zwei Drittel der bekannten Goldvorräte wurden bisher abgebaut. Jährlich werden insgesamt etwa 2600 Tonnen Gold gefördert. Der Abbau wird immer schwieriger, da die Vorräte in größeren Tiefen liegen.
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Berggold ist die primäre Lagerstätte des Goldes – dort wird am meisten gefunden, Flüsse sind die sekundäre Lagerstätte. Zahlreiche Flüsse führen Spuren von Gold mit sich, das vorher in Gestein eingelagert war und durch Verwitterung ausgeschwemmt wurde. Dieses Flussgold befindet sich dann im Sand oder Kies des Flusses und wird als Waschgold oder Seifengold bezeichnet. Am Hoch- und Oberrhein werden vor allem dünne Goldplättchen gefunden, die Goldflitter genannt werden. Vom Gold in Flüssen ist das Rheingold das wohl bekannteste. Seine mythologischen Bezüge in der Nibelungensage, die Richard Wagner in Der Ring des Nibelungen, seinem »Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend«, musikgewaltig umsetzte, machten das Rheingold, den Vorabend des vierteiligen Opernwerks, weltberühmt.
Im Meer lagern im Vergleich zu anderen Vorkommen riesige Mengen Gold. Ein besonders großes Goldvorkommen wurde im Winter 2011 entdeckt, als das Forschungsschiff Poseidon auf dem Roten Meer unterwegs war. In einem Gebiet, das »Atlantis II Tief« genannt wird, entdeckten die Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften in etwa zwei Kilometern Tiefe Erzschlamm, der pro Tonne ein halbes Gramm Gold enthalten soll. Das gesamte Goldvorkommen wird auf 50 Tonnen geschätzt. Hinzu kommen noch andere Bodenschätze wie Silber, Kupfer und Zink. Der Abbau wäre jedoch extrem aufwendig und kostenintensiv und wird daher kaum möglich sein. Bisher wurde keine effiziente Methode gefunden, mit der Gold aus dem Meer gefördert werden kann, und auch ökologische Überlegungen erschweren einen Abbau.
SELBST GOLD FINDEN: GOLDWASCHEN AM RHEIN
In der Ruhe des frühen Morgen verirrt sich selten ein Angler an den Fluss. Träge steigen...