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E-Book

Heilung geschieht von selbst

Ein Mediziner entschlüsselt den geheimen Gesundheitscode unseres Körpers

AutorDr. Wayne Jonas
VerlagVerlagsgruppe Droemer Knaur
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl368 Seiten
ISBN9783426453841
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
'Dr. Wayne Jonas ist ein Pionier und weltweit geachteter Wegbereiter der komplementären und ganzheitlichen Medizin. Dieses Buch zeigt, wie eine moderne ganzheitliche Medizin dazu beitragen kann, Gesundheit zu erhalten oder wieder zu gewinnen.' Prof. Dr. Andreas Michalsen, Bestsellerautor von 'Heilen mit der Kraft der Natur' Mit Heilung geschieht von selbst legt Dr. Wayne Jonas einen revolutionären neuen Gesundheitsratgeber vor, wie wir künftig über Verletzungen, Krankheit und Wohlbefinden nachdenken werden. Der international anerkannte Arzt erklärt, wie Heilung funktioniert und was wissenschaftlich gesichert ist. Basierend darauf wagt er die These dieses Buches, dass Heilung zu 80 Prozent auf die Verbindung von Körper und Geist sowie andere natürlich vorkommende Prozesse zurückzuführen ist. Die stärkste Kraft dabei ist die Zuversicht. Jonas beschreibt anhand des Heilungsvorgangs daher, was wir selbst tun können, um unsere eigene angeborene Heilfähigkeit zu aktivieren. Seine Anregungen verändern die Art und Weise, wie wir mit medizinischer Versorgung umgehen und mehr Kontrolle über unsere Gesundheit und nachhaltiges Wohlbefinden gewinnen. Einfache Illustrationen helfen, die wissenschaftlichen Zusammenhänge und Erkenntnisse in leicht zugänglicher Weise zu verstehen. Fallbeispiele aus Dr. Jonas 40-jähriger Arztpraxis und konkrete Studien veranschaulichen weiter sein Anliegen, Menschen fundiert beim Gesundbleiben oder Gesundwerden zu unterstützen.

Dr. Wayne Jonas verfügt über 40 Jahre Erfahrung als Arzt und leitet heute das Samueli Institute, das sich auf die Erforschung von Selbstheilung und alternativer Medizin spezialisiert. Dr. Jonas ist außerdem Professor für Medizin an der Georgetown University und an der Uniformed Services University of Health Sciences.

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Leseprobe

I. HEILUNG NEU ÜBERDENKEN


Kapitel 1

Das Paradox in der Heilung


Oft heilt nicht das, was wir für heilend halten. Doch kann fast alles heilen.

Wir halten vieles für gesundheitsfördernd, was in Wahrheit gar keine solche Wirkung hat. Doch gibt es in uns selbst eine Fähigkeit zum Heilen, die, wenn sie nur auf die richtige Weise freigesetzt wird, für erstaunliche Genesung und Glück sorgen kann. Der Heilungsprozess wird in vielen Weisheitstraditionen – und heute auch von weisen Ärzten – verstanden und genutzt, zugleich aber durch die Detailbesessenheit der modernen Medizin und durch Technologien, Techniken und Medikamente unterdrückt. Viele der Technologien sind zwar extrem wertvoll, doch die Hyperfokussierung auf sie und die sie antreibenden ökonomischen Interessen haben die Essenz dessen, was die Medizin eigentlich ausmacht, weitgehend verdrängt: wie man nämlich Menschen zu Heilung, Ganzsein und Wohlbefinden führt.

Schauen wir doch einmal etwas genauer hin.

Hien


Wir befanden uns tief im Dschungel, und mein bester Freund Hien war verletzt. Ich hatte Angst. Wie konnten wir ihn hier herausbekommen? Obwohl wir kaum ein Wort in der Sprache des anderen sprachen – er sprach Vietnamesisch, ich Englisch –, war Verständigung zwischen uns kein Problem. Wie würde er nach Hause kommen? Würde er hier draußen sterben? Schließlich war Krieg, oder? Hiens Fußgelenk war deutlich geschwollen, unter der Haut hatte sich viel Blut angesammelt. Er konnte kaum stehen, geschweige denn damit gehen. Vielleicht konnte ich aus dem Dschungel herausrennen, meinen Vater finden und ihn dazu bewegen, einen der amerikanischen Militärhubschrauber herbeizurufen. Ich versuchte Hiens Vater, dem Leiter von uns Pfadfindern, genau das zu sagen, aber der schien unbekümmert. Wir würden heute Nacht hier lagern, sagte er auf Vietnamesisch, und am nächsten Morgen weiterwandern. Dann wandte er sich mir zu und sagte in gebrochenem Englisch: »Hien okay, Wen. Keine Sorge.« Aber ich verstand nicht, wie Hien okay sein sollte.

Wir waren beide neun Jahre alt, und ich war sein einziger amerikanischer Freund. Kein Wunder, denn Anfang 1964 war ich der einzige amerikanische Junge in diesem Alter, der in Nha Trang, Vietnam, lebte. Mein Vater war Seelsorger beim Militär und für die seelischen Bedürfnisse der männlichen und weiblichen Mitglieder der amerikanischen, in Vietnam stationierten Armee zuständig. Damals war Amerika noch nicht aktiver Kriegsteilnehmer, und Militärberater konnten ihre Familien mitbringen. Mein Vater wollte, dass wir nachkamen. Also packte meine Mutter, mit vier Kindern von zwei bis zwölf im Schlepptau, unsere Sachen, und wir zogen nach Nha Trang, eine schöne Küstenstadt in Vietnam. Wir lebten nicht weit vom Strand in einer französischen Villa mit vier Schlafzimmern, einem 2000 Quadratmeter großen Grundstück samt beißenden roten Ameisen, großen Geckos, die man oft auch im Haus antraf, und im Hof herumlaufenden Schweinen. Draußen war es heiß. Meine Mutter hatte mit ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten und meinen beiden kleinen Geschwistern zu tun, mein älterer Bruder war im Internat. Ich konnte frei durch die Stadt stromern. »Sei zurück, bevor es dunkel wird«, lautete die Anweisung meiner Mutter. Glaube und Vertrauen schienen Grundzüge beider Eltern zu sein. Mit dem Fahrrad konnte ich beliebig die Stadt erkunden. Mein Vater verbrachte während der Woche die meiste Zeit in weit abgelegenen Außenposten und hielt dort Gottesdienste für die Soldaten ab, an den Wochenenden kam er nach Hause, um hier seinen kirchlichen Pflichten nachzukommen, Leute im Krankenhaus zu besuchen und am Militärstützpunkt Gottesdienste zu halten.

Ich lernte Hien an der vietnamesischen, von französischen Missionaren geleiteten Schule kennen, die wir morgens besuchten. Freunde wurden wir beim Murmelspiel. Er konnte großartig weit werfen, ich gut nah zielen, als Mannschaft waren wir zwei kaum zu schlagen. Wir gewannen einen Haufen Sammelkarten, die Murmelspielwährung der Schulkinder. Nach der vietnamesischen Schule fuhr ich mit dem Rad durch die Stadt zur privaten Nachhilfe, um den Anschluss an die amerikanische Schule daheim nicht zu verlieren. Eines Tages sah ich auf meinem Weg Hien mit seiner Urgroßmutter vor einem Gebäude. Sie war offensichtlich krank, da sie von ihrer Familie hineingetragen wurde. Neugierig stellte ich das Rad auf der Hinterseite des Gebäudes ab und kletterte auf ein Steinmäuerchen, um einen Blick hineinwerfen zu können. Es war ein vietnamesisches Krankenhaus mit traditionellem Personal und einem Haufen Kranker, von denen viele draußen im Hof lagen.

Dieses traditionelle vietnamesische Krankenhaus faszinierte mich. Es war so ganz anders als das amerikanische Militärkrankenhaus einige Kilometer weiter, mit seinen sauberen Laken, den Infusionsständern und elektronischen Monitoren. Im amerikanischen Krankenhaus befassten sich Schwestern, Pfleger und Ärzte in weißen Kitteln mit den Patienten, samstags kamen Geistliche zu Besuch, und ein paar Ehrenamtliche – wie meine Mutter – öffneten die Post und gaben Rückenmassagen. Ansonsten blieben die Patienten sich selbst überlassen. Im vietnamesischen Krankenhaus dagegen wurden die meisten Patienten von ihren Familien umsorgt. Die Familien brachten das Essen, wuschen ihre kranken Angehörigen und verabreichten ihnen Kräutermedizin, machten ihnen warme und kalte Umschläge oder gaben ihnen sonstige Behandlungen. Die Patienten waren die ganze Zeit von Menschen umgeben. Die traditionellen Ärzte verwendeten vor allem Akupunktur und Kräuter, sie schröpften und machten Moxa-Therapie, eine seltsame Behandlung, bei der ein bestimmtes Kraut zum Verglimmen gebracht und nah an spezielle Akupunkturpunkte gehalten wird, damit diese sich erhitzen und stimuliert werden.

Der Kontrast zum amerikanischen Krankenhaus, was die Ressourcen, aber vor allem die Methoden betraf, war erstaunlich. Ich verbrachte Stunden dort auf dem Mäuerchen, beobachtete, wie die Leute kamen und gingen, und fragte mich, welche Krankheiten sie hatten und was die Ärzte und Familien da machten.

Eines Tages sah ich Hien und seine Familie mit seiner Urgroßmutter. Wie viele andere Patienten, die draußen lagen, weil es drinnen im Gebäude nicht genügend Betten gab, lag Hiens Urgroßmutter auf einer Matte auf dem harten Boden, schwach, gebrechlich, fast schon an der Schwelle zum Tod. Mein Freund kümmerte sich aufopfernd um sie, indem er ihr Suppe brachte, sie Löffel für Löffel fütterte und ihr den Mund abwischte, wenn etwas danebenging. Trotz ihrer Schwäche hob sie immer wieder den Kopf, lächelte und unterhielt sich mit ihm auf Vietnamesisch. Die Ärzte kamen heraus, setzten ihr an verschiedenen Körperstellen Nadeln, verdrehten ihr die Arme und Beine auf merkwürdige Weise und legten ihr ab und an Kräuterpackungen auf Bauch oder Stirn. Immer war jemand von der Familie da, Hiens Mutter blieb jeweils am längsten, um sich um sie zu kümmern. Hiens Urgroßmutter schien glücklich zu sein und es gut zu haben. Als ich eines Tages wieder hinradelte und aufs Mäuerchen kletterte, war sie verschwunden. Später erfuhr ich, dass sie im Kreis ihrer Familie friedlich gestorben war.

 

Hien und ich traten den Pfadfindern bei, und so kam es schließlich zu dieser Rucksacktour, bei der er sich das Fußgelenk verrenkte. Für mich sah es, wie gesagt, ziemlich schlimm aus, sehr geschwollen und mit einem großen Bluterguss. Er konnte nicht auftreten, und ich nahm an, dass wir ihn am nächsten Tag aus dem Dschungel würden heraustragen müssen. Ich hatte einen kleinen Verbandkasten aus dem amerikanischen Krankenhaus dabei, für ein verrenktes Fußgelenk wären da höchstens Pflaster, elastische Binden und etwas Aspirin infrage gekommen. Hiens Vater dagegen holte an jenem Abend ein grünes Kräuterpulver hervor und vermischte es mit etwas Wasser zu einer Paste, die er auf Hiens Fußgelenk verteilte. Dazu setzte er ihm oberhalb der Verstauchung zwei Akupunkturnadeln ins Bein. Die Nadeln entfernte er nach einer Stunde, der Umschlag blieb über Nacht. Am nächsten Tag sah Hiens Gelenk fast wieder normal aus, und wir wanderten weiter. Er schien keine Schmerzen mehr zu haben.

Wie war das möglich? Mit neun Jahren wollte ich noch nicht Arzt werden, aber ich fragte mich, wie es sein konnte, dass diese beiden unterschiedlichen Heilmethoden funktionierten – die eine, traditionell vietnamesische mit ihrer wenigen Technik, dafür aber Akupunktur, Kräutern und familiärer Fürsorge – und die andere, hochtechnologische der Amerikaner mit ihren Operationen, Pharmaka und Spezialisten. Ich hatte bereits erlebt, dass die amerikanische Medizin funktionierte, nun aber hatte ich gesehen, wie ein völlig anderes System einer todkranken Urgroßmutter im Sterben Trost gespendet hatte und ein verstauchtes Fußgelenk binnen kürzester Zeit ohne Aspirin, Eisumschläge und Bandagen geheilt war. Wie konnte mithilfe so vollkommen unterschiedlicher Methoden Heilung geschehen?

Später rückte die Erinnerung an Hien und seine Urgroßmutter in weite Ferne. An der medizinischen Hochschule wurde mir beigebracht, dass Akupunkturnadeln und Kräuter ineffektiv und unwissenschaftlich seien. Moderne Methoden galten als besser – effektiver, sicherer und schneller. Ich lernte, mich auf den wissenschaftlichen »Goldstandard« zu verlassen, vor allem auf Beweise, denen placebokontrollierte Doppelblindversuche zugrunde lagen, und stürzte mich in die moderne Medizin und Wissenschaft, fest entschlossen, mich bei der Unterscheidung zwischen dem, was funktioniert und was nicht, nur auf strengstens Evidenzbasiertes zu verlassen.

Dann tauchte Norma...

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