Unsere Gelenke sind täglich im Einsatz. Wir brauchen sie und möchten, dass sie lange gesund bleiben. In diesem Kapitel erfahren Sie, wie unsere Gelenke überhaupt funktionieren, was sie benötigen, um intakt zu bleiben, was passiert, wenn dennoch eine Arthrose eintritt, und welche Formen der Arthrose es gibt.
Mehr oder weniger bewusst bewegen wir uns den ganzen Tag: Wir drehen uns, strecken uns, wir greifen, laufen, gehen oder springen – und das unzählige Male. Dass dies möglich ist, verdanken wir unseren Gelenken, den beweglichen Verbindungsstücken zwischen den Knochenenden. Sie machen es möglich, dass die Knochen sich auch gegeneinander bewegen können. Die Gelenke erfüllen drei wichtige Aufgaben:
Die Gelenke sorgen dafür, dass wir uns bewegen können. |
• Ohne Gelenke ist keine Bewegung möglich. Die Gelenkschmiere, ein Flüssigkeitsfilm, der von der inneren Gelenkschleimhaut gebildet wird, sorgt dafür, dass sie beweglich sind.
• Gelenke federn harte Bewegungen ab. Das gelingt ihnen dank des Gelenkknorpels, des „Stoßdämpfers“ in den Gelenken. Dieser glatte, elastische Überzug schützt das Gelenk und sorgt für einen reibungslosen Ablauf der Bewegung.
• Gelenke geben uns Halt. Spezielle Strukturen im Gelenk können bestimmte Bewegungen erlauben und andere verhindern. So sind unsere Gelenke gegen falsche Bewegungen geschützt.
Die Form eines Gelenks und die umgebenden Strukturen wie Muskulatur, Bänder und Kapseln bestimmen seinen Bewegungsspielraum. Grundsätzlich können Gelenke sich um eine, zwei oder drei Achsen bewegen.
Das Kugelgelenk ist das beweglichste Gelenk. Es besitzt einen kugelförmigen Gelenkkopf und dazu eine passend geformte Gelenkpfanne. Seine drei Bewegungsachsen ermöglichen Bewegungen in sechs verschiedene Richtungen. Ein Beispiel für ein Kugelgelenk ist das Hüftgelenk: Sie können Ihre Beine nach vorn und hinten sowie nach rechts und links bewegen, außerdem nach innen und außen drehen. Auch das Schultergelenk ist ein dreiachsiges Gelenk und lässt sich kreisförmig bewegen.
Das Eigelenk ist ellipsenförmig und besteht aus einem konkaven Gelenkkopf und einer konvexen Gelenkpfanne. Das Eigelenk besitzt zwei Bewegungsachsen, man kann Beuge- und Streckbewegungen und Bewegungen von einer Seite zur anderen ausführen. Ein Beispiel ist das Handgelenk: Sie können Ihre Hand beugen und strecken, nach rechts oder links bewegen und auch drehen.
Das Sattelgelenk besteht aus zwei sehr ähnlichen Gelenkflächen. Beide sehen aus wie ein Sattel, sie liegen nur versetzt aufeinander. Das Sattelgelenk besitzt zwei Gelenkachsen, ein Beispiel dafür ist das Daumengrundgelenk: Ihr Daumen ist mit einem Sattelgelenk mit der Hand verbunden, auf diese Weise können Sie mit ihm Vor- und Rückwärtsbewegungen sowie Bewegungen von einer Seite zur anderen durchführen.
Das Scharniergelenk arbeitet nur in einer Achse, es ermöglicht lediglich Bewegungen nach vorn und hinten. Ein walzenförmiger Gelenkkopf liegt in einer rinnenartigen Gelenkpfanne, wie bei einem Türscharnier. Ihr Ellenbogengelenk ist ein Scharniergelenk: Der Unterarm lässt sich nur beugen und strecken. Auch die Finger- und Zehengelenke zählen zu den Scharniergelenken.
Das Zapfengelenk bzw. Drehgelenk funktioniert ebenfalls einachsig, in diesem Fall ist nur eine Drehbewegung – Einwärts- oder Auswärtsbewegung – möglich. Eine Gelenkfläche ist geformt wie ein Zapfen, die andere ist rillenförmig. Das beste Beispiel für ein Zapfengelenk ist das Radio-Ulnar-Gelenk des Ellenbogens, das es Ihnen erlaubt, den gestreckten Arm einwärts und auswärts zu drehen.
Jedes Gelenk besteht aus den Gelenkflächen der beteiligten Knochen, aus dem Gelenkspalt und der Gelenkkapsel.
Die Gelenkflächen sind mit Knorpel überzogen. Die Gelenkkapsel ist eine bindegewebige Hülle, die das gesamte Gelenk umschließt und stabilisiert. Sie schließt das Gelenk nach außen luftdicht ab, der so entstehende Raum wird Gelenkhöhle genannt. Die Gelenkflächen werden durch einen hauchdünnen Spalt getrennt.
Dank der Gelenkkapsel ist das Gelenk gegen Druck und Stöße von außen geschützt. Zusätzlich stabilisiert die Muskulatur das Gelenk. |
Die verschiedenen Gelenkformen.
Beim Gelenkknorpel handelt es sich um ein widerstandsfähiges und gleichzeitig elastisches Material, das die Knochen überzieht und schützt. Er sitzt als millimeterdünne, extrem robuste, schützende, elastische Gleitschicht auf den beiden Knochenenden, die das Gelenk bilden. Er verhindert im Normalfall, dass die Knochen aufeinander reiben und besteht aus einem dichten Netzwerk aus Knorpelzellen und elastischen Kollagenfasern.
Die Knorpelflächen berühren sich in einem gesunden Gelenk nicht unmittelbar. Zwischen den Gelenken befindet sich ein Flüssigkeitsfilm aus Gelenkschmiere (Synovia), die den schmalen Gelenkspalt zwischen den Knorpelflächen ausfüllt. Diese Gelenkschmiere wird von der Innenhaut der Gelenkkapsel produziert, sie ermöglicht es, dass die Gelenkflächen reibungslos aufeinander gleiten und versorgt den Knorpel mit lebenswichtigen Nährstoffen.
So sieht ein gesundes Kniegelenk aus.
Da der Knorpel nicht an den Blutkreislauf angebunden ist, muss er durch die Gelenkschmiere mit Nährstoffen versorgt werden. |
Der Knorpel ist nicht an den Blutkreislauf angebunden. Deshalb muss er durch die Gelenkschmiere mit Nährstoffen versorgt werden. Man kann sich das wie eine Pumpe vorstellen: Bei jeder Bewegung gelangt sauerstoff- und nährstoffreiche Schmiere in den Gelenkspalt. Bewegt man sich nicht genug, erhält der Knorpel zu wenig Nährstoffe.
Ein gesundes Gelenk schmiert sich selbst. Dazu saugt sich der Gelenkknorpel bei Entlastung ähnlich wie ein Schwamm mit der Gelenkflüssigkeit voll. Unter Belastung wird diese Flüssigkeit wieder aus dem Gelenkknorpel herausgepresst, und zwar am stärksten dort, wo die höchste Belastung vorliegt. Bei diesem Vorgang entsteht ein Gleitfilm, der die Gelenkflüssigkeit und die Gelenkteile voneinander trennt.
Schließlich befinden sich zwischen einigen Gelenken knorpelartige Gewebe wie zum Beispiel der Meniskus im Kniegelenk oder die Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern. Sie sind wichtige Strukturen in dem Gelenk, denn sie schützen es vor Stößen, Druck oder Zug. Indem sie ihre Aufgabe als Stoßdämpfer und Druckverteiler erfüllen, bewahren sie das Gelenk vor Verschleiß.
Arthrose ist eine Gelenkerkrankung, die auf Abnutzung beruht. Das normalerweise reibungslos funktionierende Gelenk ist mehr oder weniger stark geschädigt, je nachdem in welchem Stadium sich die Krankheit befindet.
Ausgangspunkt ist eine Schädigung des Gelenkknorpels, die anfangs sehr gering und oberflächlich sein kann, sich aber ausbreitet. Der Knorpel wird immer dünner und rauher, er nutzt sich immer mehr ab. Die Knorpelflächen reiben zunehmend aufeinander, es können sich Partikel ablösen, die das Reiben noch verstärken. Das ist das erste Stadium der Krankheit.
Im zweiten Stadium ist der Knorpel deutlich geschädigt. Er ist nicht mehr glatt, die Gelenkbewegung ist bereits etwas beeinträchtigt.
Das dritte Stadium ist davon gekennzeichnet, dass im angrenzenden Knochen Umbauprozesse stattfinden, was im Röntgenbild zu sehen ist und das entscheidende Zeichen für eine Arthrose ist. Die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen nehmen zu, die betroffenen Gelenke sind nun häufiger entzündet.
Im vierten Stadium ist der Gelenkknorpel vollständig abgetragen. Es treten Veränderungen im Bereich des gelenknahen Knochens, der Gelenkschleimhaut, der Gelenkkapsel sowie der Muskulatur, die das Gelenk umgibt, auf. Wird dem nichts entgegengesetzt, kann es zur Zerstörung des gesamten Gelenkapparates kommen. Damit verbunden sind sehr starke Schmerzen, und das Gelenk kann teilweise nicht mehr bewegt werden.
In der Medizin wird Arthrose inzwischen vor allem als chronische Entzündungskrankheit angesehen. Das heißt: Entzündungen führen zu Knorpelabbau und Schmerzen. Am Anfang steht eine Schädigung des Gelenkknorpels durch eine Verletzung oder eine Infektion, auf deren Boden entwickelt sich dann bei entsprechenden Einflüssen die Gelenkzerstörung, die Arthrose.
Stoffwechsel-störungen, eine Infektion, eine Verletzung oder... |