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Im Zeichen des Regenbogens

Aus dem Leben Thomas Müntzers

AutorHans Bentzien
VerlagEDITION digital
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl149 Seiten
ISBN9783956554735
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Am 13.Juli 1524 sitzen der sächsische Herzog Johann und sein Sohn in der Kapelle des Allstedter Schlosses. Sie wollen Thomas Müntzer predigen hören, um herauszufinden, wie gefährlich er ist für sie. Thomas weiß, dass von dieser Predigt sein weiteres Schicksal abhängt. Um den Fürsten seine Gedanken klarzumachen, hat er für die Predigt einen Abschnitt aus der Bibel, aus dem Buch Daniel gewählt. Er erzählt von König Nebukadnezar, den einmal ein schwerer Traum gequält hatte. Die besten Denker seines Landes sollten den Traum deuten. Doch der König konnte ihnen nicht sagen, was ihm im Schlaf erschienen war. Nur Daniel besaß soviel Weisheit, den Wunsch des Königs zu erfüllen. Er sprach zu Nebukadnezar: »Du König, hattest einen Traum, und siehe, ein großes und hohes und hell glänzendes Bild stand vor dir, das war schrecklich anzusehen.« Plötzlich wäre ein Stein vom Himmel gefallen, erzählte Daniel weiter, und er hätte die tönernen Füße des Standbildes zerschlagen. Dieser Stein von großer Kraft wuchs und wuchs und bedeckte bald die ganze Erde. »Da wurden miteinander zermalmt Eisen, Ton, Kupfer, Silber und Gold und wurden wie Spreu auf der Sommertenne, und der Wind verwehte sie, dass man sie nirgends mehr finden konnte.« Werden die Fürsten verstehen, dass mit dem Koloss auf tönernen Füßen ihr eigenes Reich gemeint war? Das Gold bezeichnet den Adel, das Silber die reichen Patrizier und Bankiers, das Kupfer die Handwerker, das Eisen die Lohnarbeiter und der Ton die Bauern. Werden sie erkennen, wie alles kommen wird in der Zukunft? Thomas sagt es ihnen, sollen sie ihr Handeln darauf einrichten: Ergreift den Hammer und zerschlagt den Koloss, diese ungerechte Welt, in der alles auf den Schultern der Bauern ruht! Wenn ihr jedoch die euch gegebene Macht missbraucht, dann wird auch euer Reich zerschlagen. Dann wird euch das Schwert genommen und dem Volk gegeben. Als Thomas seine Predigt beendet hat, verlassen die Herren ohne ein Wort die Kapelle. Ihr Urteil steht fest. Ein knappes Jahr später, nach der Schlacht bei Frankenhausen, wird Thomas Müntzer, der Feldprediger des geschlagenen Bauernheeres, enthauptet. Sein Kopf wird aufgespießt und als Mahnung zur Schau gestellt. Hans Bentzien erzählt in dem erstmals 1990 im Kinderbuchverlag Berlin erschienenen Buch vom Leben und Sterben Thomas Müntzers, der in den armen Leuten aus Stadt und Land die Hoffnung auf ein besseres Leben erweckte und ihr Führer wurde im Großen Deutschen Bauernkrieg.

Geboren 1927 in Greifswald. Volksschule, Lehrerausbildung (LBA). Studium zum Dipl.rer.pol. in Jena und Moskau. Verschiedene kulturpolitische Funktionen. Kulturminister 1961 - 1966. Verleger. Rundfunk- und Fernsehmitarbeiter (Leitender Redakteur für Geschichtspublikationen). Zuletzt Generalintendant des Deutschen Fernsehfunks. Autor von Fernsehfilmen, Theaterstücken, Biographien (Elisabeth von Thüringen, Martin Luther, Thomas Müntzer, Friedrich II. von Preußen, Carl August von Hardenberg, Claus Schenk Graf von Stauffenberg) und Sachbüchern zu Fragen der Zeitgeschichte und der Geschichte Brandenburgs. Autobiographie. Wohnhaft in Bad Saarow. Verheiratet, drei Kinder. Er verstarb am 18. Mai 2015.

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Leseprobe
So wie in Allstedt hatten sich auch in anderen größeren Städten neue Spannungen gezeigt. Die plebejischen Schichten, die nirgends eigene Rechte hatten, begehrten auf und wandten sich gegen die regierenden bürgerlichen Räte und Zünfte. Oft standen Prediger an der Spitze der Kämpfe. Der Gedanke, dass alle Dinge allen gehören sollen, taucht jetzt häufiger auf, so in Augsburg, wo man einen Prediger, Johann Schilling, deshalb abgelöst hatte. Doch seine Anhängerschaft verriet ihn nicht, sondern forderte seine Wiedereinsetzung. Der Rat hätte gar nicht das Recht, den Priester abzusetzen. Die Gemeinde stünde weit über dem Rat und müsse über die wichtigen Dinge selbst entscheiden. Neben den Entscheidungen über Personen forderten die rechtlosen Schichten jetzt auch, über die Steuern und die Höhe der Zinsen zu befinden. Zu den Steuern rechnete man auch den Zehnten, der an die Kirche abgeliefert werden musste. Manche Gemeinden weigerten sich einfach und stellten die Abgabe ein. Nun kam es darauf an, wie die Priester sich dazu stellten. Deshalb war eine weitere Forderung in diesen Monaten, dass die Vertreter der alten Kirche zurücktreten sollten. Nur Anhänger der Reformation dürften ihnen im Amt nachfolgen. Um diese Positionen entbrannten oftmals harte Kämpfe, denn die erfahrenen Männer in den Räten wussten sehr wohl, dass ein streitbarer Prediger die unzufriedenen Massen in den Auseinandersetzungen zum Aufruhr führen konnte. Mönche und Pfaffen wurden oft bedroht. Die Losung, man solle sie alle totschlagen, die zum ersten Mal von Pfeiferhänslein aufgestellt wurde, tauchte an vielen Orten wieder auf. So viele Unruhen es auch gab, sie waren immer örtlich begrenzt, richteten sich gegen die überall anzutreffenden Ungerechtigkeiten, und meistens waren die unzufriedenen Bauern und die Armen in der Stadt schon beruhigt, wenn ein kleines Zugeständnis abgetrotzt worden war. So erfolgreich die Reformation im Allgemeinen seit 1517 verlaufen war, sie hatte bisher nicht gesiegt. Die alten Mächte waren stark. Nach der ersten Überraschung über die mutigen Schritte der Reformatoren hatten sich die Anhänger der römischen Kirche immer wieder gegen Luther zu Wort gemeldet und seine Flugschriften mit Entgegnungen beantwortet. Wenn sie auch durchweg nicht siegreich in diesen Wort- und Schriftgefechten geblieben waren, so hielten sie doch manchen zögernden, unentschlossenen Menschen davon ab, zur Reformation überzugehen. Die Fürsten trafen sich in diesem Sommer, um gegen die Ausbreitung der Reformation zu beraten und ihre Maßnahmen abzustimmen. Alle Schriften sollten zensiert, der Besuch der Wittenberger Universität verboten werden. Danach wurden die Verbreitung der Schriften Martin Luthers verboten und seine Prediger vertrieben, wenn die Gemeinden sie nicht schützen konnten. Es gab auch wieder einzelne Verbrennungen von Anhängern der Reformation. Selbst in Sachsen wurden radikale Prediger vertrieben, Karlstadt aus Orlamünde und Reinhard aus Jena. Sie gingen in südlichere Gebiete, der eine nach Rothenburg, der andere nach Nürnberg, wo man ihn aber nicht in die Stadt ließ. In diesen beiden Fällen hatte Luther sogar selbst mitgeholfen und war nach Jena und Orlamünde gefahren, um den Unwillen der Wittenberger gegen die beiden auszudrücken und die Ausweisung zu rechtfertigen.
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