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Intrapreneurship als Bestandteil der Unternehmenskultur. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Implementierung

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Implementierung

AutorMarc Sieper, Sebastian Spital
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl93 Seiten
ISBN9783638605014
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich BWL - Unternehmensführung, Management, Organisation, Note: 1,3, Bergische Universität Wuppertal (Lehrstuhl für Unternehmensgründung und Wirtschaftsentwicklung), Veranstaltung: Intrapreneurship - Unternehmertum in etablierten Unternehmen, 32 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: 'The only constant in our business is that everything is changing.' Diese Aussage von Michael Dell war zunächst einmal bezogen auf sein spezielles 'Business', kann aber gleichwohl als exemplarisch in eine Entwicklung eingeordnet werden, der sich Unternehmen bzw. die für die jeweiligen Unternehmen agierenden Menschen mit zunehmender Geschwindigkeit konfrontiert sehen. Als Folge der industriellen Revolution entwickelte sich unter stabilen Rahmenbedingungen, also in Zeiten mit geringer Dynamik, Unsicherheit und Komplexität ein ganz spezielles Managementverständnis. Dieses lässt sich vor allem durch die Trennung von Eigentum und Führung und sehr stark hierarchisch ausgerichtete Strukturen charakterisieren. Daher war lange Zeit lediglich das Top Management eines Unternehmens für die Weiterentwicklung desselben zuständig, und Mitarbeiter wurden darauf beschränkt, Aufgaben zu erfüllen und nicht dazu angehalten, selbst unternehmerisch in den Prozess einzugreifen. Obwohl diese Art der Unternehmensführung bis heute praktiziert wird, und einigen Elementen dieser mechanistischen Denkweise zweifelsohne eine hohe Bedeutung beizumessen ist, muss dennoch bezüglich der generellen Struktur von Unternehmen, sowie insbesondere deren Unternehmenskultur ein Umdenken stattfinden. Die zunehmende Intensivierung des Wettbewerbs und eine erhöhte Dynamik der Märkte sind nur zwei wichtige Faktoren, die zu einer immer weiter steigenden Komplexität bzw. Unsicherheit in der Unternehmensumwelt führen. Daher müssen sich Unternehmen den veränderten Herausforderungen stellen und sie als Chance begreifen, um neue Wege und Lösungen zu generieren. Als entscheidende Wettbewerbsfaktoren stehen heute unter anderem Markt- und Kundenorientierung, die Ausschöpfung der Mitarbeiterpotentiale und insbesondere Innovationsfähigkeit im Mittelpunkt unternehmerischen Denkens und Handelns. Im Zuge der Reaktion auf diese neuen Ansprüche gibt es keine so genannte Patentlösung. Vielmehr steht den Unternehmen eine Vielzahl strategischer Möglichkeiten zur Verfügung, wie z.B. modulare Organisationsprinzipien oder strategische Netzwerke. Die vorliegende Arbeit hingegen beschäftigt sich mit einer grundsätzlichen Denkrichtung, welche in der Literatur unter dem Begriff 'Intrapreneurship' diskutiert wird. Dieses Konzept versteht sich als ein möglicher Lösungsansatz, für dessen nachhaltige und erfolgreiche Implementierung das Zusammenwirken mit der Unternehmenskultur von zentraler Bedeutung ist.

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Leseprobe

3 Die Unternehmenskultur


 

3.1  Der Kulturbegriff


 

Nun soll, wie schon angedeutet, der Begriff der Kultur, sowie seine Übertragung auf den Bereich der Unternehmung zunächst losgelöst vom Begriff des Intrapreneurship erläutert werden. Da Unternehmenskulturen komplexe Phänomene sind, ist es zunächst notwendig, das für den inneren Aufbau von Unternehmenskulturen benötigte Verständnis für den Begriff der Kultur zu entwickeln. Erst im weiteren Verlauf des Gliederungspunktes drei soll dann über den historischen Wandel im Bereich der Kultur von Unternehmen eine Schrittweise Annäherung der beiden zentralen Begriffe Intrapreneurship und Unternehmenskultur erfolgen.

 

Nicht zuletzt aufgrund seiner hohen Abstraktheit und gesellschaftlichen Bedeutung haben sich viele Autoren aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Kulturbegriff beschäftigt. Eine detaillierte Darstellung ist wegen der enormen Definitionsvielfalt im Rahmen dieser Arbeit unangemessen und für das weitere Verständnis nicht entscheidend. Daher beschränken wir uns auf zwei allgemeine Definitionen, die durch eine Charakterisierung abgerundet werden. Diese Vorgehensweise beinhaltet die für die Arbeit zentralen Elemente, um ein Verständnis für den Kulturbegriff zu erhalten, ihn auf den Bereich der Unternehmung zu transformieren und somit eine gemeinsame Basis für die innere Komplexität der Unternehmenskultur herzustellen.

 

Einer allgemeinen Definition zufolge versteht beispielsweise Durant den Begriff der Kultur als die „(…) soziale Ordnung, welche schöpferische Tätigkeiten begünstigt. (…) Sie beginnt, wo Chaos und Unsicherheit enden. (…).“[25]

 

Nach Kutschker und Schmid, welche verschiedene Ansätze zusammengetragen haben, ist Kultur „(…) die Gesamtheit der Grundannahmen, Werte, Normen, Einstellungen und Überzeugungen einer sozialen Einheit, die sich in einer Vielzahl von Verhaltensweisen und Artefakten ausdrückt, und sich als Antwort auf die vielfältigen Anforderungen, die an diese soziale Einheit gestellt werden, im Laufe der Zeit herausgebildet haben.“[26]

 

Bei der Zusammenführung dieser beiden Ansätze wird deutlich, dass es sich beim Begriff der Kultur generell um ein soziales Gebilde handelt. Während Durant von der sozialen Ordnung spricht, geht es bei Kutschker und Schmid um die soziale Einheit. Letztere konkretisieren dieses Gebilde weiter und füllen es unter anderem in der Art und Weise mit Leben, dass es ihnen um Verhaltensweisen geht. Somit spielt das Individuum eine entscheidende Rolle. Durant wiederum legt im Bereich des Individuums den Fokus auf die schöpferische Tätigkeit.[27] Dies impliziert einen Rückgriff auf die von Schumpeter angestoßenen Gedanken zur Person des Unternehmers. Dieser spricht von der schöpferischen Tat, welche die Faktoren Arbeit und Kapital erst zum Leben erweckt.[28] Betrachtet man nun das Kulturverständnis von Durant aus der dieser Arbeit zugrunde liegenden evolutorischen Perspektive, wird ersichtlich, dass eine Kultur im Sinne eines sozialen Gebildes unabdingbar ist für eine schöpferische Tätigkeit im Sinne Schumpeters. Und da eine schöpferische Tätigkeit wiederum sehr stark einhergeht mit unternehmerischem Denken und Handeln, können schon an dieser Stelle erste Schlüsse gezogen werden, von welcher Bedeutung die Kultur – im weiteren Verlauf dann spezifiziert auf die Unternehmung – für Intrapreneurship ist. Des Weiteren sprechen beide Autoren von gewissen Rahmenbedingungen, denen durch eine entsprechende Kultur begegnet werden muss. Während Durant die Begriffe Chaos und Unsicherheit anführt, sprechen Kutschker und Schmid allgemeiner von vielfältigen Anforderungen, denen das soziale Gebilde ausgesetzt ist. Diese Ausführungen leiten den Blick auf die zu Beginn der Arbeit aufgeworfene Problemstellung veränderter Rahmenbedingung, auf die Unternehmen reagieren müssen. Und genau an dem Punkt setzt dann gemäß den zwei ausgewählten Ansätzen die Kultur als soziales Gebilde an, um eine gewisse Ordnung zu schaffen.

 

An dieser Stelle ist es unverzichtbar, die obigen, sehr abstrakten Ausführungen zu konkretisieren und den Kulturbegriff in seiner Charakteristik näher zu beschreiben. Dies geschieht mittels einer Charakterisierung nach Hodgetts und Luthans[29], die wiederum durch Kutschker und Schmid ergänzt wird. Demnach werden der Kultur folgende Kernmerkmale zugeschrieben:

 

- Kultur wird erlernt. Das bedeutet, sie ist weder vererbbar noch biologisch bedingt, sondern entwickelt sich durch Lernen und Erfahrung.

 

- Kultur wird geteilt. Sie ist nie bezogen auf ein Individuum, sondern immer auf eine Gruppe beziehungsweise Organisation. Gleichwohl ist aber das Individuum als elementarer Bestandteil von Kultur anzusehen.

 

- Kultur ist generationsübergreifend. Sie entwickelt sich über einen längeren Zeitraum und wird von Generation zu Generation weitergegeben.

 

- Kultur ist symbolisch. Sie basiert auf der Fähigkeit des Menschen, Symbole einzusetzen.

 

- Kultur ist strukturiert und integriert. Veränderungen in einem Bereich verändern auch andere Bereiche.[30]

 

- Kultur benötigt Anpassungsfähigkeit. Die Fähigkeit des zentralen Elements Mensch, sich anzupassen, gilt als elementar für die Kultur.

 

Gemäß dieser Charakterisierung lässt sich der Kulturbegriff mit Leben füllen. Und es werden diejenigen Aspekte angesprochen, die für die Transformation des Kulturbegriffs auf die Unternehmung von entscheidender Relevanz sind. Bevor dies jedoch im nächsten Gliederungspunkt geschieht, wird kurz auf einen Versuch eingegangen, die verschiedenen Ebenen einer Kultur zu ordnen und ihre Beziehung zueinander zu klären. Dadurch soll das Verständnis für den inneren Aufbau der Unternehmenskultur entwickelt werden.

 

Kutschker und Schmid[31] unterscheiden zwei Ebenen der Kultur, die bereits implizit aus deren obiger Definition hervorgehen. Die so genannte Concepta – Ebene beinhaltet sämtliche Bausteine, auf denen das soziale Gebilde der Kultur beruht. Hier geht es einerseits um grundlegende Annahmen, Werte und Normen des Interagierens im sozialen Gebilde, und andererseits um Einstellungen und Überzeugungen der in diesem sozialen Gebilde Agierenden. Demgegenüber drückt sich die Percepta – Ebene lediglich durch das Verhalten der Agierenden und die dabei verwendete Symbolik aus. Abschließend lässt sich dazu festhalten, dass die Concepta – Ebene den Unterbau beziehungsweise eine unsichtbare Basis darstellt, wohingegen die Percepta – Ebene die für jeden sichtbare Umsetzung dieser Basis ist.

 

3.2 Transformation des Kulturbegriffs auf die Unternehmung


 

Die Management-Kulturforschung[32] nimmt den oben erläuterten Kulturbegriff, der für Volksgruppen entwickelt wurde, auf und überträgt ihn auf Organisationen bzw. Unternehmen.

„Organisationen, so die Idee, entwickeln eigene unverwechselbare Orientierungsmuster und Symbole, die das Verhalten der Mitglieder nach innen und außen auf nachhaltige Weise prägen.“[33] Dabei spiegeln die eigenen unverwechselbaren Orientierungsmuster und Symbole, die entscheidend für das unternehmerische Denken und Handeln sind, wiederum die obere - bzw. Percepta – Ebene als sichtbaren Teil der Unternehmenskultur wieder, die „aber nur im Zusammenhang mit den zugrunde liegenden Wertvorstellungen verstehbar ist.“[34] In diesem Kontext hat der Ansatz von Schein[35], der sich explizit auf die Kultur von Unternehmen bezieht, ein größeres Ansehen gefunden. Dieser Ansatz geht außerdem über den Versuch von Kutschker/Schmid hinaus, da er drei Kulturebenen und ihren Zusammenhang beinhaltet. „Um eine Kultur verstehen zu können, muss man sich nach dieser (…) Vorstellung, ausgehend von den Oberflächenphänomenen, sukzessive den kulturellen Kern in einem Interpretationsprozess erschließen.“[36] Nachfolgend sollen die einzelnen Ebenen nur skizziert werden:

 

- Die Basisannahmen (Umweltbezug, Wahrheit, Zeit, Menschen, menschliches Handeln, soziale Beziehungen) bilden die untere Ebene. Sie sind die unsichtbaren, meist unbewussten und somit grundlegenden Orientierungs- und Vorstellungsmuster.

 

-  Normen und Standards (Maximen, Richtlinien, Verbote) bilden die mittlere Ebene. Hier finden die teils sichtbaren, teils unbewussten Wertvorstellungen und Verhaltensstandards ihren Niederschlag.

 

-  Das Symbolsystem (Sprache, Rituale, Kleidung, Umgangsformen) bildet die obere Ebene. Hier spielen Symbole und Zeichen eine bedeutende Rolle, die den sichtbaren, aber interpretationsbedürftigen Teil einer Kultur darstellen.

 

Demnach definiert Schein den Begriff der Unternehmenskultur als „ die Gesamtheit der in der Unternehmung bewusst oder unbewusst kultivierten, symbolisch oder sprachlich tradierten Wertüberzeugungen, Denkmuster und Verhaltensnormen, die sich im Laufe des erfahrungsreichen Umgangs mit den Anforderungen der unternehmerischen Existenz- und Erfolgssicherung nach außen sowie der Sozialintegration nach innen...

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