Was Ihr Kind braucht
Gerade in den ersten Lebensjahren können Sie bei Ihrem Kind die Grundlage für eine gesunde Ernährung und gute Essgewohnheiten legen. Ihr Kind verträgt mit einem Jahr so gut wie alles, was auch Erwachsene essen - milde gewürzt, gut gegart, klein geschnitten und nicht zu trocken. Nach den Schneidezähnen brechen jetzt die Backenzähne durch, seine Verdauungsorgane sind fit fürs Leben, es verlangt zunehmend das, was die Großen essen. Auf keinen Fall braucht ein Kleinkind - erst recht kein Kindergartenkind - fertige Spezialkost. Darüber hinaus ist es nicht mehr so empfindlich gegenüber Keimen - die ganz normale Haushaltshygiene reicht. Trinken kann es aus dem Becher.
Wie sieht die Realität aus?
> Kinder tanken eher zu viel Energie, also mehr Kalorien, als sie verbrauchen.
> Sie essen zu viel Fett - vor allem »verstecktes« tierisches Fett in Wurst, Käse, Fast Food, Süßem oder Knabberzeug. Das erhöht das Risiko, später Arteriosklerose zu bekommen.
> Kinder essen mehr Eiweiß, als sie brauchen. Das ist meist mit Fett verbunden (in Käse, Nüssen, Fleisch, Wurst). Ob das weitere Nachteile hat, ist unter Experten umstritten.
> Kinder essen zu wenig (Vollkorn-)Getreide, Kartoffeln, Gemüse und Obst: 42 % essen so gut wie kein Obst, ein Drittel nur sehr selten Gemüse.
> Im Vergleich dazu essen sie zu viel Zucker - auch in Getränken und Weißmehlprodukten.
> Kinder trinken zu wenig - und wenn, dann zu häufig gesüßte Limonaden, die unmerklich die Energiezufuhr erhöhen, ohne wertvolle Nährstoffe zu liefern.
> Durch mit Vitaminen und Mineralstoffen angereicherte Lebensmittel bekommen Kinder undosiert jede Menge Vitamine und Mineralstoffe. Ob das gut tut, wissen wir noch nicht.
> Nachmittags und abends wird zu viel genascht: Süßigkeiten, Knabbereien, Backwaren, Süßspeisen. Die liefern nicht genug wertvolle Nährstoffe.
> Die drei Hauptmahlzeiten sind meist in Ordnung, Schwachpunkt im Speiseplan ist das Snacken zwischendurch.
Die gesunde Wahl
Beim Kleinkind unterscheiden sich die Bedürfnisse hinsichtlich einer gesunden Ernährung nur wenig von denen eines Erwachsenen. Was genau Ihrem Kind gut und weniger gut bekommt, zeigt die Kinderpyramide.
Das können Sie tun
In einem ausgewogenen Nährstoffverhältnis kommen idealerweise 50-55 % der Nahrungsenergie aus Kohlenhydraten, 30-35 % aus Fett und 15 % aus Eiweiß. Um dies zu erreichen, sollte die Lebensmittelauswahl so aussehen:
Sparsam: fett-, salz- und zuckerreiche Lebensmittel wie Fast Food, Frittiertes, Speisefett, Süßigkeiten, Gebäck und Knabbergebäck
Mäßig: tierische Lebensmittel wie Milch, Fisch, Fleisch und Ei, möglichst als fettarme Varianten; Seefisch als Jodquelle mindestens einmal pro Woche
Reichlich: pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse (auch als Rohkost bzw. Salat), Obst, Kartoffeln, Getreideprodukte (möglichst als Vollkorn) und energiearme Getränke wie Wasser, Tee oder Fruchtsaftschorlen
Für Kinder sind drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten optimal. Das sollte aber keine Aufforderung zum Dauersnacken sein: Auch Kleinkinder halten einen Spielplatzbesuch ohne Picknick aus.
Die Kinderpyramide
Die Kinderpyramide zeigt, wie viele Portionen pro Lebensmittel Ihr Kind essen sollte bzw. darf. Jeder Baustein steht für eine Portion. Das bedeutet täglich fünf Portionen Brot, Beilagen und Getreide, aber nur zwei Portionen Fett. Für Milchprodukte sind drei Portionen vorgesehen plus einer Portion Fisch, Fleisch oder Ei am Tag. Bei Obst und Gemüse gilt: vier Portionen als Stück und eine Portion als Gemüse- oder Obstsaft. An der Pyramidenspitze stehen Snacks, Süßigkeiten, süße Kinderlebensmittel und gesüßte Getränke. Da diese Lebensmittel viele Kalorien, aber nur wenig gesunde Nährstoffe liefern, ist hier nur eine Portion pro Tag erlaubt.
Wie viel ist eine Portion?
Das Handmaß Gramm und Milliliter helfen im Alltag wenig, wenn es um die Frage geht: Wie viel ist eigentlich eine Portion? Schnell und einfach ist dagegen die Hand als individuelles Maß. Die Hand entspricht der Größe ihres Besitzers; das Handmaß gilt also mit der Kinderhand für das Kind, Ihre Hand für Erwachsene. Denn große Menschen haben große Hände und brauchen viel, kleine Menschen haben kleine Hände und brauchen auch weniger.
So lassen sich per Hand die richtigen Portionsgrößen ermitteln:
> ganze Handfläche: 1 Portion Brot
> Handteller: 1 Portion Fleisch, Fisch
> 1 Handvoll: 1 Portion Obst und Gemüse, Müsli
> 2 Hände voll: Salat, Beeren, klein geschnittenes Obst oder Gemüse, Salat; gegarte Beilagen wie Reis, Nudeln, Kartoffeln
> 1 Handfläche: 1 Portion Süßigkeiten wie Gummitiere, Chips
> Daumenlänge: 1 Portion Süßes wie Schokoladenriegel
Neben der Hand sind auch alltägliche Mengenangaben wie Glas, Scheibe oder Esslöffel zur Portionsbestimmung geeignet. Es gilt:
> 1 EL: 1 Portion Öl, Butter, Margarine
> 1 Glas: 1 Portion Milch, Wasser, Saft
> 1 kleiner Becher (150 g): 1 Portion Joghurt, 2 Portionen Quark
> 1 Scheibe: 1 Portion Käse, Wurst
Jeder Tag ist anders Je aktiver Ihr Kind ist, desto höher ist sein Energiebedarf. Ist Ihr Kind viel auf den Beinen, braucht es von allen Lebensmitteln mehr. Stubenhocker brauchen dagegen weniger.
Häufigkeit der Mahlzeiten Isst Ihr Kind häufiger am Tag, braucht es pro Mahlzeit weniger. Isst es dagegen seltener, dürfen die Portionen ruhig größer ausfallen. Kinder sollten im Idealfall drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten zu sich nehmen.
Hunger Der Hunger Ihres Kindes kann täglich variieren. Wichtig ist, Spielräume zu lassen. Heute isst es mehr, morgen weniger. Es sollte aber stets nur so viel essen, dass sein wahrer Hunger gestillt wird.
Trinken Übrigens: Kinder trinken oft zu wenig. Reichen Sie deshalb zu jeder warmen Mahlzeit ein Glas Wasser, das löscht den Durst am besten. Meist fällt den Kindern zudem das Essen leichter, wenn sie auch trinken dürfen. Außerdem lernen sie auf diese Weise manierlich, also nicht mit vollem Mund, zu trinken.
Der Übergang vom Baby zum Kleinkind
In diesem Alter gibt es viele Unterschiede in der Entwicklung. In ihrer Motorik weit entwickelte Kinder hinken oft sprachlich hinter anderen her und umgekehrt. Bieten Sie Ihrem Kind Raum und Hilfe bei seinen Fortschritten, aber machen Sie ihm und sich keinen Druck.
Dieser Entwicklungsprozess zieht sich bis zum Ende des zweiten Lebensjahres hin. Im Vergleich zur stürmischen Entwicklung des ersten Jahres verlangsamt sich nun das kindliche Wachstum, die Fortschritte brauchen länger, sind aber auch viel umfassender und vielschichtiger.
Die Zähne Möglicherweise hat Ihr Kind am ersten Geburtstag alle Schneidezähne. Im zweiten Lebensjahr brechen die Backenzähne durch. Nun kann Ihr Kind richtig kauen und es braucht nichts Püriertes oder Zerdrücktes mehr. »Zahnen« macht manche Kinder quengelig und unruhig. Geben Sie ihm trockene Brotstückchen - aber ohne Kruste - oder Apfelspalten mit Schale zum Kauen. Das hilft den Zähnen beim Durchbruch. Nach ein bis zwei Tagen ist es geschafft. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind eher saftiges Essen bekommt und etwas dazu trinkt: Das erleichtert die Kauarbeit.
Selbstständigkeit Ihr Kind wird geschickter, die Koordination zwischen Sehen, Greifen, Mundöffnen und Den-Happen-hineinschieben klappt immer besser. Es ist Zeit für den eigenen, rutschfesten und unzerbrechlichen Teller und den ersten Löffel. Gebogene Löffel berücksichtigen, dass Ihr Kind mit seinem kurzen Arm noch nicht so richtig die Kurve zum Mund kriegt. Doch auch ein breiter Löffel mit kurzem Griff ist geeignet. Je öfter Ihr Kind übt, desto geschickter wird es. Auch das Trinken aus dem Becher klappt nun immer besser.
Die richtigen Lebensmittel Das Verdauungssystem Ihres Kindes funktioniert zu diesem Zeitpunkt recht gut, doch ist es noch nicht so robust wie das eines Erwachsenen. Deshalb gehören sehr salzige, intensiv gewürzte, stark gebratene, fette, süße Gerichte noch nicht auf den Kinderteller, selbst wenn es spontan davon etwas haben will. Kleine, harte Lebensmittel wie ganze Nüsse oder Hülsenfrüchte können außerdem im Hals stecken bleiben - oder in der Nase. Denn Kinder spielen nun mal mit dem Essen.
Was Kinder gerne essen
Kinder haben nicht immer eine instinktive Vorliebe für das, was ihnen wirklich gut tut. Dazu haben sich unser Leben und unsere Ernährung zu sehr von ihren Ursprüngen entfernt. Ganz lässt sich das Problem der »ungesunden Wünsche« und der Einseitigkeit auf der einen...