Ängste sind nichts anderes als Fehlwahrnehmungen, die uns real erscheinen.

Ja, Sie haben richtig verstanden. Daraus folgt: Wenn Sie sich auf Ihre Angst konzentrieren, wird sie zur Realität. Jeder Mensch erwirbt seine Ängste auf andere Art; und einmal erworben, spielen wir uns diese furchterregenden Geschichten in unserem Kopfkino immer wieder vor. Jeder Angstgedanke ist unsere eigene Entscheidung. Wir entscheiden uns dafür, an die Furcht einflößenden Dinge in den Nachrichten, in unserem Zuhause und unserem eigenen Kopf zu glauben. Angst ist eine wahre Epidemie: Unser Leben lang nehmen wir Ängste aus unserer Umwelt auf, um sie dann irgendwann für unsere Realität zu halten. Jeder Mensch hat sich selbst entschlossen, in einem oder mehreren Bereichen seines Lebens an Ängsten festzuhalten. Vielleicht fürchten Sie sich ja davor, nicht genug Geld zu haben oder allein zu sein …? Oder Sie haben mehr oder weniger vor allem Angst? So ist es mir früher gegangen.

Über zwei Jahrzehnte lang lebte ich in ständiger Angst. Ich fürchtete, nicht intelligent genug, nicht hübsch genug oder nicht cool genug zu sein. Außerdem hatte ich Angst davor, nicht genug zu besitzen. Es jagte mir sogar Angst ein, mich zu sehr hervorzutun. Mein ganzes Leben war von Ängsten bestimmt. Und in jedem wachen Augenblick meines Lebens bemühte ich mich, diese Ängste mit Essen, romantischen Beziehungen, Liebe, Arbeit, Drogen, Klatsch und Fernsehen zu betäuben – ich tat alles, nur um mich nicht mit meiner Angst auseinandersetzen zu müssen. Aber in Gedanken leierte ich meine Angstgedanken doch immer wieder herunter wie eine Schallplatte, die einen Sprung hat. Ich lebte in einem Zustand dauernder innerer Anspannung, in einem ständigen Gefühlschaos.

Mit 25 Jahren war ich dann schließlich an einem großen Tiefpunkt angelangt. Meine Ängste hatten mich völlig ausgelaugt. Ich war physisch, emotional und seelisch am Ende. Außerdem war ich drogensüchtig – mir blieb also gar nichts anderes übrig, als mich um eine bessere Lebensweise zu bemühen. Ich musste endlich anfangen, auf jene beharrliche innere Stimme zu hören, die schon seit Jahren immer wieder nach mir rief. Am Abend des 2. Oktober 2005 betete ich um die innere Bereitschaft, das Leben anders zu sehen als bisher. Ich betete darum, dass die Liebe in meine von Angst verfolgten Gedanken Eingang finden möge. Und mein Wunsch wurde mir tatsächlich erfüllt. Am nächsten Morgen meldete sich die gebieterische innere Stimme der Liebe zu Wort und ermutigte mich, meine Sichtweise zu ändern. »Werde clean, und du wirst ein Leben führen, das deine kühnsten Träume übertrifft«, sagte die Stimme. Meine Bereitschaft, diese Botschaft zu befolgen, hat mir geholfen, auf meine Intuition zu hören und wieder mit der Liebe in Kontakt zu treten. Und ich habe nie wieder aufgehört, auf diese innere Stimme zu hören.

Diese Entscheidung war das Schlüsselerlebnis, mit dem mein Leben als Wunderdenkerin begann. Denn ich war nicht nur am 2. Oktober 2005 felsenfest dazu entschlossen, sondern auch am 3., 4. und 5. Oktober und so weiter. Und ich bin es heute noch. An diesen Punkt hat mich nur meine tiefe Sehnsucht gebracht, statt Angst Liebe zu sehen. Genau wie mein innerer Führer es mir versprochen hatte, führe ich inzwischen ein Leben, das meine kühnsten Träume übertrifft. Ich bin der glücklichste Mensch, den ich kenne, und dieses Glück verdanke ich der ganz einfachen Entscheidung zur Liebe.

In jeder Situation – so entsetzlich sie auch sein mag – haben wir die Wahl: Wir können uns entscheiden, statt Angst Liebe zu sehen. Ich weiß, dass das ziemlich weit hergeholt klingt, vor allem wenn es von jemandem kommt, der in den schlimmsten Stunden seines Lebens Drogensucht und totales Gefühlschaos erlebt hat. Ich weiß – viele Menschen auf der Welt haben weitaus schlimmere Ängste durchgemacht als ich; und doch haben wir alle eines gemeinsam: Jeder Mensch kann sich entscheiden, statt Angst Liebe wahrzunehmen. Wir können uns auf die Angst konzentrieren, die sich vor uns auftürmt, oder unser Herz öffnen und unser Schicksal in die Hände einer höheren Macht legen, um unseren Glauben an die Liebe wiederzugewinnen.

Ich werde diese »höhere Macht« in diesem Buch als allgegenwärtige Liebesenergie beschreiben, die ständig um uns kreist, uns unterstützt und zum Frieden hinführt. Sie können sie auch Gott, ~ing (inneren Führer) oder Geist nennen – doch in diesem Buch wollen wir sie als Liebe bezeichnen, obwohl all diese Begriffe für mich dasselbe bedeuten.

Bitte verwechseln Sie diese Liebe nicht mit romantischer Liebe; betrachten Sie sie als innere Kraft, die in der Lage ist, immer mehr Kraft anzuziehen. Sie ist wie ein Magnet in unserem Inneren. Mit ihr werden wir Wunder magnetisch anziehen, wenn wir uns von der Angst befreien, die unsere Kraft blockiert. Mithilfe der Übungen in diesem Buch können Sie lernen, die Angst loszulassen, die Ihrer Verbindung zu dieser liebevollen Kraft im Weg steht. »Ihre Aufgabe besteht nicht darin, nach Liebe zu suchen, sondern einfach nur alle Barrieren in Ihrem Inneren zu finden, die Sie gegen die Liebe errichtet haben«, heißt es in Ein Kurs in Wundern. Stimmt genau! Sie brauchen gar nicht auf die Jagd nach dieser wunderbaren Liebe zu gehen – Sie tragen die Macht der Liebe bereits in sich. Doch leider passieren in unser aller Leben negative Dinge, die sich aufeinandertürmen wie Ziegelsteine in einer Mauer. Jede Angsterfahrung ist ein solcher Ziegelstein, der Sie von Ihrer inneren Kraft abschneidet. Meine Aufgabe ist es, Ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen Sie sich von allem befreien können, was Sie von Ihrer liebevollen, mächtigen Wahrheit trennt.

Die »Barrieren in Ihrem Inneren«, die zwischen Ihnen und einer liebevollen Sichtweise des Lebens stehen, beruhen auf den Angstprojektionen jener Instanz, die Ein Kurs in Wundern als »Ego« bezeichnet. Dieses Ego ist ein Synonym für Angst und erzeugt Werturteile, Angriffe auf sich selbst und andere Menschen, Eifersucht und alle anderen negativen Haltungen, die Sie von Ihrer Wahrheit der Liebe trennen. Das Ego ist das Gegenteil der Liebe in unserem Inneren. Jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens andere Ego-Wahrnehmungen entwickelt, die von seinen jeweiligen Erfahrungen abhängen. Das Ego des einen projiziert vielleicht Angst vor finanzieller Unsicherheit in die Außenwelt hinein, während das Ego einer anderen Person Ängste vor Krankheiten projiziert.

Ihnen mag die Geschichte, die Ihr Ego Ihnen immer wieder erzählt, wie etwas Einmaliges vorkommen, aber glauben Sie mir: Sie stehen damit nicht alleine da. Jeder Mensch auf der Welt (mit Ausnahme von ein paar erleuchteten Meistern) erlebt die Auswirkungen dieser Projektionen tagtäglich. Um sich von seinem Ego befreien zu können, muss man sich dessen Verhaltensweisen bewusst vor Augen führen. Deshalb werde ich in diesem Buch immer wieder erklären, wie Sie Ihr Ego in Aktion beobachten können. Denn indem Sie seine düsteren Illusionen unter dem Vergrößerungsglas betrachten, schwächen Sie seine Macht.

Durchschauen Sie Ihr Ego

Wenn wir uns entscheiden, an die Fehlwahrnehmungen unseres Egos zu glauben, trennen wir uns von Gott (also von der Liebe), heißt es in Ein Kurs in Wundern. Eine winzig kleine verrückte Idee reicht schon aus, damit sich ein Mensch für ein Leben in Angst statt für die Liebe entscheidet. Und so eine verrückte Vorstellung kann blitzschnell entstehen. Ich zum Beispiel entwickelte aufgrund meiner frühkindlichen Erfahrungen mit meiner Mutter am Esstisch die absurde Idee, dass »nie genug da ist«. Irgendwie gehen alle unsere Angstgedanken auf frühe Kindheitserlebnisse zurück. Und von da an machen wir in unserem Leben immer wieder Umwege, um dem Gegenstand unserer Angst auszuweichen; statt für unsere Wahrheit entscheiden wir uns für die illusorische Perspektive unseres Egos. In dem Augenblick, in dem wir uns statt für die Liebe für die Angst entscheiden, spaltet sich unser Denken ab und wird zu dem, was Ein Kurs in Wundern als »Falschgesinntheit« bezeichnet. Unser »richtiges Denken« lebt von Frieden und einem Gefühl der Einheit, während unser »falsches Denken« von Ängsten genährt wird. Mit der Zeit überzeugt die ständige Wiederholung der Ängste unseres Egos uns dann davon, dass diese falsche Denkweise das Einzige ist, was es gibt.

Ohne Angst kann das Ego nicht überleben. Daher tut es alles, um uns in unserer Angst gefangen zu halten, und hat dafür jede Menge hinterlistiger Tricks auf Lager. Ich will Ihnen nun ein paar Beispiele dafür geben, wie uns unser Ego ausbremst, uns klein hält und unserem wahren inneren Zustand der Liebe im Weg steht.

Sünde, Schuld und Angst

Wenn wir uns auf die Seite unseres Egos stellen und glauben, uns von der Liebe getrennt zu haben, kommt uns das unbewusst so vor, als hätten wir gesündigt. Dieser Glaube an die Sünde kann Schuldgefühle in uns wecken. Wir empfinden diese unbewussten Schuldgefühle, weil wir glauben, unsere Verbindung zur Liebe durchtrennt zu haben. Als Nächstes kommt die unvermeidliche Angst; dieses Gefühl entspringt aus unserer Vorstellung, dass wir Strafe verdient haben, weil wir der Liebe den Rücken gekehrt haben. Um uns in diesem Teufelskreis aus Sünde, Schuld und Angst festzuhalten – damit wir für immer...