Meine Methode
Ein Psychologe oder ein Psychotherapeut wird sich in den meisten Fällen monatelang damit beschäftigen, was in der Vergangenheit des Klienten geschehen ist, um die Ursache eines psychischen Problems herauszufinden. Vor allem Psychoanalysten bohren bei ihren Patienten bis in die früheste Kindheit hinein, um zu analysieren, was der Patient Schreckliches erlebt hat (Katharsis).
Das Problem ist, man kann die Vergangenheit nicht mehr ändern. Man kann sie akzeptieren oder auch nicht.
In anderen Worten: Sollte man nach langem Suchen herausfinden, was der Auslöser zur Depression war, so bedeutet das noch lange nicht, dass der Patient die Vergangenheit ruhen lassen kann. Es könnte durchaus sein, dass er ein negatives Erlebnis nicht verarbeiten kann oder es einfach nicht verarbeiten will. Manchmal ist es vielleicht besser, man wühlt einige Sachen erst gar nicht auf.
Manche Menschen brauchen sehr viel Energie, um das Erlebte zu verdrängen. Das ist ein Schutzmechanismus und zugleich ein Versuch, mit dem Leben klarzukommen.
Meine Idee ist daher, einen Klienten in solch einen Gemütszustand zu bringen, dass er die Vergangenheit ruhen und loslassen kann.
Darum sehe ich meine Hauptaufgabe als Psychologe, meinen Klient in einen positiven Gemütszustand zu bringen. Wenn er mit seinem Leben wirklich zufrieden ist, wenn er in Harmonie mit sich selbst und seinen Mitmenschen ist, lösen sich seine Probleme von selbst. Meist braucht man dann gar nicht lange in der Vergangenheit herumzuwühlen.
Mit diesem Konzept arbeite ich mit meinen Klienten. Das positive Resultat ist mehr als erstaunlich.
Derjenige, der mich auf die Idee brachte, eine neue Methode anzuwenden, war Mario. Dieser Mann war schwer depressiv. Sein Hausarzt hatte ihm Antidepressiva verordnet und gleichzeitig empfohlen, einen Psychologen aufzusuchen. Er litt unter Panikattacken, hatte keine Lust mehr, am Leben teilzunehmen, keine Kraft mehr und am liebsten hätte er sich in eine dunkle Ecke verkrochen oder sich ins Bett gelegt und nur noch die Decke über seinen Kopf gezogen.
Als ich Mario das erste Mal sah, war mein erster Gedanke: Dieser junge Mann sieht gar nicht aus, als hätte er schwere Depressionen, so wie sein Hausarzt diagnostiziert hatte. Ein netter junger Mann mit einem freundlichen Lächeln erzählte mir von seinen Depressionen, von seinen Panikattacken und von der Lustlosigkeit in seinem Leben. Obwohl er erst Anfang 30 war, hatte er keine Lust mehr auf Sexualität.
Natürlich sieht man einem Menschen seine Depression selten an, auch wenn es bei einigen schwer Depressiven der Fall sein kann. Aber bei Mario erschien mir ein großer Unterschied zwischen seinem inneren und seinem äußeren Erscheinungsbild.
Ich frage alle meine Klienten, wie sie sich fühlen und wo sie sich selbst einordnen würden auf einer Skala von –10 (sehr unzufrieden, sehr unglücklich) bis +10 (pures Glück, Ekstase). Mario hatte sich vor der Behandlung auf –5/–6 eingestuft.
Nachdem er mir in der ersten Sitzung von seinem Leben erzählt hatte und es nichts gab, woran man sofort und eindeutig festlegen konnte, wieso er unter Depressionen litt, habe ich mich entschieden, mit ihm einen anderen Weg einzuschlagen.
Derselbe Mann war nach knapp vier Monaten wie umgewandelt. Er brauchte keine Antidepressiva mehr und war wieder mehr als zufrieden mit seinem Leben.
Es war ihm möglich, sich an kleinen Sachen im Leben zu freuen, jeden Tag zu genießen und sich viel weniger Sorgen um den folgenden Tag zu machen. Nach der Behandlung meinte er, er würde sich selbst auf +3
bis +4 einstufen.
Ich rief ihn ein Jahr nach der letzten Sprechstunde an, um zu fragen, wie es ihm ginge. Er meinte, er sei einfach nur gelassen.
Ich denke jedoch, seine Wandlung ist viel weitreichender, denn er hat die Zufriedenheit in seiner Familie auf indirekter Weise anwachsen lassen. Sie können sich vorstellen, wie auch seine Frau, seine Eltern, Schwiegereltern und Freunde unter seinen Depressionen mitgelitten haben. Oft findet ein Teufelskreis statt. Denn ein depressiver Mensch merkt natürlich, dass sein soziales Umfeld unter seinen Problemen leidet, aber während dieser Phase hatte er wenig Ressourcen, sein Leben alleine zu ändern und das setzt ihm zusätzlich zu.
Aufgrund dieses Erfolgs wandte ich meine Methode auch bei anderen Klienten an.
Welch ein wichtiges Instrument mir die Skala geworden ist, zeigt folgender Fall. Leo rief mich aus dem Krankenhaus an. Er sagte, er hätte versucht, sich das Leben zu nehmen und wollte einen Termin in meiner Praxis. Als er das erste Mal bei mir war, fragte ich ihn, wo er sich befinden würde auf meiner Skala. Ich war der Ansicht, wenn sich jemand das Leben nehmen will, dann muss er ziemlich verzweifelt sein und keinen Ausweg mehr finden in seinen Problemen. Aber Leo sagte mir: „Ich bin auf Stufe +4/+5. Das hört sich komisch an, aber ich bin fest überzeugt, dass ich eine zweite Chance bekommen habe und die will ich nutzen.“
Wie erfolgreich meine Methode ist, zeigt dieses Beispiel:
Claudia kam zu mir, weil sie Ängste hatte. Ihre Mutter war neun Jahre zuvor an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Das Ganze geschah sehr schnell, sie starb etwa drei Monate nach der Diagnose. Weil ihre Mutter eine wichtige Rolle in ihrem Leben gespielt hatte und der Tod so plötzlich kam, war es für Claudia eine traumatische und schmerzhafte Erfahrung. Sie fürchtete nicht so besonders ihren eigenen Tod. Sie hatte vielmehr Angst, ihre Kinder könnten ein ähnliches traumatisches Erlebnis durchmachen, falls sie selbst sterben sollte. Diese ständigen Sorgen quälten sie neun Jahre lang. Während sie arbeitete, war sie abgelenkt. Aber sobald sie einen Moment nicht beschäftigt war, wurde sie von ihren Ängsten heimgesucht. Auf meiner Glücklichkeitsskala schwankte sie zwischen 0 und –3, je nachdem, wie schlimm die Ängste sie plagten. Nach nur fünf Sprechstunden war es für sie „ein Unterschied wie Tag und Nacht“, so ihre eigene Worte. Sie fühlte sich wie umgewandelt. Sie fühlte sich sehr gut, strahlte förmlich und meinte, sie befände sich auf Stufe +7 auf meiner Skala. Ich war sehr erstaunt darüber, wie schnell eine solch eklatante Verbesserung ihres Gemütszustandes erreicht wurde.
Ich denke, wir hatten einige hilfreiche Faktoren, die diese Umwandlung erklären können.
Ich bin mir sicher, dass das Verlangen nach Glückseligkeit in ihr schon lange schlummerte. Durch meine Methode wurde es nur wachgerufen.
Ein anderer Grund war, dass sie sich auch wirklich an das hielt, was wir besprochen hatten. Anders gesagt, sie hat fleißig an sich gearbeitet. Ich erteile meinen Klienten gerne kleine Hausaufgaben. Wenn ich ihr am Ende der Sitzung keine Aufgabe für die nächste Sprechstunde gab, hat sie sofort danach gefragt und war schon fast enttäuscht, falls es einmal keine gab. Schon nach der dritten Sitzung merkte sie, dass sich etwas tat, was sie dazu begeisterte, noch mehr Einsatz aufzubringen. Das Umsetzen der theoretischen Überlegungen in die Praxis fiel ihr nicht schwer und das war besonders hilfreich für sie.
Ich gebe zu, diese beiden Beispiele klingen fast übertrieben. Ich war selbst sehr erstaunt, in welch kurzer Zeit und mit welch einfachen Werkzeugen solch ermutigende Ergebnisse erzielt wurden.
In der Folgezeit habe ich mehr und mehr Klienten sehr erfolgreich mit dieser Methode behandelt.
Die Erkenntnisse hieraus und die einfache Methode münden in diesem Buch.
Anderen Menschen zu helfen ist meine Berufung und ich sehe das als meine Lebensaufgabe an. Würde ich bei solch einer wichtigen Aussage übertreiben oder gar lügen, so würde ich mir selbst in einem sehr hohen Maße Schaden zufügen. Ich würde meine Ideale verraten. Ich würde mehr als wahrscheinlich meinen Seelenfrieden, meine innere Ruhe verlieren und das will ich mir selber auf keinen Fall antun, nachdem ich mich so sehr darum bemüht habe, dieses Stadium des „Inneren Friedens“ zu erlangen. Mein Seelenfrieden ist mir viel wichtiger als irgendeine Art von Angeberei. Hier kommt auch die Tragweite Mahatma Gandhis Satz ganz zum Vorschein: „Du und ich, wir sind eins, ich kann dir nicht wehtun, ohne mich selbst zu verletzen.“
Meine Methode kann von jedem angewendet werden. Sie eignet sich für Menschen mit Burn-out, Depressionen, Ängsten, kurz für jeden, der seelische Probleme hat.
Genauso gut funktioniert sie aber auch bei Menschen, die sich schon glücklich schätzen. Selbst wenn jemand sich schon auf Stufe +4 oder +5 auf der Skala befindet, so bin ich davon überzeugt, dass sich das Leben auf Stufe +7 oder +8 noch unglaublich schöner abspielt.
Ich bin davon überzeugt, dass das, was ich Ihnen in diesem Buch zu sagen habe, Sinn macht und vielen Menschen helfen kann.
Mir fiel auf, dass die meisten Menschen erst gar nicht überlegen, wie sie glücklich sein können. Die wenigsten Menschen machen sich Gedanken oder gar einen Plan, ihr Leben voll zu genießen.
Für viele Menschen ist „glücklich sein“ ein Ding, auf das sie keinen Einfluss haben. Ich bin überzeugt, dass das eine falsche Auffassung ist.
Wir haben keinen Einfluss auf „Glück...