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Krakau Reiseführer Michael Müller Verlag

Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps

AutorJan Szurmant, Magdalena Niedzielska-Szurmant
VerlagMichael Müller Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783956541599
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
E-Book zur 5. komplett überarbeiteten und aktualisierten Auflage 2015, E-Book-Neuauflage voraussichtlich im Juni 2017 Buchauflage von 2017 bereits lieferbar. Krakau hat den schönsten Platz der Welt (sagen nicht nur die Krakauer!), eine prächtige Burganlage, beeindruckende Kirchen und sorgfältig restaurierte Patrizierhäuser. Krakau ist Weltkulturerbe, Polens Kulturhauptstadt mit jeder Menge Museen und Galerien, Universitätsstadt ersten Ranges, Polens Jazzmetropole und überhaupt eine der lebendigsten Städte des Landes. Man findet wildromantische Kellerkneipen und traditionsbewusste Künstlercafés, hat die Wahl zwischen urigen Bierstuben und außergewöhnlichen Clubs, kann in erlesenen Restaurants und in einfachen Lokalen mit bodenständiger Küche einkehren. Und an allen diesen Orten spürt man Krakaus vielbeschworene Magie und ihren traumverlorenen Charme.

Jan Szurmant: Jahr­gang 1976, be­schäf­tigt sich mit allem, was auch nur ent­fernt mit Spra­che zu tun hat: als Autor und Jour­na­list, als Deutsch­leh­rer und Schu­lungs­lei­ter, als Spre­cher, Über­set­zer und Be­ra­ter. Seit März 2006 lebt er in Kra­kau, über das er auch zu­sam­men mit Mag­da­le­na Nied­ziels­ka den Städ­te­füh­rer für den Micha­el Mül­ler Ver­lag ver­fasst hat. Mit jedem Jahr fühlt er sich in Polen woh­ler und be­reist in sei­ner frei­en Zeit das ganze Land von der pol­ni­schen Ost­see bis in die größ­ten Städ­te, am liebs­ten aber zieht es ihn in die Tatra zum Wan­dern. Magdalena Niedzielska: Jahr­gang 1978, ge­bo­ren in Polen, lebt und ar­bei­tet sie nach lang­jäh­ri­gen Auf­ent­hal­ten in Ita­li­en und Deutsch­land in­zwi­schen in Kra­kau. Dort über­setzt sie, bei Dol­met­scher-Auf­trä­gen kann sie ihre große Lei­den­schaft mit dem Be­ruf­li­chen ver­bin­den: das Rei­sen. Für den Micha­el Mül­ler Ver­lag schrieb sie mit Jan Szur­mant die MM-City-Rei­se­füh­rer Kra­kau und War­schau.

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Leseprobe
Architektur
Die ältesten vom Menschen geschaffenen Überbleibsel in Krakau haben für uns heute eine etwas seltsame Form. Es handelt sich dabei um die zwei der vier Hügel, die beide keltischen Ursprungs sind: der Kopiec Wandy im Osten und der Kopiec Krakusa am südlichen Stadtrand. Von der vorchristlichen Kunst und Architektur blieb nach den Tatarenangriffen des 13. Jh. aber wenig erhalten. Vereinzelte Überreste sind in den städtischen Museen ausgestellt, so auch das Original des vor dem Wawel stehenden Światowid; die im Archäologischen Museum ausgestellte Statue zeigt einen viergesichtigen heidnischen Gott.
Mit der neuen Religion verbreitete sich ab der ersten Jahrtausendwende die christliche Kunst. Mit den Mönchen, vor allem den Benediktinern, kam die Romanik nach Krakau. Aus dieser Zeit sind vor allem noch Krypten in vielen der Kirchen erhalten, wovon in erster Linie die der Kathedrale auf dem Wawel bemerkenswert ist. Ein weiteres romanisches Bauwerk, das Sie besichtigen sollten, ist die Kościół Św. Andrzeja (St.-Andreas-Kirche; erb. 1079-1098), die als einzige der 360 Kirchen Krakaus bei den Tatarenangriffen nicht zerstört wurde. Romanische Fundamente und Bruchstücke sind auf dem Wawel sowie in der Kościół Św. Wojciecha (St.-Adalbert-Kirche; erb. 997) auf dem Rynek vorhanden. Ursprünglich Romanisches lässt sich in Krakau an einer Besonderheit identifizieren: Da die Stadt nach den Zerstörungen durch die Tataren vollkommen neu und streng konzipiert wurde, stehen die Kirchen in der historischen Altstadt oft schräg und versetzt zwischen den Straßen und Plätzen. Das prominenteste Beispiel dafür ist die Kościół Mariacki (Marienkirche; erb. 1221-1222).
Wesentlich prägender für das heutige Stadtbild ist die Gotik. Wie so oft in Krakaus Geschichte waren von der Kirche beauftragte Baumeister die Vorreiter des neuen Stils, der mit den Zisterziensern, später den Dominikanern und Franziskanern nach Polen kam. Im Zentrum haben sie alle gotische Kirchen hinterlassen. Die am häufigsten besuchte ist die Kościół Mariacki (Marienkirche, Neubau Ende 13. Jh.) auf dem Rynek. Nicht weniger imposant sind die Bazylika Franciszkanów (Franziskanerbasilika, um 1255), die Katedra (Kathedrale, erb. 1320-1364) auf dem Wawel sowie in Kazimierz die Kościół Bożego Ciała (Fronleichnamskirche, um 1340). Alle diesen architektonischen Schätze sind aber nur aus einem Grund erhalten geblieben: 1285 wurden die starken Stadtmauern im gotischen Stil errichtet, die bis auf das Stadttor Brama Floriańska (um 1300) und den festungsartigen Torvorbau Barbakan (Barbakane, Fertigstellung 1499) aber längst abgerissen wurden. Geschützt von diesen Mauern konnten auch der Wieża Ratuszowa (Rathausturm, 13./14. Jh.) und Teile des Collegium Maius die Zeiten überdauern. Viele der Bürgerhäuser auf dem Marktplatz zeigen ebenfalls gotische Elemente. Beispiele sind die Fassade der Kamienica Pod Orłem an der Einmündung zur ulica Floriańska oder das Gewölbe der Kamienica Pod Jaszczurami gegenüber der Adalbertkirche.
Schiefstehende Gotik:
der Rathausturm auf dem Rynek
Mit Polens goldenem Zeitalter hielt die Renaissance Einzug in die Stadt. Zum ersten Mal waren auch königliche, städtische und private Bauvorhaben prägend bei der Durchsetzung des neuen Stils.
An der Fassade des Słowacki-Theaters finden sich viele Stilelemente
So sind die Sukiennice (Tuchhallen, erb. 1556-1559) auf dem Rynek ebenso ein Paradebeispiel wie die Willa Decjusza (Villa Decius, 1530) in der Nähe des Stadtwalds. Von italienischen Besuchern hört man in der ulica Kanonicza immer wieder denselben Scherz: „Da hätten wir gleich nach Florenz fahren können.“ Und auch das Zamek Królewski (Königliches Schloss, Umbau 1504-1515) und die Kaplica Zygmuntowska (Sigismundkapelle, erb. 1519-1533), die beide auf dem Wawel stehen, weisen verblüffende Ähnlichkeiten mit der italienischen Renaissance auf. Dies ist nicht verwunderlich, da während und nach der Herrschaft der aus Mailand stammenden Königin Bona Sforza (1494-1557) zahllose Künstler aus dem Geburtsland der Renaissance nach Krakau kamen. Unter ihnen waren Giovanni Maria Padovano (1493-1574) und Bartolomeo Berrecci (1480-1537) sicher die bedeutendsten. Ihre größten Kunstwerke findet man auf dem Wawe​l.
Als Beispiele für den barocken Stil dominieren wieder Kirchen, weil durch die Verlegung der Residenz nach Warschau der Einfluss des Klerus gestärkt wurde. Herausragende Beispiele sind die Kościół Św. Piotra i Pawła (St.-Peter-und-Paul-Kirche, erb. 1597-1619) im Zentrum und die Kościół Św. Floriana (Florianskirche, erb. 1185, Neubau 1677-1684) in Kleparz, an der der spätere Papst Johannes Paul II. als Priester tätig war. In Kazimierz sollten Freunde des Barock die Kosćiół Paulinów Na Skałce (Paulinerkirche „Auf dem Felsen“, 1733) besichtigen, deren Fassade durch eine gelungene Gestaltung der Gartenanlage betont wird. Herausragend unter den barocken Baumeistern der Stadt ist der aus den Niederlanden stammende Architekt Tylman van Gameren (1632-1706), unter dessen Leitung die Kościół Św. Anny (St.-Anna-Kirche, 1689-1705) entstand.
Von Mitte des 18. Jh. bis ins späte 19. Jh. mangelte es in Krakau an finanzieller und politischer Unterstützung für die zeitgenössische klassizistische Architektur - nicht zuletzt aufgrund der drei Teilungen und der Fremdherrschaft durch die Habsburger gibt es aus dieser Phase keine nennenswerten Beispiele. Charakteristisch für die Epoche des Historismus sind die Neuinterpretationen älterer Baustile. Das neugotische Collegium Novum (erb. 1883-1889) und die neoromanische Kościół Felicjanek (Felizianerinnenkirche, 1882-1884) stehen für diese Richtung. Keinen klar abgrenzbaren Stil weist das Teatr Słowackiego (1891-1893) auf. In dem Theatergebäude vermischen sich Renaissance-Einflüsse, barockes Interieur, Wiener Monumentalstil und an die Pariser Oper angelehnte Elemente zu einem verblüffend stimmigen Gesamteindruck.
Die Krakauer Variante des Jugendstils heißt Młoda Polska („Junges Polen“) und dauerte etwa von 1895 bis 1914. Wie in Wien wurden spielerische und romantische Elemente in der Architektur verwendet, die auch heute noch an vielen Häusern in Krakau zu bewundern sind. Im Gegensatz zum übrigen Europa nahm der polnische Jugendstil weiterhin historistische Anleihen, zudem setzte man auch stark folkloristische Motive ein. Die Bewegung des Jungen Polens gruppierte sich um das Allroundtalent Stanisław Wyspiański (1869-1907). Er initiierte städtebauliche Projekte, war als Architekt tätig, gestaltete Glasfenster und gilt als Meister der Polychromie, d. h. die vielfarbige Ausschmückung von Innenräumen durch Fresken, Glasmalerei, Mosaike, Inkrustationen oder dekorative Malerei. Eine Besonderheit der Krakauer Kirchen ist die vielfältige Gestaltung der Wände und Decken mit mehreren dieser Techniken. Ein Beispiel für das Wirken Wyspiańskis ist in der Bazylika Franciszkanów (Franziskanerbasilika) zu sehen: Das Glasfenster Bóg Ojciec - Stań się! („Gottvater - werde!“, 1897-1904), eines der bekanntesten und charakteristischsten Motive der Stadt, zeigt Gott bei der Erschaffung der Welt. Weitere sehenswerte Gebäude im Krakauer Jugendstil stehen im Viertel Piasek, wo vor allem Teodor Talowski (1857-1910) seine architektonischen Ideen verwirklichte. Bedeutende Architekten des Jungen Polens waren auch Franciszek Mączyński (1874-1947) und Tadeusz Stryjeński (1849-1943): Die Außenfassade des Stary Teatr (Umbau 1903-1905), der Pałac Sztuki (Kunstpalast) von 1901 und das Dom Pod Globusem („Haus Unter dem Globus“) von 1904 zeigen ihre Varianten des verspielten Stils der...
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