1 Probleme und ihre
Lösungsmöglichkeiten
Was versteht man unter einem „Problem“?
Wie bei allen Begriffen unserer Sprache wird auch der Begriff „Problem“ je nach Anwendungsbereich unterschiedlich definiert. So bietet der Fremdwörterduden folgende beiden Begriffsbestimmungen an:
- „schwierige, zu lösende Aufgabe; Fragestellung; unentschiedene Frage; Schwierigkeit“
- „schwierige, geistvolle Aufgabe im Kunstschach (mit der Forderung: Matt, Hilfsmatt in n Zügen)“
Andere bedeutungsähnliche Begriffe sind unter anderem: Auftrag, Denkaufgabe, Rätsel, Vorfall, Affäre, Ratlosigkeit, Unschlüssigkeit, Handlungsdruck, Notlage, Bredouille, Dilemma, Engpass.
Arbeitswissenschaftliche Definition
Eine gebräuchliche arbeitswissenschaftliche Definition lautet: „Eine Situation wird als Problem bezeichnet, wenn die tatsächlichen Gegebenheiten von den angestrebten abweichen bzw. anerkannte Normen nicht eingehalten sind.“ Oder kürzer, arbeitswissenschaftlich ausgedrückt:
Ein Problem ist eine Soll-Ist-Abweichung.
Die Ausführungen dieses Buchs zur Problembehandlung beruhen im Allgemeinen auf dieser Definition.
Die unterschiedlichen Problemarten
Unterschiedlichkeit hinsichtlich der Problemursachen
Verschiedene Wege zu Lösungen
Je nach Problemsituation können sich unterschiedlich geartete Probleme ergeben. Demzufolge sind sie auch auf verschiedenartige Weise zu behandeln und es bieten sich dafür unterschiedliche Methoden und Techniken an.
- Suchprobleme: Hierbei gilt es, anhand der Kriterien des Problemlösungsziels neuartige Lösungsideen zu finden. Einige Techniken zur Steuerung des Ideenfindungsprozesses können dabei hilfreich sein. Insbesondere bei Ideenfindungen in Gruppen können sie den kreativen Prozess erheblich anregen und führen oft zu überraschenden, besonders originellen Lösungen.
- Konstellationsprobleme: Hier geht es darum, vorhandenes Wissen aus problemfremden Bereichen zu nutzen und es übertragbar zu machen. Auch hierzu gibt es einige Kreativitätstechniken, die diese Synergieeffekte fördern.
- Analyseprobleme: Mitunter ist die Lösungssuche wegen der Komplexität des Problems erschwert. Bei derartigen Problemen gilt es, sie zu strukturieren und die Beziehungen der einzelnen Problemelemente zueinander zu verdeutlichen. Hierzu können insbesondere grafische Darstellungstechniken beitragen.
- Auswahlprobleme: Hierbei geht es darum, die zur Auswahl stehenden Lösungsalternativen hinsichtlich ihres Nutzens für das Problemlösungsziel zu unterscheiden. Hierfür gibt es eine Reihe unterschiedlich präziser, aber auch entsprechend unterschiedlich aufwendiger Techniken der Nutzwertermittlung.
- Konsequenzprobleme: Hier gilt es, die sich anbietenden Lösungsalternativen hinsichtlich ihrer zu erwartenden Auswirkungen zu analysieren. Die hierfür anwendbaren Entscheidungstechniken sind demzufolge Prognoseinstrumente. In der Regel sollen sie vor allem die denkbaren Risiken der verschiedenen Lösungen aufzeigen.
Lösungschancen und Lösungshandicaps
Hinsichtlich ihrer Lösbarkeit lassen sich die verschiedenartigen Probleme zu Problemkategorien zusammenfassen, für die jeweils spezifische Lösungsstrategien geeignet sind.
Unlösbare Probleme
Bei manchen Problemen stellt es sich bei näherer Betrachtung heraus, dass sie letztlich unlösbar sind. Ein sprichwörtlich unlösbares Problem ist beispielsweise die Quadratur des Kreises. Bei derartigen Problemen ist es sinnlos, Zeit und Energie in Lösungsversuche zu investieren. Unter Umständen kann aber eine sogenannte „Umgehungslösung“ helfen: das heißt, die Zielsetzung oder die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass sich das Problem gar nicht mehr stellt.
Allerdings erscheinen manche Probleme nur deshalb als unlösbar, weil sie hinsichtlich ihrer Problemelemente (Zielsetzung, Ausgangssituation, eventuelle Lösungshandicaps) nicht ausreichend klar definiert wurden. Die Unlösbarkeit kann aber auch darauf beruhen, dass man mehrere widersprüchliche Ziele gleichzeitig zu erreichen sucht. Hier liegt ein Interessenkonflikt vor, der aber möglicherweise durch einen Kompromiss beglichen werden kann. In der Technik spricht man hierbei auch von „Optimierung“. Allerdings können zu weit gehende Kompromisse zu neuen Problemen führen.
Zerlegbare Probleme
Lässt sich ein Problem in mehrere Unterprobleme aufsplitten, so sind diese überschaubarer und lassen sich einfacher bearbeiten. Oft macht eine transparente Problembeschreibung schon von sich heraus einen Lösungsweg erkennbar. Wäre jedoch die Zerlegung selbst problematisch oder sind die einzelnen Unterprobleme etwa ebenso komplex wie das Ausgangsproblem, so kann das Problem nicht als zerlegbar gelten.
Manche Probleme sind sich so ähnlich, dass sich die Lösungsmöglichkeit des einen Problems auch auf die anderen übertragen lässt. Dies ist der Fall, wenn die Ausgangs- und Zielsituation der Probleme vergleichbar sind. (Wenngleich sie möglicherweise unterschiedlich formuliert sind.) Dadurch lassen sich ganze Problemklassen bilden und deren ungelöste Probleme auf ein und dieselbe Weise beheben.
Lösungsaufwand der Probleme
Unvertretbarkeit trotz Lösbarkeit
Man kann Probleme auch nach ihrem Lösungsaufwand klassifizieren. Er kann bei manchen Problemen sehr gering sein, während andere so aufwendig sind, dass das zwar erreichbare Ziel den Lösungsaufwand nicht lohnt. So kann ein Problem theoretisch lösbar sein, in der Praxis aber dennoch als „unlösbar“ gelten. Der benötigte Aufwand zur Lösung eines Problems hängt sowohl von dessen Komplexität als auch von den Fähigkeiten oder Mitteln der Bearbeiter ab – von der menschlichen Intelligenz bis zur Rechenleistung eines Computers.
Insbesondere Probleme des Alltags werden von den betroffenen Personen oft sehr subjektiv bewertet. Abweichende persönliche Zielvorstellungen können dazu führen, dass sie aufgrund ihrer Befangenheit die Schwierigkeit und den Lösungsaufwand eines Problems als besonders hoch einschätzen. Mitunter halten sie das Problem sogar für unlösbar, obwohl unvoreingenommene Außenstehende durchaus in der Lage wären, es zu bewältigen – eventuell sogar auf einfache Weise.
Standpunktwechsel nötig
Hierbei kann ein Wechsel des persönlichen Standpunkts oder eine emotionslosere Betrachtung zu einem anderen, realistischeren Problemverständnis führen.
Probleme als natürliche Bestandteile des Daseins
Probleme sind ein unumgänglicher Bestandteil unseres Lebens. Ständig geraten wir in Situationen, in denen irgendwelche Gegebenheiten nicht unseren Erwartungen entsprechen oder unserem Vorhaben im Weg stehen.
Zum einen, weil andere Menschen manchmal Absichten verfolgen, die mit unseren eigenen kollidieren. Beispielweise uns jemand das letzte freie Taxi vor der Nase wegschnappt und wir uns deshalb verspäten. Zum anderen, weil naturgegebene, vom Menschen unbeeinflussbare Umweltbedingungen unsere Pläne durchkreuzen, wenn wir uns etwa vorgenommen haben, endlich den Gartenzaun zu streichen und es gerade dann zu regnen anfängt.
Umgang mit Problemen
Unterschiedliche Reaktionsweisen
Probleme werden daher im Allgemeinen als etwas Negatives empfunden und es wird versucht, ihnen möglichst aus dem Weg zu gehen. Dennoch ist es unvermeidbar, dass wir immer wieder mit problematischen Situationen konfrontiert werden. Die menschlichen Reaktionen darauf können individuell unterschiedlich sein:
- Der eine verschließt die Augen und ignoriert das Problem einfach.
- Ein anderer meint, sowieso nichts ändern zu können, und bemitleidet sich.
- Wieder andere stellen sich der Situation und versuchen, das Problem zu lösen.
Optimistisches Problemverhalten
Logischerweise eröffnet die letztgenannte Reaktionsweise die größten Chancen der Problembewältigung. Es ist hinreichend erwiesen, dass optimistische Menschen erfolgreicher sind als Pessimisten: Der Pessimist neigt bei auftretenden Problemen dazu, von vornherein davon auszugehen, dass jegliche Lösungsbemühungen scheitern werden. Folglich signalisiert ihm sein Unterbewusstsein, dass es unvernünftig wäre, größere Anstrengungen zu unternehmen, und lässt ihn schnell resignieren. Hingegen setzt eine zuversichtliche Grundhaltung mitunter ungeahnte Kräfte frei. Während der Pessimist sich durch einen gescheiterten Lösungsversuch bestätigt fühlt (was seine negative Grundhaltung weiter verfestigt!), versucht der Optimist, auch aus Fehlschlägen etwas Nützliches zu machen, indem er die Situation in der Nachschau analysiert und sich überlegt, wie er aus den unabänderlichen Gegebenheiten das Beste machen kann, und er aus Fehlschlägen lernt, was er künftig bei gleichartigen Problemen besser machen könnte.
Optimismus macht erfolgreich.
Fehlgeschlagene Lösungsversuche
Manchmal stellt es sich sogar heraus, dass auch ein gescheiterter Lösungsversuch sein Gutes hatte. Beispielsweise hatte man sich zu spät für ein günstig erscheinendes Wohnungsangebot entschieden und die verpasste Gelegenheit zunächst bedauert. Doch einige Wochen später entdeckte man vielleicht ein noch besseres Angebot und ist froh, das erste nicht wahrgenommen zu haben. Fazit der Geschichte: Bei erfolglosen Problemlösungsversuchen sollte man nicht in Selbstmitleid verharren, sondern aktiv bleiben und nach neuen Möglichkeiten...