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E-Book

Kreativität im Projektmanagement

inkl. Exkurs Design Thinking

AutorDietmar Prudix
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl268 Seiten
ISBN9783848285860
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Viele Projektleiter benötigen für die Umsetzung von Projekten zunehmend die Fähigkeit, neue Wege und neue Zugänge zu Projektherausforderungen zu finden. Gerade bewährten Projektleitern fällt es schwer, abseits bekannter Wege zu gehen und zu denken. Die Devise in diesem Buch lautet: " Manchmal muss man vom Wege abkommen, um nicht auf der Strecke zu bleiben."

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Leseprobe

4.3 Bild- und Analogietechniken


4.3.1 Visualisierung

Bei der Visualisierung machen Sie sich vom gewünschten Ergebnis in Gedanken ein positives Bild. Ganz konkret und mit möglichst vielen Details stellen Sie sich vor, wie das Ergebnis aussehen soll. Konzentrieren Sie sich und tun Sie das, wofür Sie früher von den Eltern gescholten wurden: Tagträumen Sie! Üben Sie Ihre Vorstellungskraft, denken Sie "Kopffilme" aus; Sie können sie anhalten, von vorne laufen lassen und neu drehen. Es geht immer wieder darum, sich das, was man will, so bildhaft wie möglich und in Einzelheiten vorzustellen.

"Die Vorstellungskraft und ihre Auswirkungen sind bereits mehrfach untersucht worden: So hatten zum Beispiel zwei gleich starke Gruppen von Hochspringern etwas zwei Wochen lang ihre Technik verfeinert. Ein Team trainierte nur körperlich, das andere nur mental, indem die Mitglieder geistige Filme vom Sprung anfertigten. Sie gingen lediglich den gesamten Ablauf vor dem inneren Auge durch: sie sahen, wie sie anliefen, jeden Schritt, den Absprung, den Flug über die Latte und die Landung. Das verblüffende Ergebnis: Beide Teams hatten ihre Leistungen gleichermaßen verbessert." (Kolb/Miltner 1998).

Teilnehmeranzahl: am besten in Einzelarbeit

Einsatzgebiete:

  • alle Bereiche, wo grundlegende Veränderungen erwünscht sind

Zeitbedarf: so viel Zeit, wie für die Entwicklung der Vision benötigt wird

Vorteile:

  • an jedem Ort und zu jeder Zeit möglich
  • ruft eine positive Arbeitsstimmung hervor und wirkt motivierend

Nachteile:

  • fehlende bildhafte Vorstellungskraft (kein Ziel vor Augen)
  • sich beim Ausmalen der Einzelheiten verzetteln

Durchführung:

Suchen Sie sich Ihren idealen Ort und Ihre ideale Zeit, um Tagträumen zu können. „Übersetzen“ Sie dann Ihre Ausgangsfragestellung/Ihr Ziel in ein positives Bild. Malen Sie so viel Einzelheiten Ihres Wunschziels in allen Farben und in allen Details aus. Denken Sie sich in Ihr Ziel, als hätten Sie es bereits erreicht (ich bin..., ich habe..., ich kann...etc.). Es ist leichter für das Gehirn in der Gegenwart zu denken, als in der Zukunft.

Lassen Sie Ihre Ängste und Befürchtungen oder negativen Gedanken außer Acht, diese wirken an dieser Stelle destruktiv.

Als nächstes definieren Sie die entsprechenden Schritte und Maßnahmen zur Erreichung Ihres Zieles.

Übung:

Trainieren Sie Ihren visuellen Sinneskanal durch folgende Übung: Schauen Sie sich die Wolken (Bäume, Wasser) ganz konzentriert an und stellen Sie sich dabei vor, wie sie geformt sind, wie sie sich verändern, welche Muster Sie erkennen, welches Bild vor Ihrem geistigen Auge entsteht.

4.3.2 Visuelle Synektik

Die Kreativitätsmethode Synektik wurde von W.J.J. Gordon in den Sechziger Jahren entwickelt. Der Begriff Synechein stammt aus dem Griechischen und bedeutet, dass etwas miteinander in Verbindung gebracht, etwas verknüpft wird.

Visuelle Synektik soll ein Problem zunächst verfremden, um einen anderen Blickwinkel zu bekommen und so außergewöhnliche Ideen zu finden. Durch die Entfernung vom Problem und zusätzlichen „Reizen“ können sinnvolle Lösungsmöglichkeiten aus dem Unterbewusstsein kreiert werden. Bevor sich ein Team also entscheidet, die Methode der visuellen Synektik anzuwenden, muss es darum zwingend ein Ziel formulieren. Sonst verliert es leicht den Grund des Meetings aus den Augen.

Für diese Methode ist eine offene, vertraute Gruppe notwendig, in der sich jeder traut, seine Gefühle und Ideen zu den gewählten Reizen zu nennen.

Teilnehmeranzahl: keine festen Richtwerte, allgemeine Regel: je komplexer die Fragestellung, umso höher die Anzahl der Teilnehmer, zusätzlich einen Moderator für die Sammlung und Veröffentlichung der Informationen

Einsatzgebiete:

  • für vollkommen neue Vorgehensweisen, Organisationsstrukturen und neue Projektthemen
  • besonders geeignet für Zukunftsmanagement (wenn man sich völlig von bisherigen Denkmustern lösen will)

Zeitbedarf: mindestens eine Stunde, je nach Fragestellung auch zwei bis drei Stunden

Vorteile:

  • die Technik durchbricht bisherige Denkstrukturen der Teilnehmer und baut sehr schnell Denkblockaden ab, wenn die Gruppe sich darauf einlässt
  • eine unterhaltsame Methode, da die Ideenfindung mit positiven und schönen Reizen durch Bilder und Gegenstände erfolgt

Nachteile:

  • passen die Bilder nicht zur Fragestellung, dann können auch die Ideen nicht zu einem sinnvollen Transfer führen
  • wenn die Bilder von der Gruppe nicht begriffen werden und damit kein Bezug zur Fragestellung hergestellt werden kann

Durchführung:

Die Aufgabenstellung oder das Problem wird genau beschrieben.

Ein Moderator führt am besten durch die einzelnen Arbeitsschritte dieser Technik.

Aus ca. 20 Bildern oder Gegenständen werden von der Gruppe drei bis sechs ausgewählt. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass diese Objekte positive Stimmungen und Anregungen hervorrufen. Vor allem soll die Gruppe die Bilder/ Gegenstände verstehen und erklären können. Von Vorteil ist es drei völlig verschiedene Bilder zu wählen, da sonst die Gruppe in nur eine Richtung gelenkt wird.

Nacheinander beschreibt jeder Teilnehmer die Bilder und interpretiert diese. Was genau ist zu sehen? Woher kennen die Teilnehmer etwas Ähnliches und welche Gefühle werden ausgelöst? Ist ein Konzept, eine Struktur, ein „Bauplan“ erkennbar?

Die Sammlung der Ideen erfolgt am besten mittels eines Brainwritings (Brainstorming dauert zu lange) und wird anschließend für alle mit Moderationskarten sichtbar gemacht sowie eventuell ergänzt. Gibt ein Bild keine weiteren Anregungen mehr, wird zum nächsten Bild übergegangen.

Aus der anschließenden Bildanalyse versucht die Gruppe Lösungsansätze für die Ausgangsfragestellung abzuleiten.

4.3.3 Bisoziation

Bisoziation ist eine Form der visuellen Synektik.

Um Denkschablonen aufzubrechen, assoziieren die Teilnehmenden zunächst zu ausgewählten Bildern/ Gegenständen, die nichts mit dem Ausgangsproblem zu tun haben. Die Bilder sollten so gewählt sein, dass sie interessant sind und Assoziationen auslösen. Inhaltlich sollten sie sowohl vielfältig sein als auch thematisch vom eigentlichen Problem weit entfernt liegen. (Beispiele für Bildmotive: Bergwiese, Palmeninsel, Rennauto, ein lachendes Baby, eine Skyline, eine Uhr, eine Bratpfanne und vieles andere mehr.)

Der Erfolg dieser Methode liegt darin, dass man durch den Auftrag gezwungen wird, eine Verbindung zwischen der Assoziation und dem Ausgangsproblem herzustellen. Dabei werden Denkbahnen verlassen, die bisher bei der Behandlung des Problems eingeschlagen wurden. Das Zusammentreffen zweier bislang nicht zusammen gedachter Elemente führt zu überraschenden Einsichten.

Doch ist diese Technik nur für sehr erfahrene Gruppen geeignet, da die Technik der Bisoziation schnell zu Hemmungen und Unverständnis führen kann.

4.3.4 Analogietechnik

Werden neue Begriffe erklärt, dann wird häufig nach Ähnlichkeiten zu bereits bekannten Dingen gesucht. Dabei benutzt man oft Analogien: „Das ist wie...“.

Bei dieser Technik wird dieses menschliche Verhalten genutzt, um zu neuen Ideen zu kommen.

Teilnehmeranzahl: ca. 15 bis 20 Teilnehmer

Einsatzgebiete:

  • wenn die Aufgabenstellung oder die Teilnehmer auf Analogien hinweisen

Zeitbedarf: mindestens eine Stunde; je nach Fragestellung und gewünschtem Ergebnis auch zwei Stunden; mehrere Treffen ebenfalls möglich

Vorteile:

  • sehr weite Entfernung von der Ausgangsfragestellung und damit Erweiterung auch bereits durchdachter Möglichkeiten
  • die Teilnehmer sind eher bereit auch „verrückte“ Einfälle zu äußern

Nachteile:

  • wenn die Analogie nicht passt, dann kann der Transfer nicht zu sinnvollen Ergebnissen führen
  • wenn die Teilnehmer immer noch beim Ursprungsproblem bleiben
  • die Teilnehmer überlegen eventuell sofort nach jeder Idee, wie sich diese auf das Ursprungsproblem übertragen lässt, wodurch der Ideenfluss gebremst wird

Durchführung:

Suchen Sie nach Analogien zur Fragestellung aus weit entfernten Lebensbereichen. Liegt das Problem im menschlichen Bereich, dann kann man Analogien aus der Technik oder Natur wählen (und andersherum). Die gewählten Analogien sollten jedoch Ähnlichkeiten in ihren Funktionsweisen, Abläufen oder Strukturen etc. mit der Fragestellung aufweisen. Diese werden nun ausgiebig...

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