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Kriegsendverbrechen der Wehrmacht: Eine Spieltheoretische Analyse am Beispiel des Falles 'Welda'

AutorThomas Grunewald
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl52 Seiten
ISBN9783956845208
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Als zum Ende des II. Weltkrieges die Aussichtslosigkeit der weiteren Kriegsführung immer augenscheinlicher wurde, veranlasste das verzweifelte nationalsozialistische Regime flächendeckende Terrormaßnahmen gegen die eigene Bevölkerung. Defätismus und 'Kapitulantentum' sollten mit drakonischen Strafen bekämpft und so der Durchhaltewillen der Deutschen befördert werden. Jenseits der bekannten Gewaltgeschichten des Nationalsozialismus, der Vernichtung politischer Gegner und des Holocaust, eröffnet sich damit ein bisher von der Forschung weitgehend vernachlässigtes Kapitel der Exzesse des Regimes. Die Entgrenzung der Gewalt und deren Stoßrichtung nach Innen sind dabei die Kennzeichen dieser Phase des Nationalsozialismus, in der nun auch die weltanschaulich unbedenklichen, 'reinrassigen' und nicht dem Widerstand angehörenden Deutschen zu Opfern des Systems werden konnten. Zwischen Fanatismus und Resignation, Endsiegzuversicht und Niederlageerwartung, entschied sich oftmals das Schicksal der Betroffenen. Am Beispiel der Ereignisse in Welda, am 30. März 1945, widmet sich die vorliegende Arbeit diesem Kapitel der nationalsozialistischen Gewaltgeschichte, wobei durch den Einbezug spieltheoretischer Methoden insbesondere die Handlungsspielräume und Entscheidungszwänge der Beteiligten betrachtet werden.

Thomas Grunewald, geboren 1985 in Halle an der Saale, studierte Geschichte, Philosophie und Betriebswirtschaftslehre an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und schloss sein Studium 2013 mit dem akademischen Titel Magister Artium ab. Seine Inter

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 4, Die Rahmenbedingungen III - Die Entgrenzung der Gewalt: Nachdem zuvorderst die äußeren Bedingungen der Niederlage der Wehrmacht dargestellt und daran anschließend die Auswirkungen auf die Moral der Deutschen erläutert wurden, sollen im Folgenden die Handlungsmöglichkeiten, vor allem der Soldaten, analysiert werden. Von besonderem Interesse ist dabei die Rolle der Gewalt und welchen Einfluss sie - unter Berücksichtigung der im vorherigen Kapitel dargelegten Erwartungshaltungen und Motive - auf die wahrgenommenen Handlungsalternativen hatte. Um das weitere Vorgehen verständlicher zu machen, möchte der Autor zuerst das Phänomen der Gewalt als ein Hauptmerkmal des Nationalsozialismus kennzeichnen und diesen, für den weiteren Verlauf der Arbeit vereinfacht, als extreme Form des Nationalismus verstehen. Dabei erhielt der Nationalsozialismus seine spezifische integrative Wirkung nicht allein durch seine Ausrichtung auf eine symbolische 'Führergestalt', sondern vor allem durch die Ausgrenzung und Verfolgung bestimmter Bevölkerungsgruppen. Hierbei war der gezielte Einsatz von Gewalt gegen die 'Ausgegrenzten', teilweise bis zu deren physischen Vernichtung als Gruppe, im Zusammenspiel mit den dafür verantwortlich zu machenden Gründen, entscheidend für die Einzigartigkeit des Nationalsozialismus, in Abgrenzung zu den 'herkömmlichen' Formen von Nationalismus. Gewalt ist damit ein elementarer Bestandteil des Nationalsozialismus. Nach dieser kurzen Bestimmung werden nun zwei analytische Ebenen miteinander verbunden: Zum einen die Gewalt als qualitative Ebene und zum anderen der Verlauf des Krieges, die zeitliche Ebene. Erstere, die eingesetzte Gewalt als Mittel der Verfolgung, Ausgrenzung und Vernichtung, hatte ihre motivierenden, aber auch 'juristischen' Ursachen in den ideologischen und rassischen Lehren des Nationalsozialismus. Wurden beispielsweise Juden, aus Gründen entsprechend der nationalsozialistischen Rassenlehre verfolgt, war das Vorgehen gegen Kommunisten und Sozialdemokraten eher ideologisch bedingt. Grundsätzlich hatte jede gewaltsame Aktion gegen die ausgegrenzten sozialen, ethnischen oder politischen Gruppen ihre Ursache in der nationalsozialistischen Weltanschauung und innerhalb dieser eine, wie plausibel auch immer gestaltete, Begründung. Die Gewalt gegen Juden, Sinti und Roma, Slawen, Kommunisten, Sozialdemokraten und andere direkt in der Weltanschauung der Nationalsozialisten bezeichneten und damit als Feinde des NS verorteten Gruppen, erscheint demnach als eine regulierte, um nicht zu sagen, a priori geplante und dann gezielt eingesetzte Gewalt. Wird nun die zeitliche Ebene an diese Beobachtung angefügt, so kann festgestellt werden, dass die nationalsozialistische Gewalt nach Innen (gegen die oben genannten Gruppen), zumindest bis zur letzten Kriegsphase (ab etwa Sommer 1944), eine streng regulierte Gewalt blieb. Dann jedoch veränderten sich die Faktoren. Mit den Worten Bessels: 'The bloodshed of the first four months of 1945 was not just a continuation of the horrors which had descended upon Germany during 1944. It marked a qualitative as well as a quantitative change.' Die Ursachen hierfür lagen im sich ausbreitenden Chaos bei der 'Rückkehr' des Krieges ins Reich, den zusammenbrechenden Fronten, dem ausgeweiteten Bombenkrieg, der zerstörten Infrastruktur und Kommunikation, aber auch des Schockes des Attentates auf Hitler und den daran anschließenden Verfolgungen. Hatte sich bis dato die Gewalt auf die oben benannten Gruppen konzentriert, ja erschien der Einsatz von Gewalt als reguliert, so sorgten diese veränderten Faktoren, die die Niederlage und die beginnende Auflösung des Systems immer deutlicher machten, auch für einen veränderten Charakter der Gewalt. Umso mehr das System von außen und von innen unter Druck geriet, umso mehr radikalisierte es sich und setzte dabei vor allem auf den immer stärkeren Einsatz von Gewalt, zur Durchsetzung der eigenen Ziele und Absicherung des Systems.
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