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Kunsthandwerk der Wikinger

AutorNathalie Peter
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl124 Seiten
ISBN9783958206922
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Die Wikinger befuhren im 8. bis 11. Jahrhundert nicht nur den gesamten Ostseeraum und die Meere bis nach Island, Grönland und Neufundland, sondern auch das Mittelmeer und die Flüsse des Ostens bis ins Schwarze Meer. Allerdings darf man sich die Wikinger nicht nur als plündernde und brandschatzende Krieger vorstellen, wie es heutzutage leider gern getan wird, sondern auch als Siedler, Händler und Handwerker. Eine der bedeutendsten kulturellen Leistungen war sicherlich das Kunsthandwerk, welches, v.a. durch die verschiedenen Tierfiguren, der frühmittelalterlichen Kunst im Einflussbereich der Skandinavier eine ganz charakteristische und unverwechselbare Ausprägung verlieh. Es folgen detaillierte Angaben zur Forschungsgeschichte, den Bildträgern, den einzelnen wikingerzeitlichen Kunststilen und deren Beeinflussung, der ikonographischen Bedeutung und den fertigungstechnischen Grundlagen.

Nathalie Peter wurde 1990 in Nürnberg geboren. Ihr Studium der archäologischen Wissenschaften schloss die Autorin im Jahre 2013 mit dem akademischen Grad der Magistra Artium erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende prak

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.2, Runensteine: Die Errichtung von dekorierten Runensteinen datiert in Skandinavien in die jüngere Wikingerzeit und ist eine Sitte, die große Unterschiede aufweist, sowohl zeitlich als auch in der dekorativen Ausgestaltung. Runendenkmäler aus älterer Zeit sind zum Beispiel auf Gotland aus dem 8. und frühen 9. Jahrhundert, auf der Insel Man, Nordengland, Dänemark, Schweden und Norwegen aus dem 10. Jahrhundert bekannt. Dabei handelt es sich um Bildsteine, Steinkreuze mit Bildern und Ornamentik des Borre- und Jellingstils und reine Inschriftensteine. An Techniken fand sowohl die Ritzung, als auch das Flachrelief Verwendung. Die Sitte, Runensteine mit dekorativen Elementen zu versehen, breitete sich zuerst auf Schonen, Västergötland, Östergötland und Norwegen aus und scheint in Dänemark im dritten Viertel des 10. Jahrhunderts aufgekommen zu sein. Man geht davon aus, dass deren Verbreitung wahrscheinlich durch Anregungen aus dem insularen Westen gefördert wurde. Als ein mögliches Vorbild wurde von T. Capelle ein Stein vom St. Pauls-Kirchhof in London genannt (Abb. 20). Er trägt als einziges flächendeckendes Motiv einen großen Vierfüßler im Flachrelief mit spiralem Schenkelansatz, zangenartigen Füßen, Nackenschopf und aufgerollter Zunge. Die Technik und Motivausgestaltung könnte eine unmittelbare Vorstufe des Jellingsteins gewesen sein. Während in Schonen und Norwegen die Mode nur kurzfristig angewandt wurde, lag in Schweden zur Zeit des späten 11. Jahrhunderts der qualitative und quantitative Schwerpunkt. Wie bereits erwähnt gab es auch in der Ikonographie regionale Unterschiede. Die inseldänischen und jütischen Steine wurden meist mit Masken und Spiralen des Mammenstils verziert. Im Gegensatz dazu dominierten in Schonen die halbnaturalistischen Tiere aus der Übergangsphase zwischen Mammen- und Ringerikestil. In Norwegen sind nur wenig dekorierte Steine überliefert, meist mit narrativen Darstellungen und ornamentalen Motiven des Ringerikestils. Der Anfang des Urnesstiles auf den schwedischen Runenmonumenten datiert in das zweite Viertel des 11. Jahrhunderts und zeichnet sich durch die Hauptmotive Kreuz, bandförmiges Tier, Schlange, Vierfüßler und Runeninschrift aus. Die Runeninschriften bilden, neben den sehr viel später aufgezeichneten isländischen Sagen, die einzigen direkten literarischen Überlieferungen der Zeit der Wikinger. Die ältesten überlieferten Inschriften datieren in die Zeit um 200 n. Chr. und fanden sich auf den Kehrseiten eines Amulettes oder einer Fibel, verborgen vor den Augen des Betrachters oder Trägers. Ganz im Gegenteil dazu wurden die Inschriften mit dem Beginn der Runensteinverzierung prachtvoll und vor allem gut sichtbar ausgestaltet und gaben ein weitgefächertes, detailliertes und lebendiges Bild der Wikingerzeit wieder: Sie handelten von Kriegen- und Beutezügen nach England, Arabien und Süditalien, von Handelsfahrten in das Baltikum und den Vorderen Orient, vom sozialen und familiären Alltag und konnten juristische Funktionen beinhalten. Während es sich in manchen Fällen um Hersteller-, Benutzer- und Schenkerinschriften gehandelt hat, konnten die Inschriften der jüngeren Runensteine zahlreiche Informationen über die fortschreitende Christianisierung Skandinaviens beinhalten. So wurden rund 50% der 1200 allein in Uppland aufgestellten Runensteine mit einem Kreuz und ca. ein Viertel mit einer christlichen Inschrift versehen. Zwei bekannte Beispiele hierfür sind der große Jellingstein, sowie der Runenstein von Frösö, deren Ornamentik und Inschrift auf die Christianisierung einzelner Regionen hinweist.
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