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Lass Dich nicht vereinnahmen

Die beste Strategie, sich von den Ansprüchen anderer zu befreien

AutorSigrid Engelbrecht
VerlagGRÄFE UND UNZER
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783833825507
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Bestimmen Sie ab sofort selbst über Ihre Zeit und Ihre Energie. Der kleine Coach Lass dich nicht vereinnahmen zeigt Ihnen, wie Sie Schritt für Schritt Ihre innere Freiheit wiedererlangen und sich von den Ansprüchen Ihrer Mitmenschen lösen. Sind Sie leicht zu begeistern? Pflichtbewusst? Oder einfach nur unsicher? Der Typentest entlarvt die Fallstricke auf Ihrem Weg zu mehr Selbstbestimmtheit. Mit den psychischen Voraussetzungen des Grenzen-Setzens beschäftigt sich das Grundlagenkapitel. Erfahren Sie, was das Nein-Sagen erschwert, woher die Angst vor Ablehnung rührt und welche Taktik andere verfolgen müssen, damit Sie klein beigeben. Im Praxiskapitel vermittelt Ihnen ein typgerechtes Selbstcoaching-Programm die passende Strategie, um sich nicht länger vereinnahmen zu lassen. Doch wieder in die Ja-Falle getappt? Das Konsolidierungs-Kapitel verwandelt verfahrene Situationen in neue Chancen und zeigt Ihnen, wie Sie das gewonnene Plus an Selbstsicherheit verinnerlichen können.

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Leseprobe

Immer wieder Ja statt Nein


Sicher kommt Ihnen das nur allzu bekannt vor: Sie tun etwas, was Sie gar nicht tun wollten und fragen sich danach, wie um alles in der Welt Sie da hineingeraten konnten. Ganz bestimmt finden Sie sich in einem oder mehreren der folgenden Beispiele wieder.

Schon wieder überrumpelt


Wie konnte ich bloß …

  • … diese teure Bluse kaufen – nur weil die Verkäuferin mir viel Zeit gewidmet hat?
  • … mich von der Kollegin kurz vor Feierabend eine gute halbe Stunde in Beschlag nehmen lassen? Sie ist den Frust über ihren Ex losgeworden, und ich habe nun meinen Zug verpasst.
  • … einem Nachbarn das Auto für einen Kurztrip leihen – nur um mich für den reparierten Gartenschlauch zu revanchieren?
  • … ein Abo für eine Fernsehzeitung abschließen – nur weil mir der nette Student an der Tür so leidgetan hat?

Ja, wieso nur? Denn nun sind wir gar nicht glücklich, sondern frustriert: Die Bluse sieht im heimischen Spiegel ganz nett, aber nicht gerade sensationell aus, außerdem sitzt sie nicht richtig. Komisch, dass uns das bei der Anprobe nicht aufgefallen ist. Weil wir uns von der redegewandten Kollegin nicht loseisen konnten, fehlt jetzt die Zeit, in der Reinigung die schicke schwarze Hose abzuholen, die wir morgen eigentlich zum Meeting tragen wollten. Wir sorgen uns ohne Unterlass, dass der Nachbar das Auto nicht heil zurückbringen könnte. Überdies ist es auch nicht prickelnd, dass wir zwei Tage bei Nieselwetter mit dem Rad zur Arbeit fahren müssen. Und Zeitschriften haben wir mehr als genug, außerdem ist das schon das dritte Abo, das auf diese Weise zustande kam. Tja, dumm gelaufen!

Die Macht des Entscheidungsdrucks


Wann haben Sie das letzte Mal an einer Veranstaltung teilgenommen, die Sie im Grunde gar nicht interessierte? Sind Sie nur hingegangen, weil ein anderer zu Ihnen sagte:

  • Das ist aber ein MUSS!
  • Wir zählen auf dich!
  • Wir wollen dich unbedingt dabeihaben!
  • Du bist die Einzige von uns, die sich noch nicht angemeldet hat.
  • Wenn du da nicht mitmachst, dann bist du echt außen vor.
  • Interessiert dich das nicht?

Es gibt die verschiedensten Vereinnahmungsstrategien wie beispielsweise Komplimente zu machen, ein schlechtes Gewissen zu erzeugen oder mehr oder weniger subtile Drohungen auszusprechen (»wenn du nicht …, dann …!«), die Entscheidungsdruck in uns aufbauen sollen – damit wir das tun, was der andere will. Tatsächlich lassen wir uns im Alltag allzu oft zu Entscheidungen verleiten, die eigentlich gar nicht in unserem Sinne sind. Manchmal, wenn wir uns für die Interessen anderer einspannen lassen, denken wir nach einer Weile sogar, es seien unsere eigenen – oder wollen uns dies zumindest selbst glauben machen. Vereinnahmung beruht stets darauf, dass Gefühle in uns ausgelöst oder Motive in uns geweckt werden, von denen der andere einen Nutzen hat. Doch was ist das genau, was uns »Ja« sagen lässt, obwohl wir »Nein« meinen?

Unsere psychischen Grundbedürfnisse


Schon seit Längerem haben Neurobiologie und Verhaltensforschung Antworten auf die Frage gefunden, unter welchen Umständen Menschen schnell bereit sind, sich auf die Vorschläge, Ideen oder Bitten ihres Gegenübers einzulassen. Meist sind es anerzogene Denk- und Verhaltensmuster, die uns dazu bringen, gewissen Dingen – oft wider besseres Wissen – zuzustimmen (siehe ›). Diese Muster knüpfen direkt an unsere psychischen Grundbedürfnisse an. Der Psychologe und Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun nennt hier die folgenden Bedürfnisse:

  • wertvoll sein,
  • geliebt werden,
  • frei sein,
  • verbunden sein.

Diese verschiedenen Bestrebungen gilt es, miteinander in Balance zu halten, denn eine zu einseitige Ausrichtung führt zu Konflikten.

Leben in der Gemeinschaft

Wir wollen uns als wertvoller Mensch fühlen und von anderen anerkannt, geschätzt und gemocht werden. Wir wünschen uns aber auch, selbstbestimmt zu leben, eigene Entscheidungen treffen zu können und trotz unseres »Eigen-Willens« einer Gemeinschaft anzugehören. In dieser möchten wir wahrgenommen und freundlich behandelt werden. Wir wollen, dass jemand sich für uns interessiert, dass er sich besorgt zeigt, wenn wir mal durchhängen und sich mit uns freut, wenn uns etwas gelungen ist. Dies alles trägt dazu bei, dass wir uns wohl und sicher fühlen können. Das Gegenteil davon erscheint uns mit Recht als Horrorvorstellung: Wer sich wertlos und ungeliebt fühlt, eingesperrt und nirgendwo zugehörig, der findet wenig Grund, sich am Leben zu freuen. Das Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung durch andere ist also ein ganz elementares menschliches. Als soziale Wesen fühlen wir uns in einer Gemeinschaft nur dann wohl, wenn wir von ihr auch akzeptiert und gemocht werden.

Jeder von uns braucht also Bestätigung durch andere. So streben wir danach, uns unsere psychischen Grundbedürfnisse zu erfüllen – und sie eben auch von anderen erfüllt zu bekommen.

Vorsicht bei Einseitigkeiten

Ein gutes Miteinander hat ein ausgewogenes Geben und Nehmen zur Bedingung. Kritisch wird es dann, wenn sich in diesen wechselseitigen Austausch Einseitigkeiten einschleichen. Wenn also

  • der eine immer nur gibt und der andere nimmt und nimmt,
  • der eine ständig seinen Willen durchsetzt und der andere sich dauernd anpasst,
  • der eine seine Vorstellungen verwirklicht und der andere immer klein beigibt, weil er die Beziehung nicht gefährden will.

Solche Einseitigkeiten können sich gleichermaßen in Paarbeziehungen, in Freundschaften und unter Kollegen entwickeln.

Vereinnahmung greift umso besser, je mehr wir das Lob und die Anerkennung anderer brauchen, um uns wertvoll zu fühlen. Damit geben wir ihnen ganz schön viel Macht an die Hand. Und je deutlicher andere spüren, dass wir das, was wir über uns selbst denken, von ihrem Urteil abhängig machen, desto mehr können sie diese Macht auch missbrauchen!

Balance erreichen

Der kleine Coach will Ihnen helfen, Ungleichgewichte in Beziehungen abzubauen und in eine neue Balance zu kommen zwischen den eigenen Wünschen und Vorstellungen und den Ansprüchen anderer. So stärken Sie Ihre Unabhängigkeit und können damit aufhören, Ihre Freiheit für das Gefühl aufzugeben, »dazuzugehören«, gemocht, geliebt und geschätzt zu werden.

»Die Menschen lassen sich lieber durch Lob ruinieren, als durch Kritik verbessern.«

George Bernard Shaw

Unverzichtbar: Das Selbstwertgefühl


Gleichwertige Beziehungen funktionieren nur, wenn beide Partner ein solides Selbstwertgefühl haben. Wenn wir uns wohl und sicher fühlen als die, die wir sind, brauchen wir nicht ständig von anderen zu hören, dass wir gut aussehen, unsere Arbeit perfekt erledigen, reizende Menschen sind usw. Eigentlich logisch. Natürlich gibt es kaum jemand, dessen Selbstwertgefühl so stark gefestigt wäre, dass er sich als völlig unabhängig von der Meinung anderer bezeichnen könnte. Jeder bringt seine ganz speziellen Selbstwert-Baustellen mit, wie wir auch anhand der Testauswertung gut sehen konnten.

Unsere Selbstwert-Baustellen

Die Pflichtbewusste verbindet ihr Selbstwertgefühl in erster Linie damit, das zu tun, was andere von ihr erwarten – oder was sie glaubt, dass diese erwarten könnten.

Der Entflammbaren ist es für ihr psychisches Intaktheitsgefühl vor allem wichtig, immer wieder neuen Impulsen aus dem Augenblick heraus zu folgen. Sie spürt in diesem Moment ein Gefühl von innerer Freiheit und merkt erst hinterher, dass sie mit ihrem spontanen Handeln eigentlich vorrangig die Ziele anderer bedient hat.

Die Mitleidende muss für ihren Selbstwert das Gefühl haben, gebraucht zu werden. Wenn sie sich um niemand kümmern kann, fühlt sie sich wertlos.

Die Unsichere sucht für ihre innere Stabilität die Bestätigung, das Richtige zu tun. Da sie sich aber nicht zutraut, zu erkennen, was das Richtige ist, baut sie darauf, dass andere es ihr sagen.

Freiheit oder Bequemlichkeit?

Sicher, es ist einfacher, zu tun, was ein anderer verlangt, statt eigene Ansprüche zu stellen: Das ist der Weg des geringsten (inneren) Widerstands. Es ist verlockend zuzugreifen, wenn jemand uns suggeriert, es gäbe gerade eine einmalige Gelegenheit oder ein echtes Schnäppchen. Es ist oft weniger frustrierend, sich um Probleme von Mitmenschen zu kümmern als Lösungen für die eigenen zu suchen. Und es ist bequemer, anderen auf vorgebahnten Wegen zu folgen als eigene Vorstellungen zu entwickeln und diese zu verwirklichen – vor allem, wenn man dabei in Kauf nehmen muss, dass auch der eine oder andere Holzweg dabei ist. Mit diesem Verhalten ecken wir nicht an, machen uns nicht unbeliebt, sind also auf der sicheren Seite.

Das Fatale ist nur: Je mehr wir andere darüber bestimmen lassen, was gut und richtig für uns ist, desto mehr kommt die innere Freiheit, die ja ebenfalls zu unseren psychischen Grundbedürfnissen gehört, unter die Räder. Wir werden anfälliger dafür,...

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