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Lesereise Kulinarium Spanien

Paella, Tapas und ein Gläschen Sherry

VerlagPicus
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl132 Seiten
ISBN9783711750310
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
In Spaniens Weinkeller, in seine Bars und an seine Mittagstische entführen die Autorinnen und Autoren dieses Sammelbands auf kurzweilig kundige Art. Sie erzählen dabei nicht bloß, wie aus saurem Wein Sherry wurde oder was es mit den schwarzen Pfoten der iberischen Schweine auf sich hat, sondern lüften auch das Geheimnis, wie die Olive in die Flasche kommt und das Salz aus dem Meer. Von Andalusien bis hinauf ins Baskenland führen die kulinarischen Exkursionen, die deutlich vor Augen führen, dass es mehr als die prachtvollen Landschaften sind, die eine Reise nach Spanien so reizvoll machen.Mit Beiträgen von: Peter Burghardt, Claudia Diemar, Ulrike Fokken, Georges Hausemer, Markus Jakob, Christian Leetz, Brunhild Seeler-Herzog und Helge Sobik.

Alexander Potyka, in Wien geboren, lebt als Verleger, Übersetzer und Kinderbuchautor in Wien.

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Leseprobe
Die Insel des guten Geschmacks (S. 95-96)

Kulinarische Genüsse für Feinschmecker made in Mallorca

»Ich habe nie etwas Reizenderes und gleichzeitig Melancholischeres gesehen, als diese Landschaft, wo Steineiche und Johannisbrotbaum, Pinie und Olivenbaum, Pappel und Zypresse die verschiedenen Farbtöne ihrer Blätter vermischen …«, staunte schon George Sand. Ja, jenseits von Ballermann und Badelatschen ist Mallorca noch immer eine Schönheit. Keine Wildnis macht den Zauber des Hinterlandes aus, sondern eine uralte Kulturlandschaft.

Es waren die Mauren, die einst die von Trockenmauern gestützten Terrassenfelder mit Mandeln, Oliven und Zitrusfrüchten anlegten. Manche Ölbäume sind heute Hunderte von Jahren alt und recken ihre knorrigen Äste wie Skulpturen in den blauen Himmel. Doch die fotogene Idylle will gepflegt sein. Das Problem dabei: Mit der Landwirtschaft lässt sich kaum noch Geld verdienen. Für ein Kilo mallorquinischer Mandeln in der Schale erlösen die Bauern nur dreißig Cent, noch weniger beträgt der Lohn harter Arbeit bei den Johannisbrotschoten, Orangen und Zitronen. Natürlich lieben die Urlauber den Anblick der leuchtenden Zitrusfrüchte im dunklen Laub und den süßen Duft der kleinen weißen Blüten.

Zentrum des Anbaus der Südfrüchte ist die Region um Sollér, wo man in zig Läden Konfitüre und Eiscreme aus [114]aromatischen einheimischen Orangen und Zitronen kaufen kann. Der schönste Weg nach Sollér ist der mit dem historischen Zug »roter Blitz«. Die Bahn wurde einst gebaut, um die Südfrüchte schnellstmöglich in den Hafen von Palma zu bringen. Heute lohnt sich der Export nicht mehr, aber vor Ort kann man in Köstlichkeiten aus den Agrumen schwelgen und ein paar Gläser der guten Marmelade als Souvenir mit nach Hause nehmen. Mallorcas Mandelblüte im Winter zieht alljährlich viele Touristen an. Wenn der Wind weht, »schneien« die weißrosa Blütenblättchen durch die frische Luft.

Der Legende nach ließ ein maurischer Prinz, der einst hier herrschte, die Bäume in Massen anpflanzen, um seine sich nach Schnee verzehrende Gattin aus Spaniens Norden mit dem Schauspiel zu beschenken. Doch mit dem Produkt der Bäume lässt sich auf Mallorca kein gutes Geschäft mehr machen. Die mühsame Ernte der protein- und mineralstoffreichen Früchte, die mit Stöcken von den Ästen geschlagen werden, dient heute vor allem der Landschaftspflege. Bei der Kooperative Foment de l’Ametla Mallorquina in Binissalem werden Mandeln einheimischer Produzenten verarbeitet und im Laden verkauft. Im schicken Finca-Hotel Cases de Son Barbassa unweit von Capdepera stehen auf der Terrasse handgeflochtene Körbe mit Mandeln und Johannisbrot aus dem eigenen Garten.

Die Gäste dürfen hier bei der Ernte helfen – und sich dafür jederzeit an dem gesunden Knabberzeug bedienen. Tourismus und Tradition gehen zuweilen kreative Kooperationen ein. Joan Bibiloni steht am Rand [115]seines lang gestreckten Pools und zeigt hinunter in die Ebene. Die riesigen Getreidefelder gehören alle ihm. Doch ganze fünftausend Euro beträgt der jährliche Reingewinn aus dem Erlös seiner Ackerfrüchte. Das meiste davon verkauft er an den Pächter der Schweinezucht auf seinem Besitz. Die Pacht bringt Señor Bibiloni weitere zweitausend Euro Gewinn pro Jahr. Davon könnte seine Familie niemals leben.
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