Sie sind hier
E-Book

Liebe, was du hast, dann bekommst du, was du willst

Ein Workshop in Wundern

AutorMelody Beattie
VerlagVerlagsgruppe Droemer Knaur
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783426416228
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Was brauche ich wirklich? Und wie bekomme ich es? Die renommierte Autorin Melody Beattie bietet in diesem Buch einen einzigartigen 40-Tage-Workshop. Das Entscheidende ist dabei, zuerst all das schätzen zu lernen, was man bereits hat. Im zweiten Schritt geht es darum, zu erkennen, was man sich darüber hinaus wünscht. Wenn man die Dinge so annimmt, wie sie sind, und sich dann auf seine wirklich wichtigen Wünsche konzentriert, kann man wahre Wunder erleben.

Melody Beattie wurde 1948 in Minnesota geboren. Ihre Bücher sind Klassiker der Lebenshilfe-Literatur. Gerade wegen ihrer zahlreichen persönlichen Schicksalsschläge gilt sie als authentische und warmherzige Vermittlerin wirksamer Hilfe zur Selbsthilfe. Melody Beattie lebt heute in Kalifornien.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

Wie ich lernte, Wunder zu vollbringen


1973, als ich vierundzwanzig Jahre alt war, verurteilte ein Richter mich dazu, entweder so lange in einer Entziehungskur durchzuhalten, bis ich clean war, oder für bis zu fünf Jahre ins Gefängnis zu wandern.

Seit meinem zwölften Lebensjahr trank ich, und mit achtzehn ging ich zu Drogen über. Diesem Richter war es egal, dass ich einen Abschluss mit Auszeichnung gemacht hatte. Er wollte nicht wissen, warum ein scheinbar so nettes Mädchen wie ich mitten in der Nacht in Drogerien einbricht. Er sagte, ich sei für mein Verhalten selbst verantwortlich – das war etwas, was ich bis dahin noch nie gehört hatte.

Ich wollte nicht damit aufhören, Drogen zu nehmen, denn ich genoss den Rauschzustand. Als die Drogen mir kein Hochgefühl mehr verschafften, betäubten sie mich wenigstens, und so fühlte ich mich immer noch besser als ohne sie. Während meiner Entziehungskur besuchte mich ab und zu meine Bewährungshelferin. Einmal konnte ich gerade noch verhindern, dass sie mich beim Kiffen erwischte – glücklicherweise, denn schließlich wollte ich auf keinen Fall ins Gefängnis wandern.

Ich hatte seit zwölf Jahren nicht mehr mit Gott gesprochen, aber an diesem Tag fing ich wieder damit an. Ich sagte, ich wisse nicht, ob Er sich noch für mich interessiere, und ich würde gern wissen, ob es eine Therapie gebe, die mich clean machen könne. Ich hielt mich selbst für grundsätzlich geschädigt, schlecht und falsch. Damals wusste ich nicht, dass Sucht eine Krankheit ist. Dann sagte ich, wenn Gott sich noch immer für mich interessiere und wenn es eine geeignete Therapie für mich gebe, ob Er mir bitte helfen würde, sie zu finden. Ich schaute mich in meinem Zimmer um. Nichts passierte. Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte.

Ein paar Tage später kiffte ich schon wieder. Marihuana war zwar nicht meine Lieblingsdroge, aber ich kam an nichts anderes heran. Ich zog an dem Joint. Plötzlich sah die Welt wie ein Gemälde von Monet aus. Alles ging ineinander über. Alles und jedes war miteinander verbunden. Die Welt verwandelte sich in ein ätherisches Violett. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, nicht mehr high werden zu dürfen. Ich wusste, dass ich kein Recht hatte, mir das anzutun. In diesem Augenblick erkannte ich: Wenn ich nur halb so viel Energie darauf verwendete, das Richtige zu tun, wie ich darauf verwendet hatte, das Falsche zu tun, könnte ich fast alles schaffen, was ich wollte.

Ich nahm noch einen Zug von dem Joint. Dann lief ich ins Therapiezentrum und stürzte mich mit all der Leidenschaft auf den Entzug, mit der ich mich auf den Drogenkonsum gestürzt hatte.

Von einem Rückfall auf einer Halloweenparty abgesehen, auf der ich einen Schluck aus einer Whiskeyflasche nahm, war ich nun immer nüchtern. Manche Menschen würden das vielleicht ein Wunder nennen. In Entziehungskuren spricht man von einem spirituellen Erwachen. Was auch immer da geschah, ich hatte es jedenfalls nicht selbst bewirkt. Ich wurde durch die Gnade Gottes nüchtern.

Wunder zu vollbringen ist etwas anderes als erhörte Gebete, spirituelles Erwachen oder die Gnade Gottes. 1978 lehrte das Leben mich, Wunder zu vollbringen.

1975 hatte ich angefangen, in einem Drogenbehandlungszentrum in Minneapolis als Familienberaterin zu arbeiten. Damals lernte ich David Beattie kennen, einen führenden Suchtbeauftragten in Minnesota, der ständig in den Medien auftrat. Er vermochte den wildesten Psychopathen zu besänftigen, das Vertrauen von Mördern und Vergewaltigern zu gewinnen und Richter wie Bewährungshelfer zu bezaubern. Alle liebten oder mochten David – bis auf meine Mutter. Er war groß, gutaussehend, klug und humorvoll, und damit verkörperte er alles, was ich mir von einem Mann wünschte. Wir verliebten uns ineinander.

Im Dezember heirateten wir. Ich hätte nicht glücklicher sein können, als ich einen Monat später schwanger wurde. Ich mochte es, dass es in unserer Beziehung nicht bloß um uns ging. Wir beide widmeten unser Leben dem Dienst am Nächsten. Gott konnte unsere Ehe dazu nutzen, anderen Menschen zu helfen. Zum ersten Mal glaubte ich, Träume könnten wahr werden.

Doch das Leben war nicht vollkommen.

Von Anfang an hatte ich mich in Bezug auf meine Ehe unbehaglich gefühlt, aber ich redete mir ein, das liege daran, dass ich nie die Liebe einer Familie erlebt hatte.

Die anfängliche Verklärung von David verblasste, aber es dauerte lange, bis mir das klarwurde. Zuerst verschwand mein Mann hin und wieder. Er fuhr einkaufen und kam zwei Tage lang nicht nach Hause. Dann erfuhr ich, dass er es hasste, als Berater zu arbeiten. Eigentlich wollte er überhaupt nicht arbeiten. Er wollte auf die Schnelle reich werden, um nie mehr arbeiten zu müssen.

Dann erfuhr ich, dass David mich von Grund auf belogen hatte. Er war nie nüchtern geworden. Er war ein Komasäufer. Außerdem hatte er ernste finanzielle Probleme. Nach meiner Entziehungskur hatte ich hart dafür gearbeitet, wieder Kredite aufnehmen zu dürfen. Nun hatte er alles kaputtgemacht. Aber ich hatte mich dafür entschieden, ihn zu heiraten, bis dass der Tod uns scheidet. Das meinte ich auch so. Es dauerte Jahre, bis meine Realitätsblindheit nachließ. Als mir schließlich bewusst wurde, dass ich damit begonnen hatte, die Tage bis zu seinem mutmaßlichen Tod zu zählen, begriff ich, dass eine Scheidung der größte Liebesdienst wäre. Es sollten aber noch einige Jahre vergehen, bis ich tatsächlich in der Lage war, die Scheidung einzureichen. Es war ein langer, zermürbender Prozess, mich der Realität zu stellen und zu lernen, mich um mich selbst zu kümmern.

Nach unserer Hochzeit lebten wir in meiner kleinen Wohnung. Als unsere Tochter Nichole geboren wurde, zogen wir zunächst in eine größere Wohnung um, dann entschied David, ein Haus zu kaufen. Aber wir hatten kein Geld für eine Anzahlung, und unsere Ersparnisse hatte er versoffen. Er überredete mich, meine Mutter um ein Darlehen zu bitten. Sie gab es uns, und so fingen wir an, uns Häuser anzusehen, doch wir waren keine betuchten Käufer. Die schönen Häuser waren für uns unerschwinglich. Am Ende reichte es nur für ein fünfundsiebzig Jahre altes zweistöckiges Haus, das in den letzten fünfzehn Jahren vermietet gewesen war. Es war so heruntergekommen, dass es schließlich niemand mehr mieten wollte, und so hatte es drei Jahre lang leer gestanden. Ein uralter schmutziger orangefarbener Veloursteppich bedeckte den Fußboden. In den Wänden waren Löcher, die bis ins Freie gingen. Unser ganzes Mobiliar bestand aus einem gebrauchten Bett, einer Kommode und einem Gitterbettchen für Nichole. Das alles entsprach nicht gerade meinen Träumen.

Dann wurde ich erneut schwanger. Durch ein Baby würde sich unsere Ehe zwar auch nicht zum Positiven hin verändern, doch neben dem Nüchternwerden waren meine Kinder das Beste, das mir je zuteilwurde. Mein Nestinstinkt regte sich heftig. Ich sah mich im Haus um. Konnte ich das einem Baby zumuten? Als Junkie hatte ich besser gelebt.

Ich hatte keine Ahnung, wie man Wände streicht oder tapeziert. David, der von Haus aus zu nichts fähig war, wollte von einer Renovierung gar nichts wissen. »Wenn ich lerne, irgendwas zu tun, erwartest du doch bloß von mir, dass ich es wieder tue«, meinte er. Er konnte nicht mal mit einem Schraubenzieher umgehen und daher auch nicht das Gitterbettchen vor Nicholes Geburt zusammenbauen. Er war völlig ungeeignet, dieses Haus zu sanieren.

So fing ich an, ein Ritual auszuführen, nachdem ich Nichole abends ins Bett gebracht hatte. Ich setzte mich mitten im Wohnzimmer auf den Fußboden. Dann dachte ich daran, wie sehr ich dieses Haus hasste. Ich dachte daran, wie sehr Gott und David mich enttäuschten. Selbst Davids psychotische Klienten wurden nüchtern, bekamen Jobs, kauften hübsche Häuser und hielten sie gut instand. Sie lebten besser als wir. Es wäre so schön, jemanden zu haben, an den ich mich anlehnen konnte, der sich hin und wieder um mich kümmerte. David konnte sich nicht einmal um sich selbst kümmern.

Jede Nacht, wenn ich nach unten ging, starrte ich die hässlichen Wände an und fühlte mich elend, hoffnungslos und deprimiert. Als ich einem Freund von David gestand, wie sehr ich dieses Haus hasste, sagte er, ich sollte dankbar sein, dass wir eine Immobilie besäßen. Dankbar dafür? Ausgeschlossen, dachte ich. Mir war dieses Haus einfach nur zuwider.

Im September 1978 hielt ich es nicht mehr aus. Bald würde ich Mutterschaftsurlaub haben, das Baby sollte Ende Januar kommen. Thanksgiving wird lustig, dachte ich, wir können auf dem Fußboden sitzen, David kann Putenschenkel abnagen und dann die Knochen wie ein Höhlenmensch durchs Zimmer werfen. In diesem Augenblick kam mir die Idee.

Ich wusste vielleicht nicht, wie man eine Tapete anklebt, aber nach allem, was ich getan hatte, konnte ich bestimmt lernen, ein Zimmer zu streichen. Das Geld war knapp, doch ein Anstrich mit einer billigen weißen Farbe wäre bestimmt eine Riesenverbesserung. Ich hatte zwar vom Anstreichen überhaupt keine Ahnung, doch der Geistliche, der mich während meiner Entziehungskur befragt hatte, meinte, ich hätte eine positive Eigenschaft – die einzige positive Eigenschaft, die wir finden konnten –, und die bezeichnete er als Beharrlichkeit. (Ich glaube, er meinte wohl eher Besessenheit.) Ich war fest entschlossen, das Esszimmer noch vor Thanksgiving fertig zu haben. Bis das Baby kam, würden wir in einem anständigen Haus leben.

Ein Nachbar lieh mir eine Trittleiter. Ich schrubbte die tapezierten Wände ab, so gut ich konnte. Wir hatten keine Vorhänge, doch eine ansehnliche Anrichte aus Eiche deckte zumindest eine Wand des Zimmers...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Lebensführung - Motivation - Coaching

PS: Glücklich sein

E-Book PS: Glücklich sein
Format: PDF

Glücklich sein beinhaltet nicht nur Gesundheit, eine gesunde Ernährung und eine sportliche Betätigung. Glücklich sein kann von jedem von uns anders empfunden werden.In dem hier vorliegenden Buch "PS…

Simplify your life

E-Book Simplify your life
Küche, Keller, Kleiderschrank entspannt im Griff Format: ePUB/PDF

»Das bisschen Haushalt …« kann leider ganz schön anstrengend sein, wenn in der Sockenschublade ein undurchdringbares Chaos herrscht, sich in der Küche vor lauter…

Das Pippilotta-Prinzip

E-Book Das Pippilotta-Prinzip
Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt Format: ePUB/PDF

Frech, respektlos, mutig – und viel Spaß dabei! Jeder kennt sie aus der Kindheit: Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter, kurz: Pippi Langstrumpf. Und fast jedes M…

Das Pippilotta-Prinzip

E-Book Das Pippilotta-Prinzip
Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt Format: ePUB/PDF

Frech, respektlos, mutig – und viel Spaß dabei! Jeder kennt sie aus der Kindheit: Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter, kurz: Pippi Langstrumpf. Und fast jedes M…

Das Pippilotta-Prinzip

E-Book Das Pippilotta-Prinzip
Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt Format: ePUB/PDF

Frech, respektlos, mutig – und viel Spaß dabei! Jeder kennt sie aus der Kindheit: Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter, kurz: Pippi Langstrumpf. Und fast jedes M…

Das Pippilotta-Prinzip

E-Book Das Pippilotta-Prinzip
Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt Format: ePUB/PDF

Frech, respektlos, mutig – und viel Spaß dabei! Jeder kennt sie aus der Kindheit: Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter, kurz: Pippi Langstrumpf. Und fast jedes M…

Simplify your love

E-Book Simplify your love
Gemeinsam einfacher und glücklicher leben Format: ePUB/PDF

Gemeinsam einfacher und glücklicher lebenEgal ob Single, frisch verliebt oder schon in einer festen Beziehung: Fast alle Menschen wünschen sich eine stabile und glückliche Partnerschaft. Doch…

Simplify your love

E-Book Simplify your love
Gemeinsam einfacher und glücklicher leben Format: ePUB/PDF

Gemeinsam einfacher und glücklicher lebenEgal ob Single, frisch verliebt oder schon in einer festen Beziehung: Fast alle Menschen wünschen sich eine stabile und glückliche Partnerschaft. Doch…

Simplify your love

E-Book Simplify your love
Gemeinsam einfacher und glücklicher leben Format: ePUB/PDF

Gemeinsam einfacher und glücklicher lebenEgal ob Single, frisch verliebt oder schon in einer festen Beziehung: Fast alle Menschen wünschen sich eine stabile und glückliche Partnerschaft. Doch…

Weitere Zeitschriften

Atalanta

Atalanta

Atalanta ist die Zeitschrift der Deutschen Forschungszentrale für Schmetterlingswanderung. Im Atalanta-Magazin werden Themen behandelt wie Wanderfalterforschung, Systematik, Taxonomie und Ökologie. ...

BIELEFELD GEHT AUS

BIELEFELD GEHT AUS

Freizeit- und Gastronomieführer mit umfangreichem Serviceteil, mehr als 700 Tipps und Adressen für Tag- und Nachtschwärmer Bielefeld genießen Westfälisch und weltoffen – das zeichnet nicht ...

BMW Magazin

BMW Magazin

Unter dem Motto „DRIVEN" steht das BMW Magazin für Antrieb, Leidenschaft und Energie − und die Haltung, im Leben niemals stehen zu bleiben.Das Kundenmagazin der BMW AG inszeniert die neuesten ...

Computerwoche

Computerwoche

Die COMPUTERWOCHE berichtet schnell und detailliert über alle Belange der Informations- und Kommunikationstechnik in Unternehmen – über Trends, neue Technologien, Produkte und Märkte. IT-Manager ...

crescendo

crescendo

Die Zeitschrift für Blas- und Spielleutemusik in NRW - Informationen aus dem Volksmusikerbund NRW - Berichte aus 23 Kreisverbänden mit über 1000 Blasorchestern, Spielmanns- und Fanfarenzügen - ...

building & automation

building & automation

Das Fachmagazin building & automation bietet dem Elektrohandwerker und Elektroplaner eine umfassende Übersicht über alle Produktneuheiten aus der Gebäudeautomation, der Installationstechnik, dem ...

Euro am Sonntag

Euro am Sonntag

Deutschlands aktuelleste Finanz-Wochenzeitung Jede Woche neu bietet €uro am Sonntag Antworten auf die wichtigsten Fragen zu den Themen Geldanlage und Vermögensaufbau. Auch komplexe Sachverhalte ...