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E-Book

Livius und der Leser

Narrative Strukturen in ab urbe condita

AutorDennis Pausch
VerlagVerlag C.H.Beck
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl310 Seiten
ISBN9783406621895
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis67,99 EUR
Das Ziel dieser Arbeit ist ein besseres Verständnis der Kommunikation zwischen Livius und seinen Lesern über Geschichte und die Analyse der vor diesem Hintergrund zu beobachtenden literarischen Techniken. Zu diesem Zweck wird der Text hier programmatisch in seiner Gesamtheit in den Blick genommen und bei seiner Interpretation stets die Perspektive des Rezipienten einbezogen. In einem ersten Schritt wird ab urbe condita zunächst in den politischen und kulturellen Kontext seiner Entstehungszeit im 1. Jh. v. Chr. eingeordnet, die durch einen vielfachen Wandel, nicht zuletzt auf dem Gebiet der Produktion und Rezeption von Historiographie, geprägt war (Kapitel II). Analysiert man Livius' Werk unter dieser Prämisse, lassen sich verschiedene Darstellungsstrategien - vor allem der abwechslungsreiche Umgang mit dem Verhältnis von Zeit und Erzählung (Kapitel III), die zahlreichen Elemente multiperspektivischen Erzählens (Kapitel IV) und die verschiedenen Techniken zur Erzeugung von Spannung (Kapitel V) - benennen, als deren gemeinsames Ziel die stärkere Involvierung des Rezipienten in den Text gelten kann. Damit geht dann nicht nur eine intensivere Leserbindung, sondern auch die Erzeugung eines Geschichtsbildes einher, in dem historische Ereignisse in ihrem Verlauf und in ihrer Bewertung deutlich offener erscheinen und daher eine aktivere Form der Partizipation des Lesers verlangen.

PD Dr. Dennis Pausch studierte Lateinische und Griechische Philologie sowie Geschichte in Gießen. Seine Dissertation (Biographie und Bildungskultur. Personendarstellungen bei Plinius dem Jüngeren, Gellius und Sueton, Millennium Studien 4, Berlin 2004) entstand im DFG-Sonderforschungsbereich «Erinnerungskulturen», danach Antritt einer Stelle als Akademischer Rat auf Zeit am Institut für Altertumswissenschaften der Justus Liebig-Universität Gießen. Nach einem Forschungsaufenthalt als Feodor Lynen-Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung in Edinburgh erfolgt die Habilitation für Klassische Philologie in Gießen mit der hier vorliegenden Arbeit, die 2011 mit dem Bruno Snell-Preis der Mommsengesellschaft ausgezeichnet wurde. Er vertritt zur Zeit eine Professur für Klassische Philologie (Latein) an der Universität Regensburg.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
COVER1
TITEL3
IMPRESSUM4
WIDMUNG5
INHALTSVERZEICHNIS7
VORWORT9
I. EINLEITUNG11
1. Livius als Historiker, Livius als Literat: Sichtweisen der Forschung13
2. Livius und der Erzähler: Narratologische Perspektiven auf die antike Historiographie19
3. Die Kommunikation zwischen Historiker und Leser als Interpretationsmodell23
4. Struktur und Ziele der Arbeit24
II. KONTEXTE UND TRANSFORMATIONEN: LESER UND HISTORIKER IM 1. JAHRHUNDERT V. CHR.27
1. Die Beschäftigung mit Geschichte in der römischen Gesellschaft28
a) Die heterogene und multimediale Erinnerungskultur der Republik28
b) Von der republikanischen zur augusteischen Geschichtskultur34
c) Zwischen Lektüre und Theater: Die Erweiterung des Publikums48
d) Zwischenfazit: Der zeitgenössische Leser im historischen Kontext55
2. Die Entwicklung der literarischen Geschichtsschreibung in Rom56
a) Von der Chronik zur Monographie? Die Problematik evolutionärer Modelle57
b) Nutzen oder Unterhaltung? Historiographische Theorie in der Späten Republik63
c) Für die Wissenschaft oder den Buchmarkt? Wandel im 1. Jh. v. Chr.75
d) Zwischenfazit: Der historische Autor im zeitgenössischen Kontext80
3. Livius’ Reflexion über die Bedürfnisse seiner Rezipienten81
III. DIE STRUKTUR DER GESCHICHTE: ZEIT UND ERZÄHLUNG IM ANNALISTISCHEN SCHEMA85
1. Das annalistische Schema und die Erzählzeit: Linearität als Norm87
a) Das römische Konsulatsjahr und die Ordnung der Erzählung87
b) Das Problem der gleichzeitigen Ereignisse und seine Lösungen96
c) Abweichungen von der Linearität: Rückblicke und Vorverweise99
d) Zwischenfazit: Die Erzählzeit zwischen Fixierung und Flexibilität111
2. Das annalistische Schema und seine Optionen: Variation als Ziel112
a) Polybios und die variatio als Vorteil des annalistischen Schemas112
b) Zwischen Chronik und Novelle: Modulationen im Rhythmus115
c) Vom Jahr zum Buch: Annalistische vs. thematische Struktur119
d) Jenseits der Chronologie: Selektive Lektüre als Option?128
3. Das annalistische Schema und die Erzählung: Zwischen Normierung und variatio132
IV. POLYPHONE GESCHICHTSSCHREIBUNG: FOKALISIERUNG UND MULTIPERSPEKTIVITÄT135
1. Die Schilderung aus römischer Perspektive als Normalfall135
a) Der patriotische Blick als Postulat und Problem in der Antike135
b) Die narrative Etablierung der römischen Perspektive bei Livius139
c) Elemente der polyphonen Präsentation von Vergangenheit146
2. Mit den Augen der anderen: Fokalisierung als literarische Strategie150
a) Die Fokalisierung bei der Analyse antiker Geschichtsschreibung150
b) Mit Hannibal in den Alpen: Inszenierung und Interpretation152
c) Zwischenfazit: Funktionen der Fokalisierung in ab urbe condita166
3. Die Stimmen der anderen: Reden und die Beurteilung der Geschichte167
a) Die Reden in der historiographischen Diskussion der Antike167
b) ‚Barbarenreden‘: Kritische Stimmen zu den Erfolgen Roms180
c) Zwischenfazit: Reden und die Partizipation an der Urteilsbildung197
4. Die polyphone Präsentation und ihre Folgen für den Leser199
V. DER INVOLVIERTE LESER: SPANNUNG ALS HISTORIOGRAPHISCHE STRATEGIE201
1. Spannung als Wirkungskategorie der antiken Geschichtsschreibung203
a) Die exspectatio als Rezeptionsphänomen in der Späten Republik203
b) Hannibal ad portas? Spannung und das Vorwissen des Lesers205
2. Die Erzeugung von Spannung durch Retardation210
a) Ni M. Porcius ...: Irreale Konditionalsätze als ‚Beinahe-Episoden‘210
b) Der Schauplatzwechsel im annalistischen Schema als ‚Schnitt‘212
c) Die Einteilung in Bücher und die Option zum cliffhanger215
d) Zwischenfazit: Geschichtsschreibung als ‚Fortsetzungsroman‘218
3. Die Erzeugung von Spannung durch Empathie219
a) Die detaillierte Schilderung und die Identifikation mit den Figuren219
b) de Bacchanalibus: .....e.a und die Erzeugung von Spannung223
c) Zwischenfazit: ‚Dramatische‘ Geschichtsschreibung und der Leser232
4. Die Erzeugung von Spannung durch Antizipation233
a) Die wiederholte Ankündigung des Krieges mit Perseus235
b) Die Reden Hannibals zwischen Plan und possible world247
c) Déjà-vu? Typische Szenen und die Erwartung des Lesers252
d) Zwischenfazit: ‚Virtuelle‘ Geschichtsschreibung und der Leser256
5. Spannung als Teil der Leserbindung und der Geschichtsdarstellung258
VI. FAZIT261
VII. APPENDIX265
Zu den Kapiteleinteilungen in ab urbe condita265
VIII. LITERATURVERZEICHNIS267
IX. REGISTER312
ÜBER DAS BUCH321
ZUM AUTOR321

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