der Ayurveda
ein Vaidya
die Veden
Ayurveda – was bedeutet das
Ajurweda, so die deutsche Aussprache, ist die Wissenschaft eines gesunden, reichen und langen Lebens. Reichtum bezieht sich hier jedoch nicht vorrangig auf materiellen Besitz, vielmehr geht es um die körperlichen, geistigen und seelischen Aspekte des Wohlbefindens. Natürlich benötigen wir einen gewissen materiellen Wohlstand, damit wir entspannt und glücklich leben können. Doch in dem Maße, indem unsere Gesellschaft Wohlstand praktiziert, ist es fern ab davon in Einklang mit der Natur und den eigentlichen Bedürfnissen des Körpers und des Geistes zu sein. Dieses Abweichen von unseren natürlichen Bedürfnissen, ist die Hauptursache für die Zunahme gesundheitlicher Probleme, sowohl auf körperlicher als auf seelischer Ebene.
Aus ayurvedischer Sicht ist alles mit allem verbunden, alle Lebewesen untereinander und auch mit dem Lebensraum der uns umgibt. Schaffen wir es mit der Natur zu leben und uns auf unsere und ihre Bedürfnisse einzustellen, können wir ein gesundes und ausgefülltes Leben führen. Jahreszeiten, Tageszeiten und Lebensphasen, ebenso wie eine auf die eigene Konstitution abgestimmte Ernährungs- und Lebensweise helfen uns die Gesundheit zu erhalten oder Störungen auszugleichen.
Jeder Mensch hat seine persönliche Konstitution, die aus den drei Doshas, Vata, Pitta und Kapha zusammengesetzt ist. Das Gleichgewicht dieser Doshas ist verantwortlich für unsere Gesundheit-geraten sie aus dem Gleichgewicht, entstehen Krankheiten. Somit ist das Ziel sie in Balance zu halten oder unausgeglichene Zustände wieder auszubalancieren.
Der Ayurveda kommt nicht erst zum Einsatz, wenn etwas nicht stimmt, wir krank sind oder uns schlecht fühlen. Ayurveda wird ins tägliche Leben integriert. Sollte doch etwas aus dem Gleichgewicht geraten, sucht der Ayurveda die Wurzel und behandelt nicht einfach das Symptom. Denn dies kann allenfalls zu einer kurzfristigen Besserung führen. Wird aber der Ursprung gefunden kann hier angesetzt und behandelt werden. Ziel ist es, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Hierzu werden hauptsächlich Ernährungsempfehlungen gegeben, kombiniert mit der Gabe von Pflanzenpräparaten. Ausserdem je nach Bedarf Massagen und Bewegungstherapie, am liebsten Yoga.
Weitere wichtige Voraussetzungen für Gesundheit sind,
- das Wohlbefinden und die Klarheit des Geistes
- ein funktionierender Stoffwechsel
- gesunde Ausscheidungen
- gesundes Gewebe
- die Fähigkeit glücklich zu sein, Freude zu empfinden, aus sich heraus, ohne Einfluss durch andere oder äußere Umstände
- den eigenen Instinkten zu vertrauen
Dies zu erreichen ist das Ziel des Ayurveda und kann Schritt für Schritt erarbeitet werden.
Die Abwesenheit dieser Faktoren führt dazu, dass wir krank werden. Zuerst spüren wir kleine Veränderungen, der Körper sendet uns Signale, missachten wir diese und leben weiter wie bisher, entstehen aus kleinen Disharmonien unter Umständen schwere Störungen, die uns dann so beeinflussen, dass wir uns schwach und krank fühlen.
Auslöser hierfür können sein,
- eine ungesunde, nicht der Konstitution entsprechende Ernährung
- schlechte, unpassende Arbeitsbedingungen
- schlechte, unpassende Lebensgewohnheiten
- übermäßiger, anhaltender Stress
- übermäßige körperliche oder seelische Belastung
- übermäßiger oder zu geringer Gebrauch der Sinne.
All dies stellt eine Überforderung für den Organismus dar und wird früher oder später zu Störungen führen. Im Anfangsstadium lassen sich die Störungen mit einfachen Maßnahmen wieder ausgleichen und beheben, da die Körpergewebe noch nicht geschädigt wurden. Haben sich die Erkrankungen im Körper manifestiert, sind weiterführende therapeutische Maßnahmen notwendig.
Ein Vaidya ist ein Mensch, der das Wissen um diese alte Medizin studiert hat und sie an andere Menschen weiter gibt. Zuerst wurde das Wissen mündlich weiter gegeben, später in den Veden niedergeschrieben. Früher gab es in Indien und Sri Lanka viele Vaidya-Familien, in denen die Lehren des Ayurveda seit Generationen gelernt und gelehrt wurden. Jedes Dorf hatte seinen eigenen Vaidya. Dieser war für die Gesunderhaltung der dort lebenden Menschen verantwortlich. Während der britischen Kolonialzeit wurde Ayurveda verboten und viele der alten Schriften wurden unwiederbringlich zerstört. Das Wissen konnte nur noch heimlich weitergegeben werden, bis schließlich die Engländer verschwanden und einige Schulen wieder eröffnet wurden. Doch die alte Lehre fand nicht zu ihrem einstigen Ansehen zurück. Es galt als schick und ein Zeichen für Wohlstand, sich westliche Medizin leisten zu können. Nur die Armen gingen zu den Vaidyas, da diese häufig umsonst oder für sehr wenig Geld ihre Hilfe anboten und die Menschen behandelten. Was viele von ihnen bis heute tun. Erst als der Westen Ayurveda für sich entdeckte besann Indien sich seiner Wurzeln und heute hat Ayurveda auch in seiner Heimat endlich wieder den Stellenwert, den es verdient.
Da die Anzahl der traditionellen Vaidya-Familien stark zurück gegangen ist, wird Ayurveda heute hauptsächlich an Universitäten gelehrt. Unter dem Einfluss modernen Fortschritts, wird auch die Wissenschaft vom Heilen immer weiter entwickelt, verfeinert und der Zeit angepasst, sodass sie auch heute zeitgemäss und aktuell ist.
Die Veden sind die heiligen Schriften des Hinduismus
Das Wort Veda stammt aus dem Sanskrit und bedeutet Wissen oder Weisheit. Die Veden sind die älteste Sammlung von Texten aus Indien, die uns erhalten geblieben ist. Sie wurden in der Sprache Sanskrit verfasst und von Generation zu Generation weitergegeben. Zuerst mündlich, dann, ab dem 5. Jahrhundert n. Chr., wurden einzelne Texte auch schriftlich festgehalten.
Die Veden sind kein einzelnes literarisches Werk, sondern eine Sammlung von Schriften, in denen das gesamte Wissen der Brahmanen, Dichter und Priester der vedischen Zeit festgehalten wurde.
Sie sind in vier Bücher aufgeteilt.
- Der älteste und wichtigste ist der Rigveda, (Rig = Vers und Veda = Wissen, Weisheit), also Wissen oder Weisheiten, die in Versform niedergeschrieben und weiter gegeben wurden.
- Der Samaveda, (Saman = Melodie und Veda = Wissen, Weisheit), ist der Veda der Gesänge. Es handelt sich um eine Mischung aus Melodien und aus Versen der Rigveda.
- Der Atharvaveda, eine Sammlung von Liedern und Formeln der Heilkunst, er wird auch als Veda der Magie bezeichnet.
- Der Yajurveda, (Yajus = Opfersprüche und Veda = Wissen, Weisheit). Hier handelt es sich um Bittgebete aus der Rigveda. Er ist in zwei Fassungen überliefert, den weißen (Shukla) und den schwarzen (Krishna) Yajurveda.
Jede dieser Vedas besteht aus vier Abschnitten.
- Den Samhitas, Hymnen und Mantras, die als Lobrede an die Vielzahl der Götter gelten.
- Den Brahmanas, Ritualtexte die von den Brahmanen - Priestern verfasst wurden.
- Den Aranyakas, den sogenannten Waldtexten. Aranyakas bedeutet Wald oder Natur. Hierher zogen sich die Brahmanas zurück um weiter zu lernen.
- Den Upanishaden, philosophische Lehren.
Die Veden im Detail zu beschreiben würde ein weiteres Buch füllen und somit möchte ich es bei dieser kurzen Beschreibung belassen. Ayurveda und seine Lehren werden Hauptgegenstand dieses Buches sein.
Beim Essen bemerke ich, das Sarah und Shankar mit den Fingern essen. Sie formen mundgerechte Bällchen aus Reis mit jeweils einem der Currys. So nennen sich die Leckereien aus den Schälchen. Als Sarah meine Blicke bemerkt, bittet sie mich es ebenfalls auszuprobieren. Ich lege das Besteck beiseite und versuche mich im rollen meines ersten Curry Bällchens. Das ist nicht so einfach wie es aussieht. Doch nach einigen Versuchen, bei denen auch mal etwas daneben fällt, geht es schon recht gut. Das Geheimnis liegt wohl darin, die Masse zwischen den Fingern etwas fest zu drücken, dann hält es gut zusammen und kann einfach mit dem Daumen in den Mund geschoben werden. Der Unterschied im Geschmack ist bemerkenswert, das Essen schmeckt noch intensiver als mit Besteck. Für die restliche Zeit hier auf Sri Lanka, werde ich diese Art des Essens in jedem Fall beibehalten.
Das Essen mit den Fingern hat nichts mit Ayurveda zu tun, es wird in Indien und Sri Lanka von den Einheimischen praktiziert. Probieren Sie es einfach mal aus. Es ist ein besonders intensives Erlebnis, denn der Geschmack und die Aromen kommen noch stärker zur Geltung. Aber bitte immer mit der rechten Hand essen, die linke gilt als unrein, da sie beim Toilettengang benutzt wird.
Lebe Dein Leben und vergeude es nicht mit Anpassung!
Die nächsten Tage vergehen wie im Flug. Die ersten beiden Nächte schlafen wir bei Sarah und Shankar, von hier aus sehen wir uns Kandy an. Hier befindet sich unter anderem der Zahntempel, ein...