Über Kraftplätze
Suche nach den eigentlichen Wurzeln
Jeder Mensch braucht Wurzeln, und er hat sie auch. Jemand sei »verwurzelt in seiner Heimat«, sagt man dann. Sogar die Bibel erzählt davon: Bereits die ersten Menschen befinden sich im Ur-Kraftort der Schöpfung, dem magischen Ort des ewigen Lebens und göttlichen Willens. Adam und Eva wurden in den Garten des Paradieses »gepflanzt«. Sie wurden vertrieben, weil sie Urgesetze der Schöpfung übergingen. Aber die nieMensch braucht Wurzeln endende Sehnsucht »zurück« ist und bleibt das größte Anliegen der Menschen.
Wahrscheinlich kann man nicht nur von einer »Sehnsucht nach dem Ewigen« (Leben?) sprechen, sondern der Sehnsucht nach dem Ort. Denn genau das ist die Ewigkeit: Das Ewige ist ein Ort auf der Schiene der Zeit. Sehnsucht und damit Ewigkeit sind immer an einen Ort gebunden. »Paradies«, »Daheim«, »Himmel« sind übliche Bezeichnungen für unser aller großes unbekanntes Ziel. Und immer stellen die Suchenden sich dabei einen Ort vor. Nur welchen? Magische Orte sind auch Sehnsuchtsplätze, Kraftplätze sind der Himmel auf Erden – und manchmal auch die Hölle. Geschöpfe suchen unentwegt »ihren Ort«, an dem es ihnen gut geht.
Die mächtigste religiöse Triebfeder fast aller Glaubensmodelle ist immer eine Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies, also nach einem verlorenen Ort. Nur tut die allgemeine Meinungsmache und Angstindustrie alles, um diese notwendige Suche nach wahren Werten zu übertönen. Urwaldtrommelartig wird uns pausenlos ein entwurzelter Internationalismus und umtriebiger Globalismus eingeredet. »Ich bin auf der ganzen Welt zu Hause«, sagt dann so mancher, der sich im lauen Windhauch des Zeitgeists sicher fühlt und wohl.
Ich behaupte dagegen: In unserer unmittelbaren Gegenwart sind feste Wurzeln und Ortsanbindung notwendiger denn je! Wir sind Bäume, die sich von alten Eichen nur dadurch unterscheiden, dass wir denken können (das vermögen Bäume aber auch) und dass wir uns vom Ort der Anpflanzung und Herkunft wegbewegen. Es bleibt aber immer die »Wurzel im Geiste«. Wir können gehen, wohin wir wollen, zurück bleibt die unendliche Sehnsucht nach dem archetypischen »Seelenplatz«, das uralte Traumbild der frühen Kindheit, ein sicherer, heimeliger Ort auf dem lichtschnellen Vektor des Vergehens, der »Ort der Seele«, das Daheim. Genau das ist es, was magische Orte vermitteln. Wer »seinen« Kraftplatz in Deutschland sucht und findet, der erfüllt sich eine uralte Suche nach sich selbst!
Auch Farben sprechen Bände. Orte sind erdgebunden, sind weiblich, werden von den drei Beten regiert. Diese weiblichen heidnischen Gottheiten tragen die Farben Schwarz, Rot, Weiß. Zwei davon sind in den Nationalfarben Deutschlands enthalten: Schwarz, Rot, Gold. Das deutsche Kaiserreich hatte eine noch höhere Trefferquote: Schwarz-Weiß-Rot waren seine Farben – leider auch der Nationalsozialisten in der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte. Aber diese Kombination der Seelenfarben, die sofort das Ahnengedächtnis und die kollektive Erd(Heimat?)-Anbindung aktivieren, wird von bedeutenden Weltfirmen in der Werbung bevorzugt.
Auf unzähligen Führungen zu Kraftorten in meiner bayerischen Heimat habe ich beobachten können, wie die Augen der Teilnehmer zu leuchten begannen, wie Heilung geschah. Ich durfte sehen, wie Begegnung und oft auch Liebe emporwuchsen, so wie die typischen heilenden Gewächse, die oft an solchen Stätten ihre Blütenköpfe dem Himmel und der Sonne entgegenstrecken, weil eben Heilpflanzen besonders an magischen Orten gedeihen. Diese sind stets Plätze der Begegnung, der Liebe, der erfüllten Sehnsucht. Sehnsucht heilt, erfüllte Sehnsucht ist der Himmel.
»Was ist das, ein magischer Ort?« So beginne ich jede Führung – der magische Ort, der auch »Kraftplatz« genannt wird, »guter Platz«, »Ort der Kraft«, »Überlebensplatz«, oft auch »Kultstätte« oder »Kosmischer Einstrahlungspunkt«. Ein solcher Ort verändert. Es geschieht stets etwas mit dem, der ihn aufsucht. Alle Körperfunktionen und Kreislaufsysteme, alle Stoffwechselvorgänge und Selbststeuerungsmechanismen des Körpers und des Geistes, auch des Bewusstseins und des Unbewussten, werden besser.
Und tatsächlich erhöht sich fühlbar und messbar die Schwingung. Sie »schwingen sich empor«, wenn’s sein muss, in den Himmel und vielleicht sogar noch weiter. Wer sagt denn, dass der Himmel die letzte Station ist? Das Leben selbst ist es, die Vitalität, wenn Sie so wollen, der Wille der Schöpfung, was an solchen Orten augenblicklich aktiviert wird. Wer da ist, der kann sich dem Einfluss des Platzes nicht mehr entziehen. Dieser Einfluss kann gut sein und aufbauend oder schlecht und verderbend. Selbstverständlich kommen in diesem Band nur gute Plätze zur Sprache, Orte der Heilung, aber auch ausgewiesene Orte der Macht.
Kraftlinien und Dreiecke
Ist Prag das magische Zentrum Deutschlands? Wer Prag an der Moldau, die im wahrsten Sinne »magische Stadt«, je bereist, vor allem aber zu Fuß begangen hat, der weiß um die enorme Strahlkraft dieser so okkulten Denk- und Willensmetropole. Dem Kenner magischer Orte fällt dabei auf, dass diese schnurgeraden Linien, die zugleich Kraftfelder transmittieren, in Richtung Nordosten und Südwesten strahlen.
Viele herausragende Geister, die deutsche Kultur, vor allem aber das »Denken hinter dem Denken«, nachhaltig beeinflussten, haben hier geweilt, so Rudolf Steiner, dessen enormer Einfluss auf die deutsche Vergangenheit und Gegenwart noch lange nicht ausgelotet ist, Kafka, Mozart, Beethoven, Freud, Heisenberg, um nur einige wenige zu nennen. Und fast alle sonst bekannten (und unbenannten) Okkultisten hat es hierher gezogen.
Die großen Gestalten der Geschichte, Kaiser, Päpste, Heilige, Ketzer (vor allem die) haben sich in der Goldenen Stadt die Klinken in die Hand gegeben – Klinken, die immer Tore öffneten zu Räumen mit gewaltiger Aufladung und Besetzung. Dass es sich dabei auch um die dunkelsten Mächte handelte, sei nicht verschwiegen. Nicht umsonst entstand hier »der Golem«, ein Roman von Gustav Meyrink, der den künstlichen und an Gott vorbei beseelten, willenlosen Menschen in düsteren Szenen und Bildern schildert. Der beschriebene, aber eben doch real existente, weil gedachte Real-Geist ist ein Werk des Rabbi Löw, der den Dämon schließlich wieder vernichtet (Hat er das? Eben nicht).
Alle waren da und werden leider auch wiederkommen: Diktatoren, Menschenverächter, Massenbeweger, Schwarzmagier, Weltverbesserer. Aber es zog sie her, und sie weilten hier, vor allem im Umfeld des gewaltigen, von allen Seiten sichtbaren und paralysierenden Kraftberges, der den Hradschin, die Burg und den Dom trägt. Sie wussten alle um die Kraft des Ortes!
Geheimnis der Kathedralen, Dombaumeister, Freimaurer, Verschwörer, weltbewegende Ereignisse! Prager Fenstersturz, Prager Aufstand … Histo-Magie Deutschland! Der Kraftortkenner weiß längst, dass sich Geschichte immer wieder an Orten abspielt, die hierfür vorgesehen und ständig neu aufgeladen sind. Schade – oder notwendig? –, dass die Geschichtswissenschaft für diese Zusammenhänge so blind ist. Und so lässt sich auch deutsche Geschichte neu begreifen und verstehen. Es schließen sich Lücken, die sonst nur die ewig hilflosen Fragen aufwerfen: »Wie konnte so etwas nur möglich sein …« Es ist immer der Ort, der das Unmögliche denkbar, umsetzbar und somit »wirksam« macht.
Betrachten Sie nun eine Karte oder visualisieren Sie: Von der so dynamischen Moldaustadt aus führt eine gerade Achse südöstlich nach Wien. Dies wäre ein eigenes Buch über Magie des Ortes, Kraftflüsse, Drachenlinien und den Einfluss auf geschichtliches Werden! Dieselbe schnurgerade Linie trifft aber, »nach oben« gelesen und gesehen, also in nordwestlicher Richtung fortgesetzt, Leipzig, Magdeburg und Hamburg. Von Wien aus tangiert eine fast waagerechte, also ost-westliche Achse München und Freiburg. Und von München aus führt eine Drachenlinie, die von Süden nach Norden führt, über Nürnberg, Eisenach und Erfurt (Reformation) wieder bis Hamburg.
Ziehen Sie nun die Linie ost-westlich von Prag bis Frankfurt, verlängern Sie diese in beide Richtungen. Beachten Sie Schnittpunkte mit bereits genannten Flussachsen – und staunen Sie! Lernen Sie so, die Linien und deren Kraftspiel zu lesen und zu erkennen. Historische Dimensionen, geistige Weltgebäude, Denk-Cluster werden sich Ihnen auftun. Gute Gedankenreise!
Deshalb nun ein mentaler – natürlich auch körperlicher – Abstecher nach Prag! Wundern Sie sich also nicht, dass ich als mentale Ausrichtung für das Begreifen der magischen Orte auf deutschem Boden Prag empfehle.
Über diese so sehenswerte und abgründige Stadt sind zahllose Bücher...