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Matthias Corvinus und seine Zeit

Europa am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit zwischen Wien und Konstantinopel

VerlagÖsterreichische Akademie der Wissenschaften Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl267 Seiten
ISBN9783700171614
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis62,00 EUR

Die Regierungszeit des Matthias Corvinus (1458–1490) wird nicht nur als letzte Blütezeit des mittelalterlichen ungarischen Staates betrachtet, sondern kennzeichnet für ganz (Ostmittel)Europa eine höchst bewegte Periode des Übergangs vom Mittelalter in die Neuzeit. Die Interessen des Corvinus richteten sich sowohl nach Ost, wo er den Vormarsch der Osmanen, die 1453 Konstantinopel eingenommen hatte, aufzuhalten versuchte, als auch nach West, wo er danach strebte, Böhmen und die Habsburgischen Erblande mit Ungarn zu einer ersten „Donaumonarchie“ zu vereinen. Daneben förderte der König Kunst und Kultur, zog italienische Humanisten und einheimische Gelehrte an seinen Hof und sammelte lateinische und griechische Handschriften. Diese politischen und diplomatischen Aspekte der Herrschaft des Corvinus werden in den Beiträgen dieses Bandes gleichermaßen beleuchtet wie die religiösen und kulturellen; analysiert wird ebenso die Darstellung des Königs und seiner Epoche zum einen in westlichen, zum anderen in östlichen Quellen bis hin zur Historiographie des 19. und 20. Jahrhunderts. Mit diesem interdisziplinären Blick von Ost nach West und vice versa richtet sich der Band sowohl an die auf Westeuropa gerichtete Mediävistik als auch an die auf Osteuropa konzentrierte Mittelalter- und Byzanzforschung.

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Leseprobe

JOHANNES PREISER- KAPELLER (S. 37-38)

Sive vincitur Hungaria …

Das Osmanische Reich, das Königreich Ungarn und ihre Nachbarn in der Zeit des Matthias Corvinus im Machtvergleich nach dem Urteil fünf griechischer Quellen

Die Politik des Königs Matthias Corvinus gegenüber dem Osmanischen Reich ist bis heute Gegenstand verschiedener Interpretationen. Alexandru Simon schreibt in einem Beitrag über den Gebrauch des Topos der „Pforten der Christenheit“ durch Matthias Corvinus und Stephan den Großen: “The Crusader Policy was one of the main heritages that Mathias Corvinus, son of the late John Hunyadi, had to work with during his reign (…). More focused on his Bohemian claim and the conflict with the German Empire, Mathias never underestimated or forgot the political capital represented by the fight against the Ottomans, the menace at his borders.”

Des propagandistischen und materiellen Nutzens, der sich für Matthias Corvinus seit seinem Thronantritt (mit der Anerkennung durch Papst Pius II.) durch diese “Crusader Policy” ergab, war sich der König also stets bewusst1. Gleichzeitig investierte er aber, wie auch Simon feststellt, wesentlich mehr Energie in die Verfolgung seiner Pläne in Böhmen und in den habsburgischen Landen.

Die 1480er Jahre etwa, als am Hof des Corvinen, auch unter dem Eindruck der Möglichkeiten, die die Flucht des Cem Sultan nach Westen eröffneten, zeitweilig großangelegte Kreuzzugspläne, die einen Angriff auf die Osmanen von Ost und West mit 200.000 Mann vorsahen, gewälzt wurden, waren auch die Jahre der intensivsten Kriegsführung gegen Friedrich III. und sahen den Abschluss eines Waffenstillstandes mit Sultan Bayezid II.2 Diente die Kreuzzugs- und Türkenkriegsrhetorik also nur zur Verschleierung der tatsächlichen politischen Absichten, so wie auch König Karl VIII. von Frankreich 1494 seinen Feldzug zur Eroberung Neapels damit begründete, von dort zur Rückeroberung des Heiligen Landes aufbrechen zu wollen?

Ein Teil der Forschung hat behauptet, die West-Politik des Corvinus hätte die Schaffung eines starken Donaumonarchie als Bollwerk gegen die Osmanen zum Ziel gehabt, da die Ressourcen Ungarns alleine für eine erfolgreiche Türkenabwehr zu gering waren4. Jörg Hoensch meinte dagegen „dieses Motiv mag am Rande zwar eine Rolle gespielt haben, rechtfertigte aber nicht die immensen Summen“, die diese Feldzüge verschlangen und auch eine erfolgversprechendere Offensive gegen die Osmanen ermöglicht hätten, hält aber ebenso fest, dass eine defensive Ausrichtung gegenüber den Osmanen ansonsten aufgrund der Machtverhältnisse durchaus politisch klug war. Für Kenneth Setton hingegen führt eine klare Linie von den Versäumnissen des Corvinus in der Osmanenabwehr zur Schlacht von Mohács 15266.

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Abbildungsverzeichnis8
Vorwort9
Matthias Corvinus und Skanderbeg oder die jahrzehntelange Allianz der Häuser Hunyadi und Kastriota im Krieg mit den Osmanen10
La « parentèle ottomane » des Hunyadi16
Von Konfrontation und Kooperation Matthias Corvinus und die Reichstage der Jahre 1479 bis 148124
Friendship and the principle of good neighbourhood between Bayezid II and Matthias Corvinus34
Sive vincitur Hungaria …38
Giovanni Corvino di Hunyad ed il monastero di Peri64
Vom Abendland zum Morgenland. Orthodoxe und Katholiken in der Moldau im Mittelalter72
Bessarion et l’Église de rite byzantin du royaume de Hongrie (1463–1472)78
Les Roumains de Transylvanie et leurs privilèges accordés à l’époque de Mathias Corvin94
Some Remarks on a Humanist Vocabularium (ÖNB Suppl. Gr. 45)104
Zur Textgeschichte der Elegien des Janus Pannonius*110
Taddeo Ugoleto’s Marginal Notes on his Brand-new Crastonus Dictionary*120
The Mynas codex and the Bibliotheca Corviniana156
Griechischen Corvinen. Additamenta180
Nuovi manoscritti corviniani a Firenze196
John Hunyadi and Matthias Corvinus in the Byzantine sources210
Reminiszenzen an König Matthias Corvinus in den Reiseberichten des Salomon Schweigger und Reinhold Lubenau232
John Hunyadi and Matthias Corvinus in Modern Greek Historiography238
Die Pforten der Christenheit248

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