Worin der Mehrwert für Ihre Kunden liegt – und wie Sie den kommunizieren
- SelfCare-Tipps für Trainer und Beraterinnen
Der 6fache Mehrwert, z.B. das Investitionssignal
Was auch immer Sie im Unternehmen tun (beim privaten Coaching ist das anders): Sie stehen nie nur für sich selbst, sondern Sie sind zugleich immer auch Botschafterin der Geschäftsleitung.
Allein schon Ihr Vorhandensein im Betrieb signalisiert:
„Hallo Beschäftigte, hallo Führungskräfte, Sie und Ihre Gesundheit sind der Geschäftsleitung wichtig.“
Daher kann es ganz gut sein, dass sich die Geschäftsleitung (GL) oder der Vorstand mit Ihnen schmücken möchte. Das dürfen die … Betrachten Sie es als Ausdruck von Wertschätzung, wenn ein Mitglied der Geschäftsleitung Ihre Veranstaltung eröffnen will – und zwar Wertschätzung in 3 Richtungen:
- gegenüber den Beschäftigten („wir investieren in Sie – damit werden Sie noch wertvoller für unser Unternehmen“)
- gegenüber Ihnen und Ihrem Thema („Sie und Ihr Thema sind so wichtig, dass ich mir diese 30‘ Zeit nehme“)
- gegenüber sich selbst („ich zeige durch meine Anwesenheit und meine kleine Rede: ich stehe auf der Seite der Guten“)
Gönnen Sie diesem Menschen die Befriedigung seiner Bedürfnisse, sofern Sie nicht auf einer anderen Ebene in einen ethischen Konflikt geraten (z.B. weil Sie wissen, dass dieser Mensch als Führungskraft oft cholerisch reagiert).
Zeigen Sie Ihre Freude ...
Denn zumindest die ersten beiden Äußerungen von Wertschätzung sind auf alle Fälle begrüßenswert.
Tipp: Wenn es Ihnen gelingt, sich selbst als ein Geschenk für Ihre Teilnehmenden oder für den Betrieb insgesamt zu sehen, weicht das aufgeregte Herzklopfen am Start häufig der positiv-gespannten Vorfreude
Ihre Wertschätzungsbotschaft im Namen der GL
Zu diesem ersten Mehrwert gehört auch das „Kümmer-Signal“, das Sie schon aus dem vorangegangenen Kapitel kennen.
Sie transportieren im Auftrag der Geschäftsleitung das Signal: „Sie sind uns nicht nur wichtig: Wir kümmern uns auch um Sie!“
Das Motiv dahinter ist klar: Ihre Klientinnen und Klienten sollen Ihren Auftraggeber noch mehr mögen; sich dem Unternehmen noch stärker verpflichtet fühlen; bei leichten gesundheitlichen Beschwerden nicht gleich den gelben Schein holen; und wenn man einen hat, diesen nicht bis zum letzten Tag ausnutzen.
Fehlzeiten senken, Anwesenheit und Motivation steigern: legitime Ziele
Natürlich hat die Leitung ein Interesse, wenn sie ein BGM einführt oder Maßnahmen zur Gesundheitsförderung finanziert.
Das ist legitim und schmälert nicht das Verdienst der GL. Dem Vorstand bzw. der Geschäftsleitung liegt das Wohlergehen der Belegschaft am Herzen. Diese Botschaft sollten Sie bei Ihrer Tätigkeit transportieren und diesmal auch wörtlich formulieren. Die ist ja nicht gelogen. Schließlich wurden Sie ja eingekauft.
Drücken Sie auch auf Ihrer Website Wertschätzung gegenüber Ihren Kunden aus? Wie formulieren Sie dies?
Ich habe zum Beispiel öfter bei Veranstaltungsbeginn gesagt:
„Ihrem Vorstand ist wichtig, dass Sie sich von der Arbeit gut erholen können. Sonst hätte er mich nicht eingekauft. Das ist nicht selbstverständlich. Das macht nicht jedes Unternehmen, in dem die Arbeitsbedingungen belastend sind. Ich finde schon, dass Sie dankbar sein können, in so einem fürsorglichen Betrieb tätig zu sein.“
Kleiner Kasten voll mit Lebensweisheit:
Wer sich wertschätzend über andere äußert, wird auch selbst großzügig damit beschenkt
Aber natürlich müssen die Worte zu Ihnen passen. Formulieren Sie sie so, dass Sie sich nicht wie ein Lügner oder Schleimer vorkommen. Bleiben Sie ehrlich!
Erlaubnis zur Achtsamkeit3
Für Sie klingt das seltsam, denn für Sie gehört vielleicht Entspannung zum Alltag -aber Sie sind ja auch nicht „drin“ im Betrieb
Um das Thema der Vorseite aufzugreifen, ist auch eine Formulierung möglich wie „Sie dürfen jetzt ausatmen / Ihre Meinung zum Betrieb abgeben / anonym Verbesserungsvorschläge machen / richtig loslassen und entspannen – auch im Namen der Geschäftsleitung. Denn genau dazu hat sie mich ja beauftragt.“
Meine Kollegin Elke Schaffrath-Müller ist nach vielen Jahren Tätigkeit als Gesund-Führen-Seminarleiterin und Entspannungstrainerin der Meinung:
„Der eigentliche Lernprozess besteht beim Entspannungstraining darin, sich zu erlauben, sich überhaupt die 10‘ Zeit zu nehmen. Die Leute lernen, dass sie selbst eine Verhaltensänderung vornehmen können. Das ist vielen fremd. Manche sind regelrecht erstaunt, dass sie am Ende sagen: Das hat mir gut getan.“
Ein achtsamer Blick ist für viele neu – noch dazu im Betrieb!
Erschreckend viele Menschen in Unternehmen müssen genau das erst lernen – und sie sind überrascht, dass ihr Unternehmen sie genau dazu einladen möchte:
- sich Zeit nehmen
- auf sich achten
- die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen
Und das alles bei der Arbeit – das klingt nicht nach Wirtschaftsleben
Diese Erfahrung können Sie in Veranstaltungen und Coaching-Sessions untermauern, indem Sie sich immer wieder nach dem Befinden Ihrer Klienten erkundigen; fragen Sie auch: „Was bräuchten Sie, um sich noch besser zu fühlen?“ – Bleiben Sie geduldig: Über-sich-Nachdenken-Dürfen-im-Betrieb ist für viele noch fremd.
Auch Sie dürfen auf sich selbst schauen
Ein achtsamer, fürsorglicher Blick auf sich selbst ist nicht nur die Basis für Ihre eigene Gesundheit. Wenn Sie liebevoll mit sich umgehen, geben Sie damit auch Ihren Klienten das Signal und die Erlaubnis:
„Ihr dürft euch um euch kümmern. Euer Befinden ist wichtig.“
Tipp für Ihre Website: Schreiben Sie z.B., dass manche Menschen ja erst lernen müssen, achtsam mit sich umzugehen. Dass das nicht selbstverständlich ist (die Leserin wird zustimmen und Ihre Fürsorglichkeit spüren).
Diese Botschaft, die Sie auch im Namen Ihres Auftraggebers verkünden, sollten Sie natürlich auch vorleben. Und nicht nur das (denn das ist in Ihrem Beruf eigentlich selbstverständlich): Sie sollten es auch kommunizieren, z.B. indem Sie davon erzählen, was Ihnen bei Veranstaltungen wichtig ist – Wasser, Frischluft, frische Blumen o.ä..
Trainerinnen-SelfCare, zum Beispiel bei der Bestuhlung
Achten Sie bei Ihren Veranstaltungen aufs gesunde Ambiente, und auch darauf, dass Sie selbst sich wohlfühlen. Ich kam z.B. eines Morgens in einen Seminarraum, der ein langer enger Schlauch war, und in dem sich 2x9 Führungskräfte frontal gegenüber saßen. Hier habe ich mich (ganz am Ende an der Wand eingequetscht) nicht wohlgefühlt, und es wäre schwer gewesen, Offenheit und Vertrauen zu fördern. Da das Hotel ausgebucht war, habe ich alle Tische nach draußen tragen lassen. Ich bin kein Stuhlkreis-Fan, aber so war die Atmosphäre entspannter – und ich auch.
Meine Empfehlung: Auch in Hotels, wo Sie selbst „nur“ Gast sind, sollten Sie auf Ihrem Recht bestehen. Das Hotel-Personal ist Ihr Dienstleister. Es muss Sie unterstützen. Zum Beispiel bei den Rahmenbedingungen Ihrer Veranstaltung. Es ist nämlich letztlich immer Ihre Veranstaltung, und Sie werden für den Erfolg verantwortlich gemacht. Da sollten Sie sich nicht reinreden lassen.
Weitere SelfCare-Tipps für Trainer und Beraterinnen finden Sie auf der letzten Seite dieses Kapitels
Interesse, auch am kranken Menschen
Carl Rogers, Begründer der Gesprächspsychotherapie, Autor zahlreicher Bücher, z.B.
ISBN: 978-3-6089-4367-2
Krankheit gehört zum Leben dazu; und auch, dass man mal Probleme hat oder sich schwach fühlt
Ihre Rolle als Botschafter des Unternehmens oder Kunden, der Ihre Dienstleistungen eingekauft hat, beinhaltet auch, dass Sie echtes Interesse zeigen für die Menschen, mit denen Sie es zu tun haben. Menschen blühen auf, wenn sie spüren, dass sich jemand wirklich für sie interessiert.
Interesse lässt wachsen und aufblühen
Diese These stammt nicht von mir, sondern sie ist eine der Grundannahmen der Klientenzentrierten Gesprächsführung nach Carl Rogers. Er war der Ansicht, dass in jedem Menschen ein Wunsch nach sog. Selbstaktualisierung ruht, was so viel bedeutet wie Entfaltung oder Selbstverwirklichung. Bei manchen...