© Shutterstock.com: cre250
Das im gotischen Stil errichtete Hauptportal des Doms von Genua (>>) wird von steinernen Löwen bewacht.
Genua
»La Superba«, die Stolze, nannte der Dichter Petrarca die ligurische Metropole, deren Häuser die Hänge emporklettern und sich zum Meer hin wie ein riesiges Amphitheater öffnen.
Genua
780 000 Einwohner
Stadtplan >>
Wer das historische Zentrum von Genua besichtigen will, muss sich erst durch die Außenbezirke mit ihren grauen Häuserfassaden und Industriebetrieben quälen. Platz ist seit jeher knapp: Genua erstreckt sich auf einem unregelmäßigen, zum Meer hin abfallenden Hang. Die Straßen und Gassen sind steil, Treppen, Aufzüge und Zahnradbahnen prägen das Stadtbild, Autofahrer werden über ein ausgeklügeltes System von Brücken und Tunnels durch die Metropole geleitet. Die Altstadt ist für den modernen Verkehr denkbar ungeeignet, selten sind die Gassen mehr als 3 m breit, weshalb auch die prunkvollen Paläste oft nicht recht zur Geltung kommen. Nichtsdestotrotz besitzt Genua einen sehr gut erhaltenen historischen Stadtkern, der im Jahr 2006 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Durch den Apennin hart ans Meer gedrängt, verfügt Genua über kein rechtes Hinterland. Die Genuesen machten aus der Not eine Tugend und konzentrierten sich auf den lukrativen Seehandel. Ihren großen Aufstieg zur mittelalterlichen Seemacht erlebte die Stadt im 12. Jh. Zusammen mit der großen Rivalin Venedig beherrschte Genuas Flotte jahrhundertelang das Mittelmeer bis hin zum Orient. Die mit Geldgeschäften vertrauten genuesischen Kaufleute gründeten wenig später das erste »Geldinstitut« Europas, die berühmte Bank von San Giorgio. Seither tragen bekanntlich die wichtigsten Begriffe des Bankwesens italienische Namen, und an der ligurischen Küste entstand, wie der französische Historiker Fernand Braudel treffend schrieb, die »erste Metropole des Kapitalismus«. Der sagenhafte Reichtum der Kaufleute spiegelt sich noch heute in den prächtigen Palazzi wider.
SEHENSWERTES
1 Acquario di Genova
Familientipps, >>
Cimitero di Staglieno
Übersichtskarte | Google Maps
3 km nördlich der Stadt erstreckt sich Genuas weltberühmte Stadt der Toten. Die monumentalen Grabdenkmäler des zwischen 1840 und 1878 errichteten Friedhofs faszinieren durch ihre lebensnahe Symbolik. Die Anlage des Friedhofs spiegelt die soziale Struktur der Stadt wider: Während sich in den Randbereichen die Gräber der Armen drängen, blieben die Galerien um den Zentraltempel dem Adel und dem reichen Bürgertum vorbehalten.
Bus Nr. 34 ab Piazza Principe • tgl. 7.30–17 Uhr
Duomo San Lorenzo
Übersichtskarte | Google Maps
Genuas schönstes und mit einer Länge von über 100 m auch größtes Gotteshaus. Das feingliedrige Portal der Bischofskirche erinnert an nordfranzösische Kathedralen, die dem Baumeister als Vorbild dienten. Die in weißem Marmor und schwarzem Schiefer gehaltene Fassade ist hingegen ein unverkennbares Merkmal der ligurischen Gotteshäuser. Nach einem Brand wurde der Dom im frühen 14. Jh. im gotischen Stil erneuert, die romanischen Säulen im Inneren stammen noch von dem Vorgängerbau, während der 200 Jahre später errichtete Glockenturm bereits Renaissance-Elemente zeigt.
Besonders prächtig ausgestattet ist die Cappella di San Giovanni Battista im linken Seitenschiff: Dort ruhen seit 1098 die von genuesischen Kaufleuten aus dem Heiligen Land mitgebrachten Reliquien Johannes des Täufers. Von der benachbarten Cybo-Kapelle gelangt man in das Museo del Tesoro. Das Domschatzmuseum beherbergt neben liturgischen Gegenständen und Messgewändern auch wertvolle Reliquien.
Piazza San Lorenzo • Museo del Tesoro: Mo–Sa 9.30–12 und 15–18 Uhr
Palazzo Reale
Übersichtskarte | Google Maps
Die Fassade des größten historischen Stadtpalastes von Genua weist eine imposante Breite von 100 m auf. Dahinter verbirgt sich ein seit dem 17. Jh. in mehreren Bauphasen entstandener Komplex, dessen Name daran erinnert, dass die Könige von Savoyen den Palazzo in den Zwanzigerjahren des 19. Jh. kurzzeitig bewohnten. In einem Teil des Palastes ist die Galleria di Palazzo Reale untergebracht. Gezeigt werden Gemälde von Veronese, Domenico Piola und Jacopo Bassano.
Via Balbi 10 • www.palazzorealegenova.it • Di, Fr 9–14, Mi, Do 9–19, Sa, So 13.30–19 Uhr • Eintritt 6 €, erm. 3€
Panoramaaufzug »Bigo«
Familientipps, >>
Righi
Übersichtskarte
Der am nördlichen Stadtrand gelegene, 302 m hohe Hügel ist mit der Zahnradbahn (»funicolare«) leicht zu erreichen und bietet eine Aussicht auf die Altstadt und den Hafen. An der 12 km langen Stadtmauer, die im 17. Jh. angelegt wurde, um Genua nach Norden hin abzusichern, kann man entlangwandern.
Abfahrt: Largo della Zecca
Santa Maria di Castello
Übersichtskarte
Die auf dem Castello-Hügel stehende Marienkirche gehört zu den historisch und künstlerisch bedeutsamsten Sakralbauten der Stadt. Wahrscheinlich handelt es sich sogar um die älteste Kirche Genuas, denn sie wurde unter Verwendung römischer Säulen auf einem bereits in spätantiker Zeit befestigten Hügel errichtet. Nach einer kurzen Episode als Pfarrkirche gründete der Dominikanerorden 1442 hier ein Kloster, das insgesamt um drei Kreuzgänge erweitert wurde. Die Kirche selbst wurde von den Dominikanern unter anderem durch ein neues Kreuzrippengewölbe den zeitgenössischen Architekturvorstellungen angepasst.
Durch die sich am Ende des rechten Seitenschiffs anschließende Sakristei gelangt man in den benachbarten Klosterkomplex. Eine Treppe führt zur Loggia dell’Annunciazione, die sich zu einem von insgesamt drei Kreuzgängen öffnet und vollkommen im Stil der Renaissance ausgemalt ist; herausragend ist das Verkündungsfresko von Justus von Ravensburg. Von einer weiteren, einen Stock höher gelegenen Loggia hat man einen schönen Blick in Richtung Hafen.
Di–Sa 10–13 und 15–18 Uhr
Via Garibaldi
Übersichtskarte
Die berühmte, im 16. Jh. angelegte Prachtstraße Genuas darf man nicht versäumen. Hinter strengen Fassaden verbergen sich idyllische, mit Fresken verzierte Innenhöfe, die an der Bergseite liegenden Paläste besitzen zumeist noch ausgedehnte Gartenanlagen. Anstelle des alteingesessenen Adels residieren in den opulenten Palästen heute größtenteils Banken, das Rathaus, die Handelskammer und Kunstmuseen. Zusammen mit der Via Balbi und der Via Cairoli gehört die Via Garibaldi als Strada Nuova zum Weltkulturerbe der UNESCO.
© ddp images: United Archives
»Nazario Sauro« lautet der Name des U-Boots, das vor dem Meeresmuseum Galata (MERIAN TopTen, >>) vor Anker liegt und zu besichtigen ist.
MUSEEN
2 Galata Museo del Mare
Übersichtskarte | Google Maps
Genua verdankte seine Macht und seinen Reichtum in erster Linie seiner stolzen Flotte. Ein Besuch des Seefahrtsmuseums ist daher Pflicht. Direkt am alten Hafen präsentiert das Museum zahlreiche Facetten der christlichen Seefahrt. Das Spektrum reicht vom Thema Schiffbau über die Nachbildung einer Hafengasse des 19. Jh. bis zu den vornehmen Räumlichkeiten eines nostalgischen Luxusliners. Eindrucksvoll ist auch die Darstellung zum Leben auf einer genuesischen Galeere sowie das U-Boot »S518 Nazario Sauro«, das seit 2010 direkt vor dem Museum verankert liegt.
Calata De Mari • www.galatamuseodelmare.it • März–Okt. Di–So 10–19.30, Nov.–Feb. Di–Fr 10–18, Sa, So 10–19.30 Uhr • Eintritt 12 €, Kinder 7 €
Galleria Nazionale di Palazzo Spinola
Übersichtskarte | Google Maps
Die in einem alten Patrizierpalast untergebrachte Nationalgalerie zeigt Gemälde von Antonello da Messina, Peter Paul Rubens, Joos van Cleve und Anthonis van Dyck. Genauso sehenswert ist aber die Einrichtung des Palazzo: Das Interieur vermittelt einen hervorragenden Einblick in das Leben des Genueser Adels im Barockzeitalter, die Räume sind mit Wandfresken und Stuck verziert.
Piazza di Pellicceria 1 • www.palazzospinola.beniculturali.it • Di–Sa 8.30–19.30, So 13.30–19.30 Uhr • Eintritt 4 €, Kinder 2 €
© laif: X. Testelin/RAPHO
Die stattlichen Adelspaläste Rosso (>>) und Bianco (>>) in der Innenstadt von Genua beherbergen Werke der europäischen Renaissance- und Barockmalerei.
Palazzo Bianco
Übersichtskarte | Google Maps
Der im frühen 18. Jh. errichtete Barockpalast beherbergt eine wertvolle Gemäldegalerie, größtenteils bestückt mit Werken aus der Genueser Schule, darunter Sacchi, Piola, Cambiaso, Strozzi und Magnasco. Hinzu kommen noch ligurische Maler, allen voran Ludovico Brea, sowie niederländische Meister wie Peter Paul Rubens und Anthonis van Dyck.
Via Garibaldi 11 • Di–Fr 9–19, Sa, So 10–19.30 Uhr • Eintritt 9 €, Kinder 7 € (mit Palazzo Rosso)