© look-foto: S. Grandadam
In Palermos Kathedrale (>>) vereinen sich verschiedenste Stilepochen hinter der gotischen Fassade.
Palermo und die Nordküste
Wer Palermo nicht kennt, hat Sizilien nicht gesehen. Jenseits der pulsierenden Großstadt gibt es herrliche Gebirgslandschaften und verträumte Bergdörfer zu entdecken.
Die Nordküste gehört zu den abwechslungsreichsten Landschaften Siziliens. Neben schönen Badebuchten begeistern die Madonie und die Nébrodi, zwei bis auf 2000 m ansteigende, parallel zur Küste verlaufende Gebirgszüge. Dicht bewaldet und spärlich besiedelt, empfehlen sich die Gebirge für ausgedehnte Wanderungen, auf denen sich verträumte Bergdörfer entdecken lassen.
Das Glanzstück der Nordküste ist allerdings das Städtchen Cefalù mit seiner märchenhaften Kulisse: Hinter dem majestätischen Normannendom erhebt sich die Rocca di Cefalù (>>), ein markanter Felsmonolith, dessen griechische Bezeichnung – Kephalos für »Haupt« – dem Ort seinen Namen gab.
Palermo
680 000 Einwohner
Stadtplan >>
Geliebt und gehasst – aber wer Palermo nicht gesehen hat, kennt Sizilien nicht. Siziliens pulsierende Metropole erstreckt sich an einer lang gestreckten Bucht. Palermo ist ein gigantischer Moloch, der sich weit in das Umland hineingefressen hat. Einerseits geht die Stadt im Verkehrslärm unter und erstickt in den Abgasen; blinde Fensterhöhlen und bröckelnde, rußgeschwärzte Fassaden erinnern beständig an den sich fortsetzenden Verfall des historischen Zentrums. Besonders in den Abendstunden, wenn sich die Straßen leeren, fällt auf, dass immer weniger Menschen in der Altstadt wohnen. Andererseits besitzt Palermo trotz des kulturellen Raubbaus unendlich viele sehenswerte Kirchen und Paläste. 2015 wurden die arabisch-normannischen Monumente von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Und immer aufs Neue hat die Stadt pittoreske Straßenszenen zu bieten. Den orientalisch anmutenden Bazaren folgen an der nächsten Straßenecke wieder schicke Boutiquen. Palermo ist eine Stadt zum Eintauchen. Man braucht ein wenig Zeit und muss sich treiben lassen, um sie zu entdecken.
Unter den Normannen konnte Palermo seine Vorrangstellung weiter ausbauen und wurde zu einem einzigartigen Schmelztiegel arabischer, jüdischer, byzantinischer und abendländisch-christlicher Kultur. Der verwinkelte Straßenverlauf weist noch heute auf die arabischen Wurzeln »Balármuhs« hin. Erst vor 400 Jahren, während der spanischen Epoche, wurden zwei Schneisen im rechten Winkel durch das Häusergewirr geschlagen. Zeitgleich hielt die Gegenreformation gewaltsam Einzug in Palermo.
SEHENSWERTES
Castello della Zisa
Übersichtskarte | Google Maps
Das Castello della Zisa ist eines der wenigen profanen Baudenkmäler, die auf Sizilien von der islamischen Kultur zeugen. Obwohl das Lustschloss (12. Jh.) von den Normannenkönigen in Auftrag gegeben wurde, verkörpert es in erster Linie den arabischen Lebensstil, ein Brunnensaal bildet den Mittelpunkt des Bauwerks. Das Castello della Zisa diente nicht der Repräsentation, sondern war ein Sommersitz mit dem Flair von 1001 Nacht. Umgeben von blühenden Gärten, verbrachten die Normannenkönige hier ihre Ferien und Mußestunden.
Piazza Guglielmo il Buono • Di–Sa 9–19 Uhr • Eintritt 6 €, erm. 3 €
Cattedrale
Übersichtskarte | Google Maps
Ein Konglomerat mehrerer Stilepochen: Den Grundstein legten die Normannen im Jahr 1185. Der Chor und die Apsiden entsprechen noch weitgehend dem ursprünglichen Bau. Es erfolgten diverse Umbauten, etwa an der Fassade, die von einem schönen gotisch-katalanischen Portal geziert wird. Am einschneidendsten waren jedoch die klassizistischen Veränderungen des Innenraumes, zeitgleich erhielt die Kathedrale eine unpassende Kuppel. Von kunsthistorischer Bedeutung sind die vier Porphyr-Sarkophage mit den sterblichen Überresten Rogers II. und seiner Tochter Konstanze sowie Friedrich II. und seines Vaters Heinrich VI. Diese befinden sich im rechten Seitenschiff.
Corso Vittorio Emanuele • tgl. 9–17 Uhr • Eintritt 3 € für die Herrschergräber und Krypta
Convento dei Cappuccini
Übersichtskarte | Google Maps
Ein Besuch der Katakomben ist ein makabres Erlebnis und daher sicherlich nicht jedermanns Sache. In den Kellerräumen des Kapuzinerklosters wurden bis 1881 rund zwei Jahrhunderte lang Angehörige der Oberschicht mumifiziert und teilweise ohne Särge bestattet. Manche wurden direkt an der Wand befestigt, wo sie in ihren mittlerweile zerschlissenen Gewändern an die Vergänglichkeit erinnern, andere liegen in offenen Särgen. Besonders berühmt ist der hervorragend konservierte Leichnam der zweijährigen Rosalia.
Piazza Cappuccini • www.catacombe
palermo.it • tgl. So 9–13 und 15–18 Uhr • Eintritt 3 €
Orto Botanico
Übersichtskarte | Google Maps
Palermos weitläufiger Botanischer Garten mit Pflanzen aus aller Welt zählt zu den schönsten Europas. Gleich nebenan schließt sich der Stadtpark Villa Giulia an, der bereits Goethe begeisterte.
Via Lincoln 2 • www.ortobotanico.unipa.it • Nov.–Feb. 9–17, März, Okt. 9–18, April, Sept. 9–19, Mai–Aug. 9–20 Uhr • Eintritt 5 €, Kinder 3 bzw. 2 €
Palazzo dei Normanni
Übersichtskarte | Google Maps
Da der Normannenpalast Sitz der sizilianischen Regierung und des Parlaments ist, kann er größtenteils nur von außen besichtigt werden. Er wurde im 9. Jh. von den Arabern errichtet, von den Normannen erweitert und später mehrfach umgebaut. Die Hauptsehenswürdigkeit ist die Cappella Palatina. Die Freude an dem architektonischen Juwel kann in der Hauptreisezeit wegen des Andrangs getrübt sein. Die ursprünglich frei stehende Kapelle ist von relativ bescheidenem Ausmaß, aber umso reicher mit Mosaiken und Ornamenten verziert. Zur Ausstattung zählt neben dem Thron RogersII. auch die einzige erhaltene normannische Kanzel Siziliens.
Piazza Indipendenza • Mo–Sa 8.15–17.40, So, Feiertage 8.15–13 Uhr • Fr–Mo, Feiertage 12 €, Di–Do 8 €
1 San Giovanni degli Eremiti
Übersichtskarte | Google Maps
Die kleine, von fünf roten Kuppeln gekrönte Kirche liegt inmitten eines wunderschönen Gartens. Der viereckige Bau ist ein faszinierendes Beispiel für die Vermischung islamischer und christlicher Architektur. Sein Inneres ist äußerst schlicht gehalten. Der von exotischen Pflanzen umgebene Kreuzgang aus dem 13. Jh. vermittelt eine märchenhafte Atmosphäre, die nur gelegentlich vom Ansturm der Besucher gestört wird.
Via dei Benedettini • tgl. 9–19, So 9–13.30 Uhr • Eintritt 6 €, Kinder 3 €
Teatro dei Pupi
Familientipps, >>
MUSEEN
Galleria d’Arte Moderna
Übersichtskarte | Google Maps
In einem Palazzo, im 17. Jh. als Kloster genutzt, wird eine Sammlung aus den letzen 200 Jahren präsentiert. Zu den wertvollsten Exponaten zählt ein Selbstbildnis des sizilianischen Malers Renato Guttuso.
Via Sant’ Anna 21 • www.gampalermo.it • Di–So 9.30–18.30 Uhr • Eintritt 7 €, Kinder 5 €
Museo Archeologico Regionale »Antonio Salinas«
Übersichtskarte | Google Maps
Das archäologische Museum von Palermo zählt zu den bedeutendsten Sammlungen Italiens. Die Funde aus phönizischer, griechischer und römischer Zeit stammen aus allen Teilen Siziliens. Leider werden die Schätze sehr langweilig präsentiert, zudem fehlen Infotafeln. Dafür ist das Museum – ein ehemaliges Kloster mit Kreuzgang – eine herrliche Oase der Ruhe.
Piazza Olivella • Di–So 9–18.30, So 9.30–13.30 Uhr • Eintritt frei
Museo Etnografico Siciliano Pitrè
Übersichtskarte | Google Maps
In einer luxuriösen Villa, die im chinesischen Stil errichtet wurde, sind zahlreiche interessante Zeugnisse sizilianischer Volkskunde zusammengetragen. Die umfangreiche Dauerausstellung zeigt u. a. Karren, Marionetten und Trachten.
Viale Duca degli Abruzzi 1 • Di–So 9.30–18.30 Uhr • Eintritt 5 €, Kinder 3 €
Museo Internazionale delle Marionette
Übersichtskarte | Google Maps
Palermos Marionettenmuseum, die größte Sammlung Siziliens, genießt bei großen und kleinen Verehrern dieser Kunst ein hohes Ansehen. Besonders dann, wenn hin und wieder abends auch Vorführungen stattfinden, die in der schönen Tradition der sizilianischen »opera dei pupi« stehen.
Piazzetta Antonio Pasqualino 5 • Tel. 0 91 32 80 60 • www.museomarionettepalermo.it • Mo–Sa 9–13 und 14.30–18.30 Uhr • Eintritt 5 €, Kinder 3 €
© Alamy: Ian Miles-Flashpoint Pictures
Fast Food auf sizilianische Art bietet die Antica Focacceria San Francesco ( MERIAN Tipp, >>) und verwöhnt die Gäste etwa mit Reisbällchen oder Milzbrötchen.
SPAZIERGANG
Stadtplan...