Magisterarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Orientalistik / Sinologie - Sonstiges, Note: gut, Universität Wien (Sinologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit ist Teil des jungen Forschungsfeldes der Overseas Chinese Studies. Das Verhältnis der in Europa lebenden ethnischen Chinesen zu China ist ein wichtiger Faktor im Verhältnis zwischen der VR China und Europa. Grundlegend für die Frage nach dem Verhältnis der 'Überseechinesen' zu China ist deren Identitätsbildung. Diese wird hier durch die Methode des narrativ-biographischen Interviews untersucht, wobei der Fokus auf der Identitätsbildung von chinesischen Künstlern in Wien liegt. Künstler wurden als Zielgruppe gewählt, da sie als eine 'Verkörperung von Kultur' gesehen werden können, was für die Frage nach Idenditätsformation, bei der Migration von einem Kulturkreis in einen anderen, besonders interessant ist. Und sie können als Sinnproduzenten und Identitätsstifter gesehen werden. Diese beiden Eigenschaften sind grundlegend für Identitätsbildung bei Emigranten, wenn Migration nicht zu einem Gefühl der Entwurzelung führen soll. Zunächst beschäftigt sich diese Arbeit allgemein mit Identitätsbildung, unter anderem mit Bezug auf Paul Ricoeur, Niklas Luhmann, Erik Erikson und George H. Mead. Dadurch wird verständlich gemacht, weshalb das narrativ-biographische Interview zur Untersuchung von Identitätsformation geeignet ist. Die Methode des narrativ-biographischen Interviews wird vor allem in Anlehnung an Gabriele Lucius-Hoene und Arnulf Deppermann erläutert. Ausschlaggebend für die Untersuchung von narrativer Identität ist das Konzept von Bruch und Kontinuität in der Lebensgeschichte. Kontinuität für die Lebensgeschichte wird oft erst im Nachhinein, während des Erzählens, hergestellt. Um die Interviews vorzubereiten, wurde erst eine Hintergrundrecherche zu den Themen Migration und Künstler/(Intellektuelle) ausgeführt. Nach den individuellen Analysen der Interviews wird die Theorie postuliert, dass sich die Identitätskonstruktion der emigrierten chinesischen Künstler zwischen zwei Polen bewegt, wobei sich die verschiedenen Aspekte eines Pols stark gegenseitig bedingen und beeinflussen. Dabei entspricht ein Pol eher der Identitätsbildung, die auf die chinesische Identität ausgerichtet ist, bei der der Aufenthalt in Europa eher als temporär angesehen wird. Der andere Pol entspricht der Identitätsbildung, die auf die Identität als Künstler ausgerichtet ist, und bei der die Migration nach Europa als Bruch gesehen wird, wobei die Künstler-Identität der Lebensgeschichte Kontinuität verleiht.
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