Der Sachprozeß
Die Basis jeglicher Gruppensteuerung ist strukturiertes Vorgehen. Der Moderator kann sich hierzu sehr gut am „Moderationszyklus“ als Grobstruktur für seine Arbeit orientieren. Er leistet damit „automatisch“ auch einen wertvollen Beitrag zur emotionalen Steuerung der Gruppe.
Beim Arbeiten mit dem Moderationszyklus ist es wichtig, daß der Moderator sein Vorgehen transparent macht: Er sollte beispielsweise den Moderationszyklus ans Flipchart zeichnen und zu Beginn der gemeinsamen Arbeit das Vorgehen kurz erläutern und dann in der Moderation konsequent danach verfahren.
Wir hatten vereinbart, nach dem Moderationszyklus zu arbeiten!
Die Sachaufgaben des Moderators
Die Sachaufgaben des Moderators lassen sich gut anhand der Phasen des Moderationszyklus' darstellen. Folgende Abbildung gibt einen Überblick über die Arbeits-Phasen, die zugehörigen Teilschritte und die jeweiligen Sachaufgaben des Moderators.
Während die Phasen „Einsteigen“, „Sammeln“ und „Auswählen“ nur einmal stattfinden, werden die Phasen „Bearbeiten“ und „Planen“ für jeden TagesOrdnungsPunkt (TOP) separat durchgeführt. Das Abschließen gilt wieder der gesamten Moderation.
Die Medien und Hilfsmittel zur Sacharbeit
Die klassischen Medien zur Moderation von Gruppengesprächen sind Flipchart und Pinwand. Daneben kommt auch mal ein Overhead-Projektor zum Einsatz. Die Hilfsmittel sind in einem Moderatorenkoffer untergebracht. Hier eine kurze Beschreibung:
□ Die Pinwand
Die Pinwand ist das Medium zur Gestaltung von Meinungs- und Willensbildungsprozessen in Gruppen. Mit Packpapier bespannt, bietet sie großzügig die Möglichkeit zur Visualisierung, und durch die weiche Pinfläche kann die Gruppe zusätzlich auch mit Karten arbeiten.
Die „Normalversion“ ist leicht transportierbar und kann frei im Raum plaziert werden. Die „Wandversion“ wird fest an die Wand geschraubt und die „Reiseversion“ kann zusammengeklappt und im Auto zur externen Moderation mitgenommen werden.
□ Das Flipchart
Das Flipchart ist von der Visualisierungsfläche her eine „kleine Pinwand“ und wird beim Einsatz eines Adhesivklebers zur „Quasi-Pinwand“. Diese Kombination eignet sich besonders zum Arbeiten in kleinen Gruppen „am runden Tisch“ und überall dort, wo aus Platz- oder sonstigen Gründen eine Pinwand nicht paßt.
Flipchart und zugehöriges Flipchart-Papier gibt es in (fast) jedem Besprechungsraum. Es gehört (auch in Zeiten von Notebook und Beamer) zur Standardausrüstung.
□ Der Overhead-Projektor
Der Overhead- oder Tageslichtprojektor ist ein in der „klassischen“ Moderation eher weniger gebräuchliches Instrument. Zur Präsentation von komplexen Graphiken ist er allerdings unverzichtbar. Der Nachteil ist jedoch eindeutig der, daß man immer nur eine Darstellung sichtbar machen (und halten) kann.
□ Die Hilfsmittel
Die Hilfsmittel sind in der Regel in einem Hilfsmittelkoffer, dem sogenannten „Moderatorenkoffer“ untergebracht. Zu den Hilfsmitteln gehören vor allem: Filzstifte, Moderationskarten, Nadeln, Klebepunkte, Klebestifte, eine Schere sowie eine Rolle Klebeband.
Die Methoden zur Sacharbeit - ein Überblick
Zur strukturierten Sacharbeit muß der Moderator in den einzelnen Arbeitsphasen unbedingt Visualisierungsmethoden nutzen. Nur durch systematische Visualisierung dessen, was momentan zu tun ist, kann er die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf den Punkt bündeln, um den es jeweils geht. Auf den folgenden Seiten finden Sie einen Überblick über die wichtigsten Visualisierungsmethoden.
Die Methoden zur Strukturierung des sachlichen Gruppenprozesses finden Sie über den in diesem Rahmen möglichen Überblick hinaus ausführllich dargestellt in: Josef W. Seifert „Visualisieren - Präsentieren - Moderieren“ und in: Josef W. Seifert, „Besprechungs-Moderation“ (vgl. Literaturverzeichnis).
Was könnten wir nur für eine Methode nehmen?
Einstieg
Zur Gestaltung des Einstiegs wird der Moderator zur Begrüßung und Orientierung der Teilnehmer ein(ige) „Orientierungs-Flipchart(s)“ vorbereiten. Diese enthalten Informationen über:
□ Anlaß für die Zusammenkunft
□ Thema der Moderation
□ Angestrebte(s) Ziele(e)
□ Zeitplan
□ Ggf. Regeln
In aller Regel wird es sinnvoll sein, schon an dieser Stelle zusätzlich ein (verbales oder visuelles) Blitzlicht durchzuführen, um die Teilnehmer auch emotional „abzuholen“ und zum Thema der Veranstaltung hinzuführen (vgl. „Blitzlicht-Technik“).
Kennen sich die Teilnehmer noch nicht, sollte gleich zu Beginn ein Kennenlernen stattfinden; zumindest in Form einer kurzen Vorstellungsrunde.
Sammeln
Der Moderator stellt der Gruppe die visualisierte Frage, welche Themen in dieser Sitzung bearbeitet werden sollen. Die von den Teilnehmern genannten Punkte listet er unter der Frage auf, so daß eine Liste der Themenwünsche entsteht. Die Sammlung erfolgt „auf Zuruf“.
Alternativ ist es möglich, die Teilnehmer zu bitten, die Antworten auf Karten schreiben zu lassen, und diese dann gemeinsam an einer Pinwand oder einem Flipchart zu Themenschwerpunkten zu sortieren („Karten-Abfrage“). Wichtig ist bei dieser Vorgehensweise, daß die Nennungen (um)sortiert werden können. An der Pinwand werden die Karten dazu mit Pinnadeln befestigt, am Flipchart mit Adhesive-Kleber.
Wichtig ist, daß alle Themen gesammelt werden, die aus Sicht der Teilnehmer bearbeitet werden sollen.
Auswählen
Der Moderator stellt der Gruppe eine Auswahlfrage; beispielsweise die, welche Themen aus Sicht der Gruppe vorrangig zu behandeln sind (vgl. „Musterfragen“). Er bittet die Teilnehmer dann, diese Frage zu beantworten. Er gibt dazu jedem Gruppenmitglied Klebepunkte und fordert sie dann auf, die Punkte entsprechend den persönlichen Prioritäten an die Liste zu kleben.
Dabei erhält jeder halb soviele Punkte, wie Themen gesammelt wurden (im oben gezeigten Beispiel also 3 Stück) und darf dann maximal zwei Punkte je Thema kleben. So entsteht eine Rangreihe zur Themenbearbeitung.
Wichtig ist hierbei, deutlich zu machen, daß es in diesem Schritt nicht darum geht zu entscheiden, welche Themen bearbeitet werden und welche nicht, sondern lediglich darum festzulegen, in welcher Reihenfolge die Themen bearbeitet werden sollen.
Bearbeiten
Zum Bearbeiten der gesammelten Themen wird der Moderator geeignete Methoden einsetzen. In der Regel reicht eine „Zwei-Felder-Tafel“ zur Themenbearbeitung aus.
Die Zwei-Felder-Tafel wird zeilenweise ausgefüllt. Die Gruppe kann damit auch in kleinen Untergruppen simultan arbeiten. So können gegebenenfalls mehrere Themen gleichzeitig bearbeitet werden.
Wenn in Kleingruppen gearbeitet wird, erstellt jede Gruppe eine „Zwei-Felder-Tafel“ und präsentiert anschließend ihr Ergebnis im Plenum.
Wichtig ist, daß der Moderator darauf achtet, daß in diesem Arbeitschritt zunächst für konkrete Problemstellungen Lösungsideen entwickelt werden. Die „Zensur“ findet danach statt, wenn es darum geht, konkrete Maßnahmen zu planen.
Maßnahmen planen
Der letzte inhaltliche Arbeitsschritt ist das Planen von Maßnahmen. Das Wichtigste ist hierbei, daß die Maßnahmen inhaltlich und zeitlich so konkret wie möglich formuliert werden. Dadurch ergeben sich folgende Vorteile:
□ Es werden Mißverständnisse vermieden.
□ Derjenige, der eine Aufgabe übernommen hat, weiß exakt, was er zu tun hat.
□ Die Gruppe weiß auch nach Tagen oder Wochen noch, was mit der entsprechenden Maßnahme gemeint war.
□ Es ist jederzeit ein Maßnahmen-Check möglich.
Abschließen
Zum Schluß der gemeinsamen Arbeit ist es in aller Regel sinnvoll, zurückzuschauen und die gemeinsame Arbeit zu bewerten. Dies gibt jedem Teilnehmer Gelegenheit, für sich ein Fazit...