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E-Book

Mut

Das ultimative Lebensgefühl

AutorRotraud A. Perner
VerlagAmalthea Signum Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783903083165
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Zur Ermutigung - denn Mut kann man lernen Wann müssen wir risikofreudig und wann dürfen wir feige sein? Was hat Wagemut mit Zivilcourage zu tun und Schwermut mit dem Alter? Ist Kleinmut eine Charakterschwäche und Edelmut angeboren? Psychoanalytikerin Rotraud A. Perner zeigt, wie wichtig Mut im Leben ist: vom Mutwillen in der Kindheit, dem Übermut in der Pubertät, bis zum Freimut, seinen eigenen Weg zu gehen, und der Demut, das Sterben als Teil des Lebens anzunehmen. Sie weiß: Mut ist keine Eigenschaft, sondern ein Prozess. Und sie weist Wege, wie wir den Mut finden, zu uns selbst zu stehen. Mit Anleitung und Tipps zum Selbstcoaching

Rotraud A. Perner ist Juristin, Psychoanalytikerin und evangelische Theologin und als Supervisorin und Strategischer Coach tätig. Sie leitet das Institut für Stressprophylaxe & Salutogenese und unterrichtet Gesundheitskommunikation und Gewaltprävention an mehreren Universitäten. Sie ist Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt bei Amalthea erschienen: 'Der einsame Mensch' (2014). www.perner.info

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Leseprobe

Unser Gemüt


Die Suche nach Selbsterkenntnis, der Gang in die Tiefe, ist immer wieder notwendig.
Wahrheit hat Absolutheitsanspruch, der gelebt sein will.
Wir aber neigen immer wieder zur Lüge, und sei es in noch so subtiler Form.

MARGIT ERNI

»Versuch’s mal mit Gemütlichkeit« singt der Bär Balu im Musical »Das Dschungelbuch« und in Rudyard Kiplings gleichnamigem Roman. Damit wird umgekehrt zur Bedeutungsverschlechterung des Wortes Gleichgültigkeit ein an und für sich neutrales Wort in Richtung auf die optimistische Seite hin verwendet. Vermutlich denken die meisten Menschen, wenn sie dieses Wort hören, an Kaminfeuer und Rotwein oder Filzpuschen und Federbetten in rotweiß-karierten Überzügen! Das Lied von Stephan Remmler fällt mir ein: »Keine Sterne in Athen, stattdessen Schnaps in Sankt Kathrein … holoridi ...«

Gemütlichkeit bedeutet jedoch eigentlich nichts anderes als das Vorherrschen bestimmter Äußerungsformen des Gemüts – und die können angenehm, aber auch unangenehm wirken. Fast hätte ich jetzt »sein« geschrieben – aber wie etwas »ist«, hängt ja von der Wirkung ab, die es auf jemanden hat bzw. die sich jemand gestattet.

Als ich mich in Ausbildung zur psychoanalytischen Sozialtherapeutin befand, hatte ich ein »Aha-Erlebnis«, als der Psychoanalytiker und Ex-Lehrer Harald Picker betonte, er denke nicht mehr in den – wie in Gesetzen oder anderen Regeln absolut gesetzten – Kategorien »richtig« oder »falsch«, sondern in den darunter verborgenen Tiefengefühlen »angenehm« oder »unangenehm«. Als richtig wird ja auch nur bezeichnet, was die gesellschaftliche Mehrheit als angenehm empfindet, und was ihr unangenehm ist – was sie nicht will –, wird als falsch ausgewiesen. In einer Subkultur – beispielsweise einer Bande – kann es gerade umgekehrt sein.

Mir ist dazu auch bewusst geworden, wie die einzelnen »führenden« sprich erziehenden Berufsgruppen das Unerwünschte in ihrer Fachsprache benennen: Juristen sprechen von legal, illegal oder kriminell, Seelenheiler von gesund, gestört und krank, Pädagogen von richtig (sehr gut, gut und befriedigend) bzw. kaum genügend oder falsch oder überhaupt nicht gelernt; Pfarrer sprechen von tugendhaft und sündig, und Sozialarbeiter schauen primär auf die Lebensumstände, die jemandem gestatten, sich innerhalb der gesellschaftlich erwünschten Norm zu verhalten, und sprechen dann von sozial integriert oder sozial bedürftig.

Versucht man nun, das allen Gemeinsame zu benennen, so kommt man zur sozialen Erwünschtheit und die orientiert sich an einer gut ausgebildeten, gut verdienenden Person im steuerpflichtigen Alter, womöglich mit einer intakten Familie samt zwei Kindern, die korrekt ihre Abgaben bei den staatlichen Institutionen abliefert und im Übrigen unauffällig Ruhe bewahrt. Die Beziehungen zur Umwelt sollen friedlich, ja harmonisch sein.

Wenn man aber beobachtet und bewertet, wie die meisten Menschen Frieden und Harmonie verwirklichen wollen, fällt auf, dass sie sich dabei mit dem traditionell als »richtig« Festgesetzten identifizieren und gleichsam als Staatsautorität auf den vermeintlichen Übeltäter losdonnern. Das ist ziemlich gewalttätig: Man erhöht sich über den anderen und macht diesem oder dieser Angst. Mutig ist es nicht. Auch wenn die meisten Menschen darauf trainiert sind, es auszuhalten, wenn jemand »von oben herab« seine Negativenergie auf sie loslässt, bekommt man, wenn man fragt oder demonstriert, wie es ist, wenn jemand, der sehr nahe steht, auf jemanden, der sitzt, einredet, sofort die Negativgefühle, die das auslöst, berichtet. Wir alle kennen das aus unserer Schulzeit. Deswegen bitten ja auch gut geschulte Amtsträger denjenigen, die zu ihnen kommen, einen Sitzplatz auf gleicher Augenhöhe an, um diese Kindheitserfahrungen nicht zu aktivieren – und umgekehrt. Wenn das jemand nicht tut, kann man sicher sein, dass er oder sie, bewusst oder unbewusst, Macht ausspielen will. Unbewusst schreibe ich deshalb, weil wir alle so viele Erfahrungen mit solchen »Überheblichkeiten« haben, dass wir sie ganz normal (im Sinne von üblich) finden. Normal im Sinne von als Gesundheit fördernd sind sie aber nicht. Auch kritisieren statt jemandem zu zeigen, wie etwas besser gemacht werden kann, gehört zu diesen unbewussten Machtspielen.

Mich hat beeindruckt, wie in der Zeit, als ich die Vertreterin der Wirtschaftskammer Österreich im Psychotherapiebeirat des Gesundheitsministeriums war, meine spätere Vorgesetzte an der Universität Klagenfurt, Dr. Jutta Menschik-Bendele, sofort vom bequemen Sitz aufsprang, als sich ihr der Tiroler Universitätsprofessor Wolfgang Wesiak näherte und jovial auf sie einsprach. Er bedeutete ihr daraufhin »ritterlich«, aber tatsächlich befehlend: »Ach bleiben Sie doch sitzen!«, und sie konterte lächelnd: »Aber nein doch! Ich mag nicht, wenn Sie auf mich hinuntersehen!« (Wichtig dabei die Sprachform: »hinunter« formuliert seinen Blickwinkel – hätte sie »herunter« gesagt, wäre es ihrer gewesen!)

Das klassische Beispiel für nicht förderliche Kritik besteht beim Zuspätkommen von kleinen Kindern; sie werden ausgeschimpft, weil kaum jemand weiß, dass Kinder erst mit rund zehn Jahren so viel Zeitgefühl haben, dass sie Zeitspannen abschätzen können. Deswegen gibt es ja auch erst in der vierten Klasse so etwas wie Schularbeiten (und hoffentlich erklären die Lehrkräfte auch, wie man mit der Uhr und mit Zeitknappheit umgeht). Will man ein jüngeres Kind zu Zeitgefühl anleiten, muss man es dressieren wie einen gelehrigen Hund (es gibt auch andere, »verwilderte«, bei denen sich niemand – aus welchen Gründen auch immer – die Mühe gemacht hat, ihnen »etwas beizubringen«): »Da schau auf die Uhr – wenn der Zeiger da steht, musst du … tun«, und dann muss man auch einüben, regelmäßig auf die Uhr zu schauen, ja überhaupt das gezielte Schauen.

Wir befinden uns immer in Beziehung zu jemandem oder zu etwas.

Wenn man hingegen nur kritisiert, schimpft, vielleicht sogar straft, lernt das Kind (und ebenso jeder Mensch, egal wie alt er oder sie ist) nur Kritisieren, Schimpfen oder Strafen. Die international hoch anerkannte Schweizer Psychoanalytikerin Alice Miller (1923–2010) schrieb in ihrem Grundsatzbuch Am Anfang war Erziehung: »Wenn man einem Kind Moral predigt, lernt es Moral predigen, wenn man es warnt, lernt es warnen, wenn man mit ihm schimpft, lernt es schimpfen, wenn man es auslacht, lernt es auslachen, wenn man es demütigt, lernt es demütigen, wenn man seine Seele tötet, lernt es töten. Es hat dann nur die Wahl, ob sich selbst oder die anderen oder beides.«

Wir befinden uns immer in Beziehung zu jemandem oder zu etwas – und wenn es nur das Wetter, die Wärme oder Kälte, der Luftzug, die Stille … wäre. Das wurde mir bewusst, als ich in Klausur ging, um mein Buch Der einsame Mensch zu verfassen: Anscheinend war ich ja ganz allein – aber tatsächlich umschwirrten mich allerlei Insekten, auch drangen vom nahegelegenen Bahnhof immer wieder Stimmen zu mir herauf, Autolärm verwies auf vorbeifahrende Menschen und damit auf die Gelegenheit, diesen von der Straße aus zuzuwinken und so Beziehung aufzunehmen. Die Frage dabei ist nur, ob man sich das traut – man könnte ja für »verrückt« gehalten werden, und ist es ja tatsächlich, wenn man nicht tut, was alle tun – und da unterscheiden sich Menschen je nach Gemüt.

Prägungen


Von dem deutschen Psychoanalytiker Fritz Riemann (1902–1979) stammt eine »tiefenpsychologische Studie«, die für Angehörige von Psycho-Berufen in etwa von so großer Bedeutung ist wie für Autofahrer die Straßenverkehrsordnung und die Summe der Straßenverkehrszeichen. Da sie in einer leicht verständlichen Sprache abgefasst ist – was bedeutet, dass Riemann darauf verzichtet hat, seine Kollegenschaft durch eine »Machtsprache« zu beeindrucken –, empfehle ich das Buch nicht nur meiner Studentenschaft, sondern immer wieder auch den bei mir Ratsuchenden: Es hilft, sich selbst und damit auch andere besser zu verstehen. Wir tendieren nämlich alle mehr oder weniger in die eine oder andere Richtung der von Riemann beschriebenen vier »Grundtypen der Angst«; erkennt man dies, so kann man besser die »Mitte« zwischen Extremen finden und realisieren (wenn man das will – denn manchen Menschen fehlt oft sogar der Mut zum allerkleinsten Veränderungsschritt, und das hat seine Ursache in Verboten in der Kindheit, aber dazu später mehr).

Allerdings darf man sich nicht an den von Riemann geprägten psychiatrienahen Namensgebungen stoßen – sie verweisen nur auf die extremsten Ausprägungen, unter denen die so Gekennzeichneten leiden...

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