In einem Jahr ein neuer Mensch
Geleitworte zur neuen Ausgabe der Lebensschule
I.
Wir leben in einer stürmischen Übergangszeit, die sich tieferem Einblick als die Morgenröte einer neuen Epoche der Menschheitsentwicklung enthüllt.
Im geistigen, technischen, wirtschaftlichen, politischen und sozialen Leben der Völker vollzieht sich eine Umwertung aller Werte, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Alles ist im Fluß …
Mit dem unsicheren Umhertasten nach neuen Möglichkeiten geht jedoch unverkennbar der Aufbruch neuer Erkenntnisse und Entdeckungen einher. Und mit den neuen Horizonten eröffnen sich den Menschen neue Berufe, neue industrielle Möglichkeiten, neue Chancen individuellen und kollektiven Fortschritts.
Kennzeichen der neuen Zeit – die von den einen als ,Informations-Zeitalter‘ von anderen als ,Kosmisches Zeitalter‘ begrüßt wird – ist der Übergang von der bisher vorherrschenden Statik zu einer neuen geistgesteuerten Dynamik, weshalb mit Recht auch von einem ,Dynamischen Zeitalter‘ gesprochen werden kann:
Wir haben begonnen, die kosmischen Energien und tiefen Kräfte der Seele zu erforschen und dem Fortschritt der Menschheit dienstbar zu machen.
Damit hat ein Prozeß der Revolutionierung und Dynamisierung des Denkens, der Arbeit, des Lebens und Zusammenlebens der Menschen begonnen, der von allen, die nicht zurückbleiben und untergehen, sondern mit der Zeit gehen, vorankommen und, möglichst als Führungskräfte, Leben und Schicksal meistern wollen, den Einsatz aller Kräfte von Leib, Seele und Geist fordert. Dieser Forderung können wir nur gerecht werden, wenn wir unsere bisher ungenutzten Kräftereserven und ,latenten Talente‘ zu aktivieren lernen und dem Leben und seinen Wandlungen gegenüber bewußt eine bejahende Einstellung und Haltung einnehmen.
Geschieht das, dann zeigt sich, daß keine Zeit größere Chancen birgt als diese! Wo immer einer darangeht, sich selbst, seine ureigenen Anlagen und Fähigkeiten besser kennenzulernen und seine besonderen Leistungs- und Aufstiegsmöglichkeiten zu nützen, da eröffnet sich ihm eine Vielzahl von Möglichkeiten, zu den Höhen des Lebens aufzusteigen.
II.
Nichts im Leben ist zufällig. Alles ist ursächlich bedingt; alles wird von innen her bestimmt. Das gilt für den gesamten Lebenslauf des Menschen – von den geringsten Alltäglichkeiten bis zu den beglückenden Sternstunden höchster Lebenswachheit und -Überlegenheit.
Ob einer seine Bestimmung, sein Glück verfehlt oder zu bewußter Sinnerfüllung seines Lebens gelangt, hängt davon ab, wie er sich zum Leben stellt. Der einen Möglichkeit, sich richtig zu verhalten, stehen tausend Möglichkeiten falschen, negativen, lebenswidrigen Verhaltens gegenüber.
Um sich richtig zu verhalten, muß man richtig denken lernen. In dieser Kunst kann es jeder zur Meisterschaft bringen. Jeder kann zum Gesetzgeber seiner selbst und seines Lebens werden. Denn nichts ist unabänderlich; alle Gegebenheiten des Lebens sind dem Menschen als Lehr- und Baustoff gegeben, und ihre Bedeutung und Auswirkung hängen davon ab, was der Mensch aus ihnen macht.
Heute genügt es allerdings nicht mehr, nur mit den vordergründigen Kräften des ,Wachbewußtseins‘, des Ich, zu wirtschaften. Wer zur Lebensmeisterung gelangen will, muß die viel weiter reichenden Kräfte und Fähigkeiten seines Unterbewußtseins, des ,Es‘, und, darüber hinaus, die wirkstarken genialen Tiefenkräfte seines Überbewußtseins, des Selbst, positiv aktivieren.
Er muß den Weg stufenweiser Selbstbesinnung und Selbstverwirklichung gehen, um nicht nur im Einzelnen Erfolge zu haben, sondern im Ganzen selbst ein Erfolg zu werden.
Dazu erschließt die ,Neue Lebensschule‘ jedem gangbare und erfolgverbürgende Wege. Es sind keine kollektiven Wege, vielmehr hilft sie dem Einzelnen, die gerade ihm eigenen positiven Anlagen und Kräfte zu erkennen und seinen eigenen individuellen Weg zielsicher zu gehen, auf dem er das Hochziel seines Daseins erreicht: er selbst zu sein und, der inneren Führung bewußt, sich selbst zu verwirklichen.
Ein Leben der Kraft und der Fülle liegt vor dem, der diesen seinen eigenen Weg an Hand der ganz auf die Lebenspraxis eingestellten individuellen Methodik der Lebensschule geht.
III.
Im Leben schreitet der am sichersten vorwärts und aufwärts, der am zweckmäßigsten ausgerüstet ist, seine Kräfte optimal einzusetzen und seine Möglichkeiten vollkommen auszuschöpfen weiß.
Eben dazu verhilft die Lebensschule, die im Blick auf die von ihr erzielte wachsende geistige Wachheit, Beweglichkeit und Reaktionsgeschwindigkeit, Kraftentfaltung und Genialität bewußt vom dynamischen Menschen und seinen unbegrenzten Möglichkeiten schöpferischen Wirkens und Aufstiegs spricht.
Sie macht dem Menschen bewußt, daß er stärker ist als das Schicksal, daß er das wird und erreicht, was er denkt und bejaht, und wie er durch bewußte Selbstdynamisierung Leben und Schicksal von innen her ordnet, lenkt und meistert, eine Vielzahl neuer Talente und Fähigkeiten in den Tiefen seines Wesens mobilisiert und den positiven Wirkungsbereich seines Wesenskraftfeldes ständig erweitert.
Wie schon Ralph Waldo Emerson und einer seiner Schüler, der amerikanische Physiologe und Psychologe William James, erkannten, nützt der Mensch heute kaum 10 Prozent seiner Kräfte und Fähigkeiten. Die restlichen 90 Prozent läßt er zumeist zeitlebens unausgeschöpft …
Erst die von Emerson, Quimby, James, Mulford und anderen Lebenslehrern begründete dynamische Lebensphilosophie – in Amerika als ,New Thought‘, in Europa als ,Neugeist‘ bekannt – machte es möglich, diese brachliegenden Kräfte und Fähigkeiten segenbringend zu aktivieren.
Was diese Pioniere des neuen Zeitalters erkannten, wird in den üblichen Erfolgssystemen zumeist unzureichend wiedergegeben. In der Lebensschule wird es erstmals als Ganzes in originaler und geschlossener Form vermittelt.
Mit den psychodynamischen Methoden der Lebensschule wird erfahrungsgemäß eine höchstmögliche Aktivierung der schöpferischen Tiefenkräfte und fortschreitend bewußtere Partnerschaft mit dem innersten Selbst erreicht, die zugleich das Fundament der Harmonie mit dem Geist des Lebens bildet.
Diese Methoden führen über die bloße Rationalisierung hinaus zu einer neuen Psycho-Kybernetik, d. h. zur Selbst- und Lebens-Steuerung und -Vollendung von innen her.
Der Jahresplan der Lebensschule gibt in zwei Semestern bzw. in zwei Bänden in 52 Wochenlektionen eine systematische Unterweisung in der Kunst dynamischer Selbst- und Lebensbemeisterung, deren Durcharbeitung zur Erreichung der im dritten Band dargelegten Oberstufe der Lebenskunst und Lebensweisheit befähigt. Dabei wird einem zugleich bewußt, wie weit man es in der Kunst fortschreitender Selbstverwirklichung gebracht hat und bringen kann.
Nur soweit kann von bewußter Sinnerfüllung des Lebens gesprochen werden, die mit dem Innewerden der weisen Ordnung und Planhaftigkeit des Lebens beginnt, in der wachsenden Wachheit und Aufgeschlossenheit für die innere Führung, den Sinn und die Fernziele des Lebens in ihrem Zusammenhang mit dem Gesamtleben zum Ausdruck kommt und in einer neuen Denk- und Lebenskultur ihre Vollendung findet.
Auf diesem Wege wird zugleich deutlich, daß die meisten Übel Folgen falschen Denkens und Lebens sind und darum von innen her überwunden werden können, wenn einer lernt, ein Neudenker, ein Selbstdenker, ein Richtigdenker zu werden, der, statt auf andere zu warten, selbst aus eigener Kraft das Gesicht seiner Umwelt nach dem Bilde seiner Innenwelt wandelt.
IV.
Die „Neue Lebensschule“ erschien zuerst 1935 und nach weiteren Auflagen dann 1960 in einer überarbeiteten Neuausgabe. Nunmehr wird sie hier in einer neuen konzentrierten zweibändigen Ausgabe vorgelegt, deren dritter Band, „Selbstverwirklichung und innere Führung“, die Oberstufe umfaßt, die das Gesamtwerk der Lebensschule abschließt und krönt.
Als Lexikon der Lebenskunst will sie die vor jedem stehende individuelle Aufgabe positiver Selbsterziehung und Selbstvollendung mitten im Alltag lösen helfen, die mit der Erneuerung des Denkens beginnt. Die Lehrschulen – von den Volksschulen bis zu den Hochschulen – bringen dem jungen Menschen zumeist nur bei, was er denken soll, um den Anforderungen des Berufs, der Umwelt und des Lebens zu genügen.
Die Lebensschule lehrt darüber hinaus, wie er denken und handeln muß, um Leben und Schicksal mit Gewinn zu meistern.
Wenn sie von Selbsterziehung spricht, meint sie Emporziehung – im Sinne der höchsten Forderung Christi: „Ihr sollt vollkommen sein, gleichwie Gott vollkommen ist!“ Der Geist des Lebens – Gott – zieht seine Kinder in der Schule des Lebens Stufe um Stufe zu sich empor, indem er sie von innen her anleitet, die in ihnen angelegten, nach Verwirklichung drängenden mannigfachen Kräfte und Fähigkeiten immer klarer zu erkennen, immer vollkommener zu meistern und zum eigenen wie zum gemeinsamen Wohl und...