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Normaldosis

Theoretische Überlegungen zur Entstehung von Übergewicht und von Krankheiten, wie Infektionen, Allergien bis hin zum Krebs oder der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung oder alles ist eine Frage der Dosis

AutorChristian Fortau
Verlagepubli
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl162 Seiten
ISBN9783745033601
Altersgruppe1 – 99
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Wie wäre es, wenn die Vermeidung von Krankheiten ganz einfach wäre? Johannis glaubt da ein simples Rezept gefunden zu haben. Nur Johannis ist tot, ein Unfall, aber die Polizei stößt da auf Ungereimtheiten. Manuela, seine Tochter, regelt seinen Nachlass und versucht sich ein Bild vom Leben ihres Vaters in der jüngsten Vergangenheit zu machen. Dabei spielt die Biochemie eine grosse Rolle, aber auch seine Nachbarn und Geschäftspartner haben sein Leben mitbestimmt.

Der Roman ist ein Teil vom Autor für die Zeit, in der das Buch gelesen wird. Das Leben des Autors ist für den Leser uninteressant, weil es für den Roman keine Bedeutung hat.

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Leseprobe

Kapitel 1



Es war ein grauer Tag, so wie es ihn im Frühjahr oft gibt. Die

wärmende Sonne fehlte und man fühlte sich dem Winter näher

als den warmen Jahreszeiten. Irgendwie passte das nasskalte

Wetter zu einer Beerdigung. Es verlieh der Trauer der Anwesenden

vollen Ausdruck.

Der Pfarrer sprach von Erlösung. Aber jedem war klar, dass sie

heute und hier nicht zu bekommen war. Die Rede des Pfarrers

war immer wieder durch Musik unterbrochen. Wenigstens die Musik gab

dem Zuhörer eine vage Vorstellung von Trost und Ewigkeit, die nach der

Erlösung auf den Christen wartete.

Die weissen und blauen Blumen auf dem Kiefernsarg verliehen dem Ambiente 

eine gewisse Eleganz.

Obwohl der Verstorbene ein Fremder in der Gemeinde war, waren

auch viele Einheimische zur Trauerfeier gekommen.

Das war wohl nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, wie der Verstorbene

zu Tode gekommen war. Es war ein spektakulärer Unfall gewesen,

der auch in der Presse eine besondere Beachtung gefunden hatte.

Der Verstorbene war mein Vater Johannis.

Ich, Manuela, seine Tochter, war mit meinem Mann auf dieser Trauerfeier. 

Unsere beiden kleinen Kinder hatten wir zu Hause gelassen, bei meinen 

Schwiegereltern.

Mein Bruder Christian mit seiner Frau Marlene und meine Schwester

Birgit waren auch da.

Unsere Mutter war vor ein paar Jahren an Krebs gestorben. Dass mein Vater 

ihr nicht helfen konnte, war für ihn das Schlimmste, was ihm passieren 

konnte. Er stand hilflos daneben und musste zusehen, wie meine Mutter 

langsam immer schwächer wurde.

 

Nach ihrem Tod ist er dann an den Bodensee gezogen und hat in Konstanz 

ein Biologiestudium angefangen. Und nun dieses jähe Ende.

Das vorläufige Ergebnis der polizeilichen Untersuchung war, dass das Auto 

meines Vaters von einem Lastwagen überrollt wurde. Der Lastwagenfahrer

war vermutlich am Steuer eingeschlafen und in einer 30iger Zone mit stark 

überhöhter Geschwindigkeit auf die andere Fahrbahn gelangt.

 

Nach der Trauerfeier waren wir, die Familie, noch mit ein Paar Freunden und 

Nachbarn in einem nahe gelegenen Gasthof eingekehrt.

Wieder im Haus meines Vaters angelangt unterhielten wir Geschwister uns

noch eine Weile über den abgelaufenen Tag.

Und es kam wie es kommen musste, die Frage nach dem Sinn des Lebens

wurde aufgeworfen.

Birgit, meine Schwester, war Biologin. Von ihr wurde sie ausgesprochen: 

„Ich weiß nicht, was auf dieser Welt überhaupt Sinn macht? Wenn ich 10 

Pinguine geputzt habe , sind an anderer Stelle vielleicht schon 100 Pinguine 

gestorben.“

Sie sprach von ihrem letzten Einsatz bei einer Ölpest. Solch Einsätze 

nahmen sie immer besonders mit, aber sie meldete sich immer wieder

dafür, vielleicht nur, um wenigstens etwas gegen das Artensterben tun 

zu können. Im Grunde hielt sie es für unausweichlich.


„Aber die 10, die du geputzt hast, haben doch eine Chance“, warf ich ein.

 

„Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich denke dass deine Kinder mehr Chancen 

haben als meine Pinguine.“

 

„Da haben aber auch viele Generationen dran gearbeitet, indem die Hygiene 

und die medizinische Versorgung verbessert wurde, indem das Penicillin 

gefunden wurde und ich weiß nicht was noch alles“, gab mein Mann zu bedenken.

 

„Und meine Pinguine verlieren bald ihren Lebensraum durch die 

Erderwärmung und dann? Man hat ein Problem gelöst und schon steht das

nächste noch größere Problem vor der Tür. Und schon wieder muss man etwas tun.“

 

„Und wenn man nichts tut, dann geht es auch weiter“, bemerkte Christian, 

mein Bruder, dem das Thema ziemlich überflüssig vorkam.

„Nur das Individuum kann auf der Strecke bleiben. Die Art als Ganzes hat oft 

eine Chance. Man wundert sich oft, wie die verschiedenen 

Überlebensmöglichkeiten dann aussehen. Wildtiere, wie der Fuchs oder die 

Amsel, leben heute ganz selbstverständlich in unseren Städten. Und alles 

ohne dein Zutun. Es geht immer irgendwie weiter, man weiß nur im Voraus 

oft nicht wie.

Und der Mensch als Art ist doch sehr erfolgreich. Und das Individuum hat im 

Schnitt dadurch auch bessere Chancen.“

 

„Dem Individuum, das vorzeitig stirbt, nützt das aber nichts. Es kommt auf 

den Lebensstil des Einzelnen an, wie vorsichtig jemand ist, welche 

Entscheidungen er trifft“, warf Marlene ein.

 

„Sagt mal, wie sieht es aus, habt ihr euch schon Gedanken gemacht über

über die Zukunft dieses Hauses?“ fragte Christian unvermittelt.

 

„Nein“, sagte Birgit. „Aber du hast sicher schon einen Plan, so wie immer.“

 

„Wenn du das meinst, hast du gar nicht so unrecht.

Ich halte es für das Beste alles zu verkaufen und das Geld zu teilen. 

Manuela ist als Immobilienmaklerin am Besten dafür geeignet, das in die 

Hand zu nehmen.“

 

„Wenn ihr meint, will ich sehen, was ich tun kann. Wenn alle damit 

einverstanden sind. Ich habe mich eh auf ein paar Tage länger hier 

eingerichtet. Ich habe mir schon gedacht, dass es darauf hinausläuft“, mein 

Blick ging zu Birgit, die etwas abwesend nickte.

 

So war es also beschlossene Sache.

 

„Wir sollten morgen noch einmal durchgehen und die Möbel verteilen und die 

vielen Bücher.“

 

„Also ich will nichts haben. Ich lebe ja sowieso nur aus dem Koffer, bei 

meinen verschiedenen biologischen Einsätzen und meine kleine Wohnung ist 

eh voll“, war Birgits klare Antwort.

„Lasst uns schlafen gehen“, meinte ich, da ich fix und fertig war von dem 

ganzen Tag.

„Du hast recht“, sagte Christian und erhob sich, um zu gehen. Er und seine 

Frau wollten in dem Gasthof am Ende der Strasse übernachten. Birgit, mein 

Mann und ich wollten im Haus übernachten.

 

 

„Was für ein Tag. So stellt man sich das nicht vor. Ein Mensch mitten aus 

dem Leben gerissen. Ein Lebenswerk bleibt unvollendet. Dabei hatte er erst 

etwas neues angefangen und es schien mir sehr vielversprechend“, sagte 

Martin Berger. Er saß in seinem Sessel und starrt vor sich hin.

„Man muss aber auch die Familie sehen. Die Familie ist immer die 

Leitragende“, gab Helene, Martins Frau, zu bedenken.

„Egal, ob für den Verstorbenen oder für die Angehörigen, der Tod ist immer

unwillkommen“, haderte Martin.

Martin war Vertreter der Pharmaindustrie gewesen. Wohl wissend, dass er 

mit seinen Medikamenten nicht immer das non plus ultra verkaufte, so hatte 

er auch keine bessere Idee, was Heilung bringen sollte. Und die 

Lebenserwartung war in den letzten Jahrzehnten sehr stark angestiegen,

was ja einen gewissen Erfolg darstellte.

Nur gesünder waren die Leute nicht immer unbedingt.

Martin hatte seinen verstorbenen Freund Johannis bei einem Segeltörn auf 

dem Bodensee kennengelernt. Sabine, die Johannis ein Haus auf ihrem 

Anwesen verkauft hatte, hatte Johannis mit Martin und ein paar anderen 

Leuten auf ihr Schiff eingeladen. Es war damals ein schöner Tag gewesen, 

auf dem See. Ein leichter Wind liess das Schiff über das Wasser gleiten. Die 

Sonne schien und wärmte die Crew auf dem Schiff und das Licht glitzerte 

auf den leichten Wellen des Wassers. Martin hatte sich gleich mit Johannis

gut verstanden. Durch ihre früheren Berufe, den kranken Menschen zu

dienen, waren sie auf einer gemeinsame Wellenlänge, auch wenn ihre

Ansätze ganz verschieden waren.

Johannis war Heilpraktiker gewesen. Aber er stellte seine Tätigkeit immer in 

Frage, weil sie doch zu leicht an ihre Grenzen stiess. Objektiv betrachtet, 

führte er eine Heilung oder ein Nachlassen der Beschwerden oft auf die

Selbstheilungskräfte des Körpers zurück. In wieweit seine dem Patienten 

verschriebenen Kügelchen an der Heilung beteiligt waren, liess sich oft nicht 

nachweisen. Seiner Meinung nach musste es noch etwas anderes geben, 

was eine Heilung brachte.

Martin hatte auch so seine Zweifel an dem einen oder anderen Medikament.

Ausser dem Penicillin war für ihn kein Medikament so wirksam und 

uneingeschränkt hilfreich. Antibiotika waren eine wirklich bahnbrechende 

Entdeckung. Sie haben dem Menschen eine Waffe gegen Infektionskrankheiten gegeben.

Nur das der Mensch diese Waffe oft falsch einsetzte, erboste ihn sehr.

Für ihn war es ein Unding, Tieren, die der Mensch als Nahrungsquelle 

benutzte, Antibiotika als Dauermedikation zu geben. Über das Fleisch 

gelangten die Antibiotika in den Menschen. Die Bakterien im Menschen 

gewöhnten sich an die Antibiotika und konnten so Resistenzen entwickeln.

Bei einer ernsten Infektion konnte die Waffe Antibiotikum also stumpf sein.

 

Martin ließ in seinem Kopf diverse Begegnungen mit Johannis Revue 

passieren. Ihre Auffassung von Krankheit und Heilung war eine ähnliche.

Das musste sich einfach anziehen.

 

 

Nachdem die Familie abgereist war,...

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