Wickel
Wohltuend und heilend
Mit warmen und kalten Wickeln konnte Großmutter bei vielen Krankheiten Linderung verschaffen. Wickel wirken wohltuend und heilend bei Hautverletzungen, Erkältungen und grippalen Infekten.
Die Wirkung eines kalten Wickels hängt von seiner Anwendungsdauer ab. Wird er nicht länger als 5 Minuten angelegt, entzieht er dem Körper Wärme und wird zur Fiebersenkung verwendet.
Wirkt ein kalter Wickel länger als fünf Minuten ein, nimmt er die Körperwärme auf und staut sie. Dann wirkt er wie ein heißer Wickel, hemmt Entzündungen und lindert Schmerzen.
So wird gewickelt
Als erstes legte die Oma ein feuchtes Leinentuch um die betroffenen Körperstellen herum. Sie achtete dabei vor allen Dingen darauf, dass der Unterwickel straff am Körper anlag.
Als Zwischenwickel kam dann ein trockenes Handtuch aus Baumwolle oder ein weiteres Leinentuch darüber.
Zum Schluss legte Großmutter noch eine Wolldecke um, die den Wärmeoder Kälteeffekt der Packung zusätzlich verstärkte.
Die letzte Schicht des Wickels ist die Bettdecke, denn Oma achtete immer darauf, dass der Körper während eines Wickels nicht abkühlte.
Brustwickel
Wirkung
Brustwickel wendete Großmutter warm oder kalt, mit Kartoffeln, Senf oder Quark an und half damit gegen Bronchitis, Asthma, Rippenfell- oder Lungenentzündung sowie im Falle eines Milchstaus bei stillenden Müttern. Oma riet jedoch bei Fieber zum Verzicht auf warme Brustwickel und, wenn jemand fror, auf kalte. Der kalte Wickel blieb, bis er gut durchgewärmt war (eine Stunde), der warme Wickel, solange er noch warm war (30 Minuten).
Anwendung
Ein Leinentuch tränkte Großmutter mit Wasser, wrang es aus und wickelte es glatt und straff um die Brust, sodass der Wickel von den Achseln bis zum Rippenbogen reichte. Sie wickelte erst ein Baumwolltuch, dann ein Wolltuch darüber.
Halswickel
Wirkung
Halswickel helfen sowohl warm als auch kalt angewendet mit Quark- oder Senfzusätzen gegen Bronchitis, Asthma, Entzündungen des Rippenfells und Lungenentzündungen.
Anwendung
Zuerst ein angefeuchtetes Leinentuch schmal zusammenlegen und um den Hals wickeln. Darüber kommt ein zweites Leinentuch, dann ein Wolltuch oder ein Schal.
Leibwickel
Wirkung
Leibwickel verbessern die Durchblutung der Bauchorgane und helfen gegen Gallenbeschwerden, Verstopfung, Durchfall, Darmentzündungen sowie Erkrankungen des Oberbauches. Bei Magengeschwüren oder Magenblutungen ist der Leibwickel tabu.
Anwendung
War jemand erkrankt, legte die Großmutter ein großes Badehandtuch auf dem Bett aus. Der Patient setzte sich aufrecht hin und Großmutter legte ihm ein in Kräutertee getränktes Tuch so um den Oberkörper, dass das kranke Organ bedeckt war.
Nun legte der Kranke sich ausgestreckt hin. Großmutter legte ihm eine Wärmeflasche auf die Auflage und zog das Badetuch straff über ihm zusammen.
Sie legte dann eine zweite Wärmflasche an die Füße, deckte den Kranken gut zu und ordnete mindestens eine Stunde Bettruhe an.
Wadenwickel
Wirkung
Wird ein Wadenwickel kalt und nur fünf Minuten angewendet, wirkt er fiebersenkend. Er sollte mindestens dreimal wiederholt werden.
Bei längerer Anwendung erwärmt er sich und hilft bei Einschlafstörungen, hohem Blutdruck, Unruhezuständen und Kopfschmerzen.
Bei Harnwegsinfektionen, Reizungen des Ischiasnervs oder bei Frösteln auf kalte Wadenwickel verzichten!
Anwendung
Die Großmutter tauchte ein Leinentuch in kaltes Wasser und legte es nach dem Auswringen straff um den Unterschenkel. Darüber wickelte sie erst ein Baumwolltuch und dann ein warmes Wolltuch. Der Wickel musste mit ausgestreckten Beinen wirken.
Quarkwickel
Wirkung
An Hals und Waden helfen Wadenwickel bei Schmerzen, Hautentzündungen und Sonnenbrand. Als Brustwickel sind sie bei Brustentzündungen und Milchstau hilfreich.
Anwendung
Großmutter strich frischen Quark messerrückendick auf ein Tuch, das mit der Quarkseite auf die Haut gelegt wurde.
Lehmwickel
Wirkung
Bei Entzündungen und Hauterkrankungen empfehlen sich Hals- und Wadenwickel aus Lehm. Auch bei Venenentzündungen, Akne und Ekzemen ist Heilerde ein probates Mittel.
Anwendung
Großmutter verrührte dazu drei Esslöffel Heilerde zu einem Brei und strich sie, sobald sie erkaltet war, messerrückendick auf ein feuchtes Tuch, das sie mit der bestrichenen Seite auflegte.
Kartoffelwickel
Wirkung
Kartoffelwickel erleichtern als Halsoder Leibwickel Magen-Darm-Beschwerden sowie Halsschmerzen.
Anwendung
Oma zerstampfte gekochte Kartoffeln und schlug sie heiß in ein Leinentuch ein. Vor dem Auflegen prüfte sie immer die Temperatur, um keine Verbrennungen zu riskieren.
Senfwickel
Wirkung
Als Hals- Brust und Wadenwickel fördern Senfwickel die Durchblutung, bekämpfen Bakterien und Pilze. Sie gelten auch als schleimlösend. Bei Überempfindlichkeitsreaktionen die Behandlung sofort abbrechen!
Anwendung
Großmutter setzte drei Esslöffel Senfmehl mit vier Litern kaltem Wasser zehn Minuten lang an. Dann füllte sie heißes Wasser auf, bis eine Temperatur von ungefähr 48 °C erreicht war. Sie tränkte ein Leinentuch damit, wrang es aus und legte es auf. Dabei deckte sie zuvor immer Augen, Brustwarzen und Achselhöhlen ab.
Ein Senfwickel darf nur einmal täglich und nicht länger als 20 Minuten angewendet werden. Anschließend muss der betreffende Körperteil gründlich abgewaschen werden.
Kompressen und Auflagen
Wirkung
Diese beiden einfachen Mittel aus Großmutters Erfahrungsschatz wirken ähnlich wie Wickel und Bäder, bilden aber eine einfachere Alternative. Auch sie können gezielt angewendet werden und Schmerzen durch Wärmeanwendung lindern.
Tipp
Für diejenigen, die wärmeempfindlich sind, denen eine Operation bevorsteht, die unter nachlassender Herz- und Nierenfunktion oder unter bösartigen Erkrankungen leiden, sind Auflagen oder Kompressen tabu.
Heiße Dampfkompresse
Wirkung
Dampfkompressen lindern an den betroffenen Körperteilen Schmerzen, da sie die Durchblutung fördern und Verspannungen lösen.
Anwendung
Eine Dampfkompresse bereitete die Oma vor, indem sie zunächst ein Frotteetuch der Länge nach faltete, es dann an den Enden fasste und mit der Mitte in kochend heißes Wasser hielt. Dann zog sie es an den Enden auseinander und wrang es aus.
Vorsichtig legte Oma nun das feuchtheiße Tuch auf die schmerzende Körperstelle und nahm es so lange immer wieder ab, bis die Hitze länger ertragen werden konnte.
Oma legte ein zweites Tuch darüber und deckte sich gut zu. Der Vorgang konnte ruhigen Gewissens zwei- bis dreimal wiederholt werden.
Kräuterkompresse
Wirkung
Tränkte Großmutter die Tücher mit dem Sud heilender Kräuter, erhöhte sie die Wirkung der einfachen Dampfkompresse. Mit den Wirkungen der einzelnen Kräuter bei verschiedenen Krankheitsbildern kannte sie sich aus: Arnika hilft gegen Zerrungen, Prellungen, stumpfe Verletzungen und Quetschungen. Rosmarin und Thymian dagegen fördern die Durchblutung der Haut.
Anwendung
Großmutter gab je zwei Teelöffel Arnika, Rosmarin und Thymian in einen Liter Wasser und ließ es aufkochen. Zehn Minuten ziehen lassen, abseihen und im Sud das Frotteetuch tränken, dann wie eine einfache Dampfkompresse...