Studienarbeit aus dem Jahr 1997 im Fachbereich Geschichte Europa - Deutschland - 1848, Kaiserreich, Imperialismus, Note: 2,0, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck (Institut für Österreichische Geschichte), Veranstaltung: Österreichische Geschichtswissenschaft. Zur Sozialgeschichte einer 'interesselosen' Profession (18.- 20.Jahrhundert)., Sprache: Deutsch, Abstract: Otto Brunner wurde am 21. April 1898 in Mödling bei Wien geboren. Die niederösterreichisch - mährische Heimat in seiner Jugend wirkte sich wohl bestimmend auf seinen Beruf als Sozialhistoriker aus. Otto Brunners Wegbereiter auf dem Gebiete der Historie waren Doptsch, Redlich und Srbik. In der Zeit des Nationalsozialismus war sein Gebot der Stunde die politische Volksgeschichte. Brunners methodische Grundsatzfrage entwickelte er in der scharfen Konfrontation des bürgerlichen und liberalen Rechtsstaates mit den damals heraufkommenden politischen Überzeugungen des Nationalsozialismus. Unter Volksgeschichte verstand er dasselbe wie unter Sozialgeschichte, nämlich 'die Geschichte des inneren Gefüges menschlicher Gruppen'. Um nach dem Zweiten Weltkrieg den vorbelasteten Begriff 'Volksgeschichte' zu vermeiden, ersetzte er denselben mit dem Begriff 'Strukturgeschichte'.
Otto Brunners Rezeptionsarbeit war immens. Seine 'geistigen Wurzeln' sollen anhand einiger Persönlichkeiten auf den Punkt gebracht werden: Das Zusammenwirken des Königs und des Volkes und das Wesen verfassungsmäßiger Ordnung bei Georg Waitz. Die enge Verflechtung von Rechts-, Wirtschafts- und Sozialordnung bei Karl Lamprecht. Sowie das unentzweite Recht in der altständischen Gesellschaft bei Otto Gierke. Das abendländische Mittelalter nach Ernst Troeltsch: '...der eigentliche Mutterschoß unseres ganzen Lebens'. Die paritätische Verbindung von Mikroskopie und Makroskopie bei E.R.Curtius. Als auch Otto Hintze und seine Verbindung von Sozialgeschichte mit Begriffsgeschichte und das Wesen des Politischen bei Carl Schmitt.
Die kritischen und ablehnenden Stellungsnahmen bzgl. Otto Brunners Werk fehlten keineswegs. So warf man ihm vor, er hege eine 'Nostalgie nach der alteuropäischen Adelswelt', er hätte eine 'gewisse Phobie' gegen die Aufklärung 'und gegen Intellektuelle überhaupt'. Mit Attributen wie 'konservativ', 'romantisierend', 'nostalgisch' und 'historisch' wurden seine historischen Arbeiten gerne von seinen Gegnern gekennzeichnet.
Otto Brunner fragt was denn der Gegenstand der Geschichtswissenschaft im engeren Sinn des Wortes sei, gibt es neben der Fülle von historischen Wissenschaften doch ein eigenes Fach 'Geschichte'. Er wehrt sich immens gegen die verkehrte Ansicht, dass es letztendlich den Kulturhistorikern überlassen sei 'die Ergebnisse der historischen Einzelwissenschaften zu einem einheitlichen Bild der betreffenden Kultur zusammenzufassen'.
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