Vorwort: Als mir der Kaffeebecher aus der Hand fiel
Es ist ein Dienstagmorgen um 6.00 Uhr im Jahr 2012 und ich stehe am Flughafen Charles de Gaulle in Paris. Einen Flughafen, den ich ziemlich gut kenne, da ich mich an etwa 150 Tagen im Jahr auf Dienstreise befinde und viele davon in Paris verbringe, da der Mutterkonzern meines Arbeitsgebers – ein Pharmakonzern – dort seinen Hauptsitz hat.
Durch den Lautsprecher ertönt die Stimme einer Stewardess: »Ihr Flug LH375 nach Düsseldorf steht nun zum Einsteigen für Sie bereit.« Ich sehe eine beachtliche Zahl von Geschäftsleuten um mich, die entweder telefonieren oder E-Mails schreiben. Ich frage mich, wen man sinnvollerweise um 6.00 Uhr morgens anrufen könnte. Einen Kunden, Mitarbeiter, Kollegen oder die Ehefrau?
Das erste Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl, am falschen Platz zu sein und ich frage mich, was ich hier eigentlich mache. Ich habe einen tollen Job, leite eine Abteilung, fahre einen Firmenwagen, bin international unterwegs und werde als Marketingexpertin geschätzt. Das ist die eine Seite. Aber welchen Preis zahle ich dafür? Ich bin 34 Jahre alt und verbringe das Wochenende meistens - wenn ich nicht arbeite - auf der Couch, weil ich zu müde für Aktivitäten bin. Meine Freunde fragen mich inzwischen nicht mehr, ob ich am Wochenende etwas mit Ihnen unternehmen möchte, da sie meine Antwort ohnehin schon kennen: »Leider nicht, weil ich am Wochenende beruflich unterwegs bin.«
Ich verdiene gutes Geld, keine Frage, doch mir fehlt die Zeit es auszugeben und zusätzlich quäle ich mich häufig mit den verschiedensten Krankheitssymptomen herum, angefangen von Migräne über ständige Verspannungen, Erkältungen bis hin zum Bandscheibenvorfall. Und obwohl ich eigentlich alles habe, fühle ich mich unzufrieden. Meine unbändige Tatkraft, meine Energie und Lebensfreude von früher sind einfach weg. Verschwunden, ganz so, als ob sie mich verlassen hätten. Innerlich fühle ich mich leer und funktioniere nur noch. Will ich so die nächsten 30 Jahre weitermachen?
Inzwischen ist es 8.00 Uhr und ich bin in Düsseldorf angekommen. Ich hole mein Auto vom Parkdeck 1 ab und fahre in die Firma, denn dort wartet um 9.00 Uhr das erste Meeting auf mich.
An diesem Tag änderte sich alles für mich. Nachdem ich in meinem Büro ankam, holte ich mir schnell noch einen Kaffee, fuhr den Computer hoch und schnappte mir die Unterlagen für die bevorstehende Besprechung. Dann eilte ich in den Meetingraum.
Ich war die Moderatorin. Alles lief wie immer. Es gab viel Diskussion über die neuen Umsatzzahlen, die nächsten Marketingmaßnahmen wurden in sämtliche Einzelteile zerlegt und ich musste wieder einmal Überzeugungsarbeit leisten. Bis ins Detail musste ich darlegen, weshalb genau diese Maßnahme unsere Produkte nach vorne bringt und keine andere. Kollegen brachten die absonderlichsten Vorschläge ins Rennen und sie alle buhlten um die Aufmerksamkeit unseres Geschäftsführers. Innerlich merkte ich, wie sich meine Gelassenheit von mir verabschiedete und das Weite suchte, während mein Stresspegel stärker anstieg. Mir stieg die Hitze ins Gesicht, meine Finger wurden feucht. Ich nahm meine Tasse in die Hand und wollte gerade einen Schluck Kaffee trinken, als mir plötzlich ein heftiger Schmerz in der Brust den Atem raubte. Ich schnappte nach Luft, mein Arm sackte nach unten und der Kaffeebecher knallte auf den Boden. Es war wie eine Schocksekunde. »Herzinfarkt«, dachte ich sofort, doch glücklicherweise stellte sich später heraus, dass meine Befürchtung unbegründet war.
Wissen Sie was mich in diesem Moment am meisten verletzte und gleichermaßen frustrierte? Das Meeting lief weiter. Einfach so.
»Entspann Dich mal kurz«, war alles, was ich zu hören bekam. Die einzige Person, die sich Sorgen um mich machte, war meine Sekretärin. Sie empfahl mir direkt, ins Krankenhaus zu fahren, und das tat ich auch sofort. Ich unterbrach das Meeting und fuhr in die Klinik. Dort angekommen wurde ich sofort durchgecheckt, doch meine EKG-Werte zeigten sich normal und mein Herz schlug, wie es schlagen sollte. Auch die Wirbelsäule war einwandfrei. Es gab keinen eingeklemmten Wirbel, der diese Schmerzen hätte auslösen können, ich war also körperlich vollkommen gesund.
Es war meine Psyche, die rebellierte, die nicht mehr so weitermachen wollte. An diesem Tag wurde mir klar, dass sich in meinem Leben etwas ändern muss. Die Frage war nur was? Da ich früher ein Workaholic war, besaß ich zu diesem Zeitpunkt bereits einen riesigen Erfahrungsschatz darin, wie man nicht leben sollte, vorausgesetzt, man möchte seine Zukunft weitgehend unbeschwert erleben. Daran setzte ich an, denn ich wusste zu diesem Zeitpunkt bereits sehr gut, wie man sich im Berufsleben fühlt, wie man regelmäßig dabei scheitert, Beruf und Privatleben auf einen Nenner zu bringen. Deshalb bildete ich mich gezielt weiter und heute bin ich Stress- und Burnout Beraterin, Stress und Burnout Coach, Mental Coach, Work-Health-Balance Coach, Gesundheitspädagogin für Stressmanagement, Achtsamkeitstrainerin und Yogalehrerin. Außerdem habe ich mich mit positiver Psychologie und Emotionsmanagement beschäftigt.
Ich reiste nach Indien, um vor Ort zu sehen, wie die Menschen dort die Yoga-Philosophie in ihr Leben integrieren und ihre ständig kreisenden Gedanken zur Ruhe bringen. Mein Ziel war es Methoden zu finden, die mir helfen, in gesunder Weise Karriere zu machen beziehungsweise gesund und kraftvoll zu arbeiten und wie sich dieser Anspruch in einen durchgetakteten Alltag integrieren lässt.
Diese Methoden, die mir geholfen haben wieder zu meiner Power zurückzufinden, habe ich Ihnen nun in diesem Buch zusammengestellt. Es ist ein sehr persönliches Buch, denn es ist mein Weg in ein Leben voll von Lebenslust statt Alltagsfrust, mit aktiver Balance mitten im Leben – ein Weg vom Stressjunkie zur Vitalistin.
Vielleicht haben Sie vergleichbare Situationen auch schon mal erlebt oder Sie stecken gerade mittendrin. Fühlen Sie sich wie in einem Hamsterrad und wissen nicht, wie Sie den Absprung schaffen sollen? Haben Sie manchmal das Gefühl nur noch zu funktionieren statt zu leben? Spüren Sie eine unterschwellige Unzufriedenheit, Unruhe oder Leere und das Gefühl, etwas ändern zu wollen oder zu müssen? Wünschen Sie sich, Ihren Arbeitsalltag energievoller zu gestalten und nicht abends nach getaner Arbeit müde und abgeschlagen auf der Couch zu liegen? Oder kann es sein, dass Sie Ihr Energiemanagement perfektionieren möchten, um jederzeit Ihre beste Leistung abrufen zu können und Ihre Produktivität und Ihre gesamte Lebenszufriedenheit auf ein komplett neues Level heben möchten?
Dieses Buch ist ein erster und richtiger Schritt in Ihre neue Zukunft. Sein Ziel besteht darin, Sie dabei zu unterstützen, sich mit Ihrem Energiemanagement zu beschäftigen, zu verstehen, wie es funktioniert und wie es aktiviert werden kann, damit Sie sich künftig wacher, fitter und gesünder fühlen. Sie werden es schaffen, während des Tages die maximale Leistung zu bringen Ihre Aufgaben richtig zu meistern. Wenn Sie schließlich nach Hause kommen, steht Ihnen genügend Energie zur Verfügung, um qualitative Zeit mit Ihren Mitmenschen zu verbringen oder in sich selbst zu investieren, etwa um abends zum Sport zu gehen oder ein Buch zu lesen.
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Dieses Buch zeigt Ihnen einen neuartigen Work-Health-Balance-Ansatz, mit dem Sie zukünftig Ihren Stress reduzieren können, indem sie sich innerlich ruhig und stabil fühlen. Sie lernen die neuen Zukunftskompetenzen Achtsamkeit, emotionale Intelligenz und Selbstmitgefühl für mehr Erfolg zu entwickeln und Sie erfahren außerdem, wie Sie auf wirkungsvolle Weise energievoll bleiben können.
Ich lernte in den letzten Jahren eine Fülle von Achtsamkeitsübungen, Atemtechniken und Geisteshaltungen kennen, die mich gestärkt haben. Mit dieser umfangreichen Erfahrung ausgestattet, habe ich das SMARTCUT-Methodensystem entwickelt. Es handelt sich dabei um sogenannte Mikrotrainings, die Ihnen helfen, selbst die größten Anforderungen des Alltags gesund, energievoll und mit Leichtigkeit zu meistern. Diesen Ansatz kombiniere ich mit den Methoden der Achtsamkeit, mit den neusten Erkenntnissen aus der Emotionspychologie sowie körperorientierten Methoden wie Embodiment und Business-Yoga.
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Warum Mikrotrainings? In unserer heutigen Gesellschaft besitzen nur noch wenige Menschen die nötige Zeit, sich mehrere Stunden am Tag ihrer Gesundheit zu widmen, obwohl genau das dringend notwendig wäre. Die...