GRUNDLAGEN
Unsere Landkarten der Gesundheit
Die meisten Menschen haben schon einmal von den Reflexzonen gehört, und viele halten sie für eine alte und komplizierte chinesische Methode. Kein Wunder also, dass die Reflexzonen noch nicht in unserem Alltag Eingang gefunden haben.
Aber Reflexzonen sind anders und folgen einem leicht verständlichen Prinzip. Stellen Sie sich dazu einmal vor, Ihre Organe könnten bei Störungen einen Diaprojektor einschalten, der die Probleme anzeigt. Die Reflexzonen sind dabei die Notrufbilder auf einer Leinwand, die wir überall mit uns dabei haben: unsere Haut. Der Notruf der Organe erscheint darauf als Rötung, Aufquellung, Pickel oder Ekzem, um nur ein paar davon zu nennen.
Wenn wir beispielsweise bei einem Ess- und Trinkgelage eine Schlachtplatte verspeisen, werden Leber und Galle bis an ihre Grenzen gefordert. Die Notsignale finden wir dann in Form von Aufquellungen der Leber- und Gallenzonen in den verschiedenen Reflexzonensystemen, so an den Füßen oder am Rücken. Manchmal tauchen dann am nächsten Tag sogar Hautunreinheiten in den zugehörigen Zonen im Gesicht auf. So zeigen uns die Reflexzonen außen an, dass innen etwas nicht stimmt. Verständlicherweise bringen bei solchen Zeichen kosmetische Versuche nur wenig. Wenn wir hingegen die betreffenden Organe unterstützen, verschwinden die Hautprobleme von selbst. Wie beim Aufleuchten der Ölkontrolle sehen wir ja auch nach dem Öl und schrauben nicht das Lämpchen heraus. Im Fall der Schlachtplatte wären die geeigneten Maßnahmen neben den Reflexzonenmassagen Kräutertees mit Bitterstoffen sowie Fett- und Alkoholabstinenz zur Leberschonung. So können die Organe ihren Diaprojektor wieder ausschalten.
Eine kleine Zeichenkunde
Diese Erscheinungen lassen folgende Rückschlüsse auf den Zustand im Bindegewebe der zugehörigen Organe zu:
Rötungen und empfindliche Zonen | Das Organ hat einen Energieüberschuss |
Aufquellungen | Meist besteht eine Reizung durch Übersäuerung im Bindegewebe |
Pickel | Das Bindegewebe des Organs ist verschlackt und drückt seine Belastungen auf diesem Weg heraus |
Ekzeme | Das Bindegewebe ist massiv überreizt – fachliche Abklärung! |
Blasse Zonen | Das Organ hat einen Energiemangel |
Einziehungen | Deutliche Unterversorgung dieses Gebietes |
Knötchen | Im Bindegewebe werden Stoffwechselschlacken deponiert |
Warzen | Emotionale Belastungen – auf die »Organsprache« achten |
Allein dies würde bereits den Ruf der Reflexzonen als Landkarten der Gesundheit rechtfertigen. Doch die Reflexzonen können noch mehr. Neben dem Erkennen von Störungen erlauben uns die meisten Reflexzonen auch, auf die Körperfunktionen einzuwirken. Hier eröffnet sich ein wahres Eldorado an Anwendungen, die sowohl für Therapeuten und professionelle Wohlfühlbehandlungen wie auch für Laien eine Fülle von Möglichkeiten bieten.
Die Reflexzonen haben bewiesen, dass sie wirksam sind. So konnte die Physiotherapeutin Elisabeth Diecke 1928 ihr Bein vor der Amputation retten, indem sie sich die Reflexzonen an ihrem Rücken täglich intensiv massierte. Ihre Technik, die Bindegewebsmassage, gehört seither zum Lehrplan der Masseure und Physiotherapeuten. Zur selben Zeit nutzte auch der Arzt Ferdinand Huneke die Rückenreflexzonen für seine Neuraltherapie – eine Methode, die nach wie vor von Ärzten und Heilpraktikern geschätzt wird.
Auch die bekanntesten Reflexzonen, die an den Füßen, können eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte aufweisen. Ende des 19. Jahrhunderts von Fitzgerald entschlüsselt, traten sie rasch ihren Triumphzug um die Welt an. Bereits um 1900 waren sie die häufigsten Behandlungen in New York, und dank Frau Marquardt sind sie auch aus dem deutschsprachigen Raum nicht mehr wegzudenken.
Nach 100 Jahren gibt es nun auch erste wissenschaftliche Ansätze, die millionenfachen Erfolge der Reflexzonen zu erforschen. So konnte Univ.-Doz. Dr. Erich Mur und sein Team an der Universität Innsbruck 1999 in einer Studie nachweisen, dass sich die Nierendurchblutung nach der Massage der Nierenzonen an den Füßen deutlich erhöhte, während die Massage der Kopfzonen bei der Vergleichsgruppe keine Wirkungen an den Nieren zeigte. 2003 verglich eine israelische Forschergruppe mit großer Übereinstimmung an der Ben Gurion University of the Negev Reflexzonenbefunde mit der konventionelleren medizinischen Diagnose.
2006 gab es zwei bedeutende Studien: An der chinesischen Universität des Guangxi College in Nanjing wurde die Wirkung von Fußreflexzonen für die motorischen Fähigkeiten nach Schlaganfällen belegt, und an der Universität Jena konnte Prof. Christine Uhlemann in einer Studie die Wirksamkeit der Fußreflexzonenmassage bei Beschwerden im Zuge von Kniearthrosen nachweisen. Schließlich steht uns noch eine Studie der britischen University of Ulster zur Verfügung, die aufzeigen konnte, dass die Fußreflexzonen bei Multipler Sklerose Schmerzen lindert. Dies sind nur die Studien, die sich auf die Füße als Reflexzonensystem beziehen. Selbstverständlich gibt es auch für viele andere Reflexzonen entsprechende Nachweise der Wirksamkeit.
Manche Reflexzonensysteme, wie die am Ohr oder am Schädel, werden häufig mit Nadeln behandelt. Dies bedeutet aber noch lange nicht, dass die Reflexzonen den Gesetzmäßigkeiten der Akupunktur folgen. Sehen wir uns dazu das System an den Ohren etwas genauer an. Viele Kulturen haben die Ohren mit besonderer Aufmerksamkeit bedacht, aber erst der französische Arzt Paul Nogier konnte in den 1950er Jahren mit seinem »Kneiftest« die Zusammenhänge zwischen bestimmten Ohrzonen und Körperstrukturen nachweisen: Er prüfte den elektrischen Hautwiderstand am Ohr, kniff dann den Probanden ins Knie und führte erneut eine Messung am Ohr durch. Nachdem sich die gefundenen Punkte bei den Probanden glichen, schloss er daraus, dass sich dort der Kniepunkt befinden müsste, eine Annahme, die inzwischen vielen Menschen mit Kniebeschwerden geholfen hat. Daraufhin entschlüsselte er nach und nach auch die anderen Organlokalisationen und erstellte eine Kartographie der Ohren.
Hier wird das Prinzip der Reflexzonen deutlich, dass nämlich eine Zone einer ganz bestimmten Körperstruktur beziehungsweise einem Organ zugeordnet ist. Bei der Akupunktur hingegen sind die Punkte Schleusentore in einem körperumspannenden System von Energiekanälen. Je nach dem, welcher dieser Kanäle zu wenig oder zu viel Energie aufweist, muss der eine oder andere Schleusen- oder Akupunkturpunkt »betätigt« werden. So sind im Gegensatz zu den Reflexzonen bei der Akupunktur die Punkte nicht direkt einem Organ zugehörig. Im Falle unseres Schlachtfest-Beispiels würden wir bei der Akupunktur jeweils prüfen müssen, welcher Kanal bei einem Menschen in Unordnung geraten ist. Erst dann wären wir in der Lage, die geeigneten Schleusentore mit Nadeln zu stechen oder mit Fingerdruck zu massieren. Im Gegensatz zu den Reflexzonen ist diese Diagnostik ein komplexes Unterfangen und wahrlich eine hohe Kunst.
Nachdem das »Wo«, die Kartographie der Reflexzonen in weiten Teilen entschlüsselt ist und viele Möglichkeiten für den richtigen Umgang damit gefunden wurden, stellte sich immer drängender die Frage nach dem »Wie«: Welche Wege nehmen die Impulse auf ihrer Reise von der Galle zu den Reflexzonen und zurück? Um es gleich vorwegzunehmen: Wir wissen es nicht, denn die klassischen Nervenleitungen sind dafür nur begrenzt anwendbar. Dennoch gibt es zwei Erklärungsmodelle, die schlüssig erscheinen und wahrscheinlich parallel vorhanden sind. Zum einen können die Informationen das riesige Netz des vegetativen Nervensystems nutzen, das jeden Winkel unseres Körpers erreicht, und zum anderen besteht ein fernweitreichender Funkkontakt zwischen allen Zellen in unserem Organismus.
Wir dürfen uns das so vorstellen, dass das vegetative Netzwerk wie das Internet funktioniert, in dem die Organe über ihren Netzzugang »Emails« an die Reflexzonen schicken und von dort erhalten. Neben diesem Festnetz besitzen wir ein faszinierendes inneres Mobilfunknetz. Prof. Popp hatte in den 1970er Jahren entdeckt, dass alle unsere Zellen untereinander mittels ultraschwachen Laserlichts, Biophotonen genannt, in Verbindung stehen. Damit haben unsere Zellen sozusagen eine SMS-Hotline, über die sie ihre Befindlichkeit mitteilen können. Wenn es uns technisch möglich ist, einen Drucker in New York von München aus zu aktivieren, so dürfen wir durchaus darauf...