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E-Book

Reformansätze in der Gesetzlichen Krankenversicherung

Zwischen Solidarprinzip und Wettbewerb

AutorMartina Samwer
VerlagGabler Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl199 Seiten
ISBN9783834981097
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis54,99 EUR
Martina Samwer untersucht drei verschiedene Regulierungsansätze, die auf eine optimale Balance zwischen Wettbewerb und solidarisch finanzierter, qualitativ hochwertiger Gesundheitsversorgung zielen.

Dr. Martina Samwer promovierte bei Prof. Dr. Martin Nell am Institut für Versicherungsbetriebslehre der Universität Hamburg. Sie ist als Beraterin bei Bain&Company tätig.

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Leseprobe
IV) Entwicklung der gesundheitspolitischen Reformansätze (S. 12-14)

a) Effizienz der Versorgung in der GKV Über einen Mangel an Reformversuchen und Gesetzesänderungen im Gesundheitswesen kann man sich seit den 70er Jahren weder bei christlich-liberal noch sozial-demokratisch geführten Regierungen beklagen. Dennoch existiert im internationalen Vergleich eine deutliche Diskrepanz zwischen dem hohen pro-Kopf Ausgabenniveau und dem dahinter zurückbleibenden, durchschnittlichen Gesundheitszustand der Bevölkerung. Die Aussagekraft international vergleichender Studien kann aufgrund einer eingeschränkten Übertragbarkeit lediglich als Indikation dienen, gemäß der Einschätzung des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen ist die Effizienz und „die Qualität der medizinischen Versorgung im internationalen Vergleich (jedoch) verbesserungswürdig".

Im Gegensatz zum Fokus der politisch-öffentlichen Diskussion, die sich aufgrund der verteilungspolitischen Relevanz auf die Finanzierung der Gesundheitsleistungen konzentriert, sieht ein großer Teil der im Gesundheitssektor Beschäftigten das zentrale Problem in der mangelhaften Verwendung der bestehenden Ressourcen. Die Bundesregierung bestätigt dies im Rahmen der Gesetzgebung des GKV-WSG 2007, demnach werden „(erstens) die Mittel zur Gesundheitsversorgung nicht überall effizient eingesetzt, so dass es (..) zu Über- und Unterversorgung kommt, (zweitens) die Qualität der Versorgung erheblich variiert und (drittens) die Ressourcen nicht nur an den Schnittstellen suboptimal eingesetzt".

Die Ursachen der erstmals durch den Sachverständigenrat 2000/2001 konstatierten Über-, Unter- und Fehlversorgung liegen zum einen in den geringen, beziehungsweise teilweise konträren Anreizen für die Anbieter von Gesundheitsleistungen, die Behandlungskosten für ein gegebenes Qualitätsniveau zu reduzieren. Zum zweiten manifestiert die historisch gewachsene Trennung der Sektoren strukturelle Barrieren für einen ganzheitlichen und umfassenden Behandlungsansatz. Dadurch ist die Versorgungsqualität von Patienten gefährdet, die Leistungen aus unterschiedlichen Sektoren beziehen. Weiterhin bestehen keine systematischen Anreize für die Leistungserbringer die Versorgungskosten über die Sektoren hinweg zu minimieren. Die im internationalen Vergleich unübliche Trennung der Leistungserstellung zwischen den Sektoren wird durch die ordnungspolitische Besonderheit der Existenz unterschiedlicher Koordinations- und Allokationsmechanismen in einzelnen Teilmärkten begünstigt.

Obwohl die Notwendigkeit von Reformen der Versorgungsstrukturen für eine Steigerung der Wirtschaftlichkeit bei der Leistungserstellung und eine verbesserte Zusammenarbeit der Sektoren bereits frühzeitig erkannt worden ist, konzentrierte sich der Gesetzgeber zunächst auf eine Begrenzung des Ausgabenwachstums durch Kostendämpfungsmaßnahmen. Diese umfassten unter anderem die Vorgabe von sektoral begrenzten Ausgabenbudgets. Dadurch wurde die sektorale Trennung der Leistungserstellung zementiert und statt effizient tätige Leistungsanbieter zu stärken, eine undifferenzierte, implizite Leistungsrationierung durch die Budgetgrenzen vorgenommen.

Mit Beginn der 90er Jahre wurden strukturelle Reformen eingeleitet, die eine stärkere Pauschalierung der Vergütungssysteme enthielten und eine Liberalisierung des Versicherungsmarktes unter Beibehaltung der solidarischen Finanzierung vorsahen. Nach anfänglichen Versuchen manifestierte das GKVGesundheitsreformgesetz (GKV-GRG)61 2000 den ersten Ansatz, die sektoral fragmentierte Leistungserstellung durch eine Liberalisierung der Vertragsbeziehungen zwischen den Krankenkassen und Leistungsanbietern aufzubrechen und die innerhalb der korporativen Ordnung verfestigten sektoralen Schranken zu umgehen. Zur Einordnung der aktuellen Reformansätze seit dem GKV-GRG 2000 werden einleitend die gesetzgeberischen Aktivitäten seit den 70er Jahren betrachtet.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort6
Vorwort8
Inhaltsverzeichnis9
Teil 1: Einleitung13
I) Strukturen im Gesundheitswesen13
a) Grundmodelle der Gesundheitsversorgung13
b) Regulierungsbedarf aufgrund der Eigenschaften von Gesundheitsleistungen15
II) Die Gesetzliche Krankenversicherung18
a) Grundlagen18
b) Die drei Teilmärkte in der GKV18
III) Herausforderungen der Gesetzlichen Krankenversicherung22
a) Demographische Transition22
b) Epidemiologische Transition23
c) Herausforderungen in der GKV24
IV) Entwicklung der gesundheitspolitischen Reformansätze24
a) Effizienz der Versorgung in der GKV24
b) Epidemiologische Transition23
c) Herausforderungen in der GKV24
IV) Entwicklung der gesundheitspolitischen Reformansätze24
a) Effizienz der Versorgung in der GKV24
b) Kostendämpfungsmaßnahmen und Strukturgesetzgebung26
c) Zwischen Solidarprinzip und Wettbewerb28
V) Drei Aufsätze31
a) Die Gestaltung von Haftungsstandards in Multitask Prinzipal-Agenten Beziehungen31
b) Die Anwendung des Vergaberechts auf Integrierte Versorgungsverträge gemäß §140a-d SGB V32
c) Die Determinanten der Organisationsformen in der Integrierten Versorgung gemäß §140a-d SGB V33
Abkürzungsverzeichnis35
Teil 2: Die Gestaltung von Haftungsstandards in Multitask Prinzipal-Agenten Beziehungen40
I) Einleitung40
a) Hintergrund40
b) Fragestellung41
c) Zentrale Ergebnisse44
d) Abgrenzung gegenüber der bisherigen Kritik45
e) Literatur47
f) Aufbau49
II) Bestandteile des Modellansatzes49
a) Vergütungssystem50
b) Haftungsregime50
c) Ärzte53
d) Krankenkassen/ Versicherte53
e) Soziale Wohlfahrt53
III) Entwicklung eines optimalen Haftungsregimes54
a) Haftungsstandards als Substitut54
b) Unvollkommene Information55
c) Multitasking56
d) Second Best Haftungsregime57
IV) Diskussion61
a) Relevanz der Ergebnisse61
b) Handlungsimplikationen63
V) Ausblick64
Teil 3: Die Anwendung des Vergaberechts auf Integrierte Versorgungsverträge gemäß §140a-d SGB V77
I) Einleitung77
a) Fragestellung77
b) Methodischer Ansatz80
c) Zentrale Ergebnisse81
d) Aufbau81
II) Liberalisierung des Leistungsmarktes81
a) Ausgangslage81
b) Integrierte Versorgung gemäß §140a-d SGB V83
III) Bedarf an Regulierungsalternativen84
a) Regulierungsbedarf zur Sicherstellung einer ökonomisch sachgerechten Nachfrage85
b) Regulierungsbedarf zur Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Versorgung89
IV) Grundzüge des dt. Vergaberechts92
a) Ursprung und Entwicklung92
b) Aktuelle Fassung93
c) Grundsätze des Vergaberechts gemäß §97 Nr. 1-5 GWB93
d) Ökonomisches Rational des Vergaberechts95
V) Anwendung des Vergaberechts aus juristischer Perspektive97
a) Hintergrund97
b) Anwendungsvoraussetzungen97
c) Rechtsfolgen100
d) Fazit105
VI) Anwendung des Vergaberechts aus ökonomischer Perspektive105
a) Kosten der Anwendung des Vergaberechts105
b) Nutzen des Vergaberechts111
c) Fazit121
d) Ausblick122
Teil 4: Die Determinanten der Organisationsformen in der Integrierten Versorgung gemäß §140a-d SGB V144
I) Einleitung144
a) Hintergrund144
b) Fragestellung145
c) Aufbau147
II) Methodik der Neuen Institutionenökonomie147
a) Gegenstand der Neuen Institutionenökonomie147
b) Institutional vs. Contractual Choice148
c) Theory of Ownership: Allokation von Eigentumsrechten149
d) Prinzipal-Agenten Ansatz151
III) Integrierte Versorgung im deutschen Gesundheitswesen154
a) Regelversorgung154
b) Institution der Integrierten Versorgung157
IV) Contractual Choice I: Allokation der Versicherungsfunktion161
a) Alternativen161
b) Determinanten163
c) Diskussion166
d) Fazit175
V) Contractual Choice II: Gestaltung des Mehragenten-Verhältnis176
a) Alternativen176
b) Determinanten178
c) Diskussion182
d) Fazit190
VI) Ausblick191

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