Angst und Schuld – Das Gift in unserem System
Haben sich Ängste und Schuldgefühle erst einmal in uns eingenistet, beginnen sie schnell, sich wie Gift in uns auszubreiten und uns auf bewusster oder unterbewusster Ebene zu manipulieren. Über kurz oder lang werden immer mehr Ebenen unseres Seins erfasst, und wir geben die Kontrolle über uns an diese unseligen Geschwister ab. Schauen wir uns zunächst etwas genauer an, welche Ebenen betroffen sind, welchen Wirkmechanismen wir dadurch ausgesetzt sind und welche Konsequenzen das für uns und unser Leben hat.
Angst und Schuld – die großen Blockierer
Ängste und Schuldgefühle haben die Tendenz, sehr tiefgehend in unser Gesamtsystem einzugreifen. Sie werden zum ständigen Begleiter und überrennen uns oft wie aus dem Nichts, so dass wir die grundlegendsten Dinge nicht mehr oder nur noch eingeschränkt tun können oder völlig fremdbestimmt handeln. Die Freiheit, uns unserem wahren Wesen gemäß, unbeeinflusst von Angst und Schuld, zu entscheiden, ist massiv eingeschränkt. Nun basiert aber unser ganzes Leben auf Entscheidungen. Wir treffen andauernd bewusst oder unterbewusst Entscheidungen. Sind wir in unserer Kraft, Stärke, Souveränität und Schöpferkraft und mit unserem Herz verbunden, treffen wir kluge, starke Entscheidungen. Sind wir nicht verbunden oder blockiert, werden diese verwässert und verbogen und produzieren nur noch selten Ergebnisse, die uns entsprechen und zu Wachstum, Entwicklung und wahrer Erkenntnis führen. Wir leben dann ein Leben, das uns kleinhält, weit unter den Möglichkeiten, die wir eigentlich hätten. Hier müssen wir auf den Ebenen ansetzen, die uns überhaupt dazu befähigen, Entscheidungen zu treffen.
Wir alle kommen aus einer Dimension, die wir als Einheit, Paradies, Urknall oder wie auch immer bezeichnen. Merkmal dieser Dimension ist, dass es dort keine Trennung gibt, keine Gegenpole. Alles ist eins, und wir sind eins mit allem, wir sind Alles. Traditionelle Stammeskulturen lebten in diesem Gefühl der Einheit und empfanden sich nicht wie wir als getrennt vom großen Ganzen.
Ich bin das Land und meine Augen sind der Himmel,
meine Glieder die Bäume,
ich bin der Fels und auch das tiefe Wasser.
Ich bin nicht hier, um die Natur zu beherrschen
oder um sie auszubeuten.
Denn ich bin selbst Natur.
Weisheit der Hopi-Indianer
Hier auf der Erde und in diesem Universum hat sich aus der ursprünglichen Einheit eine Zweiheit gebildet. Alles hat einen Gegenpol. Diese Pole bedingen einander, keiner kann ohne den anderen existieren. Durch die Aufspaltung der Einheit in polare Paare können wir Unterscheidungen treffen: Tag – Nacht, Mann – Frau, gut – böse, gesund – krank, gefangen – frei usw.
Beide Pole sind notwendig. Wir Menschen, die wir in dieser Polarität leben, müssen uns ständig entscheiden, ob wir etwas wollen oder nicht. Unabhängig davon, ob wir das bewusst tun oder unterbewusst oder ob wir fremdbestimmt sind.
Die Blockierung der Polarität in uns
Ängste und Schuldgefühle verhindern, dass wir bewusste, souveräne Entscheidungen treffen können, da sie uns einen ungetrübten Blick auf die Realität und unsere Möglichkeiten verwehren. Das Gesetz der Polarität finden wir auf allen Ebenen unseres Seins. Die tiefste und klarste Ebene, um dieses Prinzip in uns zu erkennen, ist die Seelenebene. Hier können wir beiden Polen in Form von Archetypen begegnen – der inneren Frau und dem inneren Mann. Je nachdem, wie sich diese beiden Archetypen zeigen, sagt das viel darüber aus, wie es in uns um unsere Fähigkeit bestellt ist, uns in der Polarität zu bewegen und unsere Entscheidungen zu treffen. Im Idealfall sind die innere Frau und der innere Mann in einem harmonischen Gleichgewicht, arbeiten Hand in Hand, achten und respektieren sich und sind beide ganz in ihrer Kraft und Stärke. Ist unsere Entscheidungsfähigkeit aber durch Ängste und Schuldgefühle blockiert oder eingeschränkt und verwässert, dann drückt sich dies in einem Ungleichgewicht dieser beiden Archetypen aus. Die Folgen davon sind immer die gleichen: Wir treffen Entscheidungen, die weder uns noch dem Wohle der Welt dienen, wir leben nicht das Leben, das uns entspricht, und wir sind nur eingeschränkt handlungsfähig.
Um zu erfahren, wie es der inneren Frau und dem inneren Mann in Ihnen geht, reisen Sie am Ende des Kapitels wieder zum Feuer der Transformation, um den beiden dort zu begegnen.
Die Blockierung der vier Elemente in uns
Im letzten Abschnitt haben wir von der Einheit und der Polarität gesprochen. Die Polarität ist das grundlegende Prinzip in diesem Kosmos. Um die unendliche Vielfalt des Lebens zu ermöglichen, hat sich dieses Prinzip im nächsten Schritt der Schöpfung in vier Teile differenziert – in die vier Elemente, die wir bereits kennengelernt haben. Dies ist die nächste Ebene, auf der es Blockaden und Einschränkungen in uns geben kann, wenn sie durch Ängste und Schuldgefühle belastet ist. Die vier Elemente sind die Energien in uns, aus denen wir letztendlich unser ganzes Leben in der sichtbaren Welt formen. Je nachdem, wo genau die Ängste und Schuldgefühle in uns sind und in welchen grundlegenden Lebensbereichen sie sich festgesetzt haben, kommt es zu einer Schwächung oder Blockierung einer, mehrerer oder aller Element-Energien und damit zu einer massiven Schwächung des Schöpfungs- und Materialisierungsprozesses in uns.
•Ist das Element Feuer betroffen, fehlt uns die notwendige Energie, um unsere Ideen, Pläne, Vorstellungen, Wünsche, Sehnsüchte usw. umzusetzen. Wir bleiben in unseren Gedanken und Gefühlen stecken und kommen nicht ins Handeln.
•Ist das Element Erde betroffen, sind wir nur eingeschränkt fähig, den Schritt in die materielle Welt zu gehen. Wir können uns noch so sehr anstrengen, wir werden keine oder nur unbefriedigende Ergebnisse in der materiellen Welt erzielen.
•Ist das Element Wasser betroffen, sind alle Ergebnisse unbefriedigend, weil sie nicht unserem Wesen und unserem echten Lebensgefühl entsprechen. Alles, was wir tun, fühlt sich fremd an.
•Ist das Element Luft betroffen, fehlt uns die nötige Klarheit, um Pläne zu schmieden und daraus eine Handlungsstruktur für unsere Vorhaben abzuleiten. Dadurch verzetteln wir uns, machen unnötig viele Fehler, alles wirkt chaotisch und die Ergebnisse entsprechen nicht unserer ursprünglichen Absicht.
Um zu erfahren, welche Elemente-Energien von Ängsten und Schuldgefühlen belastet oder blockiert sind, reisen Sie am Ende des Kapitels wieder zum Feuer der Transformation.
Reaktionsmuster auf Angst und Schuld
Aus der Sterbeforschung kennen wir fünf unterschiedliche Phasen, die jeder Mensch durchläuft, wenn er mit dem Tod konfrontiert wird. Diese Phasen stehen in direktem Zusammenhang mit der Angst vor dem letztendlich unausweichlichen Ende. Interessanterweise können wir diese Phasen aber auch als Grundreaktionsmuster bei sämtlichen Formen von Ängsten und Schuldgefühlen finden.
Phase 1 – Verleugnung und Verdrängung
Hier wollen wir nicht wahrhaben, dass wir von Angst- und Schuldgefühlen geplagt werden. Wir tun so, als wären sie nicht vorhanden und versuchen, sie zu verdrängen. Gelingt diese Verdrängung, verschieben wir die Gefühle in unser Unterbewusstsein. Damit haben wir uns weder davon befreit noch etwas gelöst. Angst und Schuld lauern nun kurz unter der Oberfläche unserer bewussten Wahrnehmung und warten nur darauf, uns von hier aus immer wieder zu überfluten. Je stärker die Verleugnung und der Verdrängungsmechanismus ausgeprägt sind, desto destruktiver wirken diese Kräfte in uns und suchen sich andere Ebenen und Ausdrucksformen. So ist oft der Grundstock gelegt für vielerlei körperliche, geistige, psychische und seelische Symptome, Süchte, Ticks und destruktive Verhaltensmuster. Je weiter die Verdrängung fortschreitet, desto weniger sind noch direkte Zusammenhänge erkennbar.
Fallbeispiel
Hanna kam im Alter von 23 Jahren mit undefinierbaren Lähmungserscheinungen in den Beinen in meine Praxis. Schulmedizinisch war alles abgeklärt, und es waren keine Ursachen für die in immer kürzeren Abständen auftretenden Lähmungen zu finden. So machten wir uns auf die Suche nach den seelischen Ursachen. In einer Seelenreise tauchte ein abgespaltener Seelenanteil auf, der sich verabschiedet hatte, als Hanna drei Jahre alt war. Sie hatte damals mit ansehen müssen, wie ihr betrunkener Vater ihre Mutter verprügelte. Sie war in dieser Situation hilflos, ohnmächtig und starr vor Angst gewesen. Gleichzeitig hatte sie sich schuldig gefühlt, weil sie der Mutter nicht geholfen hatte. Diese Erlebnisse hatte sie verdrängt und sich bis jetzt nicht mehr daran erinnern können. Sie wusste, dass ihr Vater Alkoholiker war und zu Gewaltausbrüchen neigte, weil auch sie immer wieder von ihm geschlagen worden war, aber an konkrete Situationen hatte sie keine Erinnerung. Auf der Suche nach einem aktuellen Auslöser stellte sich heraus, dass ihr jetziger Freund kurz vor dem Auftreten der ersten Lähmungserscheinungen nach massivem Alkoholkonsum völlig ausgerastet war und sie bedroht hatte. Dadurch wurde das ursprüngliche Trauma aus der Kindheit wieder aktiviert und führte schließlich zu den Symptomen. Nach einer schamanischen Seelenrückholung, anschließender Integrationsarbeit und einigen therapeutischen Sitzungen, in denen wir gemeinsam die verdrängten Ängste und Schuldgefühle bearbeiteten, verschwanden die...