Bevor die einzelnen Komponenten in den folgenden Kapiteln erklärt werden, bietet die Abbildung 14 einen Überblick zum Aufbau eines Learning Content Management System.
Abbildung 14: Aufbau Learning Content Management System
Zugrunde liegen einem solchen System definierte Standards wie SCORM oder AICC. Mit Autorensystemen werden wieder verwendbare Lernobjekte (RLO) erstellt, aus welchen Kurse bzw. Inhalte von Lerneinheiten erstellt werden. Die Verwaltungseinheit des Systems ermöglicht die Organisation von Benutzer durch fest definierte oder frei wählbare Rollen, die entsprechende Benutzerrechte erhalten. Über die Verwaltungseinheit können den definierten Benutzerrollen bestimmte Kurse zugewiesen werden.
Ein Learning Management System (LMS) wird auch als Lernplattform bezeichnet. Hinter diesen beiden Begriffen steckt ein Software-System durch welches einem Lernenden verschiedene Inhalte zur Verfügung gestellt werden. Der Inhalt kann mit Autorenwerkzeugen selbst erstellt oder zugekauft werden. Die Inhalte werden über ein Datenbankmanagement System bereitgestellt.[43]
Ein solches LMS besitzt zumeist eine Tracking-Funktion, welche es ermöglicht, die einzelnen Schritte eines Benutzers zu protokollieren. Neben den aufgerufenen Kursen, der verbrachten Zeit mit einem Kurs, können auch Test-/ Prüfungsergebnisse des Lernenden gespeichert werden. Solche Daten können in den unterschiedlichen Systemen automatisch oder manuell ausgewertet werden.[44]
Die Lernenden sind untereinander, aber auch mit dem Dozenten, über verschiedene Kommunikationswege verbunden. Neben den synchronen Tools (z.B. Chat) werden auch asynchrone (z.B. Foren, E-Mail) angeboten.[45]
Die Liste der zusätzlichen Features, die die verschiedenen LMS anbieten oder gleich mitbringen, ist je nach System sehr umfangreich. Nachfolgend werden ein paar Anwendungen aufgezeigt, die häufig integriert sind oder integriert werden können:
Kalender (je nach Anbieter mit eigenen Terminen und Import-/Export-Funktion)
Wikis
File Sharing
Videokonferenz
Weblogs / Blogs
Umfragen
Newsgroups
Abbildung 15 zeigt den grundsätzlichen Aufbau eines Learning Management Systems mit den einzelnen Elementen.
Abbildung 15: Schema eines LMS[46]
Autorenwerkzeuge sind Anwendungen, die es ermöglichen digitale Lerninhalte auf einfache Art und Weise zu erzeugen. Ziel ist es, dass der Autor keinerlei Kenntnisse in Bezug auf Programmiersprachen, wie HTML oder XML, benötigt. Bei modernen und leistungsfähigen Autorensystemen können verschiedene Medien in die Lerneinheit integriert werden, wodurch dynamische und interaktive Inhalte zustande kommen. Unterschieden werden muss hierbei zwischen Systemen, mit welchen nur einmaliger Inhalt erstellt werden kann oder Systemen, die die Wiederverwendung von Inhalten ermöglichen. Diese leistungsfähigeren Anwendungen arbeiten zumeist mit der XML-Technologie und sind teilweise an Dokumenten-Management-Systeme angeschlossen, um die erstellten Inhalte zu verwalten und die Wiederverwendung zu ermöglichen.[47]
Um Inhalte zu erstellen werden speziell Editoren verwendet, von welchen in den nachfolgenden Abschnitten vier aufgezeigt werden.
Ein sehr bekannter ist der WYSIWYG-Editor, der eine grafische Oberfläche bietet. Diese Anwendung ist sehr benutzerfreundlich, da der Autor lediglich seine Texte schreibt und formatiert, so wie wenn er z.B. mit Microsoft Word arbeiten würde.[48]
Abbildung 16: WYSIWYG-Editor – vollständige Features
Abbildung 17: WYSIWYG-Editor – minimale Features
Der WYSIWYG-Editor ist ein sehr einfaches Werkzeug, das vom Funktionsumfang mit den nachfolgenden drei nicht mithalten kann, aber aufgrund seines Bekanntheitsgrads und des häufigen Einsatzes aufgeführt wird.
Ein weiteres bekanntes Autorenwerkzeug ist das kostenpflichtige Adobe Captivate, welches auf die Adobe Flash Plattform aufsetzt und die Erstellung von Inhalten ohne Programmier- und Multimedia-Kenntnisse ermöglicht. Die Inhalte werden im Flash-Format generiert und entsprechend in die jeweilige Learning-Plattform eingebaut. Capitvate ermöglicht die Erstellung von SCORM und AICC kompatiblen Lerneinheiten, Tests, Bewertungsformularen und vieles mehr.[49]
Die ebenfalls kostenpflichtige Software Turbodemo ermöglicht die Erstellung von interaktiven Simulationen, Demos in verschiedenen Dateitypen und Medienarten, wie Flash, Video (Avi, ASF) uvm., die in LMS integriert werden können. Bei Turbodemo sind ebenfalls keine Programmierkenntnisse notwendig und es können SCORM kompatible Inhalte in Flash und Java erstellt werden.[50]
Wink ist ein kostenlos verfügbares Werkzeug, welches mehrere Sprachen unterstützt. Wink erstellt Screenshots (Fotos des Bildschirms) gewählter Inhalte und erstellt daraus eine animierte Anwendung. Die erzeugten Inhalte können in verschiedenen Formaten wie Flash gespeichert werden.
Autorentools besitzen also die Möglichkeit verschiedene Arten von Medien zu kombinieren ohne dass der Anwender spezielle Kenntnisse der einzelnen Technologien besitzen muss. Es können z.B. HTML, Flash, JavaScript, Powerpoint oder pdf Dateien ohne viel Aufwand eingebunden oder erstellt werden.
Diese Art der Erstellung von Inhalten ermöglicht eine ganz neue Dimension von Lernmaterialien, die durch die Vielfalt der Medien gekennzeichnet ist.
Ein weiterer großer Vorteil solcher Autorenwerkzeuge ist, dass die erstellten Inhalte zumeist plattformunabhängig sind, also auf verschiedenen Endsystemen lauffähig sind. Benötigt wird z.B. nur ein Flash-Player bzw. Flash-Plugin im Browser, welches heute bei der Mehrheit der Internetnutzer bereits vorhanden ist.
Ursprünglich wurden Content Management Systeme (CMS) für die Organisation und das Management von Inhalten eingesetzt. Content Management Systeme haben sich aber zu komplexen Redaktionssystemen entwickelt, die es ermöglichen die Abläufe webbasierter Arbeitsprozesse zu koordinieren und bei der Online-Erstellung von Inhalten helfen (durch integrierte oder externe Autorentools).[51]
Ein entscheidender Punkt ist, dass ein CMS beim Administrieren von Webinhalten unterstützt indem eine Trennung von Inhalt und Struktur stattfindet.
Ein CMS unterstützt bei der Erledigung der täglichen Aufgaben, ohne durch fehlerhafte Programme oder umständliche Bedienung vom normalen Ablauf gestört zu werden, indem es eine Webseite in mehrere Bereiche unterteilt und diese über eine (meist webbasierte) Oberfläche den einzelnen Mitarbeitern zugänglich macht.
Die nachfolgende Abbildung 18 zeigt den Aufbau eines Content-Management-Systems.
Abbildung 18: Schema eines CMS[52]
Um mit einem CMS arbeiten zu können, werden keine HTML, PHP oder CSS Kenntnisse vorausgesetzt. Die meisten Systeme besitzen einen WYSIWYG-Editor, der bereits in Kapitel 3.1.3 (Autorensysteme / -werkzeuge) vorgestellt wurde.
Für den Aufbau der Webseite mit ihren verschiedenen Bereichen, wie Kopf-/Fusszeile, Menü oder Inhalt, wird über die Struktur eines CMS geregelt. Hierfür sind in der Regel mindestens HTML-Kenntnisse, wenn nicht sogar Erfahrungen mit PHP oder Java, vorauszusetzen. Mit diesen Programmierkenntnissen werden Templates erstellt, die regeln an welcher Stelle Inhalte platziert werden und wie diese erstellt und geändert werden können. Wo und wie die Templates abgelegt werden, ist je nach CMS unterschiedlich. Bei den einen wird alles in einer Datenbank abgelegt, bei anderen wiederum liegen die Templates im Dateisystem.
In der Regel besitzt ein CMS ein Rechte-System, mit welchem die Zugriffsrechte einzelner Benutzer(-gruppen) geregelt werden können. Es kann somit z.B. festgelegt werden, wer Templates bearbeiten darf, wer Inhalte erstellen darf und wer berechtigt ist diese freizugeben/zu veröffentlichen. Somit ist sichergestellt, dass der einzelne Benutzer wirklich nur seine Arbeit macht und im Bereich eines Anderen nichts ändert oder löscht.
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