Jeder ist rhetorisch beeinflussbar Teil I (direkte Reaktion)
Das nennt man höhere Psychologie: Jeder, auch wenn er
Beamter oder was auch immer ist, ist beeinflussbar;
geschult oder nicht geschult spielt dabei überhaupt keine
Rolle. Ich hatte auch schon eine mehr oder weniger
kommunikative Unterhaltung, bei der einer behauptet
hatte, dass all diese Weiterbildungen und Seminare über
Rhetorik und so weiter absolut nichts bringen, auch nicht
für Lehrlingsausbilder und solche.
„Ich habe die Meisterprüfung gemacht, ich musste auch
schon einen in seine Schranken weisen!“ Aber was
möchte dieser Typ überhaupt damit aussagen?
All diese Ausbildungen bringen absolut nichts? Aber was
bringt ihm dann seine Meisterprüfung, auch nichts? Wieso
hat er diese dann überhaupt über all diese Jahre
absolviert? Wenn alle anderen Ausbildungen nichts wert
sind, kann seine also auch nicht viel mehr wert sein. Wieso
sollte dann ausgerechnet seine Ausbildung so viel mehr
wert sein als alle anderen? Merkt ihr, worauf ich dabei
hinaus will?
Viele Leute widersprechen sich rhetorisch schon in einem
Satz so sehr, dass sie sich im nächsten Satz gleich selbst
aus dem Konzept bringen. Es ist egal, was diese Person
anschliessend ergänzen möchte, es verpufft wie ein Furz
in einem Föhnsturm.
Entschuldigt bitte diese Spitzfindigkeiten und meine Wort-
wahl, aber dieses Buch ist schliesslich dafür geschrieben
worden, richtig angewandte Rhetorik zu demonstrieren. Er
hat wirklich gedacht, dass er mit einer Meisterprüfung der
Rhetorik gewachsen wäre? Okay, dann träum mal schön
weiter, denn man sagt ja nicht umsonst: Träume sind
Schäume.
Was der Herr, von dem ich vorhin erzählt habe, getan
hatte, war nichts anderes als rhetorischer Selbst-
mord. Er hat sich regelrecht selbst in eine rhetorische
Gedankensackgasse manövriert. Im Männerchor ver-
suchen sie es auch immer wieder aufs Neue, doch was soll
das sein? Denkt ihr, das hat auch nur annähernd etwas mir
Rhetorik zu tun? Habt ihr überhaupt eine Ahnung davon,
was Rhetorik bedeutet? Ihr langweilt mich diesbezüglich
sehr, es fordert mich nicht einmal annähernd heraus, und
nur weil ich nicht antworte, denkt ihr, dass ihr mich
geschlagen habt? Diesbezüglich wünsche ich euch sehr
gute lange Träume!
Rhetorik hat diesbezüglich nichts mehr mit der normalen
Kommunikation zu tun, so wie der „Otto Normalver-
braucher“ es kennt; sie ist um ein paar Stufen höher.
Jetzt kommt bestimmt die Frage, ob ich selbst denn
Überhaupt noch auf eine andere Weise kommunizieren
kann als rhetorisch. Natürlich kann ich das, ich muss mich
zwar dazu zwingen, etwas nicht nach rhetorischen Regeln
zu betrachten, aber es gelingt mir immer wieder. Seit ich
mich jedoch mit der Rhetorik so intensiv befasse wie jetzt,
fliegen mir die Themen für dieses Buch förmlich zu.
Rhetorik ist nicht lebenswichtig, man braucht sie auch
nicht zum Überleben. Wenn man in gewissen Bereichen
jedoch weiterkommen möchte, dann ist sie unabdingbar!
Wollt ihr in eurem Leben denn wirklich weiterkommen?
Seid ihr nicht längst zufrieden mit dem, was ihr habt? Wer
von euch ist schon zufrieden, wenn er weiss, er könnte 20
und mehr Millionen auf seinem Konto gutschreiben? Was
bedeutet den genau das Wort zufrieden? Ist dieses Wort
bei genauerer Betrachtung nicht durch die beiden Worte
„Zum“ und Frieden“ zusammengesetzt? Es könnte
nämlich genauso gut auch kirchlichen Ursprungs sein, oder
nicht?
Eines verspreche ich euch, ihr werdet ganz bestimmt noch
den genauen Ursprung dieses Wortes erfahren, es
wundert mich persönlich genau so, wie ihr euch jetzt
bestimmt auch wundert, da diese Frage schon mal im
Raum steht.
Niemand ist je zufrieden mit dem, was er hat, er ist
höchstens um einiges entspannter mit viel Geld auf seinem
Konto, aber solche Leute müssen auch Angst haben vor
Gaunern.
Die Geschichte, die ich euch über dieses Thema erzählen
möchte, begann vor einigen Jahren, als ich Schulden
machte.
Wäre ich damals mit dem, was ich hatte, zufrieden
gewesen, wäre ich heute ganz bestimmt nicht auf dem-
selben Stand, wie ich es jetzt bin, und könnte euch davon
und von meinen guten und schlechten Erfahrungen
erzählen. Es gibt Leute, denen so etwas wie Schulden
komplett egal ist, mir ging es mit einem Schuldenberg in
der Höhe von zwei Drittel eines Shelbys nicht mehr gut.
Jetzt sagen bestimmt gewisse Leute, dass das ja noch
überhaupt nichts ist. Wenn man jedoch bedenkt, dass ich
alles mit einem normalen Technikerlohn zurückzahlen
muss, so dauert das bei mir Jahre. Da ihr nun in den
Genuss kommt, dieses Buch zu lesen – dies ist bereits mein
zweites Buch-, so habe ich doch schon einiges erreicht,
wenn ihr es in den Händen haltet und habe bestimmt keine
Schulden mehr. Wenn ihr dies von euch auch einmal sagen
könnt, dann gratuliere ich euch ganz herzlich dazu, denn
ihr habt unmerklich einige Dinge aus meinem Buch richtig
angewandt!
Wie gesagt, was ihr alles anwenden und aus diesem Buch
Mitnehmen wollt, das liegt alleine bei euch. Wie ihr dies
richtig anwenden müsst, das ist meine Sache; ich hoffe,
dass ich es so verständlich wie möglich erklären kann.
Heute hatte ich auch wieder so ein Erlebnis, bei dem ich
Einen jungen Herrn wegen seinem unfähigen Geschäftssinn
am liebsten rhetorisch an die Wand genagelt hätte! Ich
habe mich dann jedoch dazu entschieden, es diesmal sein
zu lassen. Ich sage euch jetzt auch warum.
Hätte ich ihn auseinandergenommen, so hätte ich erstens
Den falschen Typen erwischt, und zweitens habe ich so
gute Konditionen als Kunde dort, dass ich mir diese nicht
durch solch kleine Unachtsamkeit meinerseits zunichte
machen wollte. Ihr merkt, es ist eine hohe Kunst, Rhetorik
am richtigen Ort einzubringen oder sein zu lassen. Ihr
könnt euch natürlich auch absolut dominant verhalten und
euer Gegenüber permanent rhetorisch zur Schnecke
machen, dies ist jedoch genau das, was ich euch in diesem
Buch am Anfang schon beschrieben habe und euch nicht
Beibringen möchte. Denn wollt ihr die Rhetorik nur dazu
Einsetzen, dann seid ihr nicht besser als gewisse Chefs.
Wollt ihr denn wirklich so sein und euch wie gewisse
Arschlöcher verhalten?
Ich habe einen ehemaligen Nachbarn genau auf diese
Weise einige Male erlebt, so wie ich es eben oben
beschrieben habe. Er verhielt sich nicht so, wie ich mich in
der gleichen Situation verhalten habe. Er zerpflückte den
Verkäufer oder die Verkäuferin so enorm, als wäre sie der
letzte Dreck. Wisst ihr, was dann in naher Zukunft passiert
ist? Er wurde von den Verkäufern in diesen Läden
gemieden, sie ignorierten ihn förmlich, auf gut Deutsch:
Von da an wurde er in diesen Geschäften nicht mehr
bedient. Genau so verhielt es sich mit meinem jetzigen
Chef: Gewisse Kunden meiden den Kontakt zu ihm, da er
alle wie Vollidioten dastehen lässt. Bei mir traut er sich
dieses Verhalten komischerweise nicht mehr so, woran
das wohl liegen mag? Liegt es vielleicht einfach nur daran,
dass ich die Rhetorik sehr geschickt und richtig anzuwen-
den weiss? Ich würde auch ihn an der Wand zerpflücken!
Vor Längerem hatte er mal ziemlich energisch zu mir
gesagt, er wolle mit mir ein Mitarbeitergespräch führen.
Dieses solle nach den Ferien stattfinden. Mittlerweile sind
gut fünf Wochen vergangen und er hat diese Sitzung immer
noch nicht gemacht… Sein oder nicht sein, das ist hier die
Frage! Entschuldigt bitte, wenn ich Hamlet zitiere, aber
auf meinen vorherigen Dialog klingt es nur allzu schön
in meinen Ohren.
Idiot oder nicht Idiot, das ist hier bestimmt nicht die Frage!
Könnte er nur annähernd so gut rhetorisch kommunizieren,
wie ich es beherrsche dann hätte ich diese Sitzung mit
Sicherheit schon gehabt, denn wenn der Chef weiss, dass
er jemandem überlegen ist, so zögert er nicht lange, das zu
seinen Gunsten auszunutzen. Habt ihr auch solche Chefs
und wisst euch nicht zu wehren? Versucht es aber nicht
gleich mit Ignoranz, denn das könnte bei falscher
Anwendung mächtig in die Hose gehen. Dann kann euch
Der Chef das nämlich als fehlendes Firmeninteresse
auslegen. Das Gespür dafür müsst ihr allmählich
entwickeln, so wie ich es getan habe. Am besten klappt
das natürlich mit genügend Praxis, man kann es durch
keinen Rhetorikkurs perfekt lernen, es reicht auch nicht,
nur dieses Buch als Lernhilfe zu verwenden. Um alles zu
verinnerlichen, muss man Rhetorik nur immer wieder
anwenden. Es muss dabei ein richtiger Automatismus
entstehen, aber Vorsicht, es kann regelrecht süchtig
machen, darum solltet ihr zwischendurch auch einfach mal
eine...