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TEIL 3 Du bist wunderschön
Ich erinnere mich an einen Sonntag, als meine Eltern mit uns Kindern in die Berge fahren wollten. Das vermieste mir die Laune. Das auch noch? Eigentlich hatte ich absolut keine Zeit und keinen Nerv dafür. Ich musste für zwei Schulaufgaben in der nächsten Woche lernen, wollte mich mit meinen Freundinnen treffen und war müde von der gestrigen Party. Da meine Familie mich aber so sehr drängte mitzufahren, willigte ich ein und saß kurze Zeit später missmutig im Auto.
Meine Stimmung änderte sich schlagartig, als wir oben am Gipfel angekommen waren. Ich war immer noch müde, doch alle negativen Gedanken und alles, was mich runtergezogen hatte, war in dem Moment verschwunden, in dem ich die Schönheit und Majestät der um uns liegenden Bergwelt bestaunte.
Voll Freude und Dankbarkeit vor diesem Anblick stand ich sprachlos da und genoss den Augenblick. Alle Sorgen, Probleme und die Schulaufgaben, die vorher in meinem Kopf riesengroß gewesen waren, wurden auf einmal ganz klein. In diesem Moment wurde alles in mir überdeckt von dieser Schönheit der Schöpfung und des Schöpfers. Mein Herz wurde ruhig und von einer großen Ehrfurcht erfüllt.
So wie die Berge mit ihrer Schönheit mich verzauberten und aus meiner Mutlosigkeit holten, hast auch du als Mädchen und später als Frau die außerordentliche Berufung, die Welt mit Schönheit zu verzaubern.
In 1. Mose 1,27 lesen wir: »So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er sie, als Mann und Frau schuf er sie.« Du als Mädchen bist in deiner Einzigartigkeit nach dem Vorbild und nach dem Abbild Gottes geschaffen. An der Schöpfung erkennst du, dass Gottes Wesen durch und durch schön ist, und als Mädchen und Frau verkörperst du genau diese Eigenschaft Gottes – seine überwältigende Schönheit.
Vermutlich hast du oft nicht das Gefühl, dass du mit deiner Schönheit ein Abbild Gottes bist. Stacy Eldredge schreibt in ihrem Buch »Weißt du nicht, wie schön du bist?«, dass wir Frauen als Erstes von unseren Vätern hören wollen, dass wir schön sind.2
Vielleicht wurde dir diese Frage so beantwortet: »Ach du weißt doch, dass du schön bist!«, oder niemand verstand, dass du die Frage überhaupt stelltest. Dabei wünschtest du dir sicher mehr als alles andere, dass dir jemand in die Augen schaut und vollen Ernstes zu dir sagt: »Du bist schön!«
Die Suche nach einer ehrlichen Antwort auf diese Frage machte mich ganz schön abhängig von anderen Menschen. Fanden sie mich schön, war ich happy. Kritisierten sie mich aber, brach für mich eine Welt zusammen.
Irgendwann verstand ich, dass ich eine ganz individuelle Schönheit in mir trage, die so grundlegend anders ist als alles, was ich bisher gesehen habe. Sie ist so einzigartig und individuell, wie ich es bin, mit all meinen Talenten, Fähigkeiten und Leidenschaften.
Um das langsam zu begreifen, half mir der Psalm 139 enorm weiter. Dort heißt es: »Ich danke dir, dass du mich so herrlich und ausgezeichnet gemacht hast! Wunderbar sind deine Werke, das weiß ich wohl« (Psalm 139,14). Auf einer langen Reise, die immer noch anhält, darf ich nun jeden Tag mehr erkennen, wie wunderbar Gott mich gemacht hat. Ich lerne, mich selbst als wirklich schön zu sehen und mich anzunehmen. Immer mehr kann ich nun ernst gemeinte Komplimente annehmen, weil ich weiß, dass sie wahr sind, und nicht, weil sie eine Leere in mir füllen müssen oder weil ich abhängig von ihnen bin.
Ist dir schon einmal aufgefallen, dass eine Rose an sich wunderschön ist, die einzelnen Blätter aber oft unperfekt und vielleicht sogar missförmig sind? Die einzelnen unperfekten Blätter ergeben zusammen eine perfekte Rose.
Auch du bist auf deine individuelle Weise unglaublich schön und spiegelst Gottes Charakter wider. Du bist wie eine Rose – perfekt und wunderbar geschaffen, auch wenn deine einzelnen Blätter nicht perfekt sind.
Findest du zum Beispiel deine Oberweite zu klein oder zu groß, so ist es, als würdest du dir selbst ein Blatt aus deiner Rose herausziehen. »Das sieht nicht gut aus, das muss weg!«, denkst du dir vielleicht. Kommt dir deine Nase zu groß und deine Augen zu klein vor, reißt du dir wieder zwei Blätter heraus. Je mehr Blätter die Rose verliert, desto mehr verliert sie von ihrer eigentlichen Schönheit. Was vorher eine perfekte Rose war, ist nun ein zerrissener Stängel.
Lerne, dich zu lieben, mit allem, was du hast und bist. Genau so, wie du geschaffen wurdest, bist du schön, perfekt und geschaffen, um zu strahlen und die Welt mit deiner Schönheit zu erfüllen.
Fragen zum Nachdenken
Was findest du an dir besonders schön? Welche »Blätter« an dir kannst du nur schwer annehmen?
Tipps für den Alltag
Für die folgende Übung brauchst du Papier und Stift. Zeichne einmal eine Rose. Und dann benenne jedes einzelne Blatt mit deiner individuellen Schönheit. Was findest du schön an dir? Deine Augen? Dein Lächeln? Deine Art, wie du auf Menschen zugehen kannst? Dein Talent zuzuhören? Gott hat dich mit einer Schönheit ausgestattet, die nur du in die Welt tragen kannst.
Doch was ist Schönheit überhaupt? Gibt es einen allgemein gültigen Maßstab dafür? Ich habe dazu einmal eine Geschichte von einem unbekannten Autor gelesen, die verdeutlicht, dass Schönheit oft nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. In dieser Geschichte geht es um eine alte chinesische Frau, die zwei große Schüsseln hatte. Diese hingen an den Enden einer Stange, die sie über ihren Schultern trug. Eine der Schüsseln hatte einen Sprung, während die andere makellos war. Jeden Tag machte sich die alte Frau auf, um Wasser vom Fluss zu holen. Am Ende der langen Wanderung vom Fluss bis zu ihrem Haus enthielt die eine Schüssel stets die volle Portion Wasser, die andere war jedoch immer nur noch halb voll. Zwei Jahre lang geschah dies täglich. Die alte Frau brachte nur anderthalb Schüsseln Wasser mit nach Hause. Die makellose Schüssel war natürlich sehr stolz auf ihre Leistung. Die Schüssel mit dem Sprung dagegen schämte sich sehr wegen ihres Makels und war betrübt, dass sie nur die Hälfte dessen verrichten konnte, wofür sie gemacht worden war. Nach zwei Jahren, die ihr wie ein endloses Versagen vorkamen, sprach die Schüssel zu der Frau: »Ich schäme mich so wegen meines Sprunges, aus dem den ganzen Weg zu deinem Haus immer Wasser läuft.« Die alte Frau lächelte und antwortete: »Ist dir aufgefallen, dass auf deiner Seite des Weges Blumen blühen, aber auf der Seite der anderen Schüssel nicht? Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumensamen gesät, weil ich mir deiner Besonderheit bewusst war. Nun gießt du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen. Zwei Jahre lang konnte ich diese wunderschönen Blumen pflücken und den Tisch damit schmücken. Wenn du nicht genau so wärst, wie du bist, würde diese Schönheit nicht existieren und unser Haus beehren.«
An dieser kaputten Schüssel sehen wir, dass Schönheit viel mehr ist, als man von außen sehen kann. Das Äußere der Schüssel war nicht makellos und astrein. Doch durch ihre individuelle Art beschenkte sie die Menschen um sich herum.
Oft dachte ich, ich sei nur schön, wenn ich mit dem perfekten Körper, dem perfekten Make-up und der immer top gestylten Frisur mit den Frauen auf Plakaten, in Zeitungen und im Fernsehen mithalten konnte. Überall wird uns gezeigt, dass echte Schönheit das immer perfekte Make-up trägt, ständig die neuesten Klamotten auf dem dünnen Körper präsentiert und das perfekte Style-Leben führt. Ganz zu schweigen von den perfekten Fotos an den schönsten Orten. Wie soll man sich da als Frau nicht schwertun, sich selbst schön zu finden?
Ich habe eine gute Nachricht für dich: Nie wirst du den Schönheitsstandards, die uns auf Social Media präsentiert werden, entsprechen können. Musst du auch nicht! Du bist auf deine ganz persönliche Art und Weise wunderschön!
Als Mädchen liegt deine einzigartige Schönheit nicht nur in deinem Äußeren, sondern vor allem in deinem Herzen. Gott hat in dich die einzigartige Fähigkeit gelegt, für andere zu sorgen. Du bist wahrscheinlich Meister darin, Stimmungen zu erkennen, und siehst sofort, wenn es jemandem nicht gut geht. Daran, wie du als kleines Mädchen mit deinen Puppen gespielt hast, erkennst du, dass du dazu geschaffen wurdest, für andere zu sorgen. Du trägst eine Zärtlichkeit und liebevolle Leidenschaft in dir, die nur du dieser Welt zur Verfügung stellen kannst.
Wenn ich an schöne Frauen denke, denke ich an solche mit Ausstrahlung, in deren Gegenwart ich mich wohl und angenommen fühle. Mutter Teresa war auch so eine Frau. Sie war ziemlich alt, klein und modisch auch nicht wirklich up to date. Doch durch ihre Augen strahlte eine Schönheit, die alle in ihrem Umfeld ansteckte. Augenzeugen berichten, dass sich die Atmosphäre veränderte, wenn sie den Raum betrat. Dies war sicher kein Resultat stundenlanger Make-up-Sessions, wochenlanger Diäten und ausgiebigen Shopping-Trips. Auch hatte sie weder Ehemann noch Kinder. Ihre Schönheit kam von innen, und sie wusste, wer sie war, denn sie kannte ihren Gott und seine Liebe zu ihr.
Deshalb musste sie sich nicht um sich selbst drehen und um Anerkennung kämpfen, sondern war frei, sich ganz für ihre Mitmenschen hinzugeben. Ihr Herz war voll von Liebe...