Ich liebe meine Füße
Stehen Sie auf gutem Fuß mit Ihren Füßen? Oder kennen Sie Ihre Füße gar nicht? Mancher merkt erst, dass am unteren Ende seines Körper viel los ist, wenn es weh tut. Dabei sollten Ihre Füße Ihre besten Freunde sein. Niemand trägt Sie sicherer durch Ihr Leben.
Schöne Füße gehen so
Mein Vater hatte schöne, wohlgeformte Füße. Wenn er Schuhe kaufen ging, bekam er oft Komplimente – ganz im Gegensatz zu meiner Mutter mit ihrem Hallux valgus. Deshalb wollte auch ich immer schon schöne Füße haben, denn schöne Füße sind in der Regel auch gesunde Füße. Heute kann ich sagen: Ziel erreicht! Doch der Weg dahin war nicht ganz einfach, denn besonders als Frau wird man durch das Bild, wie man zu sein hat, was man zu tragen hat und was man zu tun hat, auch heute noch von Klischees beeinflusst.
Als Kind bekam ich Einlagen verordnet. Ich empfand das als lästig, und meine Füße fühlten sich nicht wohl. Noch heute glauben viele Orthopäden, der kindliche Knickfuß müsse mit Einlagen stabilisiert werden. Doch dadurch werden die Fußmuskeln geschwächt.
Ich lief gerne barfuß, als ich klein war, durfte es aber nicht oft, denn knöchelhohe Kinderschuhe waren normal und galten als »Lauflernschuhe«. Ich bin heute überzeugt, dass meine Füße damals ganz in Ordnung waren, dass vielleicht ein kindlicher Knickfuß vorlag, aber in erster Linie meine festen Schuhe zu Schmerzen führten. Ich bin ein Bewegungsmensch und habe als Kind immer herumgetollt, in der Natur gespielt und, sobald es warm genug war, die Schuhe ausgezogen. Leider werden auch heute Kinder wie kleine Erwachsene behandelt. Dabei braucht der Kinderfuß in der Regel nichts als Platz und Bewegung, um sich zu entwickeln.
Als junges Mädchen versuchte ich mein Glück mit Pumps und anderen damenhaften Schuhen. In schmalen Pumps sehen Füße einfach schön aus, dachte ich. Wieder bekam ich Schmerzen. Wieder bekam ich Einlagen. Was ich aber leider nie bekam, war Physiotherapie mit einer Schulung für meine Füße und mit Übungen, die die Muskulatur kräftigen.
Nach der Geburt meines ersten Kindes begann ich, mich intensiver mit dem Thema »Fuß« zu befassen. Ich lernte Yoga und bekam dadurch ein ganz neues Bewusstsein für meinen Körper vermittelt. Anstatt nun meine Füße mit Einlagen zu entlasten und dadurch die Muskulatur weiter zu schwächen, lernte ich Fußübungen, die das Gewölbe wieder aufbauten. Damit waren die Senkfüße aus der Schwangerschaft bald passé.
Ich achtete beim Kauf neuer Schuhe auf eine flexible Sohle und ausreichend Platz für meine Zehen. Die Füße meiner Mutter waren mir dabei ein mahnendes Beispiel. Sie litt schon recht früh unter einem Hallux valgus. Der zweite Zeh entwickelte sich zum Hammerzeh. Ich zeigte ihr meine Übungen, und damit konnte sie eine Operation um ein Jahr hinauszögern und ihre Beschwerden verringern. Doch die ausgeprägte Fehlstellung war leider mit Übungen und Massagen allein nicht mehr zu beheben.
Als ich vor 17 Jahren unter einer Entzündung der Sehne unter dem Fuß litt und mein Orthopäde nach sechs Wochen Ruhigstellung ohne Besserung nicht weiterwusste, lernte ich auf einem Vortrag einen Arzt kennen, der den Menschen als Ganzes betrachtet. Ursprünglich ebenfalls als Orthopäde arbeitend, hatte er sich vielseitig fortgebildet und nun eine Privatpraxis eröffnet. Er erklärte mir, wie die Muskulatur des ganzen Körpers Einfluss auf die Füße nimmt und umgekehrt. Schon nach der ersten Behandlung bei ihm war ich deutlich schmerzärmer. Nach drei Behandlungen konnte ich wieder völlig scherzfrei laufen. Und da hatte ich mich vorher sechs Wochen lang mit einer Ruhigstellung gequält und schlechte Laune verbreitet! Meinen Nebenjob, den ich als alleinerziehende Mutter brauchte, hatte ich dabei auch verloren. Ich habe gesehen: Es geht auch anders – nur leider selten in einer kassenärztlichen Praxis.
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Padma Tewes: »Wo immer ein Tanzender mit dem Fuß auftritt, da entsteht aus dem Staub ein Quell des Lebens.«
Im Laufe der Jahre lernte ich durch meine Yoga-Pilates-Kurse an der VHS und durch die Patienten in meiner Praxis, welch geringe Rolle dem ganzen Menschen beigemessen wird, wenn es um die Füße geht: Symptome werden isoliert betrachtet und schnell mit festen Einlagen abgehandelt. Ich kann gar nicht sagen, wie viele unerkannte Beckenschiefstände und Senkfüße mir begegnet sind, nachdem (!) die betroffenen Personen schon beim Arzt gewesen sind.
Ein besonders Beispiel wird für mich immer mein Besuch bei einem renommierten Sportorthopäden sein. Ich kam mit einer Überweisung meines Hausarztes. Beim Abrollen hatte ich Schmerzen im rechten Fuß – wie gesagt, nur beim Abrollen. Als Kassenpatientin wollte ich mir die Privatrechnung des oben erwähnten Arztes sparen und ging zu seinem hochgelobten Kollegen. Er ließ mich auf einer Liege in Rückenlage Platz nehmen und betastete meine Füße. Dabei fragte er, ob etwas weh tut. »Nein«, antwortete ich. »Ich sagte es ja, es tut nur beim Gehen weh.« Danach ließ er mich aufstehen und drei Schritte gehen. Beim Abrollen schmerzte der rechte Fuß. Genau in diesem Moment der Bewegung wies ich ihn darauf hin. Nun sah er sich meine Füße im Stehen an und meinte: »Ihr Fußgewölbe ist völlig in Ordnung. Sie haben nichts! Ich schreibe Ihnen mal Einlagen auf.« Flugs saß er an seinem Schreibtisch. Kaum war ich aus der Tür, warf ich das Rezept in den Müll und vereinbarte dann doch wieder einen Termin in der Privatpraxis. Der Arzt sah sich meine Gehbewegungen auf einer längeren Strecke an, wofür ihm extra große Räume in seiner Praxis zur Verfügung stehen. Dann nahm er meinen Fuß in die Hand und versuchte, meine Großzehe zu bewegen. Da tat sich jedoch nichts. »Da liegt eine Mittelfußblockierung vor«, war seine zutreffende Diagnose. Mit wenigen Griffen war das Problem behoben, das Abrollen gelang wieder rund und schmerzfrei.
Einige Jahre später ging mein Hausarzt in Rente. Die Praxis wurde von Dr. Martin Kaiser übernommen, der neben der allgemeinmedizinischen auch eine intensive Ausbildung in Chinesischer Medizin und in Chiropraktik besitzt. Er betrachtet ebenfalls den ganzen Menschen und nicht nur das Symptom oder den schmerzenden Fuß für sich allein.
Ich freue mich, dass sich Dr. Kaiser bereit erklärt hat, mich bei diesem Buch mit seinem großen Erfahrungsschatz zu unterstützen.
Auch meine Lieblingsphysiotherapeutin Annette Eller (Schwarzwaldphysio Kaltenkirchen) stand mir mit Ihrem fachkundigen Rat und einem kritischen Blick auf die Übungen zur Seite. Danke, meine Liebe!
Ich wünsche mir, dass Sie durch dieses Buch die Möglichkeit haben, Ihre Füße zu Ihren besten Freunden zu machen und auf ihnen beschwingt durchs Leben zu gehen.
Das unbekannte Wesen am unteren Ende des Körpers
Gehören auch Sie zu den Menschen, die ihre Füße nur nebensächlich wahrnehmen? Es sind halt die Körperteile, die man morgens in Socken und Schuhe steckt und abends wieder auspackt. Nach dem Duschen werden sie, ohne genau hinzusehen, abgetrocknet, gelegentlich auch mal eingecremt und schließlich sofort wieder versteckt. Erst wenn die Nägel zu lang sind und vorne im Schuh drücken, bekommen sie ein wenig mehr Aufmerksamkeit. Aber nur gerade eben zum Nägelschneiden. Mehr nicht.
Erst wenn sich Schmerzen einstellen, das Gehen nicht mehr selbstverständlich ist und die »Fremden da unten« sich ungebührlich bemerkbar machen, beginnen die meisten Menschen ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Doch hören die beiden fleißigen Arbeiter einen Dank? Nein! Das Einzige ist, dass sich ihr Besitzer über die unpassenden Schmerzen beschwert. Doch wer hat die zu verantworten? Genau das ist der Punkt!
Darum möchte ich, dass Sie Ihre Füße jetzt gleich einmal näher kennenlernen.
Übung: Meine Füße und ich
Setzen Sie sich bequem hin und ziehen Sie Ihre Schuhe und Strümpfe aus. Ziehen Sie einen Fuß so gut es geht zu sich heran. Wenn es im Sitzen nicht gut geht, machen Sie die Übung im Stehen. Dabei stellen Sie einen Fuß auf die Sitzfläche eines Stuhls. Mir ist wichtig, dass Sie den Fuß sehen und anfassen können. Streichen Sie mit den Händen sanft über die Oberseite des Fußes. Wie fühlt er sich an? Wie sieht seine Form aus? Wölbt er sich hoch? Wirkt er flach? Wie ist die Haut beschaffen?
Wenden Sie sich nun den Zehen zu. Greifen Sie jeden Zeh einzeln und ziehen Sie sanft daran. Wie reagieren die Zehen? Sind sie elastisch oder steif? Sehen sie aus, als würden sie im Schuh gestaucht werden, sind eventuell rot oder bläulich? Haben Sie Hühneraugen?
Erfühlen Sie im Anschluss die Unterseite und die Ferse. Schauen Sie genau hin, da wo es Ihnen von der Haltung her möglich ist. Gibt es raue Stellen? Wirkt die Haut dünn? Haben Sie Blasen an den Fersen oder Druckstellen?
Erforschen Sie nacheinander beide Füße. Nehmen Sie sich Zeit. Streichen Sie abschließend sanft über Ihre Füße und bedanken Sie sich dafür, dass die Füße Sie treu durch alle Widrigkeiten des Lebens getragen haben.
SELBERMACHEN
Pflegeöl für die Füße
Die nachfolgend beschriebene Ölmischung können Sie sich leicht selber mischen. Eine sanfte Streichelmassage nach einem langen Tag mit diesem erfrischenden Öl macht müde Füße wieder munter.
Mischen Sie in einem Eierbecher 2 Esslöffel Olivenöl mit 1 Teelöffel Arganöl (zum Beispiel Edeka Arganöl) und 5 Tropfen Pfefferminzöl. Diese Menge genügt für beide Füße. Reiben Sie das Öl sanft...