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Sehnsucht nach dem Süden

Unterwegs zwischen Venedig, Triest & Rijeka

AutorGerhard Dienes, Reinhart Grundner
VerlagStyria Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783990404188
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Eine historisch-literarisch-kulinarische Reise 'Unser Herz zeigt nach dem Süden', schrieb Sigmund Freud und meinte damit eine den Binnen- und Alpenländlern immanente Sehnsucht nach dem Süden. Dieser ist dabei mehr als eine geografische Bezeichnung, der Süden ist - so der Stationschef Fallmerayer in einer Erzählung von Joseph Roth - 'das Meer, ein Meer aus Sonne, Freiheit und Glück'. Und dieses Meer ist für uns die nordöstliche Adria. Wir begeben uns auf den Weg dorthin und machen unterwegs halt, wurde doch das Land hinter der Küste und den Stränden lange Zeit nur auf der Direttissima zu den Urlaubszielen durchfahren. Wir tauchen ein in Regionen, die eine ungeheure Vielfalt bieten - nicht zuletzt treffen sich hier drei Welten: die romanische, die slawische und die deutsch/österreichische. Reichlich Raum für Sehnsucht.

GERHARD MICHAEL DIENES (Dr. phil.), geb. 1953 in Graz. Durchführung von Auslandskulturprojekten für das Universalmuseum Joanneum Graz, Ausstellungskurator im In- und Ausland.

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Leseprobe

Im Reich des Markuslöwen


Der heilige Markus war nicht nur in Aquileia. Den Evangelisten verschlug es mit seinem Schiffchen auch in die venezianische Lagune. Nach überstandenem Sturm in tiefen Schlaf versunken, sei ihm der Legende nach im Traum ein Engel erschienen. Und der Engel sprach: „Pax tibi, Marce, evangelista meus, hic requiescat corpus tuum“ (Friede sei mit dir, Markus, mein Evangelist, hier wird dein Leib ruhen).

Die Ara Pacis in Medea: ein Monument für den Frieden

Jasons Drache als Wappentier von Ljubljana

Die Drachenbrücke in Ljubljana

Medea – Ortsname von einer sagenhaften Frau

Aquileia – Überreste der römischen Metropole

Der Löwe (Aquileia), ein Machtsymbol zu allen Zeiten

Artisten, Tiere, Sensationen bot die römische Arena von Pula.

Pula – Tempel zu Ehren der Göttin Roma und des Kaisers Augustus

Aquileia – das Motiv vom Fischfangmotiv

Aquileia – das Motiv vom Fischfangmotiv

Die Basilika von Aquileia

Grado – Blick auf Dom und Lagune

Basilika von Poreč

Rovinj – ein Venedig im Kleinformat

Der Kampanile in Venedig

Sein „Bruder“ in Piran

 Byzantinische Mosaikkunst in der Euphrasiusbasilika von Poreč

Die Kirche des hl. Maurus in Izola

Wenig herrschaftliche Bauten hat Marano Lagunare, dafür umso mehr Porträtbüsten venezianischer Statthalter. Deren Pomp steht in einem grotesken Verhältnis zur simplen Umgebung dieser winzig kleinen venezianischen Herrschaft.

Venedig: Glockenturm und Dogenpalast

Das Lieblingsgericht der Dogen


Risi e bisi zählt zu den traditionellen venezianischen Speisen mit geschichtlichem Hintergrund. Jeweils am 25. April, dem Festtag von San Marco, dem Schutzpatron der Stadt Venedig, wurde dieses Gericht als erster Gang des Festmahls angeboten. Da Erbsen zur Zeit der Dogen in Venedig sehr kostbar waren, mussten entsprechend viele Erbsen im Risi e bisi enthalten sein. Und erst wenn die Erbsenmenge vom Dogen als ausreichend beurteilt worden war und er das Gericht genossen hatte, durften die Venezianerzu den Tellern greifen. Der Erbsenreis war aber, glaubt man den Überlieferungen, etwas „suppiger“ als ein Risotto. Und wenn wir schon bei Geschichten sind, auch die Überführung der Reliquien des heiligen Markus hat, wenn auch nur im weitesten Sinn, mit Essen zu tun. So haben, der Legende nach, zwei venezianische Kaufleute die Gebeine des heiligen Markus aus einem Kloster in Alexandria mit einer List herausgeschmuggelt. Sie versteckten den Leichnam unter gepökeltem Schweinefleisch, um so die muslimischen Wächter an einer genauen Kontrolle zu hindern. Auf diese Weise wurde der Evangelist Markus von Alexandria nach Venedig gebracht, wo seine sterblichen Überreste am 31. Jänner des Jahres 828 mit Triumph empfangen wurden.

Risi e Bisi


Risotto auf venezianische Art


ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN

Olivenöl

100 g fein geschnittener Schinken oder Speck

1 kleine, fein gewürfelte Zwiebel

Petersilie

750 g frisch ausgelöste Erbsen

1 ¼ l Gemüsebouillon

250 g Risottoreis

2 bis 3 Jungzwiebeln, in feine Scheiben geschnitten

Muskatnuss, 40  50 g Butterflocken

Parmesan, Salz, Pfeffer

ZUBEREITUNG

Schinken, Zwiebeln und Petersilie in Olivenöl kurz dämpfen. Die Erbsen zugeben und mit ein wenig Bouillon einige Minuten dünsten. Die restliche Suppe zugießen, den Reis dazugeben und unter oftmaligem Rühren kochen. Kurz vor dem Ende der Kochzeit die Jungzwiebeln dazugeben und mit Muskatnuss, Salz und Pfeffer würzen. Butter und Parmesan unterrühren. Das Gericht sollte ähnlich flüssig wie eine Minestrone serviert werden.

Mare, Sant’Erasmo und Mercato


Sie ist über drei Quadratkilometer groß und dient vor allem dem Anbau von Gemüse.

Die Rede ist von Sant’Erasmo, der Gemüseinsel Venedigs, der zweitgrößten Insel in der Lagune. Von venezianischem Prunk und Glanz ist auf der Insel Sant‘Erasmo nichts zu sehen – mit Ausnahme natürlich der „Skyline“ der Serenissima selbst, deren Türme und Kuppeln nur etwas mehr als einen Kilometer in Richtung Westen aus den flachen Wassern der Adria ragen und damit die Aussicht prägen. Beim großen Hochwasser im Jahr 1966 wurde die Insel vom Meer überschwemmt und praktisch alle Kulturen wurden vernichtet. Die Aziendaagricola der Brüder Carlo und Claudio Finotello ist heute der letzte größere bäuerliche Betrieb auf der Insel, auf dem der Gemüseanbau hauptberuflich betrieben wird. Große Folientunnel schützen die Felder, auf denen Fenchel, Tomaten und Rucola angebaut werden. Das größte Problem ist die Versorgung der Felder mit Wasser. „Wir haben artesische Brunnen und Brunnen, die uns das Wasser aus 70 bis 80 Metern Tiefe liefern. Dieses Wasser ist zwar nicht Trinkwasser, aber zum Bewässern der Kulturen absolut in Ordnung“, erzählt der Gemüsebauer Claudio Finotello.

Dass auf Sant’Erasmo das Gemüse so gut gedeiht, hat einen ganz speziellen Grund, erklärt er. Denn, so Claudio, die Insel Sant‘Erasmo und die Inseln rundherum sind durch ein Mikroklima bevorzugt. Hier ist es durchschnittlich um zwei Grad wärmer und deshalb friert auch im Winter nichts ab.

Viele Venezianer lassen es sich nicht nehmen, selbst nach Sant’Erasmo zu kommen und einzukaufen. Und für die, die nicht herkommen, werden die Produkte der Insel per Boot in die Lagunenstadt gebracht, wo sie am Gemüsemarkt, am Mercato di Rialto, den Einheimischen und Touristen angeboten werden.

Die besondere Spezialität der Insel ist der Carciofo violetto di Sant‘Erasmo, die blaue Artischocke. Eine kleine Abart der großen Artischocke und wunderbar geeignet zum Einlegen in Öl. Auf dem traditionellen Gemüsemarkt in Venedig direkt am Canal Grande nahe der Rialtobrücke findet man viele der vegetarischen Köstlichkeiten, die auf der Insel angebaut werden und so die Versorgung der Bevölkerung mit regionalen Produkten sicherstellen. Dieser Markt ist an Üppigkeit und Fülle kaum zu überbieten. Je nach Jahreszeit werden neben den Carciofi violetti unter anderem Erbsen, Zucchiniblüten, Kürbisse, Spargel und Radicchio feilgeboten. Alles natürlich frisch auf Sant’Erasmo geerntet, dem ganz besonderen Gemüsegarten Venedigs.

Sehenswert auch die großen Fischhallen am Mercato di Rialto. Neben Schwert- und Thunfischen sind hier vor allem die Spezialitäten aus der Lagune bemerkenswert. Neben den Folpetti (kleine Oktopusse) oder den Canestrelli (kleine Jakobsmuscheln), den Seespinnen, die hier Granseola genannt werden, und den...

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