Erfolgreiches E-Business mit SharePoint Server 2013
Shopping mit SharePoint
Heiko Angermann und Arno Hitzges
Dieser Artikel untersucht einen konkreten Lösungsansatz für die beidseitige Wechselbeziehung zwischen SharePoint Server 2013 und der E-Commerce-Open-Source-Anwendung SmartStore.NET. Dazu werden drei verschiedene Lösungsmöglichkeiten exemplarisch verdeutlicht und analysiert: SharePoint-Produktkatalog, Business Connectivity Service und Business Data List Connector. Die Ansätze werden abschließend anhand der Implementierungs- und Testerfahrung evaluiert.
Der E-Business-Markt boomt, und Webshops sind für viele Unternehmen eine wichtige Umsatzquelle. Auch E-Business-Anwendungen sind mittlerweile Standard in vielen Unternehmen. Obwohl der Bedarf nach einer integrierten Lösung mit zentralem Datenpool, einheitlichem Berechtigungskonzept und gemeinsamem Terminologiemanagement groß ist, waren die Bemühungen von Microsoft, in diesem Segment Fuß zu fassen, bisher nur von mäßigem Erfolg gekrönt.
Das Lösungsangebot von Microsoft in diesem Umfeld ist entsprechend eher dürftig. Vor ein paar Jahren wurde auch der Microsoft Commerce Server aus dem Programm genommen und an einen Partner zur weiteren Entwicklung verkauft. Dafür ist SharePoint eine der wesentlichen Portalplattformen im Markt, und viele Unternehmen stehen der Herausforderung gegenüber, eine E-Business-Lösung in ihre Unternehmensportale zu integrieren.
Mit dem Produktkatalogfeature wurde in SharePoint 2013 ein Feature bereitgestellt, das hier durchaus Lösungsansätze bietet (vgl. Gäbeler „PIM mit SharePoint 2013“ in dieser Ausgabe) – ist doch ein Shop letztlich nichts anderes als ein Produktkatalog mit Bestellfunktion und Userverwaltung.
Wie aber kann man dafür sorgen, dass bei der Integration des SharePoint-Produktkatalogs mit einem E-Business-System nicht erhebliche Redundanzen in der Datenhaltung und Systembrüche bei Berechtigungs- und Prozessanforderungen entstehen?
Rahmenkonzept – Interaktion von SharePoint mit einem Webshop
Das entwickelte Rahmenkonzept befasst sich primär mit der bidirektionalen Schnittstelle von E-Commerce (Webshop) und SharePoint, in diesem Beitrag vorrangig als Produktinformationsmanagement-System (PIM) eingesetzt. Genauer bedeutet dies den Austausch von mehr, minder oder nicht strukturierten Daten. Vier Kernelemente können hierbei unterschieden werden:
Berechtigung: Akteure verfügen über verschiedene Rechtezuordnungen, die durch den Anwender selbst jedoch nicht änderbar sind. Sie legen fest, welche Elemente er anlegen, bearbeiten und lesen darf.
Datenaustausch: Durch die Vernetzung der beiden Systeme können einmal erfasste Daten gemeinsam genutzt bzw. mehrfach verwendet werden. Beim Datenaustausch werden u. a. Produktbeschreibungen, Informationsauszeichnungen (Folksonomie, Taxonomie), Analysedaten für Marketing- und Produktionsprozesse sowie Referenzprodukte übermittelt/übergeben.
Workflows: Definierte Arbeitsabläufe können im Rahmen des Datentransfers für sensible und produktspezifische Interaktionen eingesetzt werden. Diese lösen beispielsweise eine finale Publikation nach Kontrolle durch den Vorgesetzten aus oder handeln autark bei Kundenrückmeldungen, z. B. bei negativen Produktbewertungen.
Technologien für die Interaktion: Ein halb automatisierter Datenaustausch kann mittels Zwischenablagen sowie Import-/Exportfiltern realisiert werden. Vollautomatisierung ist beispielsweise mittels Datenbankanbindung möglich.
Integrationskomponenten
Durch eine Spiegelung der Shopdatenbank in die PIM-Umgebung dient der Shop lediglich als Weboberfläche (Frontend) für den Kunden. Es müssen keine Aktivitäten durch den Betreiber im Shop-Backend ausgeführt werden. Für die Interaktion zwischen PIM und Webshop sind drei wesentliche Elemente von Bedeutung:
- Kundenverwaltung: Die bestehenden Kundendaten sollen in ein Benutzerverwaltungstool transferiert werden (z. B. Active Directory). Die gewonnenen Stammdaten sollen parallel in die PIM-Umgebung gespiegelt werden, da auf diese und die darin enthaltene Lieferinformation bei Bestellaktionen zurückgegriffen wird.
- Produktverwaltung: Die Produkte werden ausschließlich innerhalb des PIM-Systems verwaltet. Einzelne Artikel, Waren- und Kundengruppen werden mittels taxonomischer (Hierarchiestruktur) und folksonomischer (Verschlagwortung) Konzepte klassifiziert. Primär wird hierbei darauf geachtet, die Auszeichnungsverfahren von SharePoint zu verwenden. Für die Verschlagwortung ist dies die Technologie der Managed Metadata, für die Bildung von Hierarchiestrukturen der Term Store.
- Marketing: Dem Marketing soll es ermöglicht werden, auf erhaltene Produktbewertungen, Blog- und Foreneinträge zu reagieren. Ebenso soll die Steuerung verkaufsfördernder Maßnahmen (z. B. Kampagnen, Gutscheine etc.) direkt aus SharePoint möglich sein.
Anforderung an die Technologien
Primär zeichnet sich die Güte der Technologie im Kontext der Wechselbeziehung zwischen PIM- und Shopsystem durch eine möglichst hohe Anzahl zu verwaltender Shopattribute (Produktdetails und Auszeichnungsmerkmale) aus [6]. Somit ist qualitätsentscheidend, welche Daten für die Rückkopplung in das PIM-System konsistent bleiben. Außerdem aber auch, welche Informationen im Shop durch eine Verwaltung jener im PIM-System fortbestehen. Die Parameter zur Festlegung der Güte von Technologien für die Integrationsfähigkeit sind [1]:
Datenkonsistenz Produktmanagement: Details der Produkte, z. B. Text, Zuordnung zu Warengruppen, Integration von erhaltenen Produktbewertungen.
Datenkonsistenz Kundenaktion: Details zu den Kundengeschehnissen, wie etwa soziale Aktivitäten, Gewinnung von Kundenstammdaten und Ablage im Benutzerverwaltungsdienst sowie Analyse negativer Sucherfahrungen.
Bedarf Shop-Backend-Barriere: Den möglichen, nicht gewollten Bedarf, das Shop-Backend (Administrationsbereich) für die Bereiche Design-, Kunden-, Bestell- und Marketingverwaltung betreten zu müssen.
Zeitbedarf verschiedener Funktionen: Die Unterschiede hinsichtlich benötigtem Zeitaufwand für die (Komplett-)Migration neuer Produkte.
Anbindungsfähigkeit an Drittsysteme: Die qualitative Bewertung der möglichen Anbindung innerhalb der PIM-Umgebung an Drittsysteme (z. B. Lagerverwaltung). Ferner wird der Automatisierungsgrad für die Interaktion zwischen Zweit- und Drittsystem qualitativ bewertet.
Verwaltungsfähigkeit: Die Möglichkeit, Workflows, Mailbenachrichtigungen (Alerts) und weiteres Customizing (z. B. Migration neuer Spalten) in bestehenden Listen vorzunehmen.
Lösungsansätze – Standard vs. Third Party
Für die Interaktion (PIM-/Shopsystem) stehen drei Technologien zur Verfügung: das in SharePoint 2013 erstmalig integrierte Veröffentlichungsfeature Produktkatalog, der Business Connectivity Service, bei dem mittels SharePoint Designer externe Inhaltstypen implementiert werden können, und der Business Data List Connector, bei dem die Integration mittels einer Drittanbieter-SharePoint-Solution direkt in SharePoint erfasst wird.
Veröffentlichungsfeature Produktkatalog
Diese in SharePoint out-of-the-box integrierte Site Collection ist eine Neuerung im Rahmen der Veröffentlichungsfeatures des SharePoint Servers 2013 [2]. Sie verfügt über Inhaltstypen, die bei einer Katalogverwaltung benötigt werden, z. B. Product with Image. Durch diese Inhaltstypen können Spalten in die Katalogliste eingebracht werden, z. B. Managed Metadata, die die Taxonomieverwaltung innerhalb des Term Stores oder Rollup Image berücksichtigt, das Medien aus Bildbibliotheken (Asset Library oder Picture Library) innerhalb der Produktliste visualisiert. Durch die Einbindung des Term Stores in die Katalogelemente, kann die Katalogstruktur als Metadatennavigation genutzt werden.
Abb. 1: Frontend von SmartStore.NET
Business Connectivity Services (BCS)
Mittels BCS können Inhalte externer Datenquellen (z. B. SQL-Tabellen) in externe Listen oder aber auch in bestehende Listen als externe Inhaltstypen eingebunden werden [3]. Für die Implementierung ist es erforderlich, den externen Inhaltstyp anhand Server und Datenbankname und die zu interagierenden Tabellen im SharePoint Designer zu verifizieren. Letztgenannte können anhand vordefinierter Aktionen, z. B. Lesen, hinsichtlich Bearbeitungs- und Berechtigungsstufe spezifiziert werden. Die BCS-Verbindung wird nach erfolgreicher Implementierung im Designer in der Zentraladministration angezeigt und kann dort in Bezug auf berechtigte User modifiziert werden.
Business Data List Connector (BDLC)
Mittels BDLC der Firma Layer 2 können bestehende SharePoint-Listen durch Auswahl einer der verschiedenen Datenbankschnittstellen (z. B. ODBC), Verbindungsstrings und SQL-Abfragen durch die Inhalte und Spalten aus externen Datenquellen ergänzt werden. Wesentlicher Vorteil ist die Berücksichtigung und Modifikationsmöglichkeit von Inhaltstypen, genauer deren Spalten, sowie die Realisierbarkeit von Workflows, Rückschreibe- und Updatefunktionalität. Da es sich beim BDLC um eine ergänzende Lösung handelt, muss das Tool vor Erstbenutzung implementiert werden. Eine Modellierung der nötigen Schritte sowie eine Grobfassung der Architektur sind in Abbildung 2 dargestellt.
Abb. 2: Modellierung Architektur und Deployment der SharePoint-Solution BDLC
Die...