Heiraten und Hochzeit – ein großes Thema
»Kannst du wirklich über Liebe und Ehe schreiben, wenn du selbst doch nie … also … zumindest nicht geheiratet …?«
Stopp! Ja, ich kann! Und wie ich das kann! Ich könnte sogar über Schokolade schreiben, ohne welche hergestellt zu haben! Ich habe so oft vom Heiraten geträumt, bis meine Sehnsucht verblasste und erst wieder aufflammte, als ich Traurednerin wurde. Seitdem heißt es bei meinen Freunden: »Samstag? Keine Zeit! Ich muss noch heiraten! Und die Woche darauf auch, und danach auch und auch und …«
Viele meiner Paare könnten meine Kinder sein und sind mir doch um einiges voraus: Sie sagen JA zu ihrem Lieblingsmenschen, der mitunter ihre allererste Liebe war.
To be the first love is great. To be the last one, even greater.
Erstaunlich und berührend, wenn man weiß, dass es einfach keinen Vergleich mehr braucht.
Dieser unvergleichliche Zauber, der von all meinen Paaren ausgeht, wenn sie von sich erzählen. Genau diesen Zauber will ich spüren, diese Aura, die ein Paar umgibt, damit auch ich JA zu ihnen sagen kann.
Welch ein Geschenk, wenn ich sie trauen darf! Mir vertrauen sie sich an! Und weil es um die Liebe geht, kann ich gar nicht genug bekommen von Liebesgeschichten und Verliebten. Vom Schreiben bis in die Nacht hinein, um diesen Zauber zu Papier zu bringen.
Ich habe mir immer bestimmte Paare ausgesucht. Zwei, die wissen, dass sie füreinander bestimmt sind, die die Liebe verstanden und sich einem anderen absolut geöffnet haben. Der Kleine Prinz würde sagen: Man hat sich gezähmt, und deswegen ist man nun einzigartig füreinander!
Gute und schlechte Zeiten gemeinsam aushalten, zusammen (er)wachsen und alt werden zu wollen – in der heutigen Zeit voller Unsicherheiten ist das wohl das schönste Geschenk.
Liebe ist ein Jungbrunnen, der aus uns Menschen Alberne und Kinder und aus Mädchen kleine Prinzessinnen machen kann. Liebe verwandelt die Welt in ein wahres Paradies!
Ob ich neidisch auf meine Paare bin, werde ich manchmal gefragt. Niemals! Für mich bedeuten sie Freude, Segen, Hoffnung. Und weil ich ihnen mit Dankbarkeit und Herzlichkeit begegne, empfinde ich ihr Glück als ansteckend.
Kein Mensch ist gern allein. Ich habe nie jemandem Glauben geschenkt, der behauptete, für immer allein bleiben zu wollen. Wer jemals glücklich liebte, wünscht sich, immer wieder von diesem kostbaren Nektar zu kosten.
Steckt nicht in jedem Menschen eine Sehnsucht, gar ein Brennen? Wer behauptet jetzt noch, er würde sich wehren, wenn es ihn wieder »erwischte«?
Nun also ein weiteres Buch zum Thema Hochzeiten, als wäre der Markt nicht satt genug … Keinesfalls – er ist so hungrig wie die Bräute, die während ihrer Vorbereitungszeit vom Thema Hochzeit nicht genug bekommen können. Und deshalb lautet die Antwort: JA! Und noch mal JAAA! Doch keine Sorge: Dieses Buch ist kein klassischer Ratgeber, von denen es schon viele gibt. Eher eine Tüte Buntgemischtes mit ein paar Überraschungseiern. Damit Sie von den Erfahrungen anderer Paare profitieren.
Wir Dienstleister sollten unsere Arbeit lieben, auch dann noch, wenn nicht alles reibungslos über die Bühne geht. Eine Hochzeit zu planen bedeutet auch immer, sich etwas im Ausnahmezustand zu befinden, Anspannung, Erwartungshaltung und Druck. Man fiebert ängstlich und überfordert, voller Panik und Stress dem großen Tag entgegen, kommt an seine eigenen und teils an noch unbekannte Beziehungsgrenzen. Wie machen es nur all die anderen, die immer noch gelassen, entspannt und voller Vertrauen wirken? Ich verrate es: Wie immer im Leben ist es eine Frage der Haltung! Die einen überkommen Glückswehen und Schmetterlingsorgien, die anderen leiden unter Bauchweh, Übelkeit und Erbrechen, hervorgerufen durch zu viel Pessimismus und Druck.
Wie stand es vor Kurzem in einem Internetpost?
»[…] Ich bin echt fertig mit den Nerven und freue mich gerade mehr darauf, wenn wir die Hochzeit hinter uns haben. Geht es wohl anderen genauso?«
Die Verlobungszeit zwischen Antrag und Jawort stellt oft eine Herausforderung dar, nicht selten auch für Freunde, die Familie, das Paar – und sogar für manchen Dienstleister. Doch immer lernt man auch dazu, wächst über sich hinaus und kommt im besten Fall einander noch näher. Traurig, wer erfahren musste, dass so manche Freundschaft dieser Zeit zum Opfer fiel.
»Conni! Vergiss den Kontakt zu meiner Trauzeugin, ich habe keine mehr!«
Je mehr Anspannung und Erwartungshaltung auf uns lasten, desto mehr trübt es die Vorfreude. Eines Tages erreichte mich der Anruf eines Pärchens, der mein Blut ziemlich in Wallung brachte:
»Conni, wir … wir trennen uns! Es tut uns wahnsinnig leid, aber die Hochzeit fällt wohl aus!«
Oh, Gott, da waren zwei aus allen Wolken gefallen. Gerade war ich so vertraut mit der Geschichte meiner beiden, weshalb ich umso irritierter war. Viele Hürden hatten diese zwei schon gemeistert, und jetzt, so kurz vorm Ziel, das Aus?
»Fahrt weg! Für eine Auszeit und jede Menge Zweisamkeit! Ihr wolltet 15 Jahre Liebe und Zusammenhalt krönen – das werft ihr jetzt nicht weg! Kommt nicht infrage!«
Knapp eine Woche später bekam ich Fotogrüße von Füßen im Sand. Endlich hatten sie Zeit und Abstand, um sich auf das zu konzentrieren und zu besinnen, worum es wirklich ging: allein um sie! Um ihre Liebe! Ihr Fest! Ihren Traum – nicht den der anderen. Nachdem sie das Zepter zu sehr aus der Hand gegeben hatten, erfuhren sie mehr Frustration als Inspiration. Einmischungen aus allen Richtungen – bis ihnen die Lust aufs Feiern fast vergangen war. Und auch schon auf sich selbst. Um fünf vor zwölf hatten sie endlich die Reißleine gezogen!
»Conni! Wir sind zurück. Ist alles wieder gut. Möchtest du uns noch?«
»Ich habe euch nie nicht gewollt, ihr passt so gut zusammen! Doch wenn ihr das noch einmal macht … Wir haben noch genau drei Wochen!«
Dann haben wir gelacht.
A wedding is a party, not a performance.
If at the end of the day you are married to
the one you love
then everything went perfect!
Dass aber natürlich leider nicht jede Story ein Happy End hat, wusste mir eine Kollegin zu erzählen:
♥
»Morgens 10 Uhr. Ich richte mich im engen Schlafzimmer des kleinen Reihenhauses der Brauteltern ein. Von draußen dringt reges Stimmengewirr aus dem Garten nach oben. Zusammen mit Braut samt Tante kämpfe ich im kleinen Raum um jeden Millimeter Platz, während ein Angetrunkener nach dem anderen hereinplatzt und ich bemüht bin, Haar und Kleid meiner süßen Braut zu beschützen. Statt Parfüm vernebeln Frühschoppen-Fahnen das Zimmer. Ich beobachte, wie meine Braut zunehmend stiller wird. Als sie den Toilettengang in ihrer Robe noch mal üben will, packe ich meine Sachen zusammen, entdecke aber aus dem Augenwinkel ihre Silhouette hinter einer Riffelglastür. Kurz darauf ertönt der Schrei des Brautvaters im Erdgeschoss, der rund 30 Gäste neugierig ins Haus gelockt hatte. Schock! Die Braut war weg – samt Auto! Ich verabschiede mich und fahre noch eine ganze Weile durchs Dorf, in der Hoffnung, meine Braut zu entdecken. Was für ein Film!
Später erfuhr ich, dass sie die Trauung platzen ließ und schon am Montagmorgen ihre Ehe annulliert hat! Ich habe nie erfahren, was sie dazu getrieben hat.«
Stress oder Aufregung? Beides sorgt für Herzklopfen – doch darf das WIR-Gefühl gerade jetzt nicht verloren gehen, denn davon ging alles aus! Hier liegen Anfang und Ende. JA! ICH WILL! DICH! Und zwar je näher der Termin rückt! Frust- statt Freudentränen sind der Killer, zu viel Tamtam und Einmischungen von außen. Schön, wenn man von Freunden umgeben ist, die immer ein wachendes Auge aufs Paar haben und erkennen, wann es sich verliert. Toll, wie so mancher Freund sogar Schlimmeres verhindern konnte.
WER GENAU HEIRATET NOCH MAL?
WER STEHT EIGENTLICH IM MITTELPUNKT?
Fragen, die Paare sich stellen sollten, wenn das Liebesbarometer sinkt. Oder einer nur im Himmel schwebt und die Bodenhaftung verliert, oder das Umfeld viel aktiver ist und weiter plant als das Brautpaar selbst. Es ist NICHT das Fest der anderen! Auch wenn man sie dabeihaben will, um zu feiern.
Also: Lassen Sie sich niemals einengen oder überfahren. Übertragen Sie aus freien Stücken Aufgabenbereiche an Freunde, Mütter oder Profis. Aber nur, wenn Sie zweifelsfrei darauf vertrauen können, dass sie in Ihrem Sinne handeln.
Im Grunde richtet sich das Buch nicht nur an Sie, die Weg und Ziel noch vor sich haben, sondern auch an jene, die im Moment (noch) von all dem nur träumen. Und natürlich auch an Dienstleisterkollegen. Jeder, der sich danach sehnt, sollte einmal den sicher geglaubten Hafen der Ehe ansteuern dürfen.
Traurednerin ist der schönste und erfüllendste Job der Welt. Ich bin umgeben von Verliebten und ausnahmslos glücklichen Menschen, die ich ein großes Stück des Weges begleiten darf. Ich mache aus einem Paar ein Ehepaar. Der rein formelle Schritt beim Standesamt ist für viele nur bürokratischer Papierkram. Selten kann man hier von einer emotionalen Zeremonie sprechen. Bei meiner Freien Trauung gibt es sogar eine Schwelle,...