2. Das liebe Geld
„Der Hauptwert des Geldes besteht in der Tatsache, dass man in einer Welt lebt, in der es überbewertet wird.” Henry Louis Mencken
Es ist ein leidiges Thema, das liebe Geld. Alles dreht sich ums Geld, alle wollen es haben und doch finden die meisten von uns es ein wenig unangenehm, sich näher damit zu beschäftigen. Am Konto oder in der Geldbörse wollen wir es schon gern wissen, aber darüber zu reden..., die Auseinandersetzung mit Geld macht den wenigsten von uns Spaß. Schon gar keine Freude macht es, wenn es ohnehin zu wenig ist. Dann denken wir zwar viel darüber nach, es gelingt aber scheinbar nicht, es zu vermehren. Irgendwie bleibt es unverständlich, unzugänglich oder gar ein Mysterium, das liebe Geld.
Geld hat viel mit uns selbst zu tun. Mit inneren Einstellungen und äußeren Verhaltensweisen, mit Mustern und Prägungen. Gesellschaftlich ist es noch dazu oft negativ besetzt. Gerade bewusste Menschen finden – durchaus zu Recht – dass es nicht so viel ums Geld gehen solle. Andere Werte seien wichtiger. Ja, da stimme ich vollkommen zu. Wenn es allerdings so ist, dass „Geld die Welt regiert“, dann ist es auch Zeit, dass wir unseren Anteil an der Regierung übernehmen. Auf unsere Art und Weise, mit unseren Werten.
Lass uns daher aus dem unangenehmen Wegschauen ein bewusstes Hinschauen machen. Ein Auseinandersetzen mit den eigenen Zugängen zum Thema Geld. Das braucht nicht mühsam und schwer zu sein. Hier an dieser Stelle wollen wir uns auch nicht mit Kreditplänen und Anlageformen beschäftigen. Wir reden übers Geld – und zwar über das, was dahinter steht. Nämlich wir selbst. Du und ich als Person und Persönlichkeit.
Wenn wir das Thema auf diese Weise angehen, könnte es durchaus spannend werden. Und so manches einfacher machen. Denn was wir bearbeiten und lösen, brauchen wir nicht mehr mit uns zu tragen. Diese Auseinandersetzung darf übrigens ganz leicht und spielerisch gehen. Sogar wenn es ums Geld geht.
Ansatzpunkte zur Veränderung
Wir leben in einer Zeit, in der uns so vieles möglich ist. Wir haben die freie Wahl über PartnerInnen und Lebensformen, Ausbildung und Beruf, Wohnort und Freundeskreis u.v.m. Dennoch bremsen uns die inneren Muster und Prägungen, die Do’s and Dont’s aus unserer Kindheit, die Vorstellungen von Potenzial und Einschränkungen – eben unsere aktuellen Lebenseinstellungen und bisherigen Erfahrungen - auch immer wieder ein. Was wir für möglich oder wahrscheinlich halten, erschafft die Wahrnehmung unserer Welt und damit unsere Wirklichkeit.
All das können wir verändern. Wenn wir am Thema Geld etwas ändern wollen, beginnen wir daher am besten bei uns selbst: bei unserer Geldbiografie, bei unserem Verhalten, bei unseren Denkweisen. So haben wir eine gute Chance, ganz konkret etwas an unserem Erleben und Erfahren des Geldthemas zu verändern. Dann gibt es aber immer noch die sogenannten Tatsachen, die Realität. Nicht nur unsere Einstellungen bremsen uns ein, sondern auch die Fakten. Wir können nun mal unser Gehalt nicht einfach verdoppeln – selbst mit den besten Denkweisen. Vielleicht wäre auch das möglich..., sicher sogar, wenn wir die entsprechenden Konsequenzen ziehen, einen anderen Arbeitsplatz suchen, doppelt so viel arbeiten würden, usw. Möglichkeiten gibt es immer viele.
Allerdings sind die Tatsachen manchmal gar nicht so unveränderbar, wie es auf den ersten Blick scheint. Wie uns die Quantenphysik so eindrucksvoll beweist, reagiert Materie (bzw. die kleinsten Bausteine der Materie) auf unsere Gedanken und Erwartungen. Wenn wir Geld als Materie bezeichnen, dann reagiert auch das Geld auf uns selbst. Und wie wäre es erst, wenn wir Geld als Energie sehen würden?
Es geht nicht um Geld allein
Ja, es geht nicht immer nur um ein Mehr. Wären wir wirklich glücklicher mit dem doppelten Verdienst? Zu welchem Preis würden wir was erreichen? Oder geht es vielmehr um eine andere Lebensqualität, um eine andere Einstellung zum Thema? Geht es nicht auch darum, wieder verantwortlicher und sogar reduzierter zu leben, weil die Ressourcen der Erde für unsere Form des Wachstums nicht länger zur Verfügung stehen? Nur "mehr" alleine kann es nicht sein, denn grenzenloses Wachstum bedeutet zumindest in der Biologie den Tod. Grenzenloses Wachstum haben nur Krebszellen.
Natürlich bedeutet das nicht, dass es nicht auch mehr Geld sein kann. Doch Geld allein macht nicht glücklich, das ist eine schon recht alte und immer noch aktuelle Weisheit. Nur eingebettet in neue Denkmuster könnten uns Geld und Verdienst zufrieden machen. "Mehr" bedeutet also mehr Beschäftigung mit uns selbst, mehr wissen, was wir wollen und mehr das tun, was uns wirklich liegt. Und damit durchaus Geld verdienen.
Natürlich geht es auch um Gerechtigkeit, um ein Auskommen-Können, sich einen angemessenen Lebensunterhalt verdienen, menschenwürdig leben usw. Davon gehe ich ganz grundsätzlich aus. Da gibt es in unserer Welt noch so einiges zu tun. Daher packen wir es am besten gleich an.
Geld in unserer Gesellschaft
Ein zentrales Thema könnte man sagen. Es dreht sich alles ums Geld. Verdienst, Einkommen, Anerkennung, Vorsorge – da stecken auch die Sorgen um die Zukunft drin –, persönliches Geldleben und die Wirtschaft. Es beeinflusst uns in unserem Wohlbefinden und ganz konkret in unserem Lebensstandard.
Wenn wir die Zeitung aufschlagen, können wir unzählige Berichte lesen, die in der einen oder anderen Art und Weise mit Geld zu tun haben. Meist nicht sehr ermutigend oder erfreulich. Die Steuern werden erhöht, der öffentliche Verkehr ist nicht finanzierbar, die Wirtschaft hat sich gerade von der letzten Krise erholt, wer weiß allerdings, wann die nächste kommt u.v.m. Wir wollen ja informiert sein, deshalb lesen wir das alles.
Noch schlimmer wird es, wenn in regelmäßigen Abständen Statistiken veröffentlicht werden, wie es mit der Einkommensverteilung zwischen Frauen und Männern oder zwischen verschiedenen Berufsgruppen in unserem Land aussieht. Gar nicht gut. Eine schreiende Ungerechtigkeit, die so manche Kampfesstimmung auslöst. Ganz zu schweigen von Armutsberichten, in denen bestimmte Bevölkerungsgruppen noch immer überproportional vertreten sind. Trotz unserer westlichen Demokratie sind die Gerechtigkeit und der Ausgleich zumindest beim Geld nicht unbedingt vorhanden.
Für mich haben alle diese Meldungen einen eher frustrierenden und demotivierenden Charakter. Wenn wir uns damit beschäftigen, haben wir das Gefühl, dass all dies viel zu groß ist, um von uns persönlich geändert zu werden. Wie sollen wir als Einzelpersonen ein gerechtes Gehalt oder Honorar erreichen, wenn es ganz offensichtlich vielen so geht. Wir bekommen einfach weniger. Weil die Strukturen so sind, die Wirtschaftssysteme, die Lebensplanungen, die Führungskräfte, die Politik, die Kollektivverträge... Alles nicht direkt von uns beeinflussbar.
Gemeinsam andere Wege finden
Um mich nicht weiter frustrieren zu lassen, wähle ich einen anderen Weg: ich versuche mich möglichst wenig mit entmutigenden und unerfreulichen Berichten und den darin enthaltenen Tatsachen zu beschäftigen und möglichst viele Beispiele und Tatsachen zu finden, wie es anders gehen kann. Chancen, Alternativen, Auswege, Hinweise auf positive Verhaltensweisen und Veränderungen. Die wir selbst – als Einzelpersonen oder in kleinen Gruppen – initiieren und gestalten können. Wie wir tätig werden können, um selbst neue Tatsachen zu schaffen.
Denn wir selbst sind die Gesellschaft. Aus der Summe aller unserer Handlungen setzt sich das zusammen, was wir schlussendlich als Ganzes begreifen. Gestalten können wir allerdings nur unseren eigenen Bereich. Außer wir sind PolitikerInnen, ManagerInnen oder in anderen einflussreichen Positionen. Hier gibt es mit Sicherheit viele engagierte Männer und Frauen, die wir bestmöglich unterstützen können. Da ich nicht zu dieser Gruppe gehöre, suche ich nach anderen Möglichkeiten.
Ich plädiere daher für eine "Bottom-Up-Strategie": von unten ausgehend ins Große wirksam werden. Wir fangen bei uns selbst an, bei unserem eigenen Leben, unserem Einkommen, unseren Verhaltensweisen, unserem Einkaufsverhalten und unserer Familie. Und gestalten so ein Stück Gesellschaft mit. Denn ein System wie unsere Gesellschaft ist wie das Räderwerk einer Uhr, viele kleine Zahnräder greifen ineinander und halten die Uhr am Laufen. Wenn ein Zahnrad seine Position verändert, verändert sich das Rädchen nebenan automatisch mit, damit das ganze System bestehen bleiben kann.
Selbst wenn es nur kleine Veränderungen sind, die wir als Einzelpersonen bewirken können, innerhalb des Räderwerks unserer Welt können diese kleinen Veränderungen durchaus große Auswirkungen haben. Wir können es natürlich nie so genau voraussagen, aber ich bin überzeugt, dass wir einzeln und gemeinsam viel erreichen können. Genau da, wo wir uns jetzt befinden, im Rahmen unserer persönlichen Möglichkeiten. Wir können mehr...